antriebstechnik 1-2/2016
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antriebstechnik 1-2/2016
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19174<br />
1-2<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Februar <strong>2016</strong><br />
Steuern und<br />
Automatisieren<br />
Abgestimmtes Antriebssystem mit<br />
explosionsgeschützten Motoren<br />
Nachgefragt<br />
Was erwarten Sie für die<br />
Antriebstechnik in <strong>2016</strong>?<br />
Elektromotoren<br />
Radnabenmotoren für ersten<br />
ferngesteuerten Geräteträger<br />
Special<br />
Predictive Maintenance –<br />
Instandhaltung der Zukunft?
Organ des FVA e.V. im VDMA<br />
Getriebe und Getriebemotoren<br />
TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />
19174<br />
2015<br />
Marktübersicht und umfassender Einkaufsführer Sonderausgabe<br />
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<strong>antriebstechnik</strong><br />
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Marktübersicht (1x jährlich)<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
19174<br />
1-2<br />
2014<br />
Die gesamte<br />
Antriebstechnik<br />
in 100 Tabellen<br />
Firmenverzeichnis:<br />
Alle wichtigen<br />
Informationen von<br />
über 900 Anbietern<br />
+<br />
Produktgruppen:<br />
Bremsen<br />
Motoren Messen und Prüfen<br />
Dichtungen<br />
Antriebselemente<br />
Kupplungen<br />
Lager und Führungen<br />
Schmierung Steuern und Regeln<br />
Dienstleistungen<br />
ANT_AG_2014_99_Handbuch_001 1 05.12.2014 11:10:38<br />
Wälz- und Gleitlager<br />
Bewährte ABEG-Methode nun auch<br />
für Gleitlager eingeführt<br />
Getriebe/Getriebemotoren<br />
Getriebelösungen für die<br />
Matterhorn-Gotthard-Bahn<br />
Elektromotoren<br />
So helfen DC-Motoren in der<br />
modernen Krebstherapie<br />
Special: Industrie 4.0<br />
Was bringt Industrie 4.0<br />
für die Antriebstechnik?<br />
ANT_AG_2014_01-02_001 1 23.01.2014 12:11:43<br />
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Name/Vorname<br />
Position<br />
Firma<br />
Abteilung<br />
Straße oder Postfach<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/E-Mail<br />
Datum, Unterschrift<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100<br />
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.engineering-news.net<br />
„<strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
EDITORIAL<br />
DER<br />
ANTRIEB<br />
■ Sicher ■ Flexibel ■ International<br />
Antriebe unter die<br />
Lupe nehmen<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
wie war es denn früher? Der Bediener kannte seine Maschine in- und<br />
auswendig, das kleinste Geräusch fiel im direkt auf. Und solange das<br />
„Baby“ schnurrte, war alles okay. Kam es doch einmal zum Stillstand,<br />
wurde das defekte Bauteil ersetzt und die Produktion anschließend<br />
fortgesetzt. Das kostete meist jede Menge Zeit und Geld. Erst moderne<br />
Systeme, die den Job der menschlichen Sinnesorgane übernahmen,<br />
um Fehler möglichst früh zu entdecken, brachten den Umbruch.<br />
Condition Monitoring heißt das Zauberwort, also die Zustandsüberwachung<br />
basierend auf einer regelmäßigen Erfassung des Maschinenzustandes<br />
durch Messung und Analyse physikalischer Größen. So<br />
lassen sich z. B. aus Körperschall Informationen über den Zustand von<br />
Zahnkontakten oder Wälzlagerlaufbahnen gewinnen. Sicherheit und<br />
Maschineneffizienz konnten so deutlich erhöht werden.<br />
Nun kursiert ein neues „Zauberwort“ durch Maschinenbau und<br />
Instandhaltungsabteilungen: Predictive Maintenance. Und tatsächlich<br />
gewähren neue Methoden einen noch tieferen und besseren Einblick<br />
in den Zustand von Maschine und Bauteil. Lagen dem Maschinenbauer<br />
bisher lediglich angenommene Lastkollektive zur Lebensdauerberechnung<br />
zugrunde, die der realen Belastung einer Maschine im<br />
täglichen Gebrauch nicht entsprachen, ermöglicht Predictive Maintenance<br />
nun mit modernster Software und Sensorik eine mitlaufende<br />
Lebensdauerkalkulation. Predictive Maintenance ist also ein wichtiger<br />
Baustein in der Industrie-4.0-Umgebung und<br />
wird als neue Instandhaltungsstrategie<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnen.<br />
Erfahren Sie im Special „Predictive Maintenance“<br />
ab Seite 47, wie moderne Instandhaltung<br />
im Umfeld der Antriebstechnik<br />
funktioniert. Vielleicht nehmen<br />
Sie dann zukünftig ihre Antriebe<br />
noch genauer unter<br />
die Lupe?<br />
Dirk Schaar<br />
d.schaar@vfmz.de<br />
Das<br />
Getriebe<br />
■ Starke Lagerung<br />
■ Geräuscharmer Lauf<br />
■ Hohe Leistungsdichte<br />
Der<br />
Motor<br />
■ Hohe Effizienz<br />
■ Weltweite Standards<br />
■ Alle Einsatzbedingungen<br />
Die<br />
Antriebselektronik<br />
■ Kompakte Bauform<br />
■ Einfache Inbetriebnahme<br />
■ Skalierbare Funktionalitäten<br />
Weiter Leistungsbereich<br />
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INHALT<br />
16<br />
30<br />
36<br />
Sicherheit hat oberste Priorität:<br />
Gefahrlose Trainingseinheiten in der<br />
Luftfahrt-Industrie<br />
Die Position entscheidet: Effizienteres<br />
An-/Ausfahren durch optimierte Postion<br />
hydrostatischer Anhebebohrungen<br />
100 000 Umdrehungen pro Minute:<br />
High-Speed-Getriebe für hohe<br />
Leistungs anforderungen<br />
EDITORIAL<br />
3 Antriebe unter die Lupe nehmen<br />
FVA-AKTUELL<br />
5 Aktuelles von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
7 FVA verleiht Nils Weber den Hans-Winter-Preis – ein<br />
Interview<br />
MAGAZIN<br />
8 Märkte, Unternehmen, Personalien und Veranstaltungen<br />
12 Was erwarten Sie für die Branche Antriebstechnik in <strong>2016</strong>?<br />
74 Vor 125 Jahren wurde die Kugelfräsmaschine von<br />
Friedrich Fischer patentiert<br />
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
14 TITEL Geprüftes und abgestimmtes Antriebssystem mit<br />
explosionsgeschützten Motoren<br />
16 Geräteschutzschalter ermöglichen gefahrlose<br />
Trainingseinheiten in der Luftfahrt-Industrie<br />
19 Produkt-Highlights<br />
20 High-Speed-Frequenzumrichter für einen<br />
Premium-Spindelhersteller<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
22 Kundenspezifische Motoren für den Antrieb von<br />
Mittelspannungs-Schaltgeräten<br />
24 Radnabenmotoren für die ersten ferngesteuerten<br />
Geräteträger mit elektrischem Fahrantrieb<br />
26-27 Produkt-Highlights<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
28 Interview mit Michael Preinerstorfer zur<br />
Umstrukturierung bei NSK Europe<br />
30 Effizienteres An-/Ausfahren durch optimierte Postion<br />
hydrostatischer Anhebebohrungen<br />
33-35 Produkt-Highlights<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
36 High-Speed-Getriebe für hohe Leistungs anforderungen<br />
und extreme Einsatzbedingungen<br />
40 Einkonus-Synchronring aus Stahl kommt ohne zusätzliche<br />
Reibbeläge aus<br />
39-41 Produkt-Highlights<br />
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
42 Leistungswiderstände – neue Lösungen für<br />
neue Anforderungen<br />
45-46 Produkt-Highlights<br />
SPECIAL PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
47 Predictive Maintenance – Instandhaltung der Zukunft?<br />
48 Intelligente Getriebeüberwachung reduziert<br />
Produktionskosten<br />
50 Prozesssicherheit durch umfassende<br />
Zustandsüberwachungn<br />
52 Vorausschauende Zustandsüberwachung in Zeiten<br />
von Industrie 4.0<br />
54 Anlagen und Maschinen müssen langfristig gesehen<br />
miteinander kommunizieren<br />
56 Kontinuierliche Zustandsüberwachung steigert<br />
Anlagenverfügbarkeit und Produktivität<br />
59 Der Nutzen von Predictive Maintenance<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
60 Numerische Untersuchung der Zerspankräfte für das<br />
kontinuierliche Wälzschleifen<br />
66 Positionsmessfehler in Servoantrieben<br />
RUBRIKEN<br />
17 Impressum<br />
27 Inserentenverzeichnis<br />
75 Vorschau auf Heft 03/2015<br />
SPECIAL<br />
Predictive<br />
Maintenance<br />
Maschinen vernetzen,<br />
automatisiert steuern<br />
und in Echtzeit<br />
über wachen, das sind die<br />
heutigen und zukünftigen Aufgaben der vorausschauenden<br />
Wartung. Welche Rolle nimmt hier die Antriebstechnik ein?<br />
Trends und Produkte stehen im Fokus 47<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
FVA AKTUELL<br />
FVA auf dem Weg in die Zukunft<br />
Die jährliche Informationsveranstaltung der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. (FVA), die vom 2. bis 3. Dezember<br />
2015 in Würzburg stattfand, verzeichnete mit rund 650 Teilnehmern<br />
aus 130 Unternehmen der Branche sowie aus mehr als 40<br />
Forschungsinstituten einen neuen Teilnehmerrekord. „Das ist<br />
ein überzeugender Beleg für die Attraktivität und Netzwerkqualität<br />
der Veranstaltung“, resümierte Dr. Arbogast Grunau,<br />
Senior Vice President Corporate R&D Competence & Services<br />
der Schaeffler Technologies AG und Vorsitzender der FVA. In 39<br />
Fachvorträgen wurde über<br />
die laufenden Forschungsprojekte<br />
Bericht erstattet.<br />
Insgesamt blickt die FVA<br />
auf ein erfolgreiches Jahr<br />
mit 220 Forschungsprojekten<br />
zurück, verbunden mit<br />
einem finanziellen Gesamtvolumen<br />
von 13,2 Mio.<br />
EUR. Unter dem Motto<br />
„FVA 50+ – Gemeinsam in<br />
die Zukunft“ hat sich die<br />
Forschungsvereinigung mit<br />
der Strategieinitiative 50+<br />
auf den Weg gemacht, die<br />
Weichen für die Zukunft zu<br />
stellen. In diesem Zusammenhang konnten sich die Teilnehmer<br />
über den Stand des Technologie-Roadmappings, der in Zukunft<br />
eine bessere strategische Forschungssteuerung ermöglichen<br />
soll, sowie über die Vision, die Mission und die Kernwerte der<br />
FVA informieren. Ziel dieser Aktivitäten ist es, die Organisation<br />
auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten: „Wir in<br />
der FVA analysieren die zukünftigen Herausforderungen und<br />
machen sie damit fit für die Zukunft“, so Bernhard Hagemann,<br />
stellvertretender Geschäftsführer der FVA.<br />
DIE RÜCKKEHR<br />
DER X DRIVES.<br />
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FVA AKTUELL<br />
Systemlebensdauerprüfung II<br />
Getriebe werden häufig unter Lastkollektivbeanspruchung<br />
betrieben und unterliegen sehr langen Laufzeiten. Eine<br />
vollständige Absicherung der gesamten Laufzeit im Versuch<br />
ist daher nicht möglich. Im Vorgänger vorhaben FVA 554 I,<br />
„Systemlebensdauerprüfung I“ wurden<br />
Forschungsvorhaben Methoden zur Lastkollektivraffung<br />
unter Beibehaltung des maßgebenden<br />
FVA 554 II<br />
Schadens mechanismus untersucht.<br />
IGF-Nr. 17347 N/1<br />
Damit kann eine Raffung der Prüflaufzeit<br />
im Vergleich zur beabsichtigten Einsatzzeit ca. um den<br />
Faktor 10 erfolgen, wenn Versuche bis zum Eintritt eines<br />
Schadens durchgeführt werden.<br />
Entwickelt wurde somit ein Modell zur Planung und Bewertung<br />
von verkürzten Lebensdauer prüfungen. Mit diesem können<br />
auch Versuchsreihen ausgewertet werden, welche nicht bis zum<br />
Eintritt eines Schadensereignisses durchgeführt werden. Mithilfe<br />
der entwickelten Methoden zur Anwendung bei verkürzten<br />
Versuchsläufen ist eine weitere Raffung möglich. Die Prüfzeitverkürzung<br />
hängt von den getroffenen Annahmen, der Modellgenauigkeit<br />
und dem Umfang der geplanten experimentellen<br />
Unter suchungen ab. Basierend auf den beschriebenen Methoden<br />
wurde ein Vor gehensmodell zur vergleichenden Bewertung<br />
verkürzter Lebensdauerprüfungen abgeleitet. Zur Entwicklung<br />
dieses Vorgehensmodells wurden die Bereiche „Statistik“,<br />
Adaptives Effizienz- und Temperaturmanagement<br />
von Antriebssystemen<br />
Die in diesem Projekt erarbeitete Betriebsstrategie sieht zum<br />
einen die Minderung der Gesamtverluste im Antriebssystem<br />
vor, zum anderen wird auch die thermische Belastung der<br />
leistungselektronischen Komponenten gemindert. Hierzu<br />
nutzt sie im Wechselrichter die Möglichkeit, die Schalt frequenz<br />
und das Modulationsverfahren im laufenden Betrieb zu<br />
variieren. In der elektrischen Maschine wird die Flussverkettung<br />
betriebspunktabhängig angepasst. Durch eine<br />
Erweiterung des Antriebssystems um<br />
einen DC/DC-Wandler ist es möglich,<br />
zusätzlich die Zwischenkreisspannung<br />
als Optimierungsparameter hinzuzuziehen.<br />
Für den DC/DC-Wandler<br />
Forschungsvorhaben<br />
FVA 633 II<br />
IGF-Nr. 19 LN<br />
wurden ebenfalls wirkungsgradoptimale Regelungsstrategien<br />
erarbeitet und eingebunden, um den Komponentenwirkungsgrad<br />
möglichst optimal einzustellen. Diese wurden simulationsgestützt<br />
entwickelt und untersucht. Anschließend wurden<br />
diese messtechnisch erfolgreich validiert.<br />
Durch die optimale thermische Ausnutzung kann eine<br />
Skalierung der Chipfläche erfolgen, wodurch ein Produktionskostenvorteil<br />
erzielt werden kann. Weiter kann durch die<br />
wirkungsgradsteigernden Maßnahmen eine Reichweitenvergrößerung<br />
der verwendeten Traktionsbatterie erreicht<br />
werden, wodurch wiederum eine kleinere Batterie<br />
aus reichend und dadurch eine Kosteneinsparung erzielt<br />
werden kann.<br />
Das IGF-Vorhaben 19 LN der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
e.V. wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur<br />
Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines<br />
Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Kontakt: Alexander Rassmann, Tel 069-6603- 18 20<br />
Autor: Dennis Kaczorowski, Institut für Antriebssysteme und<br />
Leistungselektronik der Uni Hannover<br />
„Berechnung“ und „Werkstoff“ betrachtet. Für die Bereiche<br />
„Statistik“ und „Berechnung“ wurde jeweils eine aussagekräftige<br />
Kenngröße hinsichtlich der erwarteten L ebensdauer ermittelt.<br />
Damit ist eine umfassende Planung von verkürzten Lebensdauerprüfungen<br />
möglich. Mithilfe der Ergebnisse des Bereichs „Werkstoff“<br />
für die exemplarisch untersuchte Schadensart Grübchen<br />
scheint darüber hinaus eine Auswertung der durchgeführten<br />
Versuche im Hinblick auf die zu erwartende Restlebensdauer<br />
auch vor Eintritt eines Schadens möglich. Insgesamt kann somit<br />
die betriebssichere Auslegung und experimentelle Absicherung<br />
von Antriebs systemen weiter entwickelt und verbessert werden.<br />
