physio-Journal I 1/2016
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BRAINTUNING<br />
Fotolia © Eric Isselée<br />
Viel Spaß und Erfolg beim Lesen und Verstehen!<br />
SHORTIES PHYSIOLOGIE<br />
Jeder kennt das: Die Ausbildung und das Studium zum Physiotherapeuten<br />
beinhalten vor allem in den Fächern Physiologie, Anatomie<br />
und in den klinischen Fächern zahlreiche sehr komplexe Themengebiete,<br />
die man sich immer wieder durchlesen muss, um sie endlich<br />
zu verstehen. Leider sind in der Fachliteratur die spannenden<br />
und kniffligen Themen auch sehr komplex und langatmig beschrieben.<br />
Deshalb wollen wir Euch gerne ein bisschen unterstützen und<br />
kleine Shorties verzehrfertig servieren. Hier findet Ihr knifflige Themengebiete<br />
häppchenweise kurz und prägnant zusammengefasst.<br />
Immunsystem Teil 2 – die Physiologie<br />
Text: Lina Wirtz<br />
L Im ersten Teil in Heft 3/2015 wurden die Bestandteile<br />
unseren Immunsystems beschrieben. In diesem Artikel<br />
soll es hauptsächlich um deren Funktion und das dahinterstehende<br />
Wirkprinzip, also die Physiologie gehen.<br />
Wir starten dort, wo wir das letzte Mal aufgehört haben<br />
– bei der Einteilung der spezifischen und unspezifischen<br />
Immunabwehr.<br />
Unspezifisches Immunsystem<br />
Die Abwehr, die uns Menschen von Beginn an zur Verfügung<br />
steht, ist die unspezifische Immunabwehr. Hier werden erst<br />
einmal alle körperfremden Zellen und Stoffe phagozytiert.<br />
Dies bedeutet, dass durch eine chemische Reaktion in unserem<br />
Körper die neutrophilen Granulozyten, Makrophagen<br />
und Monozyten aktiviert werden und sich um die gnadenlose<br />
Zerstörung der ungebetenen Gäste kümmern. Hierbei entstehen<br />
dann auch unsere klassischen Entzündungszeichen (Rubor,<br />
Calor, Dolor, Tumor, Functio laesa). Zusätzlich bildet sich<br />
häufig Eiter aus den Zelltrümmern, den Überresten der Zellen<br />
und abgestorbenen Granulozyten.<br />
Aber woher weiß denn die Immunabwehr, welche Zellen und<br />
Stoffe körperfremd sind? Alle Zellen unseres Körpers besitzen<br />
eine Art Strichcode als Erkennungsmerkmal. Dies ist das<br />
MHC-Protein oder auch HLA-I- und HLA-II-Protein genannt.<br />
Ist dieses Protein vorhanden, weiß der Körper, dass dies eigene<br />
Zellen und somit keine Antigene sind.<br />
Zusätzlich gehören auch noch die natürlichen Killerzellen zur<br />
unspezifischen Immunabwehr. Diese sind auf Viren, Bakterien<br />
und Tumorzellen spezialisiert. Es sind große Lymphozyten, die<br />
von virusinfizierten Zellen durch die Freisetzung von Interferonen<br />
aktiviert werden. Die natürlichen Killerzellen attackieren<br />
die infizierte Zelle und perforieren diese.<br />
Daraufhin stirbt die Zelle ab und der Virus<br />
verliert somit seine Wirtszelle und<br />
kann sich nicht weiterverbreiten.<br />
Neben der zellulären Abwehr gibt es<br />
auch noch die humorale unspezifische<br />
Immunabwehr. Hierfür produzieren die<br />
Monozyten und Makrophagen sogenannte<br />
Zytokine, welche die vermehrte Produktion der Immunzellen<br />
und der unspezifischen Immunabwehr einleiten.<br />
Dabei erhalten sie Unterstützung durch das Komplementsystem<br />
und das Lysozym.<br />
Spezifisches Immunsystem<br />
Wesentlich differenzierter ist die spezifische Immunabwehr,<br />
ein System, welches sich in unserem Körper stetig verändert<br />
und sich den Umweltfaktoren anpasst. Hier beginnt es mit der<br />
Antigenpräsentation durch die Makrophagen. Als wichtiger<br />
Mediator zwischen der spezifischen und unspezifischen Immunabwehr<br />
haben diese Zellen eine überaus relevante Rolle<br />
für unsere Gesundheit. Sie nehmen Erregerfragmente nach<br />
der Phagozytose auf und bauen sie in ihre eigene Membran<br />
ein, so können diese den T-Lymphozyten präsentiert werden.<br />
Bei diesen unterscheidet man die T-Helferzellen, T-Suppressorzellen<br />
und T-Killerzellen.<br />
Aufgaben der spezifischen T-Lymphozyten<br />
T-Helferzellen T-Supressorzellen T-Killerzellen<br />
• Produzieren<br />
Interleukine und<br />
beschleunigen<br />
deren klonale<br />
Vermehrung<br />
• Interleukine<br />
regen die Reifung<br />
der B-Lymphozyten<br />
an<br />
Komplementsystem<br />
Lösliche Plasmaproteine, die Bestandteile<br />
einer Enzymkaskade sind.<br />
Dieses wird aktiviert durch die<br />
Kohlenhydrate bakterieller Zellwände<br />
oder aber auch durch den<br />
Antigen-Antikörper-Komplex.<br />
• Beenden die<br />
Immunreaktion<br />
• Zerstören<br />
körpereigene,<br />
virusinfizierte<br />
oder entartete<br />
Zellen<br />
Neben den T-Lymphozyten betätigen sich auch noch die<br />
B-Lymphozyten an der Immunabwehr. Diese unterstützen<br />
die Immunabwehr insbesondere durch<br />
sogenannte »Frühantikörper«, welche<br />
an der Oberfläche der B-Lymphozyten<br />
zu finden sind. Diese Antikörper erkennen<br />
frühzeitig ein Antigen und binden<br />
sich an dieses. Für jedes Antigen sind<br />
B-Lymphozyten vorhanden, welche auf<br />
die Antigene spezialisiert sind (Schlüssel-<br />
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