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POMP REIFEN& DONNER<br />
Ursprünglich wollte uns Ducati für diesen<br />
Spezialtest eine mit allerlei Zubehörteilen<br />
gepimpte 1299 Panigale S zur Verfügung<br />
stellen. Das Problem: Der Racingauspuff<br />
hätte die Lärmgrenze von 98 dB (A) für den<br />
Nürburgring massiv gesprengt, testen<br />
unmöglich! Daher rollten wir mit einer<br />
komplett serienmäßigen Maschine an den<br />
Start. Da am aufbereiteten Bike jedoch<br />
einige interessante Teile stecken, möchten<br />
wir unseren Lesern diese Duc nicht vorenthalten.<br />
Leistungsmäßig interessant ist der<br />
Racing auspuff von Akrapovic inklusive angepasstem<br />
Mapping. Die Ducati puncht bis<br />
zum mittleren Drehzahlbereich deutlich<br />
stärker als die Serie (siehe Leistungsdiagramm<br />
unten). Der Haken: Mit knapp 4600<br />
Euro reißt die Komplettanlage ein riesiges<br />
Loch ins Budget. Außerdem donnert sie<br />
nochmals deutlich lauter als ihr ohnehin<br />
schon krachendes Serienpendant. Weil<br />
zudem für hiesige Rennstrecken strikte<br />
Lärmlimits gelten, drängt sich die Frage<br />
nach dem Einsatzgebiet auf. Landstraße?<br />
Forget it!<br />
Praxistauglicher ist da schon die Verkleidungsscheibe.<br />
Sie bietet im Vergleich zur<br />
Serienversion mehr Windschutz und<br />
kostet rund 140 Euro. Ebenfalls unter der<br />
Rubrik praktischer Nutzwert laufen die<br />
mehrfach einstellbaren Fußrasten (980<br />
Euro), der Bremshebelschutz (137 Euro)<br />
und der haftfreudige Racing-Sitz (195 Euro).<br />
Das restliche Zubehör besteht vorwiegend<br />
aus allerlei Karbonabdeckungen<br />
(für Schwinge, Hinterrad, Kupplungsdeckel,<br />
Zündschloss...). Insgesamt stecken<br />
Spezialteile im Wert von über 8200 Euro<br />
an der Panigale. Inklusive dem Listenpreis<br />
fürs Bike (25 990 Euro) kommt die<br />
Duc damit auf über 34 000 Euro. Sehr<br />
reizvoll, doch hierfür muss eine alte Frau<br />
lange stricken.<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
160<br />
2<strong>10</strong><br />
150 Ducati 1299 Panigale S<br />
200<br />
mit Rennauspuff<br />
140 190<br />
148 kW (201 <strong>PS</strong>) bei <strong>10</strong>700/min<br />
130<br />
180 144 Nm bei 8800/min<br />
170<br />
120 160 Ducati 1299 Panigale S<br />
1<strong>10</strong> 150 148 kW (201 <strong>PS</strong>)<br />
140 bei <strong>10</strong> 800/min<br />
<strong>10</strong>0<br />
130 140 Nm<br />
90 bei 8900/min<br />
120<br />
80 1<strong>10</strong><br />
70<br />
<strong>10</strong>0<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
150<br />
40<br />
60<br />
140<br />
50<br />
130<br />
30 40<br />
120<br />
20 30<br />
1<strong>10</strong><br />
20<br />
<strong>10</strong>0<br />
<strong>10</strong><br />
<strong>10</strong><br />
90<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong> 11 12 13 14<br />
Motordrehzahl in 1/min x <strong>10</strong>00<br />
Bei identischer Spitzenleistung (201 <strong>PS</strong>) liefert die mit Racingauspuff<br />
und angepasstem Mapping aufgerüstete Panigale über weite<br />
Strecken wesentlich mehr Punch als das Serienbike – bis zu<br />
14 <strong>PS</strong> und 17 Nm. Eine deutliche Ansage! Allerdings schlägt die<br />
Komplettanlage mit knapp 4600 Euro zu Buche und donnert höllisch<br />
laut. Mutmaßliches Einsatzgebiet sind ausländische Rennstrecken,<br />
da hierzulande strikte Geräuschlimits auf den Pisten<br />
herrschen. Ausnahmen bilden einzelne, limitierte Lärmtage,<br />
die aber meist nur bei besonderen (Renn-) Veranstaltungen anberaumt<br />
werden. Renntrainings-Teilnehmer haben das Nachsehen.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistungsentfaltung („Engine“)<br />
Mit „High“, „Med“ und „Low“ bietet die Motorelektronik drei<br />
unterschiedliche Einstellungen zur Gasannahme/Leistungsentfaltung.<br />
Bei „High“ springt die Duc sehr abrupt ans Gas,<br />
was vor allem in Schräglage etwas zu viel des Guten ist –<br />
selbst auf der Rennstrecke. Auf „Low“ passiert das glatte<br />
Gegenteil: druckloses Ansprechverhalten. Außerdem kappt<br />
diese Stufe die Leistung auf zirka 120 <strong>PS</strong>. Ideal dagegen:<br />
„Med“. Diese Position vereint sanftes Gasanlegen und lustvollen<br />
Antritt.<br />
Semiaktives Fahrwerk („DES“)<br />
Grundsätzlich ist das semiaktive Fahrwerk der Panigale (nur<br />
S-Version) ein großartiges Feature, da es sich unterschiedlichen<br />
Fahrsituationen automatisch anpasst. Insgesamt funktioniert<br />
das sehr, sehr ordentlich. Lediglich auf der letzten Rille<br />
wünschen wir uns vorn und hinten etwas mehr Druckstufendämpfung.<br />
Beispiel Federbein: Beim kräftigen Beschleunigen<br />
in Schräglage wirkt das Heck labil, und der Reifen muss<br />
einen Teil der Dämpfungsarbeit übernehmen. Mit der Folge,<br />
dass der Gummi früh verschleißt und das Laufbild schon<br />
nach kurzer Zeit entsprechende Spuren zeigt. Beim Bremsen<br />
taucht die Gabel dagegen weit ab und arbeitet nahe am<br />
hydraulischen Anschlag. Deshalb stellten wir das Fahrwerk<br />
von „Dynamic“ (semiaktiv) auf „Fixed“ (manuelle Einstellung)<br />
und erhöhten die Dämpfung über das Menü. Auch diese<br />
Werte stehen auf Seite 17. Nun stemmt sich die Duc tapfer<br />
gegen die auftretenden Kräfte, und auch das Reifenlaufbild<br />
sieht super aus.<br />
In schnellen Ecken pendelt die Fuhre jedoch nach wie<br />
vor etwas um die Längsachse. Wie zahlreiche Testfahrten –<br />
unter anderem mit der Werks-Ducati von Davide Giugliano<br />
aus der Superbike-WM – zeigten, ist diese Panigale-Eigenart<br />
16 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2016</strong>