Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
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E1 − Kommentar Desinfektion<br />
gering gehalten werden. Außerdem sollten die Art <strong>und</strong> der Umfang der Desinfektionsmaßnahmen<br />
den Erfordernissen angepasst werden.<br />
Ein ideales Desinfektionsmittel gibt es nicht. Alle Mittel haben ihre Vor- <strong>und</strong> Nachteile,<br />
<strong>und</strong> sie können jeweils nur <strong>für</strong> bestimmte Zwecke verwendet werden. Unter den<br />
Wirkstoffen zeichnet sich der Formaldehyd durch ein breites Wirkungsspektrum aus.<br />
Er ist zugleich verhältnismäßig unempfindlich gegen Belastungen (wie z. B. Blut) <strong>und</strong><br />
mit nahezu allen Materialien verträglich. Seine Anwendung wird in erster Linie durch<br />
den beißenden <strong>und</strong> stechenden Geruch eingeschränkt. Bisher stehen außer Formaldehyd<br />
<strong>und</strong> Glutardialdehyd (letzterer mit gewissen Einschränkungen) keine anderen<br />
chemischen Desinfektionsmittel zur Verfügung, die ein breites Wirkungsspektrum besitzen<br />
<strong>und</strong> zugleich auch in Gegenwart von Blut zuverlässig wirken. Sofern es die zu<br />
desinfizierenden Materialien zulassen, können die Präparate, die Substanzen mit aktivem<br />
Chlor enthalten (z. B. Chloramin T), eine Alternative sein, allerdings nur dann,<br />
wenn die Wirkstoffmenge ausreichend groß ist <strong>und</strong> die Kontamination im Desinfektionsmittel<br />
dispergiert wird. Ein breites Wirkungsspektrum besitzen auch die Präparate<br />
mit aktivem Sauerstoff bzw. die Präparate, die Persäuren enthalten. Bei dieser Präparateklasse<br />
ist jedoch zu beachten, dass sie zur Desinfektion von merklich mit Blut kontaminierten<br />
Flächen <strong>und</strong> von porösen Oberflächen (z. B. rohem Holz) nicht geeignet<br />
ist.<br />
4 Spezielle Hinweise<br />
Die im 3. Teil zusammengefassten speziellen Hinweise wurden nach Anwendungsgebieten<br />
gegliedert. Falls das eine oder andere Gebiet nicht aufgeführt sein sollte, so ist,<br />
wie es im einleitenden Satz heißt, „sinngemäß zu verfahren“.<br />
Die Händedesinfektion ist eines der wichtigen Anwendungsgebiete der chemischen<br />
Desinfektion; sie wurde daher in der Besprechung allen anderen Themen vorangestellt.<br />
Sie ist aber auch eines der schwierigsten Anwendungsgebiete, weil sich raue Flächen<br />
wie die Haut mit ihren Klüften <strong>und</strong> Rissen schwer desinfizieren lassen <strong>und</strong> weil die<br />
Mittel rasch wirken müssen, damit das Desinfektionsverfahren nicht allzu lästig ist. Im<br />
wissenschaftlichen Sinne ist die Händedesinfektion nur eine Verminderung der Keimzahl<br />
um einen bestimmten Mindestbetrag. Sterilität lässt sich auf diese Weise nicht erreichen,<br />
auch nicht bei der sog. chirurgischen Händedesinfektion. Kontaminierte Objekte<br />
bzw. Objekte, die vor einer Kontamination geschützt werden müssen, sollten aus<br />
diesen Gründen nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Wenn irgend möglich,<br />
sollen dabei keimdichte Schutzhandschuhe getragen <strong>und</strong> (bzw. oder) Hilfsmittel wie<br />
Zangen, Pinzetten <strong>und</strong> Spatel benutzt werden. Wenn die Hände merklich oder sichtbar<br />
kontaminiert sind, muss die Verunreinigung vor der eigentlichen Händedesinfektion<br />
zunächst mit Zellstoff oder ähnlichem abgenommen werden.<br />
Für die Haut- <strong>und</strong> Händedesinfektion sind die Alkohole von besonderer Bedeutung.<br />
Sie müssen allerdings in hoher Konzentration angewendet werden, um auf die erforderlichen<br />
kurzen Einwirkungszeiten zu kommen. Der Alkoholgehalt dieser Desinfektionsmittel<br />
ist so groß, dass bei ihrer Handhabung Brandgefahren beachtet werden müssen.<br />
− Die Alkohole haben leider gegenüber einigen Viren keine ausreichende Wirkung.<br />
Müssen bei der hygienischen Händedesinfektion auch die resistenteren Viren inaktiviert<br />
werden, so ist dies bei der Wahl des Mittels besonders zu berücksichtigen. In der<br />
Liste des B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamtes ist <strong>für</strong> die hygienische Händedesinfektion als Mittel<br />
mit dem Wirkungsbereich B (Viren) nur das Chloramin T verzeichnet.<br />
<strong>Richtlinie</strong> <strong>Krankenhaushygiene</strong><br />
Elsevier, Urban & Fischer, München<br />
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