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MOTORRAD Classic 10/2016

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SERVICE I<br />

Speichenräder reparieren, Teil 1<br />

Nach dem Ausfädeln<br />

der alten Speichen<br />

ist der Zustand der<br />

Nabe zu kontrollieren<br />

(rechts). Außerdem<br />

nicht vergessen, vor<br />

der Montage der<br />

neuen Speichen die<br />

alten Wuchtgewichte<br />

zu entfernen (rechts<br />

außen)<br />

Bei nur leichter Korrosion<br />

im inneren<br />

Felgenbett lässt sich<br />

der Rost mit einem<br />

Schleifvlies entfernen.<br />

Bei stark beschädigter<br />

Chromschicht<br />

sollte eine neue Felge<br />

her. Zur leichteren<br />

Montage die Speichenlöcher<br />

schmieren<br />

(rechts außen)<br />

Einbau der Innenspeichen<br />

Zur besseren<br />

Orientierung<br />

markiert man mit<br />

Pfeilen die Laufrichtung<br />

des Rades,<br />

und zwar sowohl<br />

auf der Felge als<br />

auch auf der Nabe<br />

Beim Einspeichen<br />

wird die erste Speiche,<br />

auch Schlüsselspeiche<br />

genannt, direkt<br />

neben dem Ventilloch<br />

oder – je nach<br />

Felgenart – auch ein<br />

Loch weiter gegen<br />

den Uhrzeigersinn<br />

eingefädelt<br />

Die „folgenden“<br />

Speichen werden so<br />

in der Nabe montiert,<br />

dass jeweils ein Punzloch<br />

zwischen ihnen<br />

frei bleibt (rechts).<br />

Damit sich der Speichennippel<br />

leicht drehen<br />

lässt, bestreicht<br />

Wolfgang das Gewinde<br />

der Speiche mit<br />

Fett (rechts außen)<br />

vernickeltem Messing hergestellt. In dieses Material<br />

lassen sich sehr genaue Gewinde schneiden.<br />

Zudem können die Speichen nur schwer<br />

festkorrodieren. Messingnippel sind solchen<br />

aus Stahl daher immer vorzuziehen.<br />

Die Felgen bestehen – wie bei unserem Beispielrad<br />

von Honda – oft aus Stahl. Ist Ersatz<br />

nötig, kommt es neben den Größenangaben<br />

auch auf die Felgenkontur (Hochbett, Tiefbett,<br />

Hochschulter u.a.) an. „Bei exotischen Felgen<br />

wie zum Beispiel ‚Halbtiefbett-Felgen‘ sind jedoch<br />

Spezialanfertigungen möglich“, so Wolfgang.<br />

„Wegen der hohen Kosten rechnen sich<br />

diese in der Regel nur für hochpreisige Youngoder<br />

Oldtimer.“ Bei der Originalität der Felgen<br />

werden daher häufig Kompromisse eingegangen<br />

und neuere Konturen erstanden.<br />

Bei Ersatzfelgen ist stets auf die Anzahl und<br />

Ausrichtung der sogenannten Punzlöcher zu<br />

achten. Bei falsch gedimpelten und gelochten<br />

Felgen stimmt zumeist der Speichenwinkel<br />

nicht. Zudem gibt es sogenannte A- und B-Felgen,<br />

wobei man A-Felgen als Normalfelgen bezeichnet.<br />

Bei B-Felgen sind hingegen die Speichenlöcher<br />

spiegelbildlich ausgerichtet und<br />

gebohrt. Achtung: Wer falsche Felgen verbaut,<br />

riskiert gebogene Speichen. Dies führt im Betrieb<br />

unweigerlich zum Speichenbruch. „Die<br />

genauen Maße und Bezeichnungen sind meist<br />

eingeprägt auf der rechten Seite der Felge zu<br />

finden“, weiß Wolfgang. „Normalerweise lassen<br />

sich die notwendigen Infos zu den Felgen<br />

auch dem Werkstatthandbuch entnehmen.“<br />

Ausspeichen<br />

Sind die Vorbereitungen abgeschlossen und<br />

alle Ersatzteile vorhanden, beginnt das Ausspeichen<br />

des Rads. Muss lediglich eine beschädigte<br />

Felge gewechselt werden, weiß Wolfgang<br />

einen Schraubertrick, der insbesondere Hobbyschraubern<br />

zugute kommt, die noch nie eine<br />

Felge gewechselt haben: „Vor dem Ausspeichen<br />

alle Speichenkreuzungen mit Klebeband<br />

umwickeln. Nach dem Lösen aller Speichennippel<br />

lässt sich die Nabe samt den Speichen<br />

dann aus dem Felgenkranz ziehen, ohne dass<br />

das Speichenmuster verloren geht.“ Anschließend<br />

wird die neue Felge in Position und Ausrichtung<br />

der Ventilbohrung wie bei der alten<br />

montiert, und alle Speichen werden wieder angezogen.<br />

Selbstverständlich muss dann noch<br />

die Felge zentriert und der Seiten- und Höhenschlag<br />

korrigiert werden. Die korrekte Vorgehensweise<br />

erklären wir im nächsten Heft.<br />

Achtung: Den Klebeband-Trick nur anwenden,<br />

wenn alle Speichen völlig in Ordnung sind!<br />

Beim Rad der Honda CB 750 kann ihn unser<br />

Profi nicht anwenden, da alle Speichen wegen<br />

Korrosion gewechselt werden müssen. Wolfgang<br />

entfernt daher das Klebeband und fädelt<br />

alle Speichen aus der Nabe aus. Vorher sollte<br />

man sich stets das Speichenbild einprägen.<br />

„Hier hilft man sich am besten mit einer Zeichnung<br />

oder Fotos vom Rad“, rät der Experte. Vor<br />

dem Einspeichen sollten dann noch die Speichengewinde<br />

und Speichenlöcher (auch Punz-<br />

86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />

www.motorrad-classic.de

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