Gsungen&Gspielt 2/2015
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In der Tiroler Singwoche in Imst werden heuer zum 40. Mal Jung und Alt für das Tiroler Volkslied begeistert.<br />
Idee, das alpenländische, insbesondere<br />
tirolerische Volksliedgut zu fördern und<br />
wieder zu verbreiten, hat doch kaum ein<br />
Land einen so reichen Volksliedschatz<br />
wie Tirol. Ich wollte nicht nur viele<br />
Lieder wieder unter die Leute bringen,<br />
sondern auch auf das Wie des Volksliedsingens,<br />
des Musizierens und Tanzens,<br />
besonders eingehen. Meiner Ansicht<br />
nach kann das Volkslied nur im einfachen<br />
Volkssatz und in einer Singweise,<br />
die sich an der Singtradition (nicht<br />
am Chorgesang) orientiert, zum Leben<br />
kommen. So erstelle ich jedes Jahr ein<br />
neues Liederheft mit ca. 60 Liedern,<br />
zum Großteil mit Tiroler Volksliedern<br />
aus den Sammlungen von Kohl, Pommer,<br />
Wallner etc., mit Volksliedern aus<br />
anderen Alpenländern und auch Chorsätzen<br />
von meist älteren Meistern, besonders<br />
gerne von J. S. Bach. In den<br />
40 Jahren waren das 939 Lieder. Wenn<br />
einige dieser Lieder den Weg ins Volk,<br />
aus dem sie stammen, wieder gefunden<br />
haben oder noch finden werden, sollten<br />
meine Bemühungen nicht umsonst gewesen<br />
sein. Zur 15. Singwoche 1990<br />
entstand als Zusammenfassung der<br />
besten und beliebtesten Lieder der vorhergegangenen<br />
Singwochen das Liederbuch<br />
“Tirolerisch G’sungen“(erhältlich<br />
beim Tiroler Volksmusikverein).<br />
Das Singen erfolgt in der großen Gemeinschaft<br />
(ca. 100 Teilnehmer) und<br />
in kleinen Gruppen, im Frauenchor,<br />
Männerchor und Kinderchor sowie in<br />
Zwei-, Drei- oder Viergesängen. Besonders<br />
wichtig ist mir die Einheit der drei<br />
Bereiche der musikalischen Volkskultur.<br />
So wird neben dem Volksliedsingen<br />
auch das Musizieren und Tanzen in das<br />
Programm aufgenommen. Von Anfang<br />
an war es mein Anliegen, Jung und Alt<br />
in der Singgemeinschaft zu vereinen, es<br />
sollte nicht wie sonst so oft eine Trennung<br />
der Generationen stattfinden. Die<br />
jüngsten Teilnehmer waren vier, die<br />
ältesten über 80. Das Verhältnis zwischen<br />
den Generationen war ein äußerst<br />
freundschaftliches und verständnisvolles.<br />
Eine wichtige Rolle spielt das<br />
Erlebnis der Gemeinschaft im gemeinsamen<br />
Singen, Musizieren und Tanzen.<br />
Viele Teilnehmer werden gerade davon<br />
tief berührt. Ca. 1200 Sänger aus Tirol<br />
und den Nachbarländern haben bisher<br />
teilgenommen.<br />
Einen wichtigen Beitrag zur Volksliedpflege<br />
leisten wohl die vielen „Offenen<br />
Singstunden“, die landauf, landab<br />
veranstaltet werden. Dabei wird in<br />
ungezwungener Atmosphäre oft auch<br />
in einem Wirtshaus unter Anleitung eines<br />
Liedlehrers einfach, ohne viel zu<br />
proben, gesungen. Sie vermögen das<br />
Singen im kleinen, familiären Kreis zu<br />
ersetzen.<br />
Große Singaktionen des TVM wie<br />
„Tirol singt seine Lieder“ werden den<br />
Mitgliedern noch in Erinnerung sein.<br />
Dabei wurden Liederblätter mit Liedern,<br />
die eigentlich bekannt sein sollten,<br />
an den Schulen verteilt. Es gab in den<br />
verschiedenen Bezirken Schulungen für<br />
die Lehrer und schließlich einen großen<br />
Tiroler Singtag vor dem „Goldenen<br />
Dachl“ in Innsbruck, an dem ca. 5000<br />
Kinder teilnahmen.<br />
Das Beste aber wäre, wenn in den Familien<br />
die Eltern oder Großeltern Zeit fänden,<br />
sich um den Stubentisch zu setzen<br />
und mit ihren Kindern immer wieder<br />
einmal ein Lied zu singen.<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 02 | JUNI <strong>2015</strong> 13