Das IGF-Vorhaben 17347 N/1 der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. wurde über die AiF im Rahmen des Programms<br />
zur Förderung der Industriellen Gemeinschafts forschung (IGF) vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines<br />
Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Kontakt: Dirk Arnold, Tel 069-6603-1632<br />
Autor: Michael Hein, TU München Forschungsstelle für Zahnräder<br />
und Getriebebau, FZG, Garching<br />
Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e. V.<br />
Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt<br />
Tel.: 069 / 6603-1515<br />
E-Mail: info@fva-net.de<br />
Internet: www.fva-net.de<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
INTERVIEW I AKTUELL<br />
„Ein Nischenthema begeistert“<br />
FVA verleiht Nils Weber den Hans-Winter-Preis – ein Interview<br />
Im Rahmen der FVA-Infotagung im<br />
Dezember 2015 in Würzburg<br />
wurde Dipl.-Ing. Nils Weber,<br />
Institut für Maschinenkonstruktion<br />
und Tribologie (IMKT) der<br />
Universität Hannover, der<br />
Hans-Winter-Preis der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V.<br />
verliehen. Chefredakteur<br />
Dirk Schaar wollte wissen, welchen<br />
Stellenwert die Auszeichnung für<br />
den Preisträger hat.<br />
Herr Weber, was bedeutet für Sie die<br />
Verleihung des Hans-Winter-Preises?<br />
Er bedeutet mir für meine wissenschaftliche<br />
Arbeit sehr viel, insbesondere weil es zeigt,<br />
dass es ein großes Interesse an der<br />
Erforschung und Verbesserung von<br />
Fahrzeuggetrieben gibt. Neben den<br />
großen Themen, wie z. B. Zahnräder und<br />
Wälzlager, ist mein Thema der Synchronisierungen<br />
schon ein ziemliches<br />
Nischenthema. Gerade deshalb freut es<br />
mich sehr, dass dieses spezielle Thema in<br />
der Lage ist, das Publikum auf der<br />
FVA-Infotagung zu überzeugen.<br />
In diesem Jahr wurde der Preis für die<br />
Erforschung der Synchrodynamik in<br />
Doppelkupplungs- und Handschaltgetrieben<br />
vergeben. Was haben Sie<br />
erforscht?<br />
Das Forschungsvorhaben befasst sich mit<br />
der Ermittlung und Messung von Bauteilbewegungen<br />
von Synchronringen. In<br />
Fahrzeuggetrieben werden Synchro nisierungen<br />
zum Angleich unterschiedlicher<br />
Drehzahl während des Schaltvorgangs<br />
genutzt. Prinzip bedingt weisen die<br />
Bauteile einer Synchronisierung Spiel auf.<br />
Durch unterschiedliche Anregungen, wie<br />
z. B. Differenzdrehzahlen oder Winkelbeschleunigungen,<br />
können sich diese<br />
Bauteile innerhalb dieses Spiels bewegen.<br />
Wir haben uns zunächst auf die Bewegungen<br />
des Synchronrings in axialer Richtung<br />
konzentriert. Nach ersten optischen<br />
Untersuchungen mittels einer Hochgeschwindigkeitskamera<br />
in einem Seriengetriebe<br />
haben wir die Ringbewegung mit<br />
Wirbelstromsensoren auf dem Prüfstand<br />
aufgezeichnet und analysiert.<br />
Wie tragen Ihre Ergebnisse dazu bei, die<br />
Antriebstechnik in der Praxis effizienter<br />
zu machen?<br />
Wie in der kompletten Antriebstechnik ist<br />
insbesondere bei der Entwicklung und<br />
Verbesserung von Fahrzeuggetrieben eine<br />
stetige Steigerung des Wirkungsgrads und<br />
somit eine Reduzierung des Energiebedarfs<br />
notwendig. Neben der Reduzierung<br />
der durch die Bauteilbewegungen entstehenden<br />
Verluste, steht die Reduzierung<br />
des Verschleißes und somit eine Erhöhung<br />
der Lebensdauer im Fokus. Der erste Teil<br />
des Forschungsvorhabens ermöglicht<br />
einen Einblick in die komplexen Zusammenhänge<br />
zwischen den dynamischen<br />
Effekten und den umgebenden Bedingungen,<br />
die in einem Fahrzeuggetriebe auftreten<br />
können. Neben den Umgebungsbedingungen<br />
wie Drehzahlen oder Winkelbeschleunigungen<br />
haben wir uns auch die<br />
Einbausituation des Synchronrings und<br />
seine Einflüsse auf das Bewegungsverhalten<br />
angeschaut.<br />
Gibt es bereits konkrete Anwendungen, in<br />
denen Ihre Ergebnisse zum Tragen<br />
kommen?<br />
Noch stehen wir am Anfang. Der erste Teil<br />
des Vorhabens hat sich mit dem Aufbau<br />
einer geeigneten Messtechnik beschäftigt.<br />
In dem derzeit laufenden zweiten Teil<br />
werden erste Ansätze einer Simulation der<br />
Ringbewegung mit einer gleichzeitigen<br />
Erweiterung der Messtechnik durchgeführt.<br />
Erste Erkenntnisse bezüglich der<br />
Einbausituation können jedoch bereits in<br />
der Praxis angewendet werden.<br />
Wo sehen Sie weiteren Forschungsbedarf?<br />
Weiterer Forschungsbedarf besteht auf<br />
jeden Fall in der messtechnischen<br />
Erfassung der Ringbewegungen sowie<br />
die Integration der Wegmesstechnik in<br />
ein Gesamtgetriebe.<br />
www.fva-net.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 7
MAGAZIN<br />
PERSONALIEN<br />
Nach einem neuen Geschäftsführer in<br />
diesem Jahr hat der Hersteller von maritimer<br />
Antriebstechnik Reintjes, Hameln, nun auch<br />
einen neuen Leiter für den weltweiten<br />
Vertrieb bekommen. Die Stelle wird seit<br />
November 2015 von Christoph Dytert<br />
bekleidet. Der 47-jährige Diplomingenieur<br />
des Schiffmaschinenbaus war zuletzt Sales- und Marketingleiter<br />
bei dem Offshore-Anlagenbauer Menck in Kaltenkirchen.<br />
Davor war er u. a. bei Zeppelin, MAN B+W (heute<br />
MAN Diesel+Turbo) und Schuler beschäftigt. In seiner neuen<br />
Funktion will er eigenen Angaben zufolge mit seiner<br />
Mannschaft „als Impulsgeber im Markt auftreten.“ Dytert ist<br />
verheiratet und hat vier Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren.<br />
Den Posten des neuen Geschäftsführers bei Reintjes hatte im<br />
Januar 2015 Klaus Deleroi von Christian Schliephack übernommen.<br />
<br />
Ein Generationenwechsel steht im Vorstand<br />
des Mechatronik-Konzerns Wittenstein<br />
bevor: Vorstandsmitglied Karl-Heinz Schwarz<br />
(Bild) wird das Unternehmen zum Geschäftsjahresende<br />
am 1. April verlassen. Zum<br />
gleichen Datum werden mit Anna-Katharina<br />
Wittenstein, Dirk Haft, Erik Roßmeißl und<br />
Bernd Schimpf vier Führungskräfte aus dem Unternehmen in<br />
den Vorstand berufen. Der Vorstandsvorsitzende Dieter Spath<br />
wird voraussichtlich zum 1. Oktober <strong>2016</strong> seinen Posten<br />
abgeben. Bereits bei seinem Wechsel zu Wittenstein im Jahr<br />
2013 hatte Spath erklärt, er verstehe sich als „Brückenbauer<br />
im Familienunternehmen Wittenstein für die nächste<br />
Generation.“ <br />
Der Limburger Antriebstechnikspezialist<br />
Harmonic Drive hat zum Jahresbeginn<br />
Bernhard Wührl als neuen Gesamtvertriebsleiter<br />
eingesetzt. Zuvor war der 53-Jährige in<br />
dem Unternehmen seit Januar 2015<br />
Abteilungsleiter Konstruktion & Entwicklung<br />
Servotechnik. Seine Schwerpunkte in der<br />
neuen Position sieht er in der Umsetzung strategischer<br />
Vertriebsziele, dem Ausbau bei den Getriebelösungen und in<br />
der Absatzförderung im Segment der Servoprodukte. Unter<br />
seiner Leitung soll der vor einem Jahr im Unternehmen<br />
eingeführte Branchenvertrieb vorangetrieben werden. <br />
Der Regel-, Antriebs- und Lufttechnik-Hersteller<br />
Ziehl-Abegg, Künzelsau, hat ein neues<br />
Vorstandsmitglied berufen. Die Funktion des<br />
Vorstands Produktion hat ab sofort<br />
Klaus Weiß inne, wie der Aufsichtsrat des<br />
Unternehmens mitteilte. Der promovierte<br />
Maschinenbauingenieur ergänzt nun bei<br />
Ziehl-Abegg das bisher dreiköpfige Vorstandsgremium, zu<br />
dem der Vorsitzende Peter Fenkl (Vorstand Vertrieb), Achim<br />
Curd Rägle (Finanzen) und Norbert Schuster (Entwicklung)<br />
gehören. Der gebürtige Westfale Klaus Weiß studierte an der<br />
TH Karlsruhe mit den Schwerpunkten Strömungsmaschinen<br />
und Fertigungstechnik. Seine Promotion legte er an der<br />
TH Darmstadt am Lehrstuhl Turbomaschinen ab. <br />
Wilhelm Herm. Müller feiert<br />
100-jähriges Jubiläum<br />
Es gibt nicht viele Unternehmen, die zwei Weltkriege, eine<br />
Weltwirtschaftskrise, die Ölkrise und vieles mehr überdauert<br />
haben. Das Unternehmen Wilhelm Herm. Müller aus Garbsen<br />
bei Hannover ist eines davon. Vor genau 100 Jahren, im Januar<br />
1916, gründete Wilhelm Hermann Müller das gleichnamige<br />
Unternehmen, das heute nationale und internationale Kunden<br />
mit mechanischen Antriebselementen, Schwerpunkt Zahnriementechnik,<br />
sowie mit Gummi- und Kunststoff-Produkten beliefert.<br />
Die Kombination aus mehreren Jahrzehnten Erfahrung<br />
in der Antriebstechnik und auf dem Gebiet der Zugmittelgetriebe,<br />
der langjährige internationale Vertrieb und die enge<br />
Verzahnung mit Zahnriemenherstellern bis in die Entwicklungsabteilungen<br />
hinein ermöglichen Müller eine hohe Entwicklungskompetenz<br />
und einen schnellen Service vor Ort.<br />
Zum Jubiläum am 12. Januar blickten die zwei Geschäftsführer<br />
Michael Ellinger und Ulrich Roßner mit ihren 100 Mitarbeitern<br />
nicht nur auf die eigene Geschichte, sondern auch in eine sehr<br />
positive Zukunft.<br />
www.whm.de<br />
ebm-papst kauft Elektronikspezialisten Ikor<br />
Die ebm-papst-Gruppe, Hersteller<br />
von Motoren und Ventilatoren aus<br />
Mulfingen in Baden-Württemberg,<br />
hat zum Jahresbeginn eine Mehrheitsbeteiligung<br />
an dem spanischen<br />
Elektronikspezialisten Ikor erworben.<br />
Schwerpunkt dieses 1981 gegründeten<br />
Unternehmens ist die Entwicklung<br />
und Herstellung von kundenspezifischen<br />
elektronischen Steuerungen<br />
und Regelungen für Industrieanwendungen.<br />
Neben Fertigungs- und Entwicklungsstandorten<br />
in Spanien hat<br />
Ikor auch Fertigungsstandorte in China<br />
und Mexiko. Das Unternehmen<br />
hat weltweit rund 600 Mitarbeiter und<br />
erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz<br />
von rund 60 Mio. EUR. ebmpapst<br />
erwartet durch die Übernahme<br />
neue Marktpotenziale in China und<br />
Nordamerika. Zuvor hatten die beiden<br />
Unternehmen bereits einige Jahre<br />
zusammengearbeitet. Über die Kaufsumme<br />
wurde Stillschweigen vereinbart.<br />
www.ebmpapst.com<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
Übernahme von Industrie- und<br />
Windgetriebesparte perfekt<br />
Die Kartellbehörden haben<br />
grünes Licht gegeben:<br />
Am 1. Dezember<br />
2015 hat das Unternehmen<br />
ZF von Bosch Rexroth<br />
das Industrie- und<br />
Windgetriebegeschäft mit<br />
1 200 Mitarbeitern in Witten,<br />
Peking und Lake Zurich<br />
(USA) übernommen.<br />
Über den Kaufpreis wurde<br />
Stillschweigen vereinbart.<br />
Für ZF bedeutet die Akquisition<br />
den Einstieg ins<br />
Geschäft mit großen Industriegetrieben,<br />
die etwa<br />
in Ölbohrplattformen,<br />
Minenfahrzeugen, Tunnelbohrmaschinen<br />
oder<br />
Seilbahnen zum Einsatz kommen. Die Produktlinien werden im<br />
neuen ZF-Geschäftsfeld Industriegetriebe mit Sitz in Witten zusammengefasst.<br />
Zudem ist Witten Produktionsstandort des bestehenden<br />
ZF-Geschäftsfeldes Windkraft-Antriebstechnik, das seinen Hauptsitz<br />
im belgischen Lommel hat. Am Standort Peking werden Getriebe<br />
für die Windkraft-Sparte produziert. Im Windgetriebegeschäft baut<br />
ZF durch die Übernahme seine Produktpalette mit Getrieben für<br />
Anlagen bis 8 MW aus. Leiter des Geschäftsfeldes Industriegetriebe<br />
wurde Christoph Kainzbauer.<br />
www.zf.com<br />
3406/BI/502/2<br />
Düsseldorf, 23. – 27. Februar<br />
METALWORKING<br />
POWERYOURBUSINESS<br />
WEICHENSTELLER<br />
haben ihre Produktionstechnik im Griff und wissen immer<br />
genau, an welchen Stellschrauben gedreht werden<br />
muss, um noch bessere Ergebnisse zu produzieren.<br />
Alle Fakten von Hardware und Software begeistern hier<br />
ebenso wie neue Verfahren und Technologien. Metallbearbeitung<br />
in seiner gesamten Vielfalt entlang der<br />
Wertschöpfungskette: zum Greifen nahe und live unter<br />
Strom auf der METAV <strong>2016</strong>. Fast Forward …<br />
It’s your show!<br />
WEG stärkt sein Vertriebsteam<br />
Michael Orant Oliver Voß<br />
Der Antriebstechnik-Spezialist<br />
WEG hat vier neue Verbtriebsmitarbeiter<br />
eingestellt. Michael<br />
Orant ist nun als Vertriebsingenieur<br />
Automation & Drives<br />
Systems für den Vertrieb von<br />
Frequenzumrichtern, Softstartern<br />
und Servoreglern im<br />
nord-, mittel und ostdeutschen<br />
Raum verantwortlich. Er war zuletzt Senior Project Manager bei<br />
Mitsubishi Electric. Um das Geschäft in Norddeutschland kümmert<br />
sich Oliver Voß als Vertriebsingenieur Nord für Frequenzumrichter,<br />
Motoren, Schaltgeräte und Getriebemotoren. Er war<br />
vorher Account Manager OEM bei Rockwell. Dominic Osswald,<br />
zuständig für den Vertrieb von Niederspannungsschaltgeräten,<br />
wird Bayern, Baden-Württemberg und das Saarland betreuen. Er<br />
war davor im Innen- und Außendienst bei der Handelsvertretung<br />
e.t.v. Habig tätig. Den<br />
Vertrieb für Motoren, Umrichter,<br />
Schaltgeräte und Getriebemotoren<br />
in Bayern übernimmt<br />
Vertriebsingenieur<br />
Volker Hammon. Vor seinem<br />
Wechsel zu WEG war er Projektingenieur<br />
bei Siemens.<br />
www.weg.net<br />
Dominic Osswald<br />
Volker Hammon<br />
QUALITY<br />
AREA<br />
MEDICAL<br />
AREA<br />
MOULDING<br />
AREA<br />
ADDITIVE MANUFACTURING<br />
AREA<br />
19. Internationale Messe für<br />
Technologien der Metallbearbeitung<br />
VERANSTALTER:<br />
VDW – Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e. V.<br />
Tel.: +49 69 756081- 0 • Fax: +49 69 756081-74 • metav@vdw.de<br />
www.metav.de<br />
Ideeller Träger<br />
supporting organisation<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 9<br />
VDW.indd 1 15.01.<strong>2016</strong> 07:43:18
MAGAZIN<br />
Veranstaltungs-Tipps<br />
ein Service von <strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Thema Termin Ort Veranstalter/Anmeldung<br />
Ermüdungsverhalten metallischer Werkstoffe 29. - 02.03.<strong>2016</strong> Siegen DGM<br />
O-Ring Dichtungen - Auslegung, Einsatzgrenzen<br />
und Anwendungen<br />
01. - 02.03.<strong>2016</strong> Oberstenfeld O-Ring Prüflabor Richter<br />
Wege zu energieeffizienten elektrischen Antriebssystemen 08. - 09.03.<strong>2016</strong> Garching FVA<br />
Kongress/<br />
Tagung<br />
Seminar<br />
Workshop<br />
Messe<br />
Sonstiges<br />
n<br />
n<br />
n<br />
