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Regional denken nützt<br />
Bauernbund machte am Weltmilchtag auf den zu niedrigen Erzeugerpreis aufmerksam<br />
Ein Erzeugermilchpreis,<br />
der rund ein Drittel unter der<br />
Kostendeckung liegt, macht<br />
Milchviehbetrieben schwer<br />
zu schaffen. Bauernvertreter<br />
fürchten mittlerweile ein Bauernsterben.<br />
Regionalitätsdenken<br />
von Konsumenten, aber<br />
auch Tourismus u. ä. sollte dies<br />
verhindern können.<br />
Von Daniel Haueis<br />
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„Beim Milchpreis kann die Politik<br />
wenig tun“, bedauert LH-Stv.<br />
Josef Geisler – aber beim Verzehr,<br />
konkret beim Schließen regionaler<br />
Kreisläufe. Deshalb unterstützt die<br />
Landespolitik das „Drehscheibe“-<br />
Projekt von Bezirksbauernobmann<br />
Elmar Monz. Auch Monz muss<br />
schmerzhaft feststellen, dass die<br />
Schere für Milchbauern weiter aufgeht:<br />
27 Cent netto pro Liter erhalten<br />
sie, bei Biomilch gebe es einen<br />
Aufschlag von 12 Cent. Es seien aber<br />
bereits bei herkömmlicher (gentechnikfreier)<br />
Milch 40 Cent nötig, um<br />
kostendeckend zu arbeiten. Monz<br />
setzt auf Regionalität und erhält ein<br />
sehr erfreuliches Echo: „Auch einige<br />
Tourismusbetriebe greifen zu regionalen<br />
Produkten, nicht nur Konsumenten.“<br />
UNTERSCHRIFTEN. Mit Bauernbund-Dir.<br />
Peter Raggl, Bezirksbäuerin<br />
Gertrud Denoth u. a. BauernvertreterInnen<br />
verteilte Monz<br />
am 1. Juni, dem Weltmilchtag, vor<br />
dem „Grissemann“ in Zams Milchpackerl<br />
und bat um Unterschriften.<br />
Auch hier war das Echo beachtlich:<br />
„Es gibt ein ganz großes Verständnis<br />
bei der Bevölkerung“, so Raggl. Die<br />
Unterschriften werden Bundespräsident<br />
Alexander Van der Bellen übergeben<br />
mit der Bitte, auf Entscheidungsträger<br />
einzuwirken, erklärt<br />
Josef Gitterle, Paul Lechleitner, Andrä Neururer, Peter Raggl, Gertrud Denoth und<br />
Elmar Monz (v. l.)<br />
RS-Foto: Haueis<br />
Raggl. Ob das was nützt, muss sich<br />
erst zeigen – Auslöser des Milchpreisverfalls<br />
sind nämlich viel Milch<br />
produzierende Länder, die nach dem<br />
Ende der Kontingentierung im vergangenen<br />
Jahr die Produktionsmengen<br />
rasch erhöht haben. In kleinen<br />
Landwirtschaften wie im Oberland<br />
könnten die Einkommenseinbußen<br />
nicht nur zu einem Strukturwandel,<br />
sondern gleich zur Schließung der<br />
Höfe führen.<br />
REGIONALE PRODUKTE<br />
KAUFEN. Monz hofft auf Solidarität<br />
der Konsumenten, denn: „Es<br />
könnte sich keiner vorstellen, wenn<br />
nicht bewirtschaftet würde.“ Peter<br />
Raggl weiß: „Der Konsument ist voll<br />
dabei. Konsumenten würden mehr<br />
für die Milch zahlen“ – wenn das<br />
Geld auch bei den Bauern ankommen<br />
würde. Für Monz aus Nauders<br />
ist der Weg in den Vinschgau ein<br />
kurzer: Dort werde vor allem Südtiroler<br />
Milch gekauft, obwohl sie mit<br />
rund 1,4 Euro fast doppelt so teuer<br />
wie die billigste angebotene sei. Gerade<br />
in einem Bezirk wie Landeck<br />
mit gut 8 Millionen Nächtigungen<br />
wäre auch der Tourismus ein guter<br />
Abnehmer – es funktioniert auch<br />
schon teilweise recht gut, aber: „Im<br />
Tourismus ist noch sehr viel Luft<br />
nach oben“, so Monz. Sennereien<br />
wie in Grins, Flirsch oder Ried sollen<br />
ihre hochwertigen Produkte über<br />
die „Drehscheibe“ auch zu einem<br />
angemessenen Preis verkaufen können.<br />
Dies geschehe derzeit vor allem<br />
über die Firma Grissemann in Zams,<br />
weiß Monz.<br />
Infos & Buchung<br />
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und in jedem guten Tiroler Reisebüro<br />
770.000 Euro für Milchviehbetriebe<br />
(dgh) Mit dem beschlossenen Hilfspaket<br />
will die Landesregierung den<br />
Bauern unter die Arme greifen. „27<br />
Cent pro Liter Milch sind schlicht und<br />
ergreifend zu wenig – hier müssen wir<br />
alles tun, um der Tiroler Bauernschaft<br />
zu helfen“, sind sich LH Günther Platter,<br />
Agrarreferent LH-Stv. Josef Geisler<br />
und LH-Stv. Ingrid Felipe einig. Zwar<br />
sei die Lage nicht so dramatisch wie in<br />
Deutschland, doch könnte sich die dortige<br />
Entwicklung auch auf Öster reich<br />
ausweiten. „Im März 2014 erhielten<br />
Milchbauern 46 Cent brutto, aktuell<br />
liegt der Erzeugermilchpreis für gentechnikfreie<br />
Milch bei 27,3 Cent. Das<br />
bedeutet einen Rückgang von fast 40<br />
Prozent – die Lage ist also inzwischen<br />
schon existenzbedrohend“, so LH Platter.<br />
Um den Milchviehbetrieben kurzfristig<br />
zu helfen, übernehmen der Landeskulturfonds<br />
und das Land im Jahr<br />
2016 die Zinsen für laufende Agrarinvestitionskredite.<br />
Der Landeskulturfonds<br />
greift den Bäuerinnen und Bauern mit<br />
rund 640.000 Euro unter die Arme, das<br />
Land Tirol übernimmt Zinszahlungen<br />
in der Höhe von 130.000 Euro.<br />
Unterschriftensammlung<br />
Ab sofort kann jeder auf www.tirolerbauern.at<br />
online unterschreiben.<br />
Hier gibt es auch Unterschriftenlisten<br />
zum Ausdrucken sowie weitere<br />
Infos zu den Forderungen, etwa: garantierte<br />
Gentechnikfreiheit in den<br />
Regalen bei Milch und Milchprodukten;<br />
faire Preise bei Grundnahrungsmitteln;<br />
klare Kennzeichnung<br />
der Herkunft, auch bei Eigenmarken;<br />
oder Aus der Region für die Region.<br />
Auch beim Tag der offenen Hoftüren<br />
am 12. Juni in allen Bezirken werden<br />
die Unterschriftenlisten aufliegen.<br />
RUNDSCHAU Seite 4 8./9. Juni 2016