2016-01: TOP Magazin Dortmund | FRÜHJAHR
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Sport<br />
Zum Training muss er an die holländische<br />
Küste, Wettkämpfe nur im<br />
Urlaub – ein seltener Sport ist dieses Speedsurfen<br />
schon. Und ein aufwändiger noch<br />
dazu. Christian Bornemann ist gerade 50<br />
Jahre alt geworden, was man ihm, mit Verlaub,<br />
nicht ansieht. Der Herr Doktor misst<br />
stattliche 1,89 Meter, Wetkampfgewicht<br />
sind 95 Kilogramm. Beste Grundvoraussetzungen<br />
für das Speedsurfen. „Ich weiß<br />
um die Risiken,“ grinst Bornemann, „aber<br />
ich weiß auch um den Reiz“. Es gab Rippenbrüche,<br />
mal war ein Fuß angeknackst, mehr<br />
ist dem <strong>Dortmund</strong>er noch nicht passiert.<br />
KEINE WAGHALSIGE<br />
HERAUSFORDERUNG<br />
Speedsurfen ist kein Hochrisikosport wie<br />
andere waghalsige Herausforderungen.<br />
Dann würde ein so überlegter und reflektierender<br />
Mensch wie Christian Bornemann<br />
ihn wohl nicht ausüben. Er trägt natürlich<br />
den Helm und eine besondere Schutzausrüstung,<br />
die denen der Motocross-Fahrer<br />
ähnelt, aber ein bisschen modifiziert<br />
wurde. Modifiziert ist auch das Sport gerät,<br />
das es so wie es Christian Bornemann<br />
braucht, im Fachhandel nicht zu bekommen<br />
ist. „Da ist nichts von der Stange, da<br />
habe ich eine Menge selbst entwickelt und<br />
getunt,“ so Bornemann.<br />
Windsurfen ist für ihn nicht nur eine Frage<br />
der Physis. Die körperliche Konstitution<br />
muss natürlich bestens sein. Bornemann<br />
verbringt viele Stunden im Fitnessstudio,<br />
übt unter anderem die Koordination sozusagen<br />
mit Trockensurfen auf dem Wackelbrett,<br />
geht mindestens dreimal die Woche<br />
joggen. Aber dicke Oberarme helfen beim<br />
Speedsurfen nicht, es kommt ganz viel auf<br />
Erfahrungswerte an: „Man fährt auch mit<br />
dem Kopf, das macht es doch interessant.<br />
Nicht der Muskulöseste hat hier die besten<br />
Chancen.“ Vor allem müssen Material und<br />
Fahrtechnik aufeinander abgestimmt sein.<br />
Ein bisschen zuviel Luftwiderstand, zu viel<br />
oder zu wenig Gewicht am Board, falsche<br />
Segel – viele Komponenten machen den<br />
Sieger: technische Finesse und physisches<br />
Koordinationsgeschick zum Beispiel.<br />
BORNEMANNS ELEMENT<br />
WAR IMMER WASSER<br />
Europaweit könnte es um die 5000 Sportlerinnen<br />
und Sportler geben, die mit dem<br />
Surfboard Geschwindigkeitsrekorde versuchen.<br />
In Deutschland sind es allenfalls<br />
300 bis 400. Christian Bornemanns Element<br />
ist schon immer das Wasser, er hat<br />
das Schwimmen als Leistungssport betrieben.<br />
Als Jugendlicher kam dann mal ein<br />
Surfkurs im Urlaub dazu, Wind und Wellen<br />
zu beherrschen und in die sportliche<br />
Leistung mit einzubeziehen, das hat ihm<br />
immer schon gefallen. Auf Hawaii, dem<br />
klassischen Surf-Paradies, hat Bornemann<br />
dann Gefallen daran gefunden auf Tempo<br />
zu surfen. „Dass ich da gewisse Talente<br />
habe, war schnell klar“, grinst der Doktor.<br />
„Ich weiß um die Risiken – aber<br />
ich weiß auch um den Reiz“.<br />
Speedsurfen ist kein Profi-Sport, ergo wird<br />
es auch nicht sonderlich gesponsort, das<br />
Publikumsinteresse hält sich in Grenzen.<br />
Bei den Speedsurfern stehen wenig wartende<br />
Bikinischönheiten am Strand… Der<br />
Rekord-Strand in einer Lagune unweit<br />
der pittoresken Altstadt von Lüderitz in<br />
Namibia ähnelt eher der Mondoberfläche.<br />
„Man fährt auf einem leicht gewundenen<br />
Kanal“, beschreibt Bornemann den optisch<br />
unspektakulären Schauplatz. Natürlich bei<br />
heftigstem Wind, das hielte das treueste<br />
Publikum nicht lange aus. Bis 2008 ungefähr<br />
traf man sich in Südfrankreich, jetzt ist<br />
Namibia angesagt. Am Meer vor Lüderitz<br />
finden Speedsurfer, aber auch Kite-Fahrer<br />
oder Segler ideale Bedingungen – da stimmen<br />
Wind und Wellen: „Man fährt lieber bei<br />
Windstärke 9 als bei 7, aber es gibt natürlich<br />
Grenzen“, so Bornemann.<br />
ERFAHRUNG ZAHLT SICH AUS<br />
Sein Alter übrigens stört bei der Rekordejagd<br />
am wenigsten: „Die Jungen sind vielleicht<br />
risikofreudiger und reaktionsschneller,<br />
haben aber weniger Erfahrungen als<br />
ich“, sagt der 50-Jährige. Man muss ja nicht<br />
am ersten Wettkampftag gewinnen, die<br />
Konkurrenten fahren alle jeder für sich, nie<br />
gleichzeitig gegeneinander. „Aber natürlich<br />
beobachten wir uns untereinander sehr<br />
genau“. Seinen „Lieblingsgegner“ kennt<br />
Bornemann schon über zwei Jahrzehnte:<br />
Manfred Merle aus Peine ist 52 Jahre alt.<br />
Man muss den Mann mal an sich vorbeirauschen<br />
sehen – 50,2 Knoten, das sind<br />
rund 100 Kilometer in der Stunde, und das<br />
durchgestanden über 500 Meter, so sah der<br />
deutsche Rekord aus, den Christian Bornemann<br />
2<strong>01</strong>5 in Namibia fuhr. Auf Youtube ist<br />
die Sausefahrt zu sehen, und auch wie der<br />
<strong>Dortmund</strong>er sich freuen kann. Sehr sympathisch…<br />
Sicher ist er auch deshalb von einer<br />
Publikumsjury zu <strong>Dortmund</strong>s Sportler des<br />
Jahres 2<strong>01</strong>5 gewählt worden.<br />
n<br />
Text: Martin Krehl<br />
© joanthantait.com<br />
Frühjahr <strong>2<strong>01</strong>6</strong> · top magazin DORTMUND<br />
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