Praxisbezogene Auslegung von Reglern 08. - 10.03.<strong>2016</strong> Essen Haus der Technik<br />
4. Tribologie- und Schmierstoffkongress 09. - 10.03.<strong>2016</strong> Würzburg FVA<br />
Bruchmechanische Berechnungsmethoden 16. - 18.03.<strong>2016</strong> Freiberg DGM<br />
Sensorlose Regelung von Synchron-Reluktanz- und<br />
PM-Synchronmaschinen bis Stillstand<br />
17.03.<strong>2016</strong> München Haus der Technik<br />
n<br />
n<br />
n<br />
n<br />
Ob Kongress, Tagung, Seminar oder Messe – was sonst noch los ist in der Welt der Antriebstechnik, finden Sie in unserem<br />
Terminkalender auf www.<strong>antriebstechnik</strong>.de – Hier finden Sie auch die Direktkontakte zu unseren Veranstaltungs-Tipps.<br />
Joint Venture im Handelsgeschäft<br />
Die Arntz Optibelt-Gruppe, Hersteller von Hochleistungs-Antriebsriemen, und die Desch Antriebstechnik<br />
(DAT) wollen die Tochtergesellschaft Desch Power Transmission Center (DPC) als Joint Venture führen. Die<br />
40 Mitarbeiter werden weiterhin am Standort Arnsberg im Sauerland tätig sein, teilten die Unternehmen mit.<br />
Optibelt und DPC hatten schon zuvor im Zulieferbereich zusammengearbeitet. Nun soll das Metallsortiment<br />
von DPC das Antriebsriemenprogramm von Optibelt ergänzen und seine Stellung in Europa als Anbieter von<br />
Standard-Antriebselementen stärken. Die Produktpalette von DPC umfasst Standard- und Sonderkeilscheiben,<br />
Zahnriemenscheiben, Keilriemen und Zahnriemen, elastische und starre Kupplungen, Anschraubnaben<br />
sowie Taperlock-Buchsen.<br />
www.optibelt.com<br />
Neue aktualisierte Ausgabe des Wälzlagerkatalogs<br />
ist erhältlich<br />
Mit einer neuen Ausgabe bringt NSK den Gesamtkatalog<br />
für Wälzlager auf den aktuellsten<br />
Stand. Enthalten sind alle zuletzt vorgestellten<br />
Produkte. Aufgrund der jüngsten Überarbeitung<br />
kann der Katalog als Leitfaden bei Engineering-<br />
und Spezifizierungsaufgaben in allen<br />
Bereichen der Fertigung und des Maschinenbaus<br />
herangezogen werden. Neue Informationen<br />
liefert der Katalog u. a. zum NSKHPS-Sortiment<br />
von Wälzlagern im „High Performance Standard“, das um Rillenkugellager,<br />
Zylinderrollenlager, Präzisions-Schrägkugellager und<br />
Axial-Schrägkugellager erweitert wurde. Ebenfalls enthalten sind<br />
Informationen über Gehäuselagereinheiten, Lagergehäuse (einschließlich<br />
der neuesten Serien SNN und SD), Zylinderrollenlager<br />
für Seilscheiben, vierreihige Walzenzapfenlager für Schienenfahrzeuge,<br />
Kugeln, Rollen und diverses Zubehör. Der Katalog steht<br />
online unter www.nsk-literature.com/en/rolling-bearings zur Verfügung.<br />
Die Druckausgabe (RB/B/E/06.15-E1102K) kann auf der<br />
Website unter der Rubrik Downloads unter www.nskeurope.de<br />
bestellt werden. Der zunächst englischsprachige Katalog wird in<br />
den kommenden Monaten auch in anderen Sprachen bereitgestellt.<br />
www.nskeurope.de<br />
PI übernimmt niederländischen Partner<br />
Der Karlsruher Positioniertechnik-Spezialist Physik Instrumente<br />
(PI) hat die Mehrheit am niederländischen Unternehmen Applied<br />
Laser Technology (ALT) erworben. Das Unternehmen firmiert nun<br />
unter PI Benelux und bedient weiterhin Kunden in den Niederlanden,<br />
Belgien und Luxemburg. Zuvor war ALT seit der Gründung vor mehr<br />
als 30 Jahren Händler für Präzisionspositioniersysteme von PI.<br />
Neben Dick Moerman (Bild l.), der bereits vor der Übernahme zur<br />
Geschäftsführung gehörte, wurde Markus Spanner, Geschäftsführer<br />
Finanzen und Controlling der PI-Gruppe, in die Leitung von PI Benelux<br />
berufen. Erik Keune (2. v.r.), der bisher zweiter Unternehmensleiter<br />
war, hat nun die Funktion des Key Account Managers. Außerdem<br />
zum Team gehören Marja van den Bosch (2. v.l.), Jeroen van de Velde<br />
(3. v.l.) und Erik Reichardt (r.).<br />
www.pi.de<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
MAGAZIN<br />
Cebit:<br />
IoT lenkt Blick auf<br />
IT-Sicherheit<br />
IoT (Internet of<br />
Things) ist derzeit<br />
ein wichtiges<br />
Trend thema<br />
der Digital-Branche.<br />
Es ermöglicht<br />
neue Geschäftsprozesse,<br />
verlangt aber auch ein<br />
erhöhtes Maß an Sicherheitsvorkehrugen.<br />
Doch Unternehmen<br />
können sich schützen.<br />
Wie dies gelingt, zeigt<br />
der Schwerpunkt „Business<br />
Security“ auf der kommenden<br />
CeBIT vom 14. bis<br />
18. März <strong>2016</strong> in Hannover.<br />
Dort laden zwei Informationsforen<br />
und die Anbieter<br />
von An tivirus-Systemen,<br />
E-Mail- Sicherheit sowie<br />
Cloud & Internet Security<br />
bis hin zu Netzwerk-Sicherheit<br />
zum „Sicherheits-<br />
Check“ in die Messehalle 6<br />
ein.<br />
www.cebit.de<br />
Braucht Industrie 4.0 eine intelligente Vernetzung?<br />
Industrie 4.0 wird nicht nur in<br />
der Fertigungstechnologie Innovationen<br />
anstoßen, auch<br />
die Automatisierungsbranche<br />
selbst wird in den kommenden<br />
Jahren elementare Veränderungen<br />
durchlaufen. Dabei<br />
fällt es vielen Akteuren der<br />
Automatisierungsbranche jedoch<br />
schwer, sich von gewohnten<br />
Herangehensweisen<br />
zu verabschieden. Immer<br />
wieder erkenne ich bei Gesprächspartnern<br />
die Wunschvorstellung,<br />
Industrie 4.0 im<br />
Alleingang zu schaffen, der<br />
Erste zu sein, die Nase vorn zu<br />
haben. Auf der anderen Seite<br />
gibt es immer noch Bereiche,<br />
in denen die Entwicklung<br />
noch gar nicht angekommen<br />
ist. Bosch Rexroth hat hier eine<br />
dezidiert andere Richtung<br />
eingeschlagen. Gemeinsam<br />
mit Partnern aus der IT-Welt<br />
loten wir systematisch die Potenziale<br />
von Industrie 4.0 aus<br />
und erweitern mit einer Vielzahl<br />
kleiner Schritte unsere<br />
Erfahrungen. Diese fließen<br />
Dr. Steffen Haack<br />
ist Mitglied des Vorstands mit<br />
Zuständigkeit für die Business<br />
Unit Industrial Applications und<br />
Koordination im Vertrieb der<br />
Bosch Rexroth AG<br />
dann in neue Antriebs- und<br />
Steuerungslösungen ein, insbesondere<br />
in die Entwicklung<br />
von Schnittstellen zur IT-Welt.<br />
Aus unserer, also der Sicht der<br />
Automatisierungsbranche, ist<br />
ein Großteil des Weges bereits<br />
erfolgreich zurückgelegt:<br />
Bosch Rexroth bietet für Industrie<br />
4.0 ein umfangreiches<br />
Portfolio an intelligenten und<br />
offenen Lösungen, von intelligenter<br />
Antriebstechnik über<br />
funktionelle und performante<br />
Steuerungstechnik bis hin zu<br />
einem breiten Softwareportfolio<br />
für das Engineering.<br />
Wenn aber viele Automatisierungsaufgaben<br />
bereits gelöst<br />
sind: Warum hinkt die Umsetzung<br />
von Industrie 4.0 in den<br />
Fabriken und Werkshallen so<br />
weit hinterher? Die Antwort:<br />
Die Lücke zwischen Industrie-<br />
und IT-Welt ist längst<br />
noch nicht geschlossen. Um<br />
hier die Umsetzungsgeschwindigkeit<br />
zu erhöhen, arbeitet<br />
Bosch Rexroth in zahlreichen<br />
Kooperationen mit<br />
Unternehmen aus der IT-<br />
Welt zusammen. In vielen<br />
Fällen geht es darum, vorhandenes<br />
Wissen und verfügbare<br />
Lösungen auf Basis<br />
offener IT-Standards miteinander<br />
zu verknüpfen.<br />
www.boschrexroth.com<br />
Festo übernimmt Eichenberger-Gruppe<br />
Das Unternehmen Festo übernimmt im Zuge einer Nachfolgeregelung<br />
die beiden Schweizer Unternehmen Eichenberger<br />
Gewinde AG und Eichenberger Motion AG aus Burg. Die Transaktion<br />
steht noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen<br />
Genehmigung. Durch die Übernahme erweitert Festo seine<br />
Wertschöpfungskette um ein Kompetenzzentrum für Gewindetriebe<br />
in der Schweiz. Für das Unternehmen bedeutet dies die<br />
Stärkung der Geschäftseinheit Electric Automation im Bereich<br />
der linearen Aktuatoren. Die Eichenberger-Gruppe hat sich auf<br />
die Bedürfnisse potenzieller OEM-Anwendungen, u. a. in den<br />
Bereichen Medizintechnik, Automation und Fahrzeugtechnik<br />
spezialisiert. Für die Mitarbeitenden von Eichenberger ergeben<br />
sich durch die Übernahme attraktive und zukunftssichere Perspektiven.<br />
Alle Arbeitsplätze bleiben erhalten. Der Firma selber<br />
bieten sich neue Wachstumsmöglichkeiten. Weitere Investitionen<br />
in den Produktionsstandort Burg sind geplant.<br />
Neues Zentrum für mechatronische Antriebe<br />
www.gewinde.ch<br />
Eine neue Geschäftseinheit für die Entwicklung und Produktion<br />
von mechatronischen Antriebssystemen hat Maxon Motor mit<br />
Maxon Advanced Robotics & Systems (MARS) gegründet. Sie kombiniert<br />
Komponenten wie Motor, Getriebe, Steuerung und Software<br />
und integriert das Gesamtpaket in die jeweilige Anwendung. Der<br />
Geschäftsbereich mit 20 Mitarbeitern ist im schweizerischen Giswil<br />
angesiedelt, wenige Kilometer vom Hauptsitz in Sachseln entfernt.<br />
In den Räumen des neuen Zentrums befinden sich u. a. die Produktion,<br />
Entwicklung und der Vertrieb des neuen e-Bike-Antriebs<br />
Bikedrive. Er ist das erste und vorläufig wichtigste Projekt der neuen<br />
Tochtergesellschaft. Der Hersteller rechnet damit, künftig pro Jahr<br />
mehrere tausend Stück des Antriebs zu verkaufen. Hinzu kommt<br />
z. B. eine neuartige Antriebseinheit mit Doppelkupplungsgetriebe,<br />
die in der Robotik zum Einsatz kommt.<br />
www.maxonmotor.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 11
MAGAZIN I NACHGEFRAGT<br />
Was erwarten Sie für die Branche<br />
Antriebstechnik in <strong>2016</strong>?<br />
„Die Antriebstechnik wird <strong>2016</strong> die Umsetzung der letzten Stufe der Motorverordnung (EG)<br />
640/2009 vorbereiten. Innerhalb der europäischen Gemeinschaft wurden darin für die definierten<br />
Elektromotoren im Leistungsbereich von 0,75 - 375 kW verbindliche Mindestwirkungsgradklassen<br />
von IE2 bis IE3 in drei Einführungsstufen bis zum Jahr 2017 festgelegt. Mit<br />
der zweiten Stufe der Umsetzung ist seit dem 1. Januar 2015 die Wirkungsgradklasse IE3 für<br />
Motorbemessungsleistungen > 7,5 kW für Netzbetrieb und als Alternative für Umrichterbetrieb<br />
die Wirkungsgradklasse IE2 einzusetzen. Als letzte Stufe wird am 01.01.2017 für den gesamten<br />
Leistungsbereich von 0,75 - 375 kW die Mindestwirkungsgradklasse IE3 für Netzbetrieb<br />
eingeführt. Weiterhin wird auch in USA zum 01.06.<strong>2016</strong> die Wirkungsgradklasse IE3 für<br />
Getriebemotoren von 0,75 - 150 KW verpflichtend vorgeschrieben. Bauer Gear Motor hat<br />
deshalb bereits jetzt das komplette Motorenprogramm überarbeitet, sodass alle Wirkungsgradklassen<br />
bis 45 KW bereits <strong>2016</strong> als integrale Getriebemotoren angeboten werden.“<br />
Karl-Peter Simon,<br />
Managing Director and President,<br />
Bauer Gear Motor GmbH<br />
„<strong>2016</strong> wird in vielerlei Hinsicht ein interessantes Jahr: Wir rechnen mit<br />
gesteigerten Anforderungen durch die neue europäische Energieeffizienznorm<br />
EN50598. Hierbei werden nicht mehr einzelne Komponenten<br />
in Bezug auf den Wirkungsgrad verglichen, sondern das gesamte<br />
Antriebssystem. Dies bringt mehr Transparenz für den Anwender.<br />
Allerdings sind neue Halbleiter erforderlich, um erhöhte Wirkungsgrade<br />
bei Umrichtern erreichen zu können. Da sich für GaN und SiC Transistoren<br />
derzeit eine Anpassung der Marktpreise nach unten andeutet, sind<br />
durchaus interessante Neuentwicklungen möglich. Netzschwankungen<br />
sind für den Antriebsstrang eine große Herausforderung. In Zeiten der<br />
Globalisierung werden komplexe Maschinen weltweit verkauft und<br />
eingesetzt, und in vielen Regionen sind kurzzeitige Netzunterbrechungen<br />
an der Tagesordnung, die den kontinuierlichen Betrieb dieser Maschinen<br />
bedrohen. Das Speichern und Wiederverwenden von Energie innerhalb<br />
des Antriebssystems wird einen maßgeblichen Anteil zur Stabilisierung<br />
beitragen. Auch im Bereich Safety steigen die<br />
Anforderungen: Komplexe Sicherheitsfunktionen<br />
mit einfacher Handhabung zu implementieren, wird<br />
eine wichtige Anforderung bleiben. Simplifizieren<br />
und Abstrahieren bleiben Themen im Jahr <strong>2016</strong>. Die<br />
Handhabung von umfangreichen Antriebsfunktionen<br />
leicht verständlich und leicht programmierbar im<br />
Antriebsverbund zu realisieren, ist eine weitere<br />
Herausforderung, der wir uns stellen.“<br />
Andreas Golf,<br />
Produktmanager Antriebstechnik,<br />
Beckhoff Automation<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
NACHGEFRAGT<br />
I MAGAZIN<br />
„Im Zuge von Industrie 4.0 und<br />
e-Commerce wird sich der Trend in<br />
der Industrie in Richtung Dezentralisierung<br />
und Indi vidualisierung<br />
fortsetzen. Montage- und<br />
Fertigungslinien, die gesamte<br />
Logistik, aber auch die klassische Gerätetechnik wie die<br />
Medizintechnik benötigen daher kompakte, effiziente und<br />
funktionell flexibel einsetzbare Antriebskomponenten.<br />
Damit werden bei Antriebs systemen die Modularisierung<br />
und die Integration der Funktion in Antriebe immer<br />
wichtiger, bei gleichzeitiger Reduzierung der Komplexität<br />
für den Anwender.“<br />
Johannes Moosmann,<br />
Geschäftsbereichsleiter Industrielle Antriebstechnik,<br />
ebm-papst St. Georgen GmbH & Co. KG<br />
„Angesichts globaler geopolitischer Unwägbarkeiten und<br />
einer daraus verständlicherweise resultierenden, eher<br />
zögerlichen weltweiten Investitionsfreude des Maschinenund<br />
Anlagebaus erwarten wir in <strong>2016</strong> eine konjunkturelle<br />
Seitwärtsbewegung. Als Spezialist für innovative<br />
Antriebstechnik ist die Wittenstein Gruppe dennoch<br />
optimistisch, unabhängig davon, weiterhin international<br />
stark zu wachsen. Dieser Optimismus ist kein frommer<br />
Wunsch, sondern hat Hand und Fuß, und zwar gleich<br />
mehrfach: Zum einen werden wir in vielen Regionen der<br />
Welt unsere Vertriebsaktivitäten verbessern, verstärken –<br />
und insbesondere auch dort neu anstoßen, wo wir bislang<br />
nur am Rande aktiv vor Ort präsent waren. Wir werden<br />
zudem bestehende Lücken in unserem<br />
Produkt-Portfolio schließen und – last<br />
but not least – unser ganzes Augenmerk<br />
weiterhin auf die eigene<br />
Innovationskraft legen: Denn mit<br />
Blick auf die Digitalisierung der<br />
Industrie, stellt die intelligente<br />
