physio-Journal I 1/2016

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TITELTHEMA Physiotherapie bei Beinlängendifferenzen Wie würden wir nun in der Therapie des Patienten vorgehen? Zunächst können wir auch hier eine kleine Literaturrecherche betreiben und schauen, was dazu die Studien zeigen. Studienergebnisse Als eine Therapieoption für funktionelle Beinlängendifferenzen werden Beckenstabilisationsmaßnahmen empfohlen, die Übungen zur Kräftigung von Bauch- und Beckenbodenmuskulatur enthalten sollen (Lee et al. 2015). Das Team untersuchte in einer Studie die Effektivität dieser Maßnahme an Probanden mit einer funktionellen BL-Differenz. Es wurden 20 weibliche Probanden rekrutiert, die funktionelle BL-Differenzen von 1–3 cm aufwiesen. Die Probanden wurden in 2 verschiedene Gruppen eingeteilt, die eine Gruppe (PSE-Gruppe) erhielt herkömmliche Becken-Stabilisations-Übungen, die andere Gruppe (3DE-Gruppe) erhielt ebenfalls die herkömmlichen Übungen, zusätzlich aber noch ergänzende Übungen an einem speziellen Gerät (3 Thera Balance). PSE-Gruppe Pelvis-Stabilisations-Programm für 50 Minuten, bei dem die Muskeln im Umkreis des Pelvis gekräftigt wurden (3-mal pro Woche, jeweils 50 Minuten über einen Zeitraum von 6 Wochen). 3DE-Gruppe Pelvis-Stabilisations-Programm für 40 Minuten – anschließend wurde noch für 10 Minuten das 3D-Training mit dem Gerät durchgeführt (3-mal pro Woche, insgesamt jeweils 50 Minuten über einen Zeitraum von 6 Wochen). Folgende Muskeln wurden hierbei aktiviert: n M. transversus abdominis n M. obliquus internus abdominis n M. obliquus externus abdominis n M. gluteus medius n M. gluteus maximus n M. latissimus dorsi n M.rectus abdominis n M. erector spinae n Hamstrings n M. quadriceps femoris n M. iliopsoas Die Beinlänge wurde mithilfe eines Maßbandes erfasst. Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten signifikante Unterschiede in der Beinlänge vor und nach der Durchführung des Programms. Bei beiden Gruppen waren die Unterschiede der Beinlängen signifikant rückläufig! Allerdings waren auch die Unterschiede zwischen den Gruppen signifikant, sodass die 3DE-Gruppe eine signifikant rückläufigere Beinlänge zeigte als die PSE-Gruppe. Fazit – Physiotherapie bei BL-Differenzen Durch ein Training der beckenstabilisierenden Muskulatur konnte eine Verringerung der BL-Differenz herbeigeführt werden. Dies ist ein interessanter Aspekt, da häufig Mobilisationstechniken zur Anwendung kommen, die eine Gleichheit der Beine herbeiführen sollen. Aber auch hier muss angemerkt werden, dass die Studie sehr klein war und i. d. R. bei jedem einzelnen Patienten individuell nach den Ursachen einer funktionellen BL-Differenz geschaut werden muss. Dass dieses Ergebnis zustande kam, ist umso erstaunlicher. Kehren wir zurück zu unserem Patienten. Hier ist es offensichtlich, dass der Beckenschiefstand aufgrund der Absenkung von Längs- und Quergewölbe entstanden ist. Somit sollte der Patient zunächst seine Fußmuskeln aktivieren und damit auch aufbauen und auftrainieren – anfänglich mithilfe von einfachen Greifübungen, um zunächst ein Gefühl und eine Wahrnehmung für seine Fußmuskulatur zu bekommen, und anschließend mit stabilisierenden Übungen wie z. B. der Übung »kurzer Fuß nach Janda«. Die Übungen sollten zunächst unter Entlastung und anschließend unter zunehmender Belastung stattfinden. Dies sollte die funktionelle Beinlängendifferenz auf lange Fazit – Allgemein Auch Patienten, bei denen augenscheinlich und diagnostisch ein Beckenschiefstand im Vordergrund steht, sollten zunächst intensiv diagnostisch untersucht werden, um die Schmerzursache herauszufinden. Dass der Beckenschiefstand automatisch Sicht verbessern bzw. beheben. Des Weiteren sollte aber auch noch ein Ausgleich geschaffen werden zu der hypotonen Haltung des Patienten und der vorwiegend ventral stattfindenden Körperarbeit (Schule, Tennis, PC-Spiele). Dies müsste in den weiteren Therapieeinheiten unbedingt berücksichtigt werden. Nach 10 Therapieeinheiten ist erkennbar, dass das Fußgewölbe sich tendenziell im Aufbau befindet. Es ist aber wichtig, dass die Therapie weiter fortgeführt wird, da nur eine konsequente Kräftigung der tiefen Fußmuskulatur erfolgversprechend ist. Auch die Kopfschmerzsymptomatik hat sich verbessert und ist rückläufig. Wird der oben genannte Patient betrachtet, hebt sich die Kopfschmerzproblematik als Schmerzproblematik hervor. Auch bei solch einem jungen Patienten besteht die Gefahr, dass der Kopfschmerz chronifizieren könnte. Deshalb ist es auch hier wichtig, frühzeitig therapeutisch einzugreifen. Ein bedeutsamer Teil bei der Therapie ist es, den Patienten in seinem gesamten Kontext zu betrachten und nicht nur auf ein wesentliches Merkmal zu schauen, was heraussticht (in diesem Fall der