physio-Journal I 1/2016
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />
Wie gut?<br />
Der PDI wurde mehrfach in Studien evaluiert. Dabei konnten<br />
seine Objektivität, Validität (Gültigkeit) sowie Reliabilität<br />
(Zuverlässigkeit) empirisch für verschiedene Krankheitsbilder<br />
belegt werden. Verschiedene Faktorenanalysen bescheinigten<br />
die Eindimensionalität des Tests, d. h, mittels statistischer Verfahren<br />
wurde ermittelt, dass der PDI auch bei unterschiedlichen<br />
Krankheitsbildern genau ein Merkmal erfasst – den<br />
Schmerz und durch ihn bedingte Beeinträchtigung.<br />
Zusammenfassung<br />
Schmerzbedingte Behinderung bzw. Beeinträchtigung stellt<br />
eine wichtige Variable im Behandlungsprozess von (chronischen)<br />
Schmerzerkrankungen dar. Um einen umfassenden<br />
Befund zu erstellen und um den Verlauf einer Behandlung zu<br />
dokumentieren, ist es daher sinnvoll, den Schmerz und dessen<br />
Auswirkungen zu erfassen. Dies kann durch den Einsatz des<br />
PDI geleistet werden.<br />
Ein kostenloser Download der deutschen Version ist unter<br />
anderem beim Institut für Qualitätssicherung in Prävention<br />
und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule<br />
Köln möglich (www.assessment-info.de).<br />
INFO<br />
BOX<br />
Schmerz – ein komplexes Symptom<br />
Schmerzen quantitativ zu erfassen und zu<br />
differenzieren, stellt eine der großen Schwierigkeiten<br />
in der Medizin dar. Neben der zeitlichen<br />
Charakterisierung in akute, subakute oder<br />
chronische Schmerzen lassen sich viele weitere Unterscheidungsmerkmale<br />
bestimmen, die unter Umständen<br />
Rückschlüsse auf die Ursache zulassen. Eine spezielle<br />
Schmerzanamnese sollte daher Faktoren wie Lokalisation,<br />
Häufigkeit, Verlauf, Qualität, Abhängigkeit von Körperhaltung/Bewegung/Tageszeit,<br />
biographische Schmerzerfahrungen<br />
u. Ä. erfassen.<br />
Neben somatischen Aspekten können auch psychische<br />
und soziale Ereignisse das Schmerzerlebnis hervorrufen<br />
und beeinflussen. Dabei sind Einwirkungen auf allen<br />
Ebenen der Schmerzverarbeitung möglich: vom Schmerzrezeptor<br />
über die Reizweiterleitung bis hin zur zentralen<br />
Verarbeitung von Schmerz.<br />
Der Schmerz kann dementsprechend Symptom verschiedener<br />
Patho<strong>physio</strong>logien sein und vielfältige Funktionen<br />
annehmen: Alarmsignal für drohende (Gewebs-) Schädigung,<br />
Warnsignal für schwerwiegende Erkrankungen<br />
(Red Flag) oder Hinweis auf psychische Erkrankungen.<br />
Chronische Schmerzen lassen sich, entsprechend der Leitlinien<br />
für die Begutachtung von Schmerz, in drei Hauptkategorien<br />
einteilen: Schmerz als Leitsymptom einer Gewebsschädigung,<br />
Schmerz bei Gewebsschädigung mit<br />
psychischer Komorbidität und Schmerz als Leitsymptom<br />
einer psychischen Erkrankung. Ob Schmerzen überhaupt<br />
chronifizieren, ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig,<br />
die sich in umweltbezogene Faktoren (bspw. Arbeitsplatz<br />
oder Familie) und personenbezogene Faktoren<br />
(bspw. Soziodemographie oder somatische und psychosoziale<br />
Einflüsse) unterteilen lassen.<br />
Weitere Informationen, Schmerzfragebögen und Assessmentinstrumente<br />
finden sich auch unter folgenden Links:<br />
http://www.schmerzliga.de/<br />
http://www.dgss.org/startseite/<br />
http://www.dgss.org/deutscher-schmerzfragebogen/<br />
http://www.dnqp.de/38368.html<br />
http://www.drk-schmerz-zentrum.de/mz/06_downloads/6-2_aerzte.php<br />
Literatur<br />
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) – Deutsche Gesellschaft für Neurologie u. a. –<br />
Leitlinie für die ärztliche Begutachtung von Menschen mit chronischen Schmerzen. Stand 31.05.2012. Registernummer 030 – 102.<br />
Zugriff am 16.02.<strong>2016</strong>: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-102.html (zuletzt abgerufen: 16.02.<strong>2016</strong>)<br />
Dillmann U., Nilges P., Saile H., Gerbershagen, H. U. (1994): Behinderungseinschätzung bei chronischen Schmerzpatienten. Der Schmerz 8 (2): 100–110.<br />
Grönblad M., Hupli M., Wennerstrand P., Jaävinen E., Lukinmaa A., Kouri J. P., Karahaharju E.O. (1993): Intercorrelation and test-retest reliability<br />
of the Pain Disability Index (PDI) and the Oswestry Disability Questionnaire (ODQ) and their correlation with pain intensity in low back pain patients.<br />
Clinical <strong>Journal</strong> of Pain 9 (3): 189–195.<br />
Pollard C.A. (1984): Preliminary validity study of the pain disability index. Perceptual and Motor Skills. 59 (3): 974.<br />
Soer R., Köke A.J., Vroomen P.C., Stegeman P., Smeets R.J., Coppes M.H., Reneman M.F. (2013): Extensive validation of the pain disability index in<br />
3 groups of patients with musculoskeletal pain. Spine 38 (9): E562–E568.<br />
Tait R.C., Chibnall J.T., Krause S. (1990): The Pain Disability Index: psychometric properties. Pain 40 (2): 171–182.<br />
Tait R.C., Pollard C.A., Margolis R.B., Duckro P.N., Krause S.J. (1987): The Pain Disability Index: psychometric and validity data.<br />
Archives of Physical Medicine and Rehabilitation. 68 (7): 438–441.<br />
42 <strong>physio</strong>-<strong>Journal</strong>