Antriebstechnik eine zentrale<br />
Schlüsselrolle dar.“<br />
„Der bisherigen Wachstumslokomotive China ist<br />
verglichen mit dem Vorjahr in 2015 etwas die Puste<br />
ausgegangen mit ca. - 9 %. Der amerikanische Markt ist<br />
in diesem Zeitraum etwa gleich geblieben und Europa<br />
verlor 2 %. Wir rechnen daher für das Jahr <strong>2016</strong> mit<br />
einem moderatem bis schwachem Wachstum des<br />
Marktes. Der niedrige Ölpreis zeigt die momentane<br />
Schwäche der Industrie und stellt Investitionsvorhaben<br />
zur Energieeinsparung auf den Prüfstand. Die Folge<br />
könnten verzögerte Umsetzungen von Effizienzinitiativen<br />
sein. Positiv ist jedoch die Reduktion an CO 2<br />
-Rechten im<br />
Emissionshandel, die den Druck zu Einsparungen und<br />
besserer Ökobilanz aufrechthält. Auch, wenn der<br />
Antriebsmarkt im Moment verhalten ist: Megatrends<br />
wie z. B. Energieeffizenz, Zuzug<br />
in die Städte und der Zwang,<br />
sparsam mit der Ressource<br />
Wasser umzugehen, stärken<br />
die Antriebstechnik als<br />
Kernkomponente der dafür<br />
notwendigen Technologien<br />
mittel und langfristig.“<br />
Poul Harder Nielsen,<br />
Senior Vice President,<br />
Danfoss Drives<br />
Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath,<br />
Vorstandsvorsitzender,<br />
Wittenstein AG<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 13
STEUERN UND AUTOMATISIEREN I TITEL<br />
Mehr Antrieb für den Ex-Schutz<br />
Geprüftes und abgestimmtes Antriebssystem mit explosionsgeschützten Motoren<br />
Thomas Mölter<br />
Überall da, wo Gase und Stäube<br />
gefährliche Umgebungsbedingungen<br />
schaffen, kommen<br />
explosionsgeschützte Motoren<br />
zum Einsatz. Eine durchgängige<br />
Motorenbaureihe mit Standardabmessungen<br />
von Achshöhe<br />
71 - 315 verleiht der Industrie<br />
weltweit wichtige Impulse. Denn<br />
künftig gibt es sie auch für den<br />
Betrieb mit Frequenzumrichtern<br />
als vorab geprüftes und<br />
abgestimmtes Antriebssystem.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Mölter<br />
ist Produktmanager Motoren bei der<br />
Siemens AG in Nürnberg<br />
In den meisten Anwendungen der Prozessund<br />
Verfahrenstechnik gehört der Ex-<br />
Schutz zur Grundvoraussetzung für sichere<br />
Abläufe. Um die Sicherheit in direkter Umgebung<br />
von Gasen und Stäuben technisch<br />
wie wirtschaftlich optimal zu erreichen, gewinnen<br />
standardisierten Komponenten<br />
wachsende Bedeutung. Vor diesem Hintergrund<br />
bietet Siemens seine Motorenreihe<br />
Simotics XP 1MB1 mit den gleichen Abmessungen<br />
wie die Standard reihe 1LE1 an. Das<br />
erleichtert die Konstruktion der Arbeitsmaschine<br />
und spart Engineering-Aufwand.<br />
Den Motor gibt es im Leistungsbereich von<br />
0,09 bis 200 kW für raue Umgebungsbedingungen<br />
in Grauguss ausführung sowie mit<br />
Aluminiumgehäuse für Anwendungen, bei<br />
denen geringes Gewicht von Bedeutung ist.<br />
Beide werden um einen wichtigen Einsatzschwerpunkt<br />
erweitert, nämlich den zertifizierten<br />
Betrieb der Motoren an Frequenzumrichtern<br />
der eigenen Baureihen Sinamics G<br />
und Sinamics S. Im Zuge von „Inte grated<br />
Drive Systems“ (IDS) werden diese Systemlösungen<br />
vorgestellt. Aufgrund der Baumusterprüfbescheinigung<br />
einer akkreditierten<br />
Prüfstelle haben Anwender somit die Gewissheit,<br />
dass die Antriebe die geforderten Zündschutzarten<br />
Ex tb, Ex tc und Ex nA erfüllen<br />
und somit auch die europäische Explosionsschutz-Richtlinie<br />
für Einsatz in den Zonen 21,<br />
22 und 2. Zusätzlich haben sie die IECEx-<br />
Bescheinigungen für die genannten<br />
Zündschutzarten, die unter anderem in Australien<br />
und Neu seeland sowie auf Öl- und<br />
Gasplattformen gefordert werden.<br />
Hersteller von Maschinen und Anlagen<br />
müssen sich an den entsprechenden Normen<br />
für den Ex-Schutz orientieren und diese<br />
erfüllen. Z. B. regelt die Explosionsschutz-<br />
Richtlinie 2014/34/EU als Neufassung der<br />
Richtlinie 94/9/EG den Umgang mit Produkten,<br />
die in besonders gefährdeten Bereichen<br />
betrieben werden. Die Übergangsfrist zu<br />
deren Umsetzung endet am 20. April <strong>2016</strong>.<br />
Dann müssen erstmalig beantragte Zertifikate<br />
nach der neuen Richtlinie für Produkte<br />
und – falls zutreffend – System ösungen ausgestellt<br />
werden. Zulieferer wie Siemens werden<br />
sicherstellen, dass die neuen Zertifikate<br />
vorliegen. Bestehende EG-Baumusterprüfbescheinigungen<br />
gemäß Richt linie 94/9/EG<br />
behalten weiterhin ihre Gültigkeit.<br />
Vor allem Branchen wie Öl und Gas profitieren<br />
stark von solchen zertifizierten System<br />
lösungen, aber auch Anwender in der<br />
chemischen Prozessindustrie sowie Verfahrenstechnik.<br />
Ein Blick in die Praxis vermittelt,<br />
wie wichtig in Bezug auf Sicherheit<br />
funktionsgeprüfte und op timal aufeinander<br />
abgestimmte Antriebseinheiten sind: Wird<br />
z. B. der Motor überlastet, erhöht sich die<br />
Stromaufnahme, es kommt zur Erwärmung<br />
der Motorwicklungen, und der Kaltleiterschutz<br />
sorgt für ein sicheres Abschalten des<br />
Motors.Ein weiteres Thema im Umrichter-
01 Der Frequenzumrichter Sinamics G180<br />
hat eine zertifizierte Auswerteelektronik für<br />
den Thermistor-Motorschutz integriert<br />
02 Die Motoren Simotics XP 1MB1 von Siemens<br />
können in den Zonen 2, 21 und 22 eingesetzt werden<br />
betrieb sind überhöhte Spannungsspitzen<br />
an der Motorwicklung. Dabei kann es zu<br />
Funkenbildungen in der Motorwicklung<br />
kommen. Die Ex-Schutz-zertifizierten Lösungen<br />
von Siemens zeigen in der Dokumentation<br />
die Möglichkeiten und Grenzen<br />
des Umrichterbetriebs auf. Beim Umrich ter<br />
Sinamics G180 ist die ATEX-zertifizierte<br />
PTC-Auswertung (Positive Temperature<br />
Coefficient) für den Thermistor-Motorschutz<br />
sogar im Gerät integriert. Für alle<br />
anderen gibt es zertifizierte externe Geräte.<br />
Grundsätzlich gilt nämlich, dass ein solches<br />
Auswertegerät Bestandteil des Explosionsschutzes<br />
ist.<br />
Komfortable Einbindung<br />
Einfluss auf die Sicherheit von drehzahlveränderbaren<br />
Antriebslösungen bzgl. Konstruktion,<br />
Auswahl, Parametrierung und Betrieb<br />
hat auch die Software. Hierzu gehören<br />
spezielle Features wie „Strom begrenzung“<br />
ebenso wie „Motor blockiert“, wie sie die<br />
Geräte Sinamics G und Sinamics S enthalten.<br />
Gerade bei Ex-Schutz-Anwendungen<br />
sind solche Programmfunktionen wichtig,<br />
um den Elektromotor, aber auch das Gesamtsystem<br />
gegen Übertemperatur bzw.<br />
übermäßige Belastung zu schützen.<br />
Die Parametrierung hat ihrerseits einen<br />
entscheidenden Einfluss auf den sicheren<br />
Betrieb von frequenzgeregelten Antrieben.<br />
Speziell Parameter wie Hochlaufzeit, Maximalwerte<br />
von Motorstrom und -spannung<br />
sowie Überlastfaktor können sich auf die<br />
Motortemperatur auswirken.<br />
Werden die Sinamics-Geräte zusammen<br />
mit dem Prozessleitsystem Simatic PCS 7<br />
eingesetzt, kann der Anwender auf eine<br />
standardisierte Lösung setzen. Mit den Bausteinen<br />
der PCS 7 Advanced Process Library<br />
(APL) wird der Sinamics-Frequenzumrichter<br />
eingebunden und auf gewohnte Weise bedient<br />
und beobachtet. Somit finden Projektierung,<br />
Parametrierung und Inbetriebnahme<br />
der Frequenzumrichter in gewohnter<br />
PCS 7-Umgebung statt. Doch bevor es<br />
so weit ist, dass die im Gerät integrierten<br />
Softwarefunktionen im Alltagsbetrieb ihre<br />
Vorteile ausspielen, gibt es im gesamten<br />
Engineering-Prozess hilfreiche Softwareunterstützung:<br />
„Sizer for Siemens Drives“<br />
z. B. ist ein Tool, mit dessen Hilfe die Dimensionierung<br />
und Projektierung komfortabel<br />
durchgeführt wird. Anschließend erfolgt<br />
die konkrete Produktauswahl über die<br />
Software „DT-Konfigurator“ – inkl. Ausfertigung<br />
der notwendigen Datenblätter für<br />
Netz- und Umrichterbetrieb. Zum Schluss<br />
kann die Auswahl mit dem Programm „Sinasave“<br />
auf Energieeffizienz sowie Amortisationszeit<br />
hin überprüft werden.<br />
Energieeffiziente Motoren IE3<br />
Entscheidend ist, dass die Auswahl an Ex-<br />
Motoren entsprechend groß ist. Für die<br />
eingangs genannten Ex-Schutz-Bereiche<br />
bietet Siemens seine Simotics XP 1MB1,<br />
die die gleichen äußeren Abmessungen<br />
aufweisen wie die Standardmotoren der<br />
1LE1-Baureihe. Dies erleichtert die Konstruktion<br />
und die Einbindung der Motoren<br />
in die Maschine oder Anlage und spart<br />
Engineering-Aufwand. Kurz gesagt: Die<br />
Motoren sind zertifizierte Normmotoren,<br />
die es für den Ex-Schutz-Bereich in den Effizienzklassen<br />
IE2 und IE3 gibt. Der Sprung<br />
auf eine höhere Effizienzklasse im Zuge von<br />
Retrofit-Maßnahmen bzw. Neukonstruktionen<br />
ist also aufgrund der Standardisierung<br />
einfach durchführbar.<br />
Ab Achshöhe 100 gibt es optional sogar<br />
die Möglichkeit, die Ex-Motoren mit einem<br />
zusätzlichen Drehimpulsgeber auszustatten.<br />
Dadurch lassen sich die Antriebe einfach<br />
auf ihre Drehrichtung bzw. Drehgeschwindigkeit<br />
überwachen und regeln. Ebenso<br />
können die Motoren mit einer Fremdbelüftung<br />
versehen werden. So sind selbst<br />
bei niedrigen Drehzahlen höhere Drehmomente<br />
möglich, ohne dass es zu einer<br />
Überhitzung der Wicklungen kommt.<br />
Ex-Motoren für Netzund<br />
Umrichterbetrieb<br />
Die Motoren 1MB1 ergänzen die bisherigen<br />
Antriebslösungen und unterstreichen die<br />
Investitionssicherheit bei den Ex-Schutz-<br />
Antrieben von Siemens. Dabei kann für Anwender<br />
interessant sein, dass die Umrichterausführungen<br />
dieser Motoren auch direkt<br />
am Netz betrieben werden können. In vielen<br />
Fällen lässt sich damit die Lagerhaltung<br />
vereinfachen und somit gleichzeitig die<br />
Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen<br />
erhöhen.<br />
Außerdem kann situationsabhängig entschieden<br />
werden, wie Energiesparmaßnahmen<br />
umgesetzt werden, das heißt, ob<br />
der Betrieb der energieeffizienten Motoren<br />
Simotics XP 1MB1 direkt am Netz bereits<br />
genügend Energie spart oder ob das Antriebssystem<br />
durch Drehzahlregelung optimal<br />
an die Prozessanforderung angepasst<br />
wird. Mit Drehzahlregelung lässt sich der<br />
optimale Leistungs- und Mengenbedarf<br />
einstellen. Beide Methoden dienen dazu,<br />
wertvolle Energie zu sparen.<br />
Mit den neuen Motoren bestätigt das<br />
Unternehmen Siemens, wie einfach es ist,<br />
frequenzgeregelte Elektroantriebe in der<br />
Prozess- und Verfahrenstechnik einzusetzen.<br />
Ein breites Leistungsangebot an explosionsgeschützten<br />
Elektromotoren in<br />
Verbindung mit hochwertigen Frequenzumrichtern<br />
als zertifizierte Systemlösungen<br />
macht es möglich.<br />
www.siemens.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 15
Sicherheit hat<br />
oberste Priorität<br />
Geräteschutzschalter ermöglichen gefahrlose<br />
Trainingseinheiten in der Luftfahrt-Industrie<br />
Peter Ketler<br />
Damit Gefahrensituationen an<br />
Bord eines Flugzeuges schnell außer<br />
Kraft gesetzt werden können, wird<br />
die Crew am Boden mit speziellen<br />
Trainingsgeräten für die Luftfahrtindustrie<br />
geschult. Hierzu werden<br />
Flugzeugnachbildungen,<br />
sogenannte Cabin Emergency<br />
Evacuation Trainer (CEET),<br />
eingesetzt, um z. B. einen Brand<br />
bestmöglich nachzustellen.<br />
Ausgestattet werden die Flugzeug-<br />
Simulatoren mit Geräteschutzschaltern,<br />
die dafür sorgen, dass<br />
Mensch und Maschine ungefährdet<br />
arbeiten können.<br />
Peter Ketler ist staatl. gepr. Techniker<br />
Elektrotechnik Produktmarketing Geräteschutzschalter<br />
bei Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
in Blomberg<br />
Die TFC Simulatoren & Technik GmbH<br />
mit Sitz in Velbert im Bergischen Land<br />
entwirft und produziert mit 25 Mitarbeitern<br />
Trainingsgeräte für die Luftfahrtindustrie.<br />
Das gerade einmal etwas mehr als zehn Jahre<br />
junge Unternehmen zählt bereits heute<br />
zu den führenden Anbietern von Kabinen-<br />
Trainern. Zum Kundenkreis gehören Luftfahrt-Unternehmen<br />
wie Lufthansa, Air France<br />
und Emirates. Mithilfe der Simulatoren wird<br />
das Flugpersonal schon am Boden für spätere<br />
Gefahrsituationen in der Luft ausgebildet.<br />
Fehler schnellstmöglich beheben<br />
Im realen Flugzeug werden zahlreiche Verbraucher<br />
mit 24 V DC versorgt. Daher<br />
werden auch beim CEET am Boden etwa<br />
die Innenraumbeleuchtung, das Bedien-<br />
Tableau, die Feuer simulationseinheit sowie<br />
die Kommunikationseinheit vom Ka pitän<br />
zur Crew und den Fluggästen mit 24 V DC<br />
betrieben.<br />
Bislang war die Elektrokonstruktion der<br />
Simulatoren so aufgebaut, dass die mit 24 V<br />
Gleichspannung betriebenen Verbraucher<br />
mit 5 x 20 Feinsicherungen abgesichert<br />
werden konnten. „Bei der Optimierung<br />
unseres Anlagenkonzepts ging es hauptsächlich<br />
darum, einen Fehler möglichst<br />
schnell wieder beheben zu können“, erläutert<br />
Roberto Zlattinger, der für die Elektrokonstruktion,<br />
Entwicklung und Planung bei<br />
TFC verantwortlich ist. „Wenn zum Beispiel<br />
bei einer Brandübung die Innenraumbeleuchtung<br />
aufgrund einer kurzzeitigen<br />
Überlast ausfällt und die Schmelzsicherung<br />
durchbrennt, muss die Sicherung binnen<br />
kürzester Zeit wieder eingeschaltet werden<br />
können.“<br />
Mehr Sicherheit trotz<br />
kompakterem Bauraum<br />
Gefahrensituationen entstehen also nicht<br />
nur über den Wolken, sondern auch im<br />
Simulator selbst – und dabei spielt auch das<br />
Thema Arbeitssicherheit eine wichtige Rolle.<br />
Zudem hat die Trainings-Praxis gezeigt,<br />
dass immer dann, wenn eine Schmelzsicherung<br />
schnell ausgetauscht werden<br />
muss, nicht immer auf Anhieb sichtbar ist,<br />
welche Schmelzsicherung defekt ist. So<br />
muss der Elektriker im Trainings-Center<br />
immer den Schaltplan zur Hand haben<br />
oder durch Messungen in Erfahrung bringen,<br />
um welche Sicherung es sich handelt.<br />
Hat der Elektriker dann die defekte Sicherung<br />
gefunden, muss er erst die richtige<br />
