physio-Journal I 1/2016
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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />
Text: Silke Wolf<br />
TESTS UND ASSESSMENTS<br />
PAIN DISABILITY INDEX<br />
Schmerz – ein vielschichtiges Symptom und eines der wichtigsten<br />
<strong>physio</strong>logischen Signale, an denen sich <strong>physio</strong>therapeutische und medizinische<br />
Therapien orientieren. Allein in Deutschland leben Schätzungen<br />
zufolge etwa 15 Millionen Menschen, die unter chronischen<br />
Schmerzen leiden. Verschiedenste Ausprägungen und unterschiedlichste<br />
Ursachen können vorliegen. Die Befundung und die Evaluation<br />
des Schmerzes stellen daher grundlegende Elemente einer <strong>physio</strong>therapeutischen<br />
Behandlung dar. Häufig wird in der Praxis die Numerische<br />
Rating Skala (NRS) zur quantitativen Schmerzerfassung genutzt.<br />
Aber auch ganz individuelle Einschränkungen können durch Schmerz<br />
bedingt sein und sollten erfasst werden. Zur Darstellung des subjektiven<br />
Schmerzerlebens eignen sich spezielle Fragebögen und Instrumente<br />
wie der Pain Disability Index (PDI).<br />
Fotolia © n_eri<br />
Was ist das?<br />
Der Pain Disability Index (PDI) ist ein Instrument zur Erfassung<br />
von schmerzbedingten Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen.<br />
Der PDI ist nicht krankheitsspezifisch und kann somit diagnoseübergreifend<br />
eingesetzt werden. Damit eignet er sich<br />
sehr gut zum Einsatz bei diversen Schmerzerkrankungen wie<br />
Rücken-, Kopf-, Nerven- oder Tumorschmerzen.<br />
Mit dem PDI werden verschiedene Lebensbereiche abgefragt<br />
und hinsichtlich der Beeinträchtigung durch Schmerzen<br />
beurteilt. Somit erfolgt eine Messung der schmerzbedingten<br />
Behinderung, welche als Schnittstelle von körperlicher und<br />
psychischer Symptomatik interpretiert werden kann. Denn gerade<br />
chronische Schmerzen wirken sich auf das gesamte Leben<br />
des Patienten – also auf körperlicher, sozialer und psychischer<br />
Ebene – aus und sollten daher umfassend erhoben werden.<br />
Personen im Alter von 14 bis 90 Jahre können mit dem<br />
PDI erfasst werden, sofern keine kognitiven oder sprachlichen<br />
Einschränkungen bestehen.<br />
Warum?<br />
Die Messung bzw. Darstellung von Schmerz (R Info-Box,<br />
nächste Seite) und dessen Folgen stellen die moderne Medizin<br />
weiterhin vor eine Herausforderung, denn bildgebende und<br />
neuro<strong>physio</strong>logische Verfahren sind nicht (oder nur bedingt)<br />
geeignet, Schmerzen zu quantifizieren. Daher sind Selbsteinschätzungsskalen<br />
und Fragebögen das Mittel der Wahl, um<br />
Schmerzen und ihren Verlauf darzustellen. Meist zielen diese<br />
Instrumente auf eine Angabe des Schmerzes in Zahlenwerten<br />
ab. Zur sinnvollen Erhebung von Schmerz, vor allem bei<br />
Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen, sollten die<br />
gewonnenen Befunde aber vor dem Kontext von Funktionsbeeinträchtigungen<br />
und subjektiv empfundenen Einschränkungen<br />
diskutiert werden. Ihre Ermittlung leistet der PDI, indem<br />
er hauptsächlich auf den Partizipationslevel – also den<br />
Grad der Teilhabe – fokussiert.<br />
Wie geht das?<br />
Die Fragen des PDI zielen auf den Selbstreport von schmerzbedingten<br />
Einschränkungen. Es werden insgesamt sieben Lebensbereiche<br />
abgefragt, die im Fragebogen näher erläutert<br />
werden: familiäre und häusliche Verpflichtungen, Erholung,<br />
soziale Aktivitäten, Beruf, Sexualleben, Selbstversorgung und<br />
lebensnotwendige Tätigkeiten.<br />
Jede Frage kann auf einer numerischen 11-Item-Skala bewertet<br />
werden. Dabei bedeutet »0 = keine Beeinträchtigung«<br />
und »10 = völlige Beeinträchtigung«. Im Gegensatz zu Instrumenten<br />
zur Quantifizierung der Schmerzstärke (bspw. NRS)<br />
wird mit dem PDI der Grad der Beeinträchtigung erhoben. Zusätzlich<br />
sollte eine Erhebung der Schmerzstärke sowie der Lokalisation<br />
und Qualität des Schmerzes durchgeführt werden.<br />
Beides kann in jedem Fall hilfreich sein, die wahrgenommene<br />
Beeinträchtigung in einen Kontext zu setzen.<br />
Die Bearbeitungszeit für das Selbstbeurteilungsinstrument<br />
beträgt etwa fünf Minuten. Mit einer Auswertungszeit von<br />
etwa einer Minute lässt sich der PDI gut in die tägliche Behandlungspraxis<br />
integrieren und auch effizient in Forschungsprojekten<br />
zum Schmerz einsetzen.<br />
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<strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong> 41