40.Jahrgang_2015.03
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STELLT´S ENK VOR<br />
DIE VOLKSMUSIKLANDSCHAFT<br />
AUSSERFERN<br />
Alles „AUSSER FERN“ – so könnte man die Volksmusik<br />
im Außerfern bezeichnen. Auch wenn der Fernpass etwas<br />
Trennendes hat, verbindet er den Bezirk Reutte mit Innertirol.<br />
Doch die Einflüsse kamen auch vom Schwäbischen<br />
und Alemannischen. So entwickelte sich eine eigene Volksmusiklandschaft,<br />
auf die die Außerferner stolz sind.<br />
Text und Fotos: Klaus Wankmiller<br />
Im Außerfern gibt es nur wenig schriftlich<br />
überlieferte Volksmusik. Durch<br />
die Grenzlage zur alemannischen und<br />
bairischen Mundart vermischten sich<br />
hier unterschiedliche Strömungen. Aufgezeichnete<br />
Lieder im Dialekt dieser<br />
Region fehlen fast komplett. Im Bereich<br />
der Instrumentalmusik gibt es drei Quellen,<br />
die jedoch meist nur als einstimmige<br />
Weisen notiert sind. Die wohl ausführlichste<br />
Sammlung im Außerfern ist die<br />
„Notentruhe“ des Johann Martin Kerle<br />
aus Weißenbach am Lech. Der Sohn<br />
eines Wegmachers und Bauern wurde<br />
am 10. November 1811 in Weißenbach<br />
geboren. Er spielte auf Geige und Klarinette<br />
fast 70 Jahre zum Tanz auf und<br />
notierte sich Stücke zur Unterstützung<br />
seines Gedächtnisses. Einige dieser<br />
Weisen stammen auch von seinem Mitspieler<br />
Joseph Anton Alber. Seine musikalischen<br />
Schätze wurden nach seinem<br />
Tod am 28. Mai 1893 in einer kleinen<br />
Holztruhe gefunden.<br />
Eine kleinere Sammlung hat sich im Notenheft<br />
des 1890 in Elbigenalp geborenen<br />
Eugen Sepp (genannt „Faber-Sepp“)<br />
überliefert, der zwischen 1907 und 1933<br />
einige Stücke darin verewigte. Der Musiker<br />
arbeitete in den Sommermonaten<br />
im Allgäu. Viele dieser Melodien hatte<br />
er auch von dort mitgebracht. Die dritte<br />
Volksmusiksammlung stammt „aus<br />
dem Gericht Ehrenberg“. Ihr Autor ist<br />
namentlich nicht bekannt. Die darin<br />
überlieferten Hochzeitsmärsche sind für<br />
„Allen Projekten gemeinsames<br />
Ziel ist es, ein besseres<br />
Verständnis im Umgang<br />
miteinander zu erhalten<br />
und kreative Wege der<br />
(musikalischen) Verständigung<br />
zu entwickeln.“<br />
Geigen und Gitarre oder Schwegel und<br />
Trommel notiert.<br />
Volksmusikinstrumente einst und jetzt<br />
Typische Tiroler Volksmusikinstrumente<br />
wie Harfe und Hackbrett sind in diesen<br />
Aufzeichnungen nicht berücksichtigt.<br />
Heute gibt es zahlreiche Volksmusikgruppen<br />
in den verschiedenen Regionen<br />
des Außerfern, die an diese Tradition anknüpfen<br />
oder durch die Breitenarbeit der<br />
Musikschule ins Leben gerufen wurden.<br />
Klassische Instrumente haben ebenso in<br />
die Volksmusikszene Einzug gehalten<br />
wie Okarina und Schwegel als traditionelle<br />
Blasinstrumente. Eine Sonderstellung<br />
im Außerfern nimmt die Familie<br />
Engel ein, die versuchte Volksmusik mit<br />
klassischen Elementen zu verknüpfen,<br />
zu bearbeiten und teilweise auch neu zu<br />
komponieren.<br />
Aber nicht nur die Familie Engel wirkte<br />
im Außerfern. Die Lechtaler Familie<br />
Bischof verbreitete im 19. Jahrhundert<br />
das Liedgut auf ihren Wanderschaften.<br />
In Ehrwald ist allen noch heute die Familie<br />
Petz ein Begriff. Seit kurzer Zeit<br />
bereichert die Familienmusik Haas die<br />
Volksmusikszene im Bezirk Reutte.<br />
Die traditionellen Außerferner Stücke<br />
haben nicht selten einen Mollteil und<br />
verwenden – vielleicht häufiger als üblich<br />
– die vierte Stufe. Auch hier sind<br />
Einflüsse aus dem Alemannischen und<br />
dem Schwäbischen erkennbar.<br />
Aufschwung bei Volkslied und Volkstanz<br />
In den letzten Jahrzehnten verbreitet<br />
sich das Volkslied verstärkt wieder in<br />
den Chören. Außer einigen Kirchenchören<br />
singen vor allem der Chor „InTakt<br />
Außerfern“ und der St.-Ulrichs-Chor<br />
„Pinswang“ regelmäßig traditionelle<br />
Volkslieder bei verschiedenen Gelegenheiten.<br />
Offene Singen sollen die Gesangsfreude<br />
wecken. Seit einiger Zeit<br />
gibt es wieder kleinere Gesangsformationen<br />
wie den „Lechtaler Viergesang“,<br />
den „Reuttener Dreigesang“ oder die<br />
Gruppe „Saitensprung“, die versuchen,<br />
den Außerferner Dialekt in ihren Liedern<br />
mit einzubauen.<br />
Auch der Volkstanz kommt nicht zu<br />
kurz. Es gibt seit einigen Jahren mehrere<br />
Tanzlmusikgruppen und natürlich die<br />
„Schloßanger Geigenmusig“, die 2015<br />
ihr 25jähriges Bestehen feierte. In den<br />
meisten Blasmusikkapellen haben sich<br />
auch Weisenbläsergruppen gebildet, die<br />
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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER 2015