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Es gilt das Sprichwort:<br />

„Wer hoch zielt, schießt<br />

weit.“ Dennoch sollten<br />

Sie zum Einstieg nicht<br />

zu viel for<strong>de</strong>rn. Damit<br />

riskieren Sie eine<br />

Blocka<strong>de</strong>haltung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsrats.<br />

sich auch die Auswirkungen: Ist die Erreichung<br />

eines Maximalziels bei gleichzeitigem<br />

Minimalziel <strong>de</strong>s Betriebsrats<br />

wirklich ein gutes Ergebnis? Drastische<br />

Nie<strong>de</strong>rlagen <strong>de</strong>s Betriebsrats rächen<br />

sich häufi g.<br />

Legen Sie außer<strong>de</strong>m die Höhe <strong>de</strong>r<br />

Einstiegsfor<strong>de</strong>rung fest. Hier gilt zwar<br />

oft: Wer hoch zielt, schießt weit. Es besteht<br />

allerdings auch das Risiko, <strong>de</strong>n<br />

Verhandlungspartner zu verärgern und<br />

eine Blocka<strong>de</strong>haltung zu provozieren.<br />

An<strong>de</strong>rerseits wür<strong>de</strong>n Sie bei einer For<strong>de</strong>rung,<br />

die nur knapp an <strong>de</strong>r Grenze <strong>de</strong>s<br />

für Sie Vertretbaren liegt, auch <strong>de</strong>n Unwillen<br />

<strong>de</strong>r Gegenseite auf sich ziehen,<br />

da <strong>de</strong>r Betriebsrat natürlich einen Verhandlungserfolg<br />

verbuchen will. Etwas<br />

Spielraum muss daher noch drin sein.<br />

Es gilt also, eine Einstiegsfor<strong>de</strong>rung zu<br />

fi n<strong>de</strong>n, die nicht abschreckt, aber noch<br />

Verhandlungsspielraum erlaubt.<br />

Stellen Sie dann ein Verhandlungsteam<br />

zusammen. Wichtig ist, dass es<br />

einen Verhandlungsführer gibt, <strong>de</strong>r<br />

das Gespräch eröffnet und nach Unterbrechungen<br />

das Wort ergreift. Er muss<br />

kein betriebsbezogenes Fachwissen haben<br />

und sollte eher aus <strong>de</strong>m operativen<br />

Bereich kommen. Außer<strong>de</strong>m gilt es, notwendige<br />

Informationen zusammenzustellen.<br />

Halten Sie alle benötigten Daten<br />

bereit sowie nach Möglichkeit eine Aufstellung,<br />

was eine Verzögerung <strong>de</strong>r Einigung<br />

kosten wür<strong>de</strong>. Um die Verhandlung<br />

zügig zu einem En<strong>de</strong> zu bringen, ist es<br />

zu<strong>de</strong>m sinnvoll, von vornherein mehrere<br />

Termine zu vereinbaren. Zu guter<br />

Letzt ist es fast immer zu empfehlen,<br />

dass Sie einen ersten Entwurf einer Ver-<br />

07 / 12 personalmagazin<br />

einbarung schon für <strong>de</strong>n ersten Termin<br />

vorbereiten. Der Grund: Es ist schwierig,<br />

ein vom Betriebsrat überreichtes Dokument<br />

umzuschreiben. Löschungen und<br />

Streichungen provozieren nämlich Abwehrhaltungen.<br />

Denn auch für die Verhandlungen<br />

mit <strong>de</strong>m Betriebsrat gilt das<br />

Spirchwort: „Wer schreibt, <strong>de</strong>r bleibt.“<br />

Die Verhandlungsphasen<br />

Die Verhandlungen selbst sollten in<br />

strukturierten Phasen geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie beginnen mit einem Warm-up, um<br />

ein positives Gesprächsklima zu schaffen.<br />

Dann folgt eine Phase, in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

formelle Rahmen <strong>de</strong>fi niert wird. Klären<br />

Sie die Zuständigkeiten und Kompetenzen<br />

Ihres Gegenübers und <strong>de</strong>fi nieren<br />

Sie, welche Themen Gegenstand <strong>de</strong>r Verhandlung<br />

sind und welcher Sachverhalt<br />

zugrun<strong>de</strong> liegt. Wie kam es überhaupt zu<br />

<strong>de</strong>m Konfl ikt? Geben Sie <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

die Möglichkeit, <strong>de</strong>n Sachverhalt aus<br />

seiner Sicht darzustellen. Hierbei ist es<br />

wichtig, dass Sie zwischen <strong>de</strong>n Zeilen<br />

lesen, um herauszufi n<strong>de</strong>n, welche Interessen<br />

er mit seinem Anliegen wirklich<br />

verfolgt. Und es ist wichtig, ihn dabei<br />

nicht abzuschnei<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn damit punkten<br />

