f+h fördern und heben 6/2016
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AUS DER FORSCHUNG<br />
Der Trend wird weiter wachsen<br />
Fraunhofer IML präsentiert Analyse zur IT-Architektur in der Intralogistik<br />
Für die Verwaltung <strong>und</strong> Führung zeitgemäßer, IT-unterstützter Lager<br />
genügt eine autonom agierende Software heutzutage nicht mehr. Mittlerweile<br />
arbeiten verschiedene Expertensoftwarelösungen im Verb<strong>und</strong>, um<br />
möglichst viele funktionale Bereiche abzudecken. Die Kombination solcher<br />
Systeme <strong>und</strong> deren daraus resultierende Zusammenarbeit rücken immer<br />
mehr in den Fokus intralogistischer Planungen. Mitarbeiter des Fraunhofer<br />
IML haben jetzt die IT-Architektur in der Intralogistik untersucht.<br />
al- <strong>und</strong> Informationsflüsse, speziell auf dem<br />
Gebiet der Automatisierungstechnik, in intralogistischen<br />
Förder- <strong>und</strong> Lageranlagen in<br />
komplexen Systemverb<strong>und</strong>en. Die Ansprüche<br />
an die Gestaltung dieser Intralogistik-IT-<br />
Komplexe sind dementsprechend hoch. Um<br />
Effizienzsteigerungen im internen Güterfluss<br />
erzielen zu können, müssen IT-Architektur<br />
<strong>und</strong> Materialflusssteuerung passgenau auf<br />
die individuellen Anforderungen des jeweiligen<br />
Projekts abgestimmt werden. Das gegenseitige<br />
Beeinflussen <strong>und</strong> Bedingen von IT sowie<br />
Lager- <strong>und</strong> Fördertechnik ist dabei unumgänglich.<br />
Daher sollte bei der Planung ein<br />
funktionsfähiges Top-Down-Bottom-Up-<br />
Wechselspiel zwischen beiden Instanzen<br />
etabliert werden.<br />
Erfolgs- <strong>und</strong> Entscheidungskriterien<br />
Die Suche nach Erfolgsfaktoren für die Gestaltung<br />
von Systemen der Materialflusssteuerung<br />
stellte zwei Fragen in den Vordergr<strong>und</strong>:<br />
Wie können Systeme der Materialflusssteuerung<br />
gestaltet werden? Und:<br />
Welche Entscheidungen haben Einfluss auf<br />
die Gestaltung? Die im Rahmen von Primär-<br />
<strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>äranalysen erarbeiteten<br />
Ergebnisse unterscheiden sich in „Erfolgskriterien“<br />
<strong>und</strong> „Entscheidungskriterien“.<br />
Die wichtigsten Erfolgskriterien bei der<br />
Gestaltung von Systemen der Materialflusssteuerung<br />
sind: Definition von Anforderungen<br />
<strong>und</strong> Prozessbeschreibungen, Abgrenzung<br />
aller im Intralogistik-IT-Verb<strong>und</strong> eingesetzten<br />
Systeme, Definition von Schnitt-<br />
Der Stellenwert der IT-Unterstützung in<br />
der Intralogistik wird immer größer. Infolge<br />
fortschreitender (Teil-)Automatisierung<br />
werden immer komplexere Lager- <strong>und</strong><br />
Distributionssysteme von stetig weiterentwickelter<br />
Warehouse-Management-Software<br />
gesteuert, kontrolliert <strong>und</strong> optimiert.<br />
Die IT in der Intralogistik steigert die Effizienz<br />
im Lagerbetrieb <strong>und</strong> bedeutet für Unternehmen<br />
im lagertechnischen Auswahlprozess<br />
einen wichtigen Faktor, welcher<br />
auch in Zukunft noch weiter wachsen wird.<br />
Das Team „warehouse logistics“ des<br />
Fraunhofer-Instituts für Materialfluss <strong>und</strong><br />
Logistik IML in Dortm<strong>und</strong> hat vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> die IT-Architektur in der Intralogistik<br />