Austauschsicherung verfügbar haben.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
02 Abgesichert wird auch die Kommunikationseinheit<br />
(links unten) – sie dient der Kommunikation zwischen<br />
dem Kapitän, der Crew und den Fluggästen<br />
01 Die Geräteschutzschalter (untere Reihe), die im Schaltschrank<br />
außerhalb der Flugkörper-Nachbildung untergebracht<br />
sind, sichern die 24 V DC-Verbraucher des Simulators ab<br />
„Auf der Suche nach einer besseren Sicherungsmethode<br />
sind wir bei den Geräteschutz<br />
schaltern der Produktfamilie CB von<br />
Phoenix Contact fündig geworden“, erinnert<br />
sich Senior Manager Zlattinger. „Wir haben<br />
uns für einen thermomagnetischen Schutzschalter<br />
entschieden, bei dem der Statusdirekt<br />
am Gerät mithilfe des mechanischen<br />
Signalisierungshebels ablesbar ist.“<br />
Handelsübliche Leitungsschutzschalter<br />
verfügen zwar ebenfalls über einen mechanischen<br />
Signalisierungshebel, sie sind jedoch<br />
mit einer Baubreite von 17,5 mm<br />
deutlich größer als der Geräteschutzschalter<br />
CB, der nur 12,3 mm Baubreite misst.<br />
Zusätzlich haben die Schalter einen integrierten<br />
Fernmeldekontakt, über den der<br />
Sicherungszustand mithilfe eines 24 V<br />
Signals an eine Steuerung weitergegeben<br />
werden kann. Somit bietet der Geräteschutzschalter<br />
mehr Funktionen auf kleinerem<br />
Bauraum.<br />
Verbraucher selektiv absichern<br />
Richtet man den Blick in die derzeitige 24 V<br />
DC-Welt, so ist es bei mehreren Verbrauchern<br />
von hoher Bedeutung, dass die einzelnen<br />
Verbraucher selektiv abgesichert<br />
werden können. Ist dies nicht der Fall, kann<br />
aufgrund eines Fehlers bei nur einem<br />
Verbrauchsstrang die gesamte 24 V DC-<br />
Versorgung einbrechen – was dann den<br />
Stillstand der kompletten Anlage zur Folge<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 17
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
hat. „Bei uns werden die jeweiligen Verbraucher<br />
grundsätzlich einzeln abgesichert“, so<br />
Zlattinger.<br />
Wie wichtig die Absicherung der einzelnen<br />
Verbraucher ist, zeigt sich auch am Beispiel<br />
der Einheit, die für die Kommunikation<br />
vom Kapitän zur Crew zuständig ist. So wird<br />
auch im Simulator das Verhalten des Board-<br />
Personals bei einer Flugzeugentführung<br />
trainiert, wo es dann besonders wichtig ist,<br />
dass die Kommunikation aufrechterhalten<br />
bleibt.<br />
In gleicher Weise einzeln abgesichert wird<br />
auch die Einheit im Trainingsgerät, die ein<br />
Feuer mit optischen Flammeffekten simuliert<br />
oder „Rauch“ erzeugt, der realistisch<br />
echt aus einer Nebelmaschine kommt. „Zu<br />
diesem Zweck haben wir die Feuersimu lationseinheiten<br />
in den Warmhaltebehältern<br />
für die Verpflegung an Board installiert“, erläutert<br />
Zlattinger das Funktionsprinzip des<br />
Simulators.<br />
Geräteschutzschalter – Höhere<br />
Verfügbarkeit der Anlage<br />
Geräteschutzschalter bilden eine<br />
wichtige Voraussetzung für eine hohe<br />
Anlagenverfügbarkeit – bei Überlast<br />
und Kurzschluss schalten sie den<br />
fehlerhaften Stromkreis selektiv ab.<br />
Modular erweitern<br />
Dank der steckbaren Brücken aus<br />
dem Reihenklemmen-System Clipline<br />
complete sind die einkanaligen<br />
Schutzschalter-Sockel einfach und<br />
flexibel brückbar. Ohne Spannungsabschaltung<br />
kann eine nachträgliche<br />
Erweiterung jederzeit schnell und<br />
einfach erfolgen.<br />
Individuell anpassen<br />
Die steckbaren Schutzschalter<br />
erlauben eine individuelle Anpassung.<br />
Wer seine Anlage vorverdrahtet, kann<br />
die Nennströme später individuell<br />
auswählen und auch vor Ort an die<br />
Gegebenheiten anpassen.<br />
Weit verzweigen<br />
Durch die thermomagnetische<br />
Auslöse-Kennlinie SFB sind längere<br />
Leitungen möglich. Denn die<br />
Aus lösung liegt im Bereich des 6- bis<br />
10-fachen Nennstroms.<br />
04 Roberto Zlattinger,<br />
Senior Manager Elektrokonstruktion,<br />
Entwicklung<br />
und Planung bei TFC, hat sich<br />
für den Einsatz der Geräteschutzschalter<br />
stark gemacht<br />
Auch lange Leitungslängen<br />
sicher abschalten<br />
Eine besondere Herausforderung bei der<br />
Trainingsumgebung besteht darin, dass der<br />
Flugzeugsimulator und der Schaltschrank<br />
für die Elektroversorgung und Steuerung<br />
unterschiedlich weit voneinander aufgestellt<br />
werden. „Hier unterscheiden sich die<br />
Anforderungen unserer Kunden deutlich“,<br />
so Zlattinger. „Wir haben eine Absicherung<br />
gesucht, die auch bei langen Leitungswegen<br />
sicher abschaltet.“ Zu diesem Zweck<br />
wurde eine spezielle thermomagnetische<br />
Absicherungskennlinie ausgewählt – die<br />
SFB-Kennlinie. Sie ist nicht so schnell wie<br />
die F1-Kennlinie, aber auch nicht so träge<br />
wie die M1-Kennlinie.<br />
SFB steht für Selective Fuse Breaking –<br />
das Merkmal dieser Kennlinie ist der schmale<br />
Auslösebereich vom 6- bis zum 10-fachen<br />
des Nennstroms. Dies hat zur Folge, dass im<br />
Kurzschlussfall ein nicht so hoher Kurzschlussstrom<br />
benötigt wird. Kann die<br />
Stromversorgung dennoch einen hohen<br />
Strom liefern, zahlt sich dies positiv auf die<br />
Leitungslänge zwischen Simulator und<br />
Schaltschrank aus.<br />
Baubreite, mechanische Signalisierung<br />
sowie die SFB-Kennlinie waren nicht die<br />
einzigen Gründe, die für den Einsatz der neuen<br />
Geräteschutzschalter von Phoenix Contact<br />
sprachen. „Weil die Schutzschalter steckbar<br />
aufgebaut sind, bieten sie uns eine hohe<br />
Flexibilität“, erklärt Zlattinger. Je ein Sockel<br />
und ein Stecker ergeben eine Einheit. „So<br />
können wir die Nennstromwerte auch im<br />
Nachhinein schnell und einfach ändern,<br />
ohne dass wir erst die Verdrahtung lösen<br />
03 Die Feuersimulationseinheit<br />
wurde in den<br />
Warmhaltekammern für die<br />
Bordverpflegung<br />
unter gebracht – zu<br />
Übungszwecken treten hier<br />
simulierter Rauch und<br />
simuliertes Feuer aus<br />
müssen“, fügt der Senior Manager hinzu.<br />
Dies ist etwa der Fall, wenn der Verbraucherstrom<br />
nachträglich leicht verändert wurde.<br />
Denn dann kann der Stecker bequem durch<br />
einen anderen mit neuem Nennstromwert<br />
ersetzt werden.<br />
Damit auch in einem solchen Fall die<br />
Sicherheit nicht vernachlässigt wird, verfügen<br />
Basiselemente und Stecker der Geräteschutzschalter<br />
über eine Kodierung.<br />
Nenn strom und Kabelquerschnitt müssen<br />
aufeinander abgestimmt sein – die Kodierung<br />
stellt sicher, dass der neue Nennstrom<br />
für den Leitungsquerschnitt nicht zu hoch<br />
ist.<br />
Zeit ist mehr als nur Geld<br />
„Zeit ist Geld“ – so lautet das Sprichwort<br />
von Benjamin Franklin aus dem Jahre 1748.<br />
Zeit ist jedoch mehr als nur Geld. Bei den<br />
Trainingsumgebungen von TFC hat Zeit<br />
auch viel mit Sicherheit zu tun. Denn nur<br />
wenn die ausgelösten Sicherungen schnell<br />
wieder eingeschaltet werden, ist die Sicherheit<br />
für Mensch und Maschine schnell wieder<br />
hergestellt.<br />
Dabei ist die Wahl der elektrischen Komponenten<br />
von großer Bedeutung. „Hier<br />
war die Entscheidung für die Geräteschutzschalter<br />
CB des Unternehmens Phoenix<br />
Contact genau richtig“, resümiert Roberto<br />
Zlattinger. „Auch die Kombination von<br />
schnellem Wiedereinschalten und hoher<br />
Flexibilität auf der einen Seite sowie die<br />
schmale Bauform auf der anderen Seite<br />
sind uns dabei entgegengekommen.“<br />
www.phoenixcontact.de<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Linking Devices für die nahtlose<br />
Integration von Rockwell-Steuerungen<br />
Die EtherNet/IP Linking Devices aus dem Hause HMS Industrial<br />
Networks wurden für die nahtlose und schnelle Integration von<br />
Rockwell-Steuerungen in andere industrielle Netzwerkarchitekturen<br />
entwickelt. Im<br />
Gegensatz zu In-Chassis-<br />
Modulen, die physikalisch<br />
mit der SPS verbunden<br />
sind, können die Devices<br />
direkt bei der Maschine<br />
montiert werden, die mit<br />
der SPS verbunden<br />
werden soll. Das bedeutet:<br />
Statt mehrerer netzwerkspezifischer<br />
Kabel kann<br />
die Verbindung über ein<br />
einziges Ethernet-Kabel<br />
hergestellt werden. Die Devices unterstützen zudem die Funktion<br />
Device Level Ring (DLR) der ODVA für Ringtopologien. Anwender<br />
können auf ihre Profibus-, Modbus-TCP und serielle Protokollkonfiguration<br />
über die Studio 5 000-Software zugreifen, wo die<br />
gesamte Konfiguration erledigt wird. Die Linking Devices sind<br />
Stand-alone-Geräte und haben keine Auswirkungen auf die<br />
Leistung des Rückwandbusses der SPS (Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />
der SPS) – selbst dann nicht, wenn große Datenmengen<br />
übertragen werden. Die SPS behandelt die Linking Devices wie<br />
jedes andere E/A-Gerät und scannt diese nur.<br />
www.hms-networks.de<br />
Mehrachs-Automation-Controller<br />
reduziert Entwicklungszeiten<br />
Der Programmable Automation Controller (PAC) von Parker<br />
Hannifin vereint SPS-Logik, Motion-Control in Echtzeit und<br />
Visualisierung auf nur einer leistungsstarken Steuerungsplattform.<br />
Er bietet aufgrund von EtherCAT-Kommunikation für Antriebe,<br />
E/A und der integrierten Entwicklungsumgebung Parker Automation<br />
Manager (PAM) Maschinenherstellern eine Lösung für<br />
anspruchsvolle Anwendungen. So wird für die Programmierung<br />
mittels industrieüblicher Standards, für die Maschine-zu-<br />
Maschine-Kommunikation sowie für die Feldbus-Konfiguration<br />
nur der intuitive PAM benötigt. Zudem werden Informationen<br />
überall und jederzeit in Echtzeit bereitgestellt. Aufgrund eines<br />
Komplettpakets aus IEC61131-3-konformen Programmiersprachen<br />
und PLCopen-konformen Motion-Control-Funktionsbausteinen<br />
können Entwickler auf vorhandenen Kenntnissen<br />
aufbauen und so effizienter und effektiver arbeiten. Der<br />
Mehrachs-Automation-Controller lässt sich einfach in Firmennetzwerke<br />
integrieren und an Geräte von Drittherstellern<br />
anschließen. Serienmäßig<br />
werden EtherCAT, OPC<br />
Server, Modbus TCP und<br />
TCP/IP über zwei<br />
LAN-Schnittstellen<br />
unterstützt. Zusätzlich<br />
stehen Ethernet/IP, Profinet<br />
und Profibus zur Verfügung.<br />
www.parker.com<br />
Frequenzumrichter mit integriertem STO<br />
Der neue Frequenzumrichter VLT Midi Drive von Danfoss löst<br />
den VLT 2 800 ab <strong>2016</strong> nach und nach ab. Das Gerät ist auf einer<br />
neuen Plattform konzipiert und kommuniziert über Feldbusse<br />
wie Modbus RTU (Standard) sowie optional Profibus, Profinet,<br />
EthernetIP und CANopen. Zudem verfügt er über steckbare<br />
Steuerungsklemmen sowie einen steckbaren Leistungsanschluss<br />
bis 7,5 kW, was das Verdrahten im Feld vereinfacht. Der Midi Drive<br />
hat zudem eine serienmäßige Bremsansteuerung. Eine Weiterentwicklung<br />
ist auch das im Gerät integrierte STO (Safe Torque off)<br />
sowie die integrierten EMV-Filter. Ein weiteres Merkmal ist ein<br />
Speicherbaustein, der zum Kopieren von Parametersätzen von<br />
einem Umrichter zum anderen oder für Updates dient. Dieses<br />
Memory Modul eignet sich für eine einfache Inbetriebnahme<br />
sowie für einen schnellen Austausch im Servicefall. Es lässt sich<br />
mithilfe eines Programmiergerätes am PC programmieren bzw.<br />
beschreiben. Die dann gespeicherten Daten lädt der Umrichter<br />
automatisch, sobald der Anwender den Speicherbaustein in den<br />
Steckplatz steckt.<br />
www.danfoss.com<br />
Dynamischer Energiespeicher ermöglicht<br />
deutliche Einsparungen<br />
Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in<br />
Wolfenbüttel hat das DES (Dynamischer Energiespeicher) der<br />
Michael Koch GmbH im Einsatz mit einem 6-Achs-Handlingsroboter<br />
untersucht. Ziel war die Abschätzung des Einsparpotenzials<br />
durch die Nutzung des dynamischen Zwischenspeichers mit einer<br />
Speicherkapazität von<br />
20,4 mF. Die Testmessungen<br />
wurden an einem Handlingroboter<br />
bei einem Werkzeuggewicht<br />
von 140 kg durchgeführt.<br />
Insbesondere wurden<br />
originale Geoschweiß-,<br />
Klebe- und Handlingprogramme<br />
aus dem Karosseriebau<br />
durchlaufen. In<br />
20 Programmen erfolgten<br />
Messungen jeweils mit und<br />
ohne DES. Die Energieeinsparung<br />
mit dem Gerät lag<br />
durchschnittlich bei 15,12 %.<br />
Insgesamt wurden Einsparungen<br />
in einem Bereich von<br />
7 bis 21 % erzielt. Der<br />
Energiespeicher ist einfach zu handhaben und wird mit drei<br />
Litzen angeschlossen. Er eignet sich für viele Anwendungen in<br />
der elektrischen Antriebstechnik und ist ausgelegt für Zwischenkreisspannungen<br />
bis 800 V DC. Das Energiespeichermodul ist mit<br />
jedem gängigen Umrichtertyp einsetzbar.<br />
www.bremsenergie.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 19
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Antriebstechnik nach Maß<br />
High-Speed-Frequenzumrichter für einen Premium-Spindelhersteller<br />
Rolf Gerhardt<br />
Für einen Premiumhersteller von<br />
Motorspindeln wurde ein<br />
High-Speed-Frequenzumrichter<br />
konzipiert, der den sensorlosen<br />
Antrieb von Niedervolt-<br />
Bearbeitungsspindeln mit<br />
Asynchron- und Synchronmotoren<br />
ermöglicht. Das Gerät basiert<br />
bezüglich der Regelungstechnik auf<br />
einer bereits bewährten Baureihe.<br />
22 bzw. 25 mm Durchmesser verwendete<br />
Meyrat bis dato einen Frequenzumrichter<br />
Schweizer Herkunft, der für die Spindeln mit<br />
einem größeren Durchmesser aber nicht<br />
über genug Leistung verfügte. „Zu diesem<br />
Zeitpunkt setzten wir auf einer unserer Prüfbänke<br />
für Hoch frequenzspindeln bereits<br />
seit einigen Jahren einen Frequenzumrichter<br />
von Sieb & Meyer ein und hatten damit sehr<br />
gute Erfahrungen gemacht“, erläutert Daniel<br />
Gigandet. „Deshalb haben wir Sieb & Meyer<br />
„Mit unseren kundenspezifischen Lösungen können wir<br />
die Anforderungen der Kunden passgenau erfüllen“<br />
Dipl.-Ing. Rolf Gerhardt ist Leiter Vertrieb<br />
Antriebselektronik bei der SIEB & MEYER AG<br />
in Lüneburg<br />
Die Firma Meyrat SA wurde bereits 1947<br />
gegründet. Heute entwickelt und produziert<br />
das Unternehmen mit Hauptsitz im<br />