Beckenschiefstand). Sicherlich kann und wird solch eine Gegebenheit Schmerzen provozieren oder beeinflussen, aber auch die anderen Kontextfaktoren kommen in Betracht (hohe Belastung, schlechte Allgemeinhaltung und eine häufig eingenommene Position der Arme vor dem Körper). Ziel einer Therapie ist, es hier alle Kontextfaktoren zu berücksichtigen und auch während der Therapie anzusprechen. Wenn solche Patienten erst sehr spät zu einer Therapie erscheinen, sodass der Schmerz schon chronifiziert ist, sind vor allem multimodale Therapiekonzepte für den Patienten optimal. die Schmerzen verursacht, sollte nicht als gegeben hingenommen werden. Vielmehr sollte eine intensive Befundung stattfinden, bei der der Patient auch noch in seinem sozialen und psychischen Kontext betrachtet wird. 12 physio-Journal
Exkurs Wissenschaft: Was bedeutet Signifikanz? Anhand der Durchführung einer Studie tatsächlich statistisch signifikant ist (und will man im Allgemeinen herausfinden, nicht aus einem Zufall resultiert), wird ein ob ein Unterschied zwischen zwei Gruppen besteht. Da ja auch rein zufällig ein fall ausschließen bzw. herausrechnen soll. Rechenverfahren verwendet, das den Zu- unterschiedliches Ergebnis herauskommen Hierzu wird ein p-Wert berechnet, d. h., der könnte, es sich aber um eine Studie handelt, p-Wert ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein will man den Zufall grundsätzlich ausschließen. Um also zu wissen, ob ein Ergebnis Gruppen vorhanden wahrer Unterschied zwischen den beiden ist. TITELTHEMA Beispiel Wir vergleichen zwei Gruppen miteinander, z. B. Patienten mit einer Knie-TEP und Patienten ohne chirurgischen Eingriff, d. h. mit konservativer Therapie. Es zeigt sich, dass Gruppe A (Knie-TEP) 90 ° Knieflexion zeigt, während Gruppe B (konservativ behandelt) 105 ° Knieflexion aufweist. Wie können wir jetzt wissen, dass dieser Unterschied wirklich wahr und nicht einfach nur zufällig ist? Wir müssen sicher sein, dass dieser Wert statistisch signifikant (= statistisch bedeutsam) ist! Um das zu untersuchen, stellen wir zuerst einmal eine Hypothese auf: H0 = Es gibt keinen Unterschied in der Knieflexion zwischen Gruppe A und B (Nullhypothese). H1 = Es gibt einen Unterschied in der Knieflexion zwischen Gruppe A und B (Alternativhypothese). Es kann durch verschiedene Tests und mathematische Berechnungen die Wahrscheinlichkeit untersucht werden, ob der Unterschied mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhanden ist oder nicht. Hierzu ist es nötig, dass die Mittelwerte der beiden Gruppen mit statistischen Tests verglichen werden. Der p-Wert kann verschiedene Zahlenwerte annehmen. Beträgt nun das Risiko, dass unsere H0 richtig ist, nur 5 oder 1 %, so kann davon ausgegangen werden, dass wir H1 annehmen dürfen (P < 0,05 = Ergebnis ist signifikant, P < 0,01 = Ergebnis ist hochsignifikant). Ist das Risiko jedoch größer, also z. B. 6 %, so müssen wir H1 verwerfen und H0 annehmen. Literatur Knutson G. A. (2005): Review Anatomic and functional leg-length inequality: A review and recommendation for clinical decision-making. Part II. The functional or unloaded leg-length asymmetry. Chiropractic & Osteopathy 13: 12. Kwon Y. J., Song M., Baek I. H., Lee T. (2015): The effect of simulating a leg-length discrepancy on pelvic position and spinal posture. Journal of Physical Therapy Science 27: 689–691. Lee B. H., Kim J. J., Kim C. K. (2015): Changes in foot pressure elicited by 3D air balance exercise and pelvic stability exercise for functional leg-length discrepancy in adult women. Journal of Physical Therapy Science 27: 917–920. Rannisto S., Okuloff A., Uitti J., Paananen M., Rannisto P. H., Malmivaara A., Karppinen J. (2015): Leg-length discrepancy is associated with low back pain among those who must stand while working. BMC Musculoskeletal Disorders 16: 110. Fotolia © Photographee.eu Therapieliege ACTIV mit Drehhocker Attraktives Leasingangebot • 65 cm Polsterbreite • Elektromotor inkl. Sicherheitssperrbox • Rundumbügel • zuschaltbares Rädergestell • Kopfteil 3-teilig pos./neg. • höhenverstellbarer Drehhocker • Farbe Tundra Limone • aus eigener Herstellung Existenzgründer Paket für einen guten Start in die Selbständigkeit: Paketpreis € 1.570,- netto € 1.863,30 brutto (gültig bis 31.03.2016) Kostenloser Versand komplett montiert! * * nur BRD – Festland Leasingrate mtl.: € 49,61 netto € 50,04 brutto bei 36 Monaten ohne Anzahlung * * nach Bonitätsprüfung unseres Leasingpartners Der Praxisausstatter für Physiotherapeuten! Jetzt online bestellen: www.villinger.de Villinger oHG Physio- und Praxiseinrichtungen Zeppelinstraße 23 . 79331 Teningen +49(0)7663 99082 . info@villinger.de Fordern Sie unseren Gesamtkatalog an! physio-Journal 13
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