untersucht <strong>und</strong> Faktoren, die zu einer<br />
erfolgreichen Gestaltung von Systemen<br />
der Materialflusssteuerung führen, bestimmt.<br />
Um relevante Planungsvorgehen für<br />
die Gestaltung intralogistischer IT-Systeme<br />
zu ermitteln, dienten Projektdokumente aus<br />
dem Umfeld des Instituts als Gr<strong>und</strong>lage.<br />
Gängige Architekturen intralogistischer Systemverb<strong>und</strong>e<br />
wurden in diesem Zuge offengelegt<br />
<strong>und</strong> Interviews mit Experten auf dem<br />
Gebiet der Intralogistik-IT geführt.<br />
Wenn auch gleich Expertenstimmen die<br />
Informationstechnik in der Intralogistik als<br />
wichtig erachten, rückt diese bei der Realisierung<br />
von Materialflusssystemen oftmals in<br />
den Hintergr<strong>und</strong>. Dies stellte auch das Team<br />
„warehouse logistics“ während der Untersuchungen<br />
fest. In der Realität steht meistens<br />
die Orientierung am Produktions- bzw. Materialfluss<br />
im Fokus. Dabei agieren Informationstechnologien<br />
zur Steuerung der Materistellen,<br />
bidirektionale Kommunikation<br />
zwischen den Systemen (Handshake-Verfahren),<br />
Top-Down-Bottom-Up-Design sowie<br />
Projektmanagement <strong>und</strong> -marketing.<br />
Bei der Bestimmung von Entscheidungskriterien<br />
wurden Faktoren betrachtet, anhand<br />
derer Entscheidungen getroffen werden,<br />
die Auswirkungen auf die Gestaltung<br />
von Systemen der Materialflusssteuerung<br />
haben. Da das Ausmaß der Auswirkungen<br />
auf die Gestaltung der Systeme variiert,<br />
wurden die definierten Kriterien in harte<br />
<strong>und</strong> weiche unterschieden.<br />
Die harten Entscheidungskriterien bilden<br />
die K.-o.-Kriterien. Sie üben direkten Einfluss<br />
auf die Gestaltung von Systemen der<br />
Materialflusssteuerung aus <strong>und</strong> geben feste<br />
Richtlinien vor, die im Projekt unter allen<br />
Umständen eingehalten werden müssen.<br />
Harte Entscheidungskriterien sind: Wirtschaftlichkeit,<br />
Einhaltung gesetzlicher Vorgaben,<br />
hinreichende funktionale Abdeckung,<br />
ausreichende System-Performance,<br />
zusätzliche konkrete K<strong>und</strong>enwünsche.<br />
Die weichen Entscheidungskriterien stehen<br />
den harten ergänzend gegenüber. Sie<br />
sind nur von Bedeutung, wenn die harten<br />
Entscheidungskriterien erfüllt <strong>und</strong> weitere<br />
Entscheidungen zwischen gleichwertigen<br />
Ausführungen erforderlich sind. Bei Überschneidungen<br />
oder Unstimmigkeiten bestimmen<br />
die harten Entscheidungskriterien,<br />
die weichen werden außer Acht gelassen.<br />
Die beiden am häufigsten auftretenden<br />
weichen Entscheidungskriterien sind persönliche<br />
Einschätzungen der planenden<br />
<strong>und</strong> umsetzenden Experten <strong>und</strong> die Vermeidung<br />
von Lieferantenbrüchen.<br />
Ausrichtung der intralogistischen<br />
IT-Architektur<br />
Nur wenige Planungsvorgehen für Materialflusssysteme<br />
oder IT-Systeme sind wissenschaftlich<br />
oder normativ festgehalten, z. B.<br />
die 7-Stufen-Planungssystematik, VDI 5200,<br />
VDI 2206 oder Aris. Es gibt jedoch keine<br />
standardisierte, branchenweit beachtete<br />
Herangehensweise oder Richtlinie, nach<br />
der ein intralogistischer IT-Systemverb<strong>und</strong><br />
12 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2016</strong>