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MOTORRAD Classic 10/2016

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SZENE I<br />

Vergessene Motorradhersteller<br />

Lloyd aus Nürnberg<br />

Der Name Lloyd ist vor allem durch die Bremer Autofirma bekannt. Dass es in<br />

den 1920er-Jahren auch eine Motorradfirma aus Nürnberg mit diesem Namen gab,<br />

wissen heute dagegen nur noch sehr wenige. Was wir hiermit ändern wollen.<br />

Text: Thomas Reinwald; Fotos: Archiv Reinwald<br />

Hecht & Co. hieß ein Nürnberger<br />

Kleinbetrieb, der ab Januar 1923<br />

den deutschen Motorradmarkt<br />

mit seinen Zweirädern bereicherte – angeboten<br />

unter dem Markennamen Lloyd.<br />

Firmengründer von Lloyd waren die<br />

Kaufleute August Hecht und Josef Schlug,<br />

für die technische Realisierung der Motorräder<br />

zeichnete dagegen ein gewisser<br />

Georg Gassmann verantwortlich. Im Gegensatz<br />

zu vielen Zweiradherstellern jener<br />

Jahre gab man sich bei Lloyd nie mit<br />

kleinen Motoren ab. Die Modellpalette<br />

startete mit einer 350er, einer Hubraumklasse,<br />

die damals durchaus schon zur Kategorie<br />

der großen Motorräder zählte. Als<br />

Antrieb der 350er wählten die beiden Geschäftsführer<br />

den seitengesteuerten Viertaktmotor<br />

von JAP, mit einer Höchstleistung<br />

von sieben PS. Mit diesem Antrieb<br />

repräsentierte das Motorrad durchaus<br />

den technisch aktuellen Stand der ersten<br />

Hälfte der 1920er-Jahre. Up to date war<br />

aber nicht nur der Motor, sondern auch<br />

das Fahrwerk, eine einfache Rohrrahmenkonstruktion<br />

mit Pendelgabel, Kettenantrieb<br />

und ungebremstem Vorderrad.<br />

Als Firmenlogo zierte beidseitig der<br />

Schriftzug Lloyd mit einem durchzogenen<br />

Pfeil den Stecktank. Von Anfang an war<br />

das Zweiradgeschäft von Lloyd auf Expansion<br />

ausgerichtet. Stolz verwiesen die<br />

Nürnberger darauf, dass sie mit dem Motorradhaus<br />

Gedü einen namhaften Händler<br />

für den Großraum Berlin und Brandenburg<br />

gewinnen konnten. Weshalb den<br />

Lloyd-Lenkern schon bald nach der Firmengründung<br />

der Sinn nach großvolumigeren<br />

Motorrädern stand. Sie beschlossen,<br />

ihr Modellprogramm noch 1923 mit einer<br />

Maschine für die 500er-Hubraumkategorie<br />

zu erweitern. Die Inhaber August<br />

Hecht und Josef Morhard – Letzterer war<br />

zwischenzeitlich für den ausgeschiedenen<br />

Josef Schlug als Kommanditist eingetreten<br />

– klopften bei BMW in München an<br />

und interessierten sich für den Boxermotor<br />

M II B 15. Die Münchner lieferten ihren<br />

Boxermotor bereits an Victoria für deren<br />

KR I, außerdem stand mit der Präsentation<br />

der R 32 im gleichen Jahr auch noch<br />

das Debüt von BMW als weiterer Motorradanbieter<br />

an. Dennoch sahen die verantwortlichen<br />

Münchner Herren in Lloyd<br />

offenbar keinen ernsthaften Konkurrenten.<br />

Denn die beiden Firmen einigten sich<br />

auf den Verkauf der BMW-Motoren an<br />

Lloyd. Zumindest ein Exemplar des längsliegenden<br />

Boxers wurde auch tatsächlich<br />

in die fränkische Metropole geliefert.<br />

90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />

www.motorrad-classic.de

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