schweizerischen Biel Spindeln für kleine<br />
bis mittelgroße Werkzeugmaschinen. Diese<br />
Spindeln eignen sich für die unterschiedlichsten<br />
Anwendungen, wie z. B. für das<br />
Abrichten, Abwälzfräsen, Bohren, Drehen,<br />
Erodieren, Fräsen, Gravieren, Langdrehen,<br />
Schleifen und Schneiden. „Neben den Standardprodukten<br />
bieten wir aber auch anwendungsspezifische<br />
Lösungen an, die wir individuell<br />
im Auftrag unserer Kunden entwickeln<br />
und produzieren“, erklärt Daniel Gigandet,<br />
Leiter der Entwicklung bei Meyrat. Über<br />
100 000 Spindeln wurden bereits in Maschinen<br />
in aller Welt verbaut. Zu ihren Kunden<br />
zählen Maschinen hersteller, die Elektroindustrie,<br />
Fahrzeug- und Flugzeughersteller,<br />
Medizin technik unternehmen, Uhrenproduzenten<br />
sowie Werkzeughersteller.<br />
Gesucht: Ein kompakter<br />
Umrichter<br />
Im Standardsortiment des Unternehmens<br />
Meyrat sind konventionelle Riemenspindeln<br />
sowie motor betriebene Hochdrehmomentund<br />
Hochfrequenz-Spindeln erhältlich.<br />
Letztere sind universell einsetzbar und<br />
überzeugen ins besondere mit ihrer hohen<br />
Rotations geschwindigkeit und dem genauen<br />
Rundlauf. Eine Luft- oder Wasserkühlung<br />
garantiert eine stabile Betriebstemperatur.<br />
Je nach Schmierungsart<br />
(Fett oder Öl-Luft Gemisch)<br />
sind Drehzahlen bis zu<br />
150 000 min -1 möglich. „Ende<br />
des Jahres 2008 haben wir<br />
eine neue Spindel für diese<br />
Reihe entwickelt, die MHF-<br />
30“, erinnert sich Daniel<br />
Gigandet. Für die kleineren<br />
Hoch frequenzspindeln mit<br />
damals beauftragt, gemäß unserem Pflichtenheft<br />
einen maßgefertigten Frequenzumrichter<br />
zu entwickeln und zu bauen.“<br />
Gefunden: Eine<br />
maßgeschneiderte Lösung<br />
Die Anforderungen in besagtem Pflichtenheft<br />
waren vielfältig: Der neue Frequenzumrichter<br />
sollte im Vergleich zur bestehenden<br />
Lösung nicht nur über eine höhere Ausgangsleistung<br />
verfügen, sondern auch eine<br />
verbesserte Bedienbarkeit ermöglichen. Das<br />
Bauvolumen durfte sich dabei aber nicht<br />
vergrößern. Weil Meyrat weltweit alle Märkte<br />
bedient, musste der Frequenzumrichter<br />
zudem für die unterschiedlichen Netzspannungen<br />
und -frequenzen sowie vielfältige<br />
Einsatzumgebungen z. B. in Haushaltsnetzen<br />
ausgelegt sein. Der Frequenzumrichter sollte<br />
die Niedervolt-Bearbeitungsspindeln mit<br />
02 Der<br />
maß gefertigte<br />
Frequenzumrichter<br />
sorgt für den<br />
sensorlosen Antrieb<br />
von Niedervolt-<br />
Bearbeitungsspindeln<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
01 Der kundenspezifische Frequenzumrichter basiert bezüglich<br />
der Regelungstechnik auf der bewährten Serie SD2S<br />
Asynchron- und Synchronmotoren flexibel<br />
antreiben, die max. Betriebsspannung beträgt<br />
bis 3 x 80 VAC. Aufgrund der Baugröße<br />
der Spindeln kann ein Drehzahlsensor<br />
nicht integriert werden, daraus ergibt<br />
sich ein sensorloser Betrieb<br />
der Spindeln.<br />
Um den weltweiten Einsatz zu<br />
ermöglichen, realisierte die Firma<br />
Sieb & Meyer einen Weitbereichs-<br />
Spannungseingang zwischen 115<br />
und 230 VAC mit aktiver Leistungsfaktorkorrektur<br />
(PFC). Ein DC/DC-Wandler<br />
mit Hochfrequenztaktung begrenzt die max.<br />
Ausgangsspannung. Im Vergleich zur bis<br />
dato eingesetzten Antriebslösung konnte<br />
die Ausgangsleistung von ca. 160 VA auf<br />
420 VA erhöht werden – bei unverändertem<br />
Bauvolumen. Der neue kundenspezifische<br />
Frequenzumrichter basiert bezüglich der<br />
Regelungstechnik (Hard- und Software)<br />
auf der bewährten Technologie von<br />
Sieb & Meyer. Ein bestehendes Aufsteckbedienteil<br />
wurde in das Gerät integriert<br />
und um die kunden sei tigen Zusatzanforderungen<br />
erweitert.<br />
Lösung mit vielfältigen Vorteilen<br />
Für Meyrat ergeben sich darüber hinaus<br />
noch viele weitere Vorteile, angefangen<br />
bei der einfachen und schnellen Parametrierung:<br />
Dabei handelt es sich um eine<br />
Multiparameter-Ausführung, sodass sich<br />
sämtliche Parameter für alle aktuellen<br />
Spindeln automatisch abrufen lassen. Der<br />
03 Mit den Frequenzumrichtern lassen sich<br />
alle nahezu sämtliche Hochfrequenz- und<br />
Hochdrehmoment-Spindeln von Meyrat<br />
betreiben<br />
Leistungsstecker verfügt über eine Spindelcodierung,<br />
mit deren Hilfe der Frequenzumrichter<br />
sämtliche Spindeln automatisch<br />
den richtigen Parametern zuordnen kann.<br />
Damit nicht genug: „In Relation zur Größe<br />
des Geräts ist die Ausgangsleistung mit<br />
420 VA sehr hoch“, betont Daniel Gigandet.<br />
„Zudem hat sich die sensorlose Regelung<br />
bei unseren synchronen Motoren als sehr<br />
leistungsfähig erwiesen.“ Lobende Worte findet<br />
er auch für die integrierte Lastanzeige,<br />
die das Stromniveau anzeigt – so kann der<br />
Anwender die Bearbeitungsprozesse optimieren.<br />
Nicht zuletzt ist der Frequenzumrichter<br />
kompatibel mit allen älteren Generationen.<br />
Das Unternehmen Meyrat, welches<br />
sich in der Schweiz befindet, kann somit seinen<br />
Kunden bei Bedarf einen Austausch der<br />
Geräte anbieten und ermöglichen.<br />
Alles aus einer Hand<br />
„Mit unseren kundenspezifischen<br />
Lösungen können wir die<br />
Anforderungen der Kunden passgenau<br />
erfüllen“, sagt Rolf Gerhardt, Leiter<br />
Vertrieb Antriebselektronik bei<br />
Sieb & Meyer. „Wir bieten maßgefertigte<br />
Systeme im Bereich der Hochgeschwindigkeits-Frequenzumrichter<br />
und -Einspeisesysteme sowie der intelligenten<br />
Antriebsverstärker.“ Die Bandbreite<br />
der Leistungen reicht dabei von einfachen<br />
Soft- und Hardwareanpassungen wie speziellen<br />
Gehäuseformen oder Schnittstellen<br />
bis hin zu komplett neu definierten Geräten<br />
und Funktionen. Von der gemeinsamen<br />
Planung bis hin zur Serienproduktion des<br />
spezifischen Antriebssystems erhält der<br />
Kunde alles aus einer Hand.<br />
„Die Vorschläge von Sieb & Meyer sind<br />
technisch innovativ und haben uns bereits<br />
mehrere Male geholfen, geeignete Lösungen<br />
für die unterschiedlichsten Anwendungen<br />
und Anforderungen zu finden“, bestätigt<br />
Daniel Gigandet. „Der direkte Kontakt mit<br />
einem kompetenten Ansprechpartner war<br />
und ist uns sehr wichtig.“ Die Zusammenarbeit<br />
wird fortgeführt und vertieft – derzeit<br />
besteht Interesse an einer kundenspezifischen<br />
Lösung für Spindeln mit einer Leistung<br />
bis 3 kW.<br />
Foto: Aufmacher Fotolia<br />
www.sieb-meyer.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 21
ELEKTROMOTOREN<br />
(K)ein Hindernislauf<br />
Kundenspezifische Motoren für den Antrieb von Mittelspannungs-Schaltgeräten<br />
Thomas Georg Wurm<br />
Das Leben von Motoren in<br />
Schaltgeräten gleicht einem<br />
Hindernislauf: Auf Knopfdruck<br />
müssen sie in kürzester Zeit<br />
Höchstleistungen vollbringen. Ist<br />
die „Hürde“ genommen, herrscht<br />
wieder Ruhe − bis zum nächsten<br />
Einsatz. Entsprechend wichtig ist<br />
bei diesen Motoren eine<br />
möglichst hohe Losbrechkraft.<br />
Meist gewährleistet nur eine<br />
kundenspezifische Auslegung,<br />
dass die Antriebe den speziellen<br />
Anforderungen gewachsen sind.<br />
D<br />
ie Elektrotechnischen Werke Fritz<br />
Driescher & Söhne GmbH, mit Hauptsitz<br />
in Moosburg, ist einer der führenden<br />
Anbieter von Nieder- bzw. Mittelspannungs-<br />
Schaltanlagen und Schaltgeräten. Driescher<br />
ist Inhaber von 300 Patenten und Urheber<br />
vieler Weltstandards“, weiß Bernhard Hobmaier,<br />
Leiter Einkauf bei Driescher. „Wir bieten<br />
eine breite Produktpalette im Baukastensystem,<br />
die jeden individuellen Anspruch<br />
erfüllt.“ Mit seinen rund 450 Mitarbeitern<br />
berät das Unternehmen seine Kunden von<br />
der Planung bis zur Realisierung von Projekten<br />
– inklusive Unterstützung rund um<br />
die Uhr durch qualifiziertes Fachpersonal.<br />
Die Produkte bewähren sich weltweit bei<br />
Thomas Georg Wurm ist Vertriebs- und<br />
Marketingleiter bei der Groschopp AG und<br />
Geschäftsführer der Groschopp Vertriebsgesellschaft<br />
mbH in Viersen<br />
Kunden aus Energie-Versorgungsunternehmen,<br />
Stadtwerken, Kommunen, Bahntechnik<br />
und der Industrie.<br />
Motorantriebe für<br />
Mittelspannungs-Schaltgeräte<br />
Seine Lösungen fertigt Driescher weitestgehend<br />
selbst in seinen Produktionsstätten<br />
in Deutschland. Nur wenige Komponenten<br />
werden zugekauft – und wenn, dann muss<br />
die Qualität stimmen. Bei den Motoren von<br />
Groschopp ist das der Fall: Bereits seit rund<br />
40 Jahren arbeiten die beiden Unternehmen<br />
zusammen. „Nach einem Auswahlverfahren<br />
von verschiedenen Anbietern entschied<br />
sich Driescher damals für Groschopp – und<br />
aufgrund der guten Erfahrungen ist es dabei<br />
auch geblieben“, so Bernhard Hobmaier. Die<br />
Motoren der Viersener Antriebsexperten<br />
sorgen für eine komfortable und zuverlässige<br />
Betätigung der Mittelspannungsschaltgeräte,<br />
die in Industrie, Energieversorgung<br />
und -verteilung zum Einsatz kommen. Konkret<br />
werden die Motoren bei den Innenraum-Vakuum-Leistungsschaltgeräten<br />
und<br />
den Innenraum- und Freiluftmotorantrieben<br />
der Serie UM verbaut.<br />
Die Motorantriebe UM in Freiluft ausführung<br />
sind in einem Gehäuse aus Aluminium-<br />
Druckguss mit Schutzart IP 54 oder einem<br />
Gehäuse aus Edelstahl mit Schutzart bis<br />
IP 65 untergebracht. Sie sind modular aufgebaut<br />
und enthalten alle Steuerelemente wie<br />
Steuerschütze, Motorschutzschalter, Steuerund<br />
Meldekontakte sowie die an Reihenklemmen<br />
geführte Verdrahtung. „Durch den<br />
modularen Aufbau der Motorantriebe können<br />
wir kundenspezifische Anforderungen<br />
erfüllen“, erklärt Bernhard Hobmaier. „Möglich<br />
sind z. B. mechanische oder elektrische<br />
Verriegelungen, Antriebe mit Schlüsselverriegelungssystem<br />
oder eine Ort/Fern-Betätigung.“<br />
Um die besonderen Bedingungen des<br />
Freilluft-Betriebs zu erfüllen, besitzen die<br />
Antriebe eine insektensichere Gehäusebeund<br />
-entlüftung sowie eine thermostatgesteuerte<br />
Heizung.<br />
Besondere Anforderungen<br />
Um ganz auf Nummer sicher zu gehen,<br />
muss der Motor zusätzlich zu diesen Maßnahmen<br />
möglichst unempfindlich gegen<br />
Hitze und Kälte sein. Die wichtigste Anforderung<br />
ergibt sich aber aus der Anwendung<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
ELEKTROMOTOREN<br />
01 02<br />
03 04<br />
01 Die Motoren müssen ein gutes<br />
Losbrechmoment haben, denn<br />
Schaltantriebe laufen immer nur<br />
im Sekundenbetrieb<br />
02 Die Motoren werden bei den<br />
Innenraum-Vakuum-Leistungsschaltgeräten<br />
und den Innenraum- und<br />
Freiluftmotorantrieben der Serie<br />
UM verbaut<br />
03 Um die speziellen Anforderungen<br />
zu erfüllen, konzipierte<br />
Groschopp einen kundenspezifischen<br />
Kommutator-Einbau-Motor mit<br />
einem Stirnradgetriebe<br />
04 In kürzester Zeit spannen die<br />
Motoren eine Feder, die wiederum<br />
einen Kontakt öffnet − die Schaltanlage<br />
ist somit freigeschaltet<br />
selbst: „Schaltantriebe laufen immer nur im<br />
Sekundenbereich“, weiß Joachim Michen,<br />
Produktmanager bei Groschopp. In dieser<br />
Zeit wird eine Feder gespannt, die wiederum<br />
einen Kontakt öffnet – die Schaltanlage<br />
ist somit freigeschaltet. „Um diese Aufgabe<br />
in der sehr kurzen Zeit erledigen zu können,<br />
müssen die Motoren ein gutes Losbrechmoment<br />
haben.“ Nicht zuletzt müssen die<br />
verbauten Antriebe allen gängigen Normen<br />
für Schaltgeräte entsprechen.<br />
Um diese Anforderungen zu erfüllen,<br />
konzipierte Groschopp einen kundenspezifischen<br />
Kommutator-Einbau-Motor mit<br />
einem Stirnradgetriebe. Ein optimierter<br />
Blechschnitt und eine speziell ausgelegte<br />
Wicklung sorgen dafür, dass die Feder zuverlässig<br />
innerhalb der von Driescher vorgegebenen<br />
Zeitspanne aufgezogen wird.<br />
Abgesehen von der Prozesssicherheit ist die<br />
Wickeltechnik auch so optimiert, dass eine<br />
kostengünstige Fertigung möglich ist. Der<br />
Aufbau des Motors entspricht der EMV-<br />
Richtlinie – zusätzlich bringt das Moosburger<br />
Unternehmen aber noch einen Filter<br />
am Motor an, bei dessen Auslegung Groschopp<br />
unterstützte. Um den Witterungsbedingungen<br />
in Freiluft trotzen zu können,<br />
wird im Getriebe ein spezielles Schmiermittel<br />
verwendet, das sich auch für besonders<br />
niedrige Temperaturen bis -40 °C eignet;<br />
zudem sind die Dichtungen entsprechend<br />
ausgelegt. Nicht zuletzt sind die gelieferten<br />
Motoren teilweise 1-polig reversierbar: Eine<br />
besondere Spulenanordnung macht es<br />
möglich, durch den Wechsel von einer<br />
Klemme auf die andere die Drehrichtung zu<br />
ändern. Diese Motoren werden bei der<br />
Driescher Serie UM eingebaut. Nachträgliche<br />
Änderungen sowie Umbauten sind somit<br />
leicht umzusetzen.<br />
Bewährt in vielen Branchen<br />
Driescher ist mit dieser Lösung sehr zufrieden:<br />
„Die Motoren sind absolut zuverlässig<br />
und langlebig. Sie erfüllen die Anforderungen<br />
dieser Anwendung auf ganzer Linie“,<br />
bestätigt Bernhard Hobmaier. Das positive<br />
Feedback ist kein Zufall – denn kundenspezifische<br />
Motoren, Getriebe und Regler sind<br />
das Spezialgebiet von Groschopp. „95 % unserer<br />
Lösungen sind kundenspezifisch angepasst“,<br />
betont Joachim Michen. „Alle unsere<br />
Produkte basieren auf eigener Grundlagenforschung.“<br />
Die Entwicklungsabteilung von<br />
Groschopp ist direkt im Haus angesiedelt<br />
„Die Motoren sind absolut zuverlässig, langlebig und<br />
erfüllen die Anforderungen auf ganzer Linie.“<br />
und verfügt über moderne Tools, einen<br />
speziell eingerichteten Musterbau und ein<br />
eigenes Labor. Entsprechend bewähren<br />
sich die maßgeschneiderten Lösungen in<br />
vielen Branchen – weitere Einsatzbereiche<br />
sind z. B. die Automobil industrie, der Maschinenbau<br />
und die Medizintechnik. Mit<br />
speziellen Edelstahl-Motoren kann Groschopp<br />
auch einen hohen Wasser- bzw.<br />
Korrosionsschutz gewährleisten, wodurch<br />
die Einheiten auch für die Lebensmittelfertigung,<br />
