physio-Journal I 1/2016
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FÜR DEN PRAXISALLTAG<br />
Übungsprogramme bei posturaler Instabilität von Parkinsonpatienten sollten Gleichgewichtskomponenten enthalten<br />
Noemie Hagemann<br />
L Patienten mit einer Parkinson-Krankheit<br />
profitieren am meisten von Übungsprogrammen,<br />
die das Gleichgewicht herausfordern.<br />
Dieser Zusammenhang konnte in<br />
einer aktuellen Metaanalyse mit 1.072 Parkinsonpatienten<br />
gezeigt werden. Übungsprogramme,<br />
welche Kraft-, Ausdauer- oder<br />
Dehnungsübungen enthielten oder als<br />
Heimübungsprogramm ausgeführt wurden,<br />
hatten keinen signifikanten Einfluss auf die<br />
posturale Instabilität.<br />
Ein erfolgreiches Übungsprogramm enthielt<br />
die folgenden Komponenten: Gleichgewicht<br />
im ruhigen Stand, Pertubationstraining, antizipatorisches<br />
posturales Anpassen vor<br />
willentlichen Bewegungen sowie dynamische<br />
Gleichgewichtsübungen bei Bewegung.<br />
Übungen aus dem Tai Chi oder<br />
Tanzen konnten aufgrund der hohen Anforderungen<br />
an das Gleichgewicht ebenfalls als<br />
sehr effektiv eingestuft werden. Kurzfristig<br />
zeigten sich verbesserte Werte in Tests zur<br />
posturalen Instabilität.<br />
Diese Ergebnisse sind vielversprechend, da<br />
die posturale Instabilität nicht auf eine Therapie<br />
durch L-Dopa oder tiefe Hirnstimulation<br />
anspricht. Die signifikanten Effekte<br />
des Balancetrainings beruhen auf einem<br />
Übungsumfang von 2–4 Übungseinheiten<br />
pro Woche und einer Trainingsdauer von<br />
40–60 Minuten.<br />
Die Metaanalyse verdeutlicht die Bedeutung<br />
des Gleichgewichtstrainings zur Verringerung<br />
der postoralen Instabilität. Das stark<br />
erhöhte Sturzrisiko bei Morbus Parkinson<br />
steht in direktem Zusammenhang mit posturaler<br />
Instabilität. Physiotherapeutisches<br />
Training spielt daher eine bedeutsame Rolle<br />
zur Sturzprävention und Verbesserung von<br />
Bewegungsqualität bei Morbus Parkinson.<br />
Klamroth und Kollegen sprechen eine deutliche<br />
Empfehlung für das Gleichgewichtstraining<br />
von Parkinsonpatienten aus.<br />
Literatur<br />
Klamroth S., Steib S., Devan S., Pfeifer K. (<strong>2016</strong>).<br />
Effects of Exercise Therapy on Postural Instability<br />
in Parkinson Disease: A Meta-analysis. <strong>Journal</strong> of<br />
Neurologic Physical Therapy : 40 (1): 3–14.<br />
Körperliches Training bei Patienten nach einem Schlaganfall<br />
Michael Meyer<br />
L Neben der für gesunde ältere Menschen<br />
und auch Patienten allgemeinen Empfehlung,<br />
körperlich aktiv zu sein, existieren<br />
bereits Trainingsempfehlungen für Patientengruppen<br />
mit speziellen Erkrankungen<br />
wie dem Schlaganfall. Obwohl Training und<br />
körperliche Aktivität scheinbar generelle förderliche<br />
und positive Einflüsse haben, ist die<br />
Evidenz bezüglich der Wirksamkeit vieler Interventionen<br />
weiterhin unklar.<br />
Das primäre Ziel des systematischen Reviews<br />
von Saunders et al. (2013) ist es zu<br />
bestimmen, ob sportliches Training nach einem<br />
Schlaganfall das Sterberisiko senkt, den<br />
Grad der Abhängigkeit reduziert sowie das<br />
Ausmaß der körperlichen Behinderung verringert.<br />
Als sekundäres Ziel wurden die Trainingseffekte<br />
bezüglich körperlicher Fitness,<br />
Mobilität, körperlicher Funktion, Lebensqualität,<br />
Stimmung sowie des Auftretens<br />
von Nebenwirkungen untersucht.<br />
Entsprechend den Vorschriften der<br />
Cochrane Collaboration für die Erstellung<br />
eines Reviews wurden zunächst die Ein-/<br />
Ausschlusskriterien definiert, eine einheitliche<br />
Suchstrategie entwickelt und mit dieser<br />
Foto: Colourbox.de<br />
dann alle gängigen Datenbanken durchsucht.<br />
Es konnten so 45 Studien (2.188 Teilnehmer<br />
insgesamt: 995 Teilnehmer kardiorespiratorisches<br />
Training, 275 Teilnehmer<br />
Krafttraining, 918 Teilnehmer Mischform)<br />
eingeschlossen werden, die zwei voneinander<br />
unabhängige Reviewer sichteten und<br />
bewerteten.<br />
Das Fazit der Autoren lautet, dass kardiorespiratorisches<br />
Training die körperliche Behinderung<br />
von Schlaganfallpatienten reduziert,<br />
was vermutlich durch eine Verbesserung<br />
der Mobilität und des Gleichgewichts vermittelt<br />
wird. Es besteht ferner ausreichende<br />
Evidenz, dass kardiorespiratorisches Training<br />
und Gehen als eine Mischform von<br />
verschiedenen Trainingsformen besonders<br />
die Ganggeschwindigkeit sowie die Gangsicherheit<br />
verbessern, weshalb beides in<br />
der Rehabilitation von Schlaganfallpatienten<br />
Anwendung finden sollte. Der Einsatz<br />
von Krafttraining zeigte hingegen nur eine<br />
unzureichende Evidenz in der Anwendung<br />
bei der Schlaganfallrehabilitation. Auch die<br />
Effekte hinsichtlich der Abhängigkeit der Patienten<br />
und der Sterblichkeit durch ein körperliches<br />
Training bleiben weiterhin unklar.<br />
Literatur<br />
Saunders D.H., Sanderson M., Brazzelli M., Greig<br />
C.A., Mead G.E. (2013):<br />
Physical fitness training for stroke patients. The<br />
Cochrane Database of Systematic Reviews 10:<br />
CD003316.<br />
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