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WHEELIEKONTROLLE (AWS)<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
Der gläserne Pilot:<br />
Die veröffentlichten<br />
Data<br />
Recording-Aufzeich<br />
nungen stammen<br />
von Bradley<br />
Smith und seiner<br />
Tech3-Yamaha<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
5<br />
Die Rubriken zeigen folgende Parameter:<br />
A – Geschwindigkeit (weiß), maximale Öffnung<br />
der Drosselklappen (rot gepunktet), aktuelle<br />
Gasgriffstellung (grün);<br />
B – Geschwindigkeit (rot), Drehzahl des Vorderrads<br />
(weiß), Federweg der Vorderradgabel<br />
(gelb);<br />
C – Wheelieneigung (grün);<br />
D – vom Fahrer abgerufenes Drehmoment<br />
(weiß), bereitgestelltes Drehmoment (rot), von<br />
AWS reduziertes Drehmoment (grün). Die vertikale,<br />
weiß gepunktete Linie in der Mitte der<br />
Grafik kennzeichnet die aktuelle Fahrsituation:<br />
Beim vollen Beschleunigen am Ausgang von<br />
Kurve 5 hinaus auf die Gegengerade des Grand<br />
Prix-Kurses von Jerez hebt das Vorderrad der<br />
Tech3-Yamaha von Bradley Smith vom Boden<br />
ab. 1 Mit dem Abheben vom Asphalt reduzieren<br />
sich die Drehzahl und die Geschwindigkeit<br />
des Vorderrads, die weiße Linie fällt also unter<br />
die rote, die zeigt, dass die Maschine weiter<br />
an Tempo zulegt. Gleichzeitig ist die Gabel nun<br />
komplett ausgefedert. Die AWS registriert<br />
die von zahlreichen Sensoren übermittelten<br />
Signale und erkennt das Wheelie.<br />
2 Die Maschine stellt sich aufs Hinterrad.<br />
Anhand des Neigungswinkels und der Intensität<br />
seiner Veränderung erkennt das System,<br />
ob daraus ein kleines oder großes Wheelie<br />
entsteht und ob ein Eingriff nötig ist, damit<br />
das Vorderrad möglichst schnell wieder Bodenkontakt<br />
bekommt. 3 Grundsätzlich arbeitet<br />
die AWS nach demselben Prinzip wie die TCS,<br />
um das Drehmoment bei Bedarf zu reduzieren.<br />
Bei einem Wheelie wird die Motorpower<br />
aber weit weniger verringert – etwa um zehn<br />
Prozent – , weil das Bike sich hier in aufrechter<br />
Position befindet, während die TCS bereits<br />
in Schräglage, also einem für den Fahrer viel<br />
kritischeren Bereich eingreifen und regeln<br />
muss. 4 Die rot gezackte Linie zeigt, dass<br />
sich die Maschine während einer Runde permanent<br />
in Bewegung und in einem labilen<br />
Zustand befindet, bedingt durch die ständig<br />
wechselnden Fahrmanöver und durch Vibrationen.<br />
5 Der Fahrer dreht das Gas immer<br />
etwas zurück, wenn seine Maschine ein<br />
Wheelie macht, das heißt, er verliert dadurch<br />
Zeit. Deshalb würden die Elektronik-Spezialisten<br />
seines Teams für einen solchen Fall<br />
das Mapping der Wheeliekontrolle am liebsten<br />
umschreiben, damit der Pilot den Gashahn<br />
künftig geöffnet lassen kann.<br />
Einstellungen von einer Kurve zur<br />
nächsten und vielen weiteren Finessen<br />
wie Staatsgeheimnisse gehütet wurden,<br />
gibt Magneti Marelli jetzt erstmals<br />
einen Einblick in den Datenstrom, der<br />
die MotoGP-Bikes steuert. Die Italiener<br />
haben Data Recording-Aufzeichnungen<br />
veröffentlicht, die veranschaulichen<br />
sollen, wie die Einheitselektronik die<br />
Fahrer unterstützt, wenn sie am Start<br />
aus dem Stand voll beschleunigen,<br />
in die Kurven bremsen oder am Kurvenausgang<br />
die 250 <strong>PS</strong> der MotoGP-<br />
Raketen abrufen. Am Beispiel von<br />
Yamaha-Tech3-Pilot Bradley Smith<br />
und dessen Daten vom Grand Prix in<br />
Jerez zeigt Mag neti Marelli, wie die<br />
wichtigsten Bestandteile der Elektronik,<br />
also Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle,<br />
elektronische Motorbremse<br />
und Launch Control eingreifen. Für die<br />
ersten drei Elemente wurden die Daten<br />
in Kurve 5 aufge zeichnet, der 130 km/h<br />
schnellen Rechts vor der Gegengerade<br />
(siehe Skizze auf der letzten Seite).<br />
Die entsprechenden Grafiken in dieser<br />
Geschichte sollen verdeutlichen, wie<br />
das elektronische Gehirn der MotoGP-<br />
Renner auf die unterschiedlichen<br />
Fahrsituationen reagiert. Ein weiteres<br />
Element der Einheitselektronik ist das<br />
nicht abgebildete Anti-Jerk-System, zuständig<br />
für eine weiche Gasannahme.<br />
Bradley Smith, derzeit auf Rang 16<br />
der WM-Tabelle registriert, gehört zu<br />
den Fahrern, die der Einheitselektronik<br />
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