die Pharmabranche oder die Chemieindustrie<br />
geeignet sind.<br />
www.groschopp.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 23
ELEKTROMOTOREN<br />
Elektrisch unterwegs<br />
Radnabenmotoren für die ersten ferngesteuerten Geräteträger mit elektrischem Fahrantrieb<br />
Bernd Becker<br />
Dass Elektromotoren die Antriebslösungen<br />
der Zukunft sind, davon<br />
ist Jakob Holzer von PTH Products<br />
überzeugt. Welche Vorteile daraus<br />
entstehen, beweist er mit dem<br />
ersten funkferngesteuerten<br />
Geräteträger mit elektrischem<br />
Fahrantrieb. Vier Radnabenmotoren<br />
sorgen für max. Energieeffizienz.<br />
Mehr Energie die man für<br />
Arbeitsleistung verwenden kann.<br />
Bernd Becker ist Geschäftsführer<br />
Elektrische Antriebe bei der Heinzmann<br />
GmbH & Co. KG in Schönau<br />
„Die Idee zur Entwicklung des funkferngesteuerten<br />
Geräteträgers Hymog E331<br />
stammt aus der Böschungspflege“, berichtet<br />
Jakob Holzer, der die PHT Products, einen<br />
Geschäftsbereich der Profi Team Holzer<br />
GmbH aus dem österreichischen Neuberg<br />
an der Mürz, leitet und als Basis für sein<br />
elektrisches Antriebskonzept PMSG Radnabenmotoren<br />
von Heinzmann aus Schönau<br />
im Schwarzwald verwendet. Sie verfügen<br />
über ein integriertes Planeten getriebe<br />
und ein eingebautes Radlager zur direkten<br />
Fel gen montage. Dadurch ist keine Achse<br />
erforderlich. Ein Grund, warum sich Holzer<br />
für die PMSG-Motoren entschieden hat, ist<br />
die bewährte, patentierte Technologie, die<br />
eine hohe Leistungsdichte, geringe Trägheits<br />
momente und einen hohen Wirkungsgrad<br />
bietet. Als besonderen Vorteil der<br />
wartungsfreien Motoren sieht Holzer ihr<br />
hohes Startmoment mit großem Überlastfaktor<br />
und damit die Möglichkeit der<br />
Bremsrückgewinnung.<br />
Das Profi-Team Holzer ist ein Familienbetrieb<br />
mit jahrzehntelanger Erfahrung in<br />
der Forsttechnik, der Straßen- und Skipistensanierung<br />
sowie in der Rekultivierung und<br />
Grünlandpflege. „Wir setzen erfolgreich ausschließlich<br />
PTH (Profiteam Holzer)-Maschinen<br />
aus unserer eigenen Entwicklungsschiene<br />
ein, die wir auch weltweit vertreiben“,<br />
betont Holzer, der dabei vor allem Spezialmaschinen<br />
nennt wie die Aufreißer PTH<br />
Ripper, Hochleistungsbrecher PTH Crusher<br />
oder Verdichtungsgeräte PTH Compactor und<br />
neuerdings auch den PTH Hymog Geräteträger.<br />
Geräteträger sind universelle Nutzfahrzeuge,<br />
die vorwiegend in der Landwirtschaft<br />
oder der Landschaftspflege eingesetzt werden.<br />
Sie bieten die Möglichkeit front- oder<br />
heckseitig unterschiedliche Anbaugeräte<br />
wie Mähbalken, Fräsen, Kehrwalzen usw. zu<br />
adaptieren. Gras mähen, Laub fegen oder<br />
Schnee schieben sind typische aber auch<br />
vergleichsweise leichte Aufgaben.<br />
Unter dem Strich<br />
Die Energie für den elektrischen Fahranrieb<br />
des Hymog wird von einem 31 PS Benzin<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
fast forwardsolutions<br />
Kraft-<br />
Ausdruck<br />
Das elektrische Antriebskonzept<br />
PMSG Radnabenmotoren<br />
von Heinzmann<br />
motor erzeugt, der gleichzeitig<br />
als Antriebsaggregat für<br />
die Arbeitsgeräte dient. Zur Energiespeicherung<br />
sind zwei 12-V-Bleiakkumulatoren<br />
zu je 100 Ah an Bord. So kann auf jegliche<br />
Hydraulik verzichtet werden. Auch eine Ölkühlung<br />
ist nicht notwendig. „Wir erreichen<br />
damit einen w esentlich höheren Wirkungsgrad<br />
von bis zu 95 %“, bestätigt Holzer. Unter<br />
dem Strich ergeben sich Reduzierungen<br />
des Treibstoffverbrauchs um bis zu 20 % bzw.<br />
eine effi zientere Energienutzung in Form<br />
von mehr Arbeitsleistung. Dazu trägt auch<br />
die Energierückgewinnung bei Bergabfahrten<br />
über die vier Radnabenmotoren bei.<br />
Ein weiterer Vorteil des elektrischen Fahrantriebes<br />
ist die verbesserte Steuertechnik.<br />
„Da Rückmeldungen wie Volt, Ampere und<br />
Drehzahlen sowie die Motordrehzahl des<br />
Verbrennungsmotors vorliegen, ist sogar<br />
-eine lastabhängige Tempomatfunktion<br />
möglich“, erklärt Holzer. So kann ein Hymog<br />
in Abhängigkeit der Belastung des Arbeitsgerätes<br />
weitgehend autonom die Fahr geschwin<br />
digkeit anpassen, was vor allem bei<br />
schweren Einsätzen den Bediener entlastet.<br />
Außerdem ist das Fahrzeug mit einer Achsschenkellenkung<br />
mit vier Lenkungsarten<br />
aus gestattet. Die gesamte Steuerung wurde<br />
bis hin zur Platine ebenfalls von PTH komplett<br />
selbst entwickelt.<br />
Die effizientere Energienutzung ist ein<br />
wesentlicher Bestandteil des gesamten<br />
Fahrzeugkonzeptes, das Arbeitseinsätze in<br />
Hanglagen bis 50 ° ermöglicht und durch<br />
den Gebrauch von handelsüblichen Anbaugeräten<br />
der Kategorien 0 und 1 auf der genormten<br />
Aufhängung, eine hohe Vielfalt an<br />
Einsatzmöglichkeiten bietet.<br />
www.heinzmann.com<br />
Dirk Schaar,<br />
Chefredakteur<br />
Die Kombination aus<br />
Verbrennungsmotor<br />
und Elektroantrieben<br />
erzielt im Vergleich zu<br />
den herkömmlich<br />
verwendeten Hydrauliklösungen<br />
einen<br />
wesentlich höheren<br />
Wirkungsgrad. Das<br />
wurde in dieser Anwendung<br />
genutzt. Die<br />
Vorteile sind geringerer<br />
Treibstoff verbrauch und<br />
damit mehr zur<br />
Verfügung stehende<br />
Arbeitsleitung.<br />
Antriebslösungen mit<br />
3 DC/EC Motoren<br />
3 Getriebemotoren<br />
3 Pumpen<br />
www.buehlermotor.de
ELEKTROMOTOREN<br />
Klein und ökologisch:<br />
IE3-Motoren ab 0,12 kW<br />
Das Unternehmen Nord Drivesystems erweitert sein Motorenangebot<br />
für IE3 Premium Efficiency und bietet diese Effizienzklasse<br />
seit Januar <strong>2016</strong> ab 0,12 kW an. Damit lassen sich Anlagen leichter<br />
durchgängig mit hocheffizienten Systemen ausrüsten. Kleinere<br />
Motoren im Leistungsbereich von 0,12 bis 0,75 kW machen einen<br />
großen Anteil aller Antriebsanwendungen aus. Jedoch wurden die<br />
Wirkungsgrade für diese<br />
Leistungsklasse erst mit<br />
der letzten Stufe der<br />
EU-Ökodesignrichtlinie<br />
für Netzmotoren definiert<br />
und in der internationalen<br />
Norm IEC 60034-30-1<br />
niedergelegt. Gesetzlich<br />
besteht in diesem<br />
Segment kein Zugzwang:<br />
In der EU gilt die<br />
IE3-Pflicht derzeit erst für Motoren ab 7,5 kW. Zum Jahresbeginn<br />
2017 wird dies nach unten ausgedehnt, aber auch dann nur bis<br />
auf 0,75 kW. Wer schon heute über die rechtlichen Vorgaben<br />
hinaus auf ökologische Antriebssysteme setzen will, bekommt<br />
nun von Nord die Möglichkeit dazu. Das Unternehmen liefert die<br />
kompakten IE3-Motoren in den IEC-Achshöhen. Der Umstieg ist<br />
reibungslos und ohne konstruktive Änderungen an Maschinen<br />
und Anlagen möglich.<br />
www.nord.com<br />
Servoantriebe zum sofortigen Einsatz in<br />
der produzierenden Industrie<br />
Die Sigma-7-Servoantriebe von Yaskawa sind nun auch in einer<br />
400-V-Variante verfügbar. Diese verfügt über eine „Tuning-less“-<br />
Funktion, die z. B. den sofortigen Einsatz ohne aufwändige<br />
Parametrierung und ohne besondere Regelungskenntnisse<br />
ermöglicht. Abnehmbare Schnellverbindungsstecker verhelfen zu<br />
einer leichten Installation und Inbetriebnahme. Das buchförmige<br />
Book-Style-Gehäuse unterstützt zudem die lückenlose Side-by-<br />
Side-Montage mehrerer Verstärker auf kleinem Raum. Dadurch<br />
ist eine hohe Leistungsdichte im Schaltschrank realisierbar. Der<br />
Platz im Schaltschrank wird minimiert und erlaubt die Integration<br />
des Schaltschrankes bzw. der Antriebselektronik in die Maschine.<br />
Auch eine direkte Verdrahtung von Gerät zu Gerät, eine Daisy-<br />
Chain-Verdrahtung, ist<br />
möglich und reduziert die<br />
Installationszeit. Die Integration<br />
in die Anlagenumgebung<br />
kann über die Echtzeit-<br />
Ethernet-Schnittstelle<br />
EtherCAT erfolgen. Die<br />
Motoren der Sigma-7-Reihe<br />
sind bei gleicher Leistung bis<br />
zu 20 % kleiner als ihre<br />
Vorgänger und erwärmen sich<br />
signifikant weniger. Die<br />
Servoantriebe decken einen<br />
Leistungsbereich von 0,5 bis<br />
15 kW ab.<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Servoantriebssystem mit erweitertem<br />
Anwendungssprektrum<br />
Das Unternehmen Siemens hat sein Basis-Servoantriebssystem,<br />
bestehend aus dem Umrichter Sinamics V90 und dem Servo -<br />
motor Simotics S-1FL6, für ein breiteres Anwendungsspektrum<br />
ausgebaut. Das Basis-Servoantriebssystem ist jetzt auch mit<br />
Umrichtern in einer 200-V-Ausführung und mit Motoren mit<br />
kleineren Achshöhen<br />
und geringeren<br />
Trägheitsmomenten<br />
(„Low Inertia“/LI)<br />
verfügbar – zusätzlich zu<br />
den 400-V-Varianten mit<br />
höherem Trägheitsmoment<br />
der Servomotoren<br />
(„High Inertia“/HI). Mit<br />
acht Umrichter-Baugrößen<br />
und sieben<br />
Motorachshöhen mit<br />
einem Leistungsbereich<br />
von 0,05 bis 7,0 kW<br />
eignet sich das System<br />
für den Betrieb an einund<br />
dreiphasigen Netzen. Durch geringere Motor-Trägheitsmomente<br />
lassen sich nun auch vielfältige einfache Motion-<br />
Control-Aufgaben mit Fokus auf dynamisches Bewegen und<br />
Verarbeiten – z. B. Positionieren, Fördern und Wickeln in den<br />
unterschiedlichsten Applikationen – kosteneffizient umsetzen.<br />
Zur Erhöhung der Dynamik ist ein Bremswiderstand bereits<br />
standardmäßig integriert.<br />
www.siemens.de<br />
Zentrale und dezentrale Technik<br />
kombinierbar<br />
Mit einem Baukasten von AMK können dezentrale und zentrale<br />
Systemarchitekturen für Maschinenbau-Prozesse kombiniert<br />
werden. Möglich wird dieses Mischen unterschiedlicher Maschinenarchitekturen<br />
bei gleicher Funktion und Handhabung durch eine<br />
Reihe technischer Rahmenbedingungen: Auf Geräteebene haben<br />
etwa neue Bauteile dafür gesorgt, die Leistungsdichte dezentraler<br />
Regler in einem Maß zu erhöhen, dass bei dem Hersteller<br />
Antriebsaufgaben<br />
bis 5 kVA<br />
Bemessungsleistung<br />
wirtschaftlich<br />
abzubilden sind.<br />
Echtzeit-Ethernet-<br />
Systeme wie<br />
Ethercat,<br />
Powerlink, Sercos<br />
oder Profinet<br />
erlauben aufgrund<br />
ihrer Bandbreite<br />
nahezu uneingeschränkte<br />
Topologien.<br />
So wird mit übergeordneten Anlagensteuerungen<br />
gearbeitet, dezentrale Ansätze kommen aber ebenfalls zum<br />
Tragen – und zwar elektromechanisch. Das kann Kosten sparen,<br />
insbesondere bei der Verkabelung und im Schaltschrankbau<br />
inklusive Klimatisierung.<br />
www.amk-antriebe.de<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
ELEKTROMOTOREN<br />
Nano-Antriebe für Lasten von bis zu<br />
1,8 kg – auch im Vakuum<br />
Das Heben schwerer Lasten stellt für piezo-basierte Positionierer,<br />
die bei langen Verfahrwegen nanometergenaue Auflösung bieten<br />
sollen, oft eine Herausforderung dar. Das gilt nicht nur für den<br />
Einsatz in Standardumgebungsbedingungen, sondern insbesondere<br />
für (Ultra-)Hochvakuum-Anwendungen. Mit den neu<br />
entwickelten Produkten und Produktvarianten bietet Attocube<br />
nun eine Lösung für das Heben schwerer Lasten – selbst im<br />
(Ultra-)Hochvakuum: Alle Nano-Antriebe mit integrierter High<br />
Load-Option (/HL) sind für dynamische Kräfte von bis zu 5 N<br />
ausgelegt. Um höhere Lasten von bis zu 1,8 kg zu heben, können<br />
die Antriebe mit dem ECS Lift Upgrade-Kit nachgerüstet werden.<br />
Es wird in zwei Größen angeboten und kann mit dem entsprechenden<br />
xyz-Antrieb kombiniert werden.<br />
www.attocube.com<br />
Zuwachs bei DC-Kleinstmotor-Reihe<br />
Mit dem neuen DC-Kleinstmotor<br />
1727…CXR erweitert Faulhaber sein<br />
Antriebsprogramm im mittleren<br />
Leistungsbereich und ergänzt die<br />
CXR-Reihe um einen kompakten<br />
Antrieb mit 17 mm Durchmesser und<br />
einer Länge von 27 mm. Ein leistungsstarker<br />
Neodym-Magnet verleiht dem<br />
graphitkommutierten Motor eine hohe Leistungsdichte mit einem<br />
Dauerdrehmoment von 4,9 mNm. Der Temperaturbereich, in<br />
dem er eingesetzt werden kann, reicht von -30 bis +100 °C. Wie die<br />
anderen Antriebe dieser Serie lässt sich die Neuentwicklung mit<br />
Encodern sowie mit Präzisionsgetrieben aus einem abgestimmten<br />
Programm kombinieren. Zur Drehzahlregelung oder zum Positionierbetrieb<br />
kann der DC-Kleinstmotor wahlweise mit dem Speed<br />
Controller SC 1801 oder dem Motion Controller MCDC 3002<br />
angesteuert werden.<br />
www.faulhaber.com<br />
Hohe Leistungsdichte auf kleinem Raum<br />
Mit dem Synchronmotor DSE stellt Baumüller Maschinenbauern<br />
einen skalierbaren und kompakten Antrieb mit hoher Leistungsdichte<br />
zur Verfügung. Die Baureihe kann primär als Bausatzlösung<br />
in bestehende Maschinengehäuse integriert werden, ist aber auch<br />
als Gehäuseversion erhältlich. Der Motor eignet sich z. B. für<br />
Druck-, Kunststoff-, Textil- und Verpackungsmaschinen, aber<br />
auch für den Einsatz in weiteren Bereichen wie der Medizintechnik<br />
sowie für mobile Anwendungen. Je nach Baugröße verfügt<br />
der DSE über einen Leistungsbereich von 0,25 bis 15 kW und eine<br />
variable Spannungsauslegung von 12 bis 540 VDC. Der Drehzahlbereich<br />
reicht bis zu 9 000 1/min. Die individuellen Leistungsdaten<br />
des Motors werden mit der Anpassung der Wicklung bei<br />
gleichbleibendem Volumen erreicht.<br />
Der Einbaumotor ist in den<br />
Baugrößen 45, 71 und 100 erhältlich<br />
und kann je nach Bedarf auf individuelle<br />
Bedürfnisse angepasst<br />
werden.<br />
www.baumueller.de<br />
Sichere Servoantriebe bei<br />
Explosionsgefahr<br />
Für Produktionsanlagen, in denen ein explosives Gemisch aus<br />
Luft und Gasen, Dämpfen oder Nebeln entstehen kann, hat<br />
Jenaer Antriebstechnik die Atex-Motorenserie Ecospeed<br />
Baureihe B entwickelt.<br />
Die Servomotoren sind<br />
druckfest gekapselt<br />
und für den Einsatz in<br />
Zone 1 und 2 geeignet.<br />
Die Produktfamilie<br />
umfasst neun Ausführungen<br />
im Nennleistungsbereich<br />
bis<br />
1,5 kW mit Spitzendrehmomenten<br />
von 2 bis 12 Nm und einer maximalen Drehzahl<br />
von 8 000 min -1 . Eine Besonderheit sind mehrere Feedbacksysteme:<br />
Die Motoren sind verfügbar mit Inkrementalencoder, SinCos-<br />
Encoder und Multiturn-Absolutencoder. Optional können sie<br />
auch mit ATEX-konformen Planetengetrieben ausgerüstet<br />
werden. Durch die breite Auswahl an Servoverstärkern mit<br />
Zwischenkreisspannungen von 60 bis 600 VDC lassen sich<br />
Antriebslösungen für viele verschiedene Anwendungen<br />
realisieren. Die Servoverstärker sind als 1- oder 2-Achs-Geräte<br />
mit allen gängigen Feldbussen verfügbar.<br />
www.jat-gmbh.de<br />
High-Torque-Option bei Schrittmotoren<br />
bietet 50 % mehr Drehmoment<br />
Bei den integrierten Schrittmotorantrieben Lexium MDrive<br />
präsentiert Koco Motion eine High-Torque-Option. Die Antriebe<br />
bieten damit bis zu 50 % mehr Drehmoment in der Baugröße<br />
Nema 23. Das gilt für alle drei Motorlängen: single stack, double<br />
stack und triple stack. Der Schrittmotor kann nun z. B. mit dem<br />
3-stack-Motor bei einer Baulänge von 120 mm ohne Anschlussstecker<br />
ein max. Haltemoment von 2,9 Nm aufbringen. Eine<br />
Magnetausführung gestattet dabei die Torque-Funktion. Die<br />
Antriebe stehen damit in drei Ausführungen zur Verfügung: als<br />
leistungsreduzierter Motor, Standardmotor und Premiummotor.<br />
Beim Ersteren kann man nicht an der Kennlinie des Motors<br />
arbeiten, weil es hier keine Rückmeldung über Encoder gibt.<br />
Verfügt der Standardmotor über eine Rückmeldung, kann nah<br />
an der Kennliniengrenze gearbeitet werden. Zur Nachregelung<br />
und Verhinderung von Schrittverlust ermöglicht die Closed-<br />
Loop-Regelung HMT über den optional integrierten Encoder<br />
servo-ähnliche Laufeigenschaften ohne aufwendiges Tuning.<br />
Mit der High-Torque-Ausführung kann die Kennliniengrenze<br />
erreicht werden, wodurch sich das Drehmoment im Vergleich<br />
zur Standardversion verdoppelt.<br />
www.kocomotion.de<br />
Inserentenverzeichnis Heft 1-2/<strong>2016</strong><br />
BRECO Antriebstechnik,<br />
Porta Westfalica...................................41, 43<br />
Bühler Motor, Nürnberg...........................25<br />
C + M GmbH, Issum...................................34<br />
Getriebebau NORD GmbH & Co. KG,<br />
Bargteheide.................................................... 3<br />
Heinrichs & Co. KG, Dommershausen.45<br />
Igus, Köln........................................................31<br />
Koyo Deutschland, Hamburg..................35<br />
maxon motor, München............................ 5<br />
SLF Spindel- und Lagerungstechnik,<br />
Fraureuth.......................................................33<br />
VDW, Frankfurt.............................................. 9<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 27
„Auf Marktnischen ausrichten“<br />
Interview mit Michael Preinerstorfer<br />
zur Umstrukturierung bei NSK Europe<br />
Der Spezialist für Wälzlager und<br />
Lineartechnik hat seine<br />
Organi sationsstruktur geändert,<br />
um Kunden zukünftig noch<br />
gezielter und individueller<br />
ansprechen zu können. Dazu<br />
wurden Markt nischen definiert, für<br />
die NSK einen besonderen<br />
Mehrwert bieten kann.<br />
Michael Preinerstorfer, Geschäftsführer<br />
der European Industrial<br />
Business Unit (EIBU) bei NSK,<br />
erläutert seine Pläne, NSK zum<br />
europäischen Marktführer in 15 bis<br />
20 Nischensegmenten zu machen.<br />
Michael Preinerstorfer, Sie haben 2015<br />
eine neue Organisationsstruktur bei NSK<br />
Europa eingeführt. Würden Sie uns die<br />
neue Struktur kurz skizzieren?<br />
Unser Unternehmen betreut Kunden in<br />
rund 50 Ländern. Um den vielschichtigen<br />
Kundenbedürfnisse noch gezielter und<br />
individueller gerecht zu werden, haben<br />
wir unsere neue Strategie „Select and<br />
Focus“ implementiert. Dazu haben wir<br />
unsere Kernbereiche Sektoren/OEM,<br />
Industrial Aftermarket und Automotive<br />
Aftermarket noch weiter ausgebaut.<br />
Darüber hinaus haben wir 15 bis 20<br />
Marktnischen definiert. Dazu zählen z. B.<br />
Walzwerke oder die Petrochemie –<br />
Branchen, in denen wir Kunden aufgrund<br />
unserer Erfahrung und Expertise einen<br />
besonderen Mehrwert bieten können. Wir<br />
können so schneller und umfassender<br />
kundenspezifische Lösungen auf Basis<br />
von Standardprodukten liefern. Und<br />
zugleich erhalten wir die Möglichkeit,<br />
maßgeschneiderte Produktstrategien für<br />
jede definierte Nische zu entwickeln.<br />
Hat die neue Struktur auch Ihre Länderorganisationen<br />
verändert?<br />
Ja. Die früheren Territory-Manager sind<br />
durch drei Regionaleinheiten ersetzt<br />
worden: Mitteleuropa, Westeuropa und<br />
Emerging Markets. In Zukunft wird jede<br />
dieser Regionaleinheiten Endkunden und<br />
Händler getrennt betreuen. Speziell die<br />
Schwellenländer, wozu wir Osteuropa,<br />
Russland, die Türkei, Middle East und<br />
Afrika zählen, bieten für uns besonderes<br />
Potenzial, da wir auf diesen Märkten<br />
bereits gut positioniert sind.<br />
Was hat sich in Bezug auf den<br />
Aftermarket-Bereich verändert?<br />
Er ist jetzt in zwei Teile aufgegliedert:<br />
Industrial Aftermarket und Automotive<br />
Aftermarket. Das Key-Account-Manage-<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Wie unterstützt das Mehrwertprogramm<br />
AIP die neue Struktur?<br />
AIP ist ein etabliertes und bewährtes Werkzeug,<br />
mit dem wir schon in allen Bereichen<br />
nachhaltige und erfolgreiche Unterstützung<br />
leisten konnten – mit Einsparungen<br />
zwischen 50 000 und über 1 Mio. EUR pro<br />
Jahr für unsere Kunden. Durch die neue<br />
Organisationsstruktur werden wir unsere<br />
Kunden noch effektiver beraten können,<br />
da wir unsere Expertise gerade in den avisierten<br />
Marktnischen ganz gezielt einsetzen<br />
können. Natürlich steht AIP weiterhin in<br />
allen anderen Bereichen zur Verfügung.<br />
Welche Änderungen ergeben sich<br />
für die OEMs?<br />
Bislang waren je nach Aufgabenstellung<br />
beim OEM-Kunden verschiedene<br />
Ansprechpartner von NSK zuständig. In<br />
der neuen Struktur ist jeweils ein festgelegter<br />
Branchenmanager durchgängig<br />
für MRO-, OEM- und AIP-Projekte beim<br />
Kunden zuständig. Der jeweilige Spezialist<br />
gibt dann seine umfassenden Branchenkenntnisse<br />
an das Engineering-Team weiter.<br />
Dadurch sind wir noch besser in der Lage<br />
maßgeschneiderte Kundenlösungen<br />
entwickeln zu können.<br />
Wie werden wichtige Einzelkunden<br />
jetzt betreut?<br />
Key-Account-Manager fungieren jetzt für<br />
Großkunden über nationale Grenzen<br />
hinweg als europaweite Ansprechpartner<br />
– ganz im Sinne des Prinzips „One Face to<br />
the Customer“. Das gilt sowohl für Großkunden<br />
im OEM-Bereich als auch für<br />
unsere Vertriebspartner im Aftermarket.<br />
bereits stark, und hier werden wir unser<br />
Engagement noch weiter ausbauen. Auch<br />
im Bereich der Bahntechnik steckt Potenzial.<br />
So ist NSK Marktführer in Japan, und<br />
unser dort erworbenes Know-how können<br />
wir auf den europäischen Markt übertragen,<br />
wo die französische Staatsbahn SNCF zur<br />
Zeit Feldtests mit Geschwindigkeiten bis<br />
320 km/h durchführt. In der Medizintechnik<br />
hat vor allem die Zahnmedizin eine große<br />
Zukunft. Hier gewährleisten NSK-Miniaturlager<br />
für Bohrer mit einem Durchmesser<br />
von 3 mm Rotationsgeschwindigkeiten bis<br />
40 000 U/min.<br />
Was sind Ihre Pläne für das Jahr <strong>2016</strong>?<br />
Unsere Ziele für <strong>2016</strong> stehen im Zeichen<br />
der Konsolidierung. Wir möchten<br />
zunächst die neue Struktur weiter festigen<br />
und unseren Mitarbeitern die notwendige<br />
Zeit einräumen, sich in ihren neuen<br />
Aufgabenstellungen zu etablieren.<br />
Darüber hinaus feiert NSK am 8. November<br />
<strong>2016</strong> seinen 100. Geburtstag. Mit der<br />
neuen Struktur wird die EIBU dann gut<br />
gerüstet ihren Beitrag dazu leisten können,<br />
das von NSK-Präsident Toshihiro Uchiyama<br />
gesteckte globale Umsatzziel von 1 Trillion<br />
Yen zu erreichen.<br />
www.nskeurope.de<br />
Michael Preinerstorfer,<br />
Geschäftsführer der European<br />
Industrial Business<br />
Unit (EIBU)<br />
bei NSK<br />
ment für den Industrial Aftermarket wurde<br />
gestärkt, sowie eine Erweiterung der<br />
Teams für MRO (Wartung, Reparatur und<br />
Überholung) und den weiteren Ausbau<br />
unseres AIP-Mehrwertprogramms. Im<br />
Automotive Aftermarket möchten wir<br />
durch die Einführung unseres neuen<br />
Marketing-Konzepts in den nächsten Jahren<br />
deutliches Umsatzwachstum generieren.<br />
NSK Europe baut das AIP-Programm<br />
kontinuierlich durch Aftermarket-Zusatzleistungen<br />
aus. Wie ist der aktuelle Stand?<br />
Wir haben inzwischen 15 ausgebildete<br />
Condition-Monitoring-Experten im Bereich<br />
Industrial Aftermarket, die Kunden<br />
bei der Identifikation und Lösung von<br />
Problemen unterstützen. Darüber hinaus<br />
haben wir Werkzeuge für die Montage und<br />
Demontage von Lagern eingeführt. Und<br />
auch bei der Ausrichtung von Riemen und<br />
Wellen stellen wir uns mit professionellen<br />
Laser-Alignment-Tools auf.<br />
Wie stellt sich NSK zum Thema „Training“<br />
auf? Wird es zukünftig auch mehr<br />
Anwenderschulungen geben?<br />
Ja. Wir planen derzeit den Aufbau von<br />
zunächst drei Schulungszentren in Europa,<br />
je eins in jeder Vertriebsregion. Bis 2018<br />
sind weitere zehn geplant. Gepaart mit<br />
online-Trainingsmöglichkeiten will NSK<br />
ab 2017 circa 10 000 Anwenderschulungen<br />
pro Jahr durchführen. Dabei stehen<br />
besonders die Emerging Markets im<br />
Fokus, in denen es spezifische<br />
Schulungsanforderungen gibt. Der<br />
praktische Umgang mit unseren<br />
Produkten wird Kunden sicherlich noch<br />
stärker an die Marke NSK binden.<br />
Für welche industriellen<br />
Branchen in Europa sehen Sie die<br />
interessantesten Perspektiven?<br />
Als Marktführer in Europa ist NSK bei<br />
Getrieben für Windkraftturbinen
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Die Position entscheidet<br />
Effizienteres An-/Ausfahren durch optimierte Postion hydrostatischer Anhebebohrungen<br />
Thilo Koch, Abdelhakim Laabid<br />
Hydrostatische Anhebebohrungen dienen beim Einsatz von<br />
Vierflächengleitlagern dazu, Schäden bei Anfahr- oder Auslaufvorgängen<br />
zu vermeiden. Das Wirkungs-Leistungsverhältnis der Gleitlager kann<br />
durch exakte Positionierung der Anhebetaschen optimiert werden und<br />
damit auch die Auslegung der benötigten Hydraulikanlage. Die<br />
Anschaffungs- und Betriebskosten werden reduziert, das An- und<br />
Auslaufverhalten wird verbessert.<br />
Vierflächengleitlager weisen im Vergleich<br />
zu kreiszylindrischen Lagern ein sehr<br />
gutes dynamisches Verhalten auf und sind<br />
gegenüber Kippsegmentlagern preisgünstiger.<br />
Sie sind für Anwendungen mit schnelllaufenden<br />
Wellen, wie Turbogetriebe oder<br />
Turbokompressoren die günstigere Lösung.<br />
Ihre Eignung für hochtourige Maschinen ist<br />
auf die Tatsache zurückzuführen, dass Wellen-<br />
und Gleitflächenumfang zueinander<br />
nicht kreisparallel sind sondern der Mittelpunkt<br />
der Gleitfläche gegenüber dem des<br />
Lagers exzentrisch ist. Man spricht von Profilierung<br />
oder von Preload.<br />
Profilierung=<br />
Preload=<br />
Thilo Koch ist Leiter in Forschung & Entwicklung<br />
Abdelhakim Laabid ist im Bereich Berechnung,<br />
Forschung & Entwicklung tätig bei<br />
Zollern GmbH & Co. KG in Sigmaringendorf<br />
Wobei der Gleitflächenradius R GF<br />
von dem<br />
Bohrungsdurchmesser R B<br />
zu unterscheiden<br />
ist:<br />
R B<br />
=R GF<br />
-e , bzw. R B<br />
=R W<br />
+s r<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
01 Profilierung und Preload<br />
02 Position hydrostatischer Anhebebohrungen bei Vierflächenlagern<br />
Die Position hydrostatischer<br />
Anhebebohrung<br />
Bei Anwendungen mit Bedarf an hydrostatischer<br />
Anhebung werden in der Regel Vierflächenlager<br />
mit zwei hydrostatischen Taschen<br />
eingesetzt. Jede Tasche bildet jeweils einen<br />
Winkel α von ca. 25 ° bis 45 ° zur Vertikalen.<br />
Durch die nachfolgend beschriebene Untersuchung<br />
soll die genaue und optimale<br />
Position der Taschen bestimmt werden. Die<br />
exakte Position ist bisher nicht definiert,<br />
vielmehr nehmen die Winkel Werte an, die<br />
auf Erfahrung basieren.<br />
Optimierung der Position<br />
Idealerweise erhält der Gleitlagerkontrukteur<br />
eine Vorlage mit der genauen Position<br />
der Hydrostatik-Taschen für die verschiedenen<br />
Lagerdimensionen, aus der die optimale<br />
Anhebung zu erwarten ist. Diese soll<br />
für belie bige Lagerdurchmesser gelten und<br />
zunächst auf analytischem Wege mit Hilfe<br />
trigonometrischer Beziehungen bestimmt<br />
werden.<br />
Die Anhebebohrungen sollen an der<br />
Stelle plaziert werden, wo sich Welle und<br />
Gleitfläche bei Stillstand berühren würden.<br />
Denn genau diese Stellen und deren unmittelbare<br />
Umgebung stellen aufgrund<br />
der kleinsten Spalte zwischen zunächst<br />
anliegender Welle und Gleitfläche die<br />
größtmöglichen Widerstände dar. Diese<br />
Widerstände definieren den Aufbau eines<br />
erforderlichen Anhebedruckes bei kleinstmöglichem<br />
Volumenstrom und damit<br />
min. Pumpenleistung.<br />
Zur Bestimmung dieser Berührungsstellen<br />
wird ein Winkel auf der Gleitfläche<br />
ermittelt, bei dem der vertikale Abstand zur<br />
nächsten Stelle bei zentrierter Welle am<br />
kleinsten ist.<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 31
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
03 Geometrie zur<br />
Bestimmung von h α<br />
= f ( α<br />
)<br />
04 Dreieck 1 und Dreieck 2<br />
Es werden für alle Winkel zwischen 25 ° und<br />
45 ° die genannten Abstände berechnet und<br />
untereinander mithilfe des min. Werts<br />
h α,min.<br />
verglichen. Hierbei hängt h α,min.<br />
vom<br />
Lagerbohrungsradius R GF<br />
, bzw. von der<br />
Krümmungsexzentrizität e und vom<br />
Wellen radius R W<br />
, bzw. Spiel s r<br />
ab. Der Lagerbohrungsradius<br />
R GF<br />
beinhaltet hierbei<br />
einer seits die Nenndimension des Lagers<br />
und andererseits den Preload.<br />
Einen funktionalen Zusammenhang<br />
zwischen α und h α<br />
erhält man mit Hilfe<br />
folgender Geometrie: Zerlegt man diese in<br />
zwei Dreiecke, dann