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PS 10/2016

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WHEELIEKONTROLLE (AWS)<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

Der gläserne Pilot:<br />

Die veröffentlichten<br />

Data<br />

Recording-Aufzeich<br />

nungen stammen<br />

von Bradley<br />

Smith und seiner<br />

Tech3-Yamaha<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

5<br />

Die Rubriken zeigen folgende Parameter:<br />

A – Geschwindigkeit (weiß), maximale Öffnung<br />

der Drosselklappen (rot gepunktet), aktuelle<br />

Gasgriffstellung (grün);<br />

B – Geschwindigkeit (rot), Drehzahl des Vorderrads<br />

(weiß), Federweg der Vorderradgabel<br />

(gelb);<br />

C – Wheelieneigung (grün);<br />

D – vom Fahrer abgerufenes Drehmoment<br />

(weiß), bereitgestelltes Drehmoment (rot), von<br />

AWS reduziertes Drehmoment (grün). Die vertikale,<br />

weiß gepunktete Linie in der Mitte der<br />

Grafik kennzeichnet die aktuelle Fahrsituation:<br />

Beim vollen Beschleunigen am Ausgang von<br />

Kurve 5 hinaus auf die Gegengerade des Grand<br />

Prix-Kurses von Jerez hebt das Vorderrad der<br />

Tech3-Yamaha von Bradley Smith vom Boden<br />

ab. 1 Mit dem Abheben vom Asphalt reduzieren<br />

sich die Drehzahl und die Geschwindigkeit<br />

des Vorderrads, die weiße Linie fällt also unter<br />

die rote, die zeigt, dass die Maschine weiter<br />

an Tempo zulegt. Gleichzeitig ist die Gabel nun<br />

komplett ausgefedert. Die AWS registriert<br />

die von zahlreichen Sensoren übermittelten<br />

Signale und erkennt das Wheelie.<br />

2 Die Maschine stellt sich aufs Hinterrad.<br />

Anhand des Neigungswinkels und der Intensität<br />

seiner Veränderung erkennt das System,<br />

ob daraus ein kleines oder großes Wheelie<br />

entsteht und ob ein Eingriff nötig ist, damit<br />

das Vorderrad möglichst schnell wieder Bodenkontakt<br />

bekommt. 3 Grundsätzlich arbeitet<br />

die AWS nach demselben Prinzip wie die TCS,<br />

um das Drehmoment bei Bedarf zu reduzieren.<br />

Bei einem Wheelie wird die Motorpower<br />

aber weit weniger verringert – etwa um zehn<br />

Prozent – , weil das Bike sich hier in aufrechter<br />

Position befindet, während die TCS bereits<br />

in Schräglage, also einem für den Fahrer viel<br />

kritischeren Bereich eingreifen und regeln<br />

muss. 4 Die rot gezackte Linie zeigt, dass<br />

sich die Maschine während einer Runde permanent<br />

in Bewegung und in einem labilen<br />

Zustand befindet, bedingt durch die ständig<br />

wechselnden Fahrmanöver und durch Vibrationen.<br />

5 Der Fahrer dreht das Gas immer<br />

etwas zurück, wenn seine Maschine ein<br />

Wheelie macht, das heißt, er verliert dadurch<br />

Zeit. Deshalb würden die Elektronik-Spezialisten<br />

seines Teams für einen solchen Fall<br />

das Mapping der Wheeliekontrolle am liebsten<br />

umschreiben, damit der Pilot den Gashahn<br />

künftig geöffnet lassen kann.<br />

Einstellungen von einer Kurve zur<br />

nächsten und vielen weiteren Finessen<br />

wie Staatsgeheimnisse gehütet wurden,<br />

gibt Magneti Marelli jetzt erstmals<br />

einen Einblick in den Datenstrom, der<br />

die MotoGP-Bikes steuert. Die Italiener<br />

haben Data Recording-Aufzeichnungen<br />

veröffentlicht, die veranschaulichen<br />

sollen, wie die Einheitselektronik die<br />

Fahrer unterstützt, wenn sie am Start<br />

aus dem Stand voll beschleunigen,<br />

in die Kurven bremsen oder am Kurvenausgang<br />

die 250 <strong>PS</strong> der MotoGP-<br />

Raketen abrufen. Am Beispiel von<br />

Yamaha-Tech3-Pilot Bradley Smith<br />

und dessen Daten vom Grand Prix in<br />

Jerez zeigt Mag neti Marelli, wie die<br />

wichtigsten Bestandteile der Elektronik,<br />

also Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle,<br />

elektronische Motorbremse<br />

und Launch Control eingreifen. Für die<br />

ersten drei Elemente wurden die Daten<br />

in Kurve 5 aufge zeichnet, der 130 km/h<br />

schnellen Rechts vor der Gegengerade<br />

(siehe Skizze auf der letzten Seite).<br />

Die entsprechenden Grafiken in dieser<br />

Geschichte sollen verdeutlichen, wie<br />

das elektronische Gehirn der MotoGP-<br />

Renner auf die unterschiedlichen<br />

Fahrsituationen reagiert. Ein weiteres<br />

Element der Einheitselektronik ist das<br />

nicht abgebildete Anti-Jerk-System, zuständig<br />

für eine weiche Gasannahme.<br />

Bradley Smith, derzeit auf Rang 16<br />

der WM-Tabelle registriert, gehört zu<br />

den Fahrern, die der Einheitselektronik<br />

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