Sie auf <strong>de</strong>r Beziehungsebene.<br />

Danach geht es in die eigentliche Verhandlung,<br />

also in die Argumentationsphase.<br />

Optimalerweise wer<strong>de</strong>n dabei die<br />

einzelnen strittigen Punkte nacheinan<strong>de</strong>r<br />

besprochen und jeweils mit Sachargumenten<br />

pro und contra hinterlegt. In<br />

dieser Phase spielt die eigentliche Musik<br />

<strong>de</strong>r Verhandlung. Wer hier die besseren<br />

Argumente liefert, wird letztlich<br />

erfolgreich sein. Unser Tipp ist daher,<br />

die Verhandlung strikt gemäß <strong>de</strong>n vier<br />

Grundprinzipien <strong>de</strong>s „Harvard Negotiation<br />

Concept“durchzuführen. Diese lauten<br />

wie folgt:<br />

Erstens: Unterschei<strong>de</strong>n Sie zwischen<br />

<strong>de</strong>r Beziehungs- und <strong>de</strong>r Sachebene.<br />

Zweitens: Im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>r Verhandlungen<br />

sollten die wirklichen Interessen<br />

stehen, also die tatsächlichen<br />

Ziele <strong>de</strong>r jeweiligen Parteien – und nicht<br />

die eingenommenen Positionen.<br />

Drittens: Häufi g hilft es, <strong>de</strong>n Verhandlungsgegenstand<br />

zu erweitern, um <strong>de</strong>n<br />

Interessen <strong>de</strong>r Gegenseite gerecht wer<strong>de</strong>n<br />

zu können.<br />

Viertens: Suchen Sie nach objektiven<br />

und neutralen Kriterien, die für Ihre Lösung<br />

sprechen.<br />

In <strong>de</strong>r fi nalen Phase <strong>de</strong>r Verhandlung<br />

steltt sich schließlich heraus, ob es zu<br />

einer Einigung kommt o<strong>de</strong>r nicht. Ist dies<br />

<strong>de</strong>r Fall, sollten Sie die Vereinbarung<br />

sogleich vollständig fi nalisieren und<br />

wasserdicht abfassen o<strong>de</strong>r – sofern dies<br />

nicht <strong>de</strong>r Fall ist – die weiteren Schritte<br />

vorbereiten.<br />

Das Windhundrennen gewinnen<br />

Ist eine Einigung mit <strong>de</strong>m Betriebsrat<br />

nicht möglich, be<strong>de</strong>utet dies zumeist,<br />

die Einigungsstelle anzurufen. Dort<br />

kommt <strong>de</strong>m Einigungsstellenvorsitzen<strong>de</strong>n<br />

meist die „spielentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>“ Rolle<br />

zu. Wenn aus Arbeitgebersicht absehbar<br />

wird, dass eine Vereinbarung mit <strong>de</strong>m<br />

Betriebsrat nicht getroffen wer<strong>de</strong>n kann,<br />

sollten Sie schnell sein.<br />

Bei gerichtlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

insbeson<strong>de</strong>re über die Person<br />

<strong>de</strong>s Vorsitzen<strong>de</strong>n müssen Sie das so genannte<br />

Windhundrennen gewinnen. Das<br />

be<strong>de</strong>utet: Derjenige, <strong>de</strong>r zuerst <strong>de</strong>n Antrag<br />

an das Arbeitsgericht stellt, obsiegt<br />

mit seinem Vorschlag. Hiervon gehen<br />

wohl die meisten Gerichte aus. Alternativ<br />

kann das Gericht bei einem Streit<br />

um <strong>de</strong>n Einigungsstellenvorsitzen<strong>de</strong>n eine<br />

dritte Person vorschlagen. Daher ist<br />

es wichtig, dass Sie eine solche Person<br />

bereits vorab angesprochen haben und<br />

dass Sie signalisieren können, dass Ihr<br />

zweiter Favorit tatsächlich zur Verfügung<br />

stün<strong>de</strong>. In diesem Fall besteht eine<br />

gute Chance, dass ihr zweiter Favorit<br />

eingesetzt wird.<br />

DR. CHRISTOPHER JORDAN und<br />

DR. ALEXANDER BISSELS sind Fachanwälte<br />

für Arbeitsrecht bei CMS Hasche<br />

Sigle in Köln.<br />

Bei Fragen wen<strong>de</strong>n Sie sich bitte an daniela.furkel@personalmagazin.<strong>de</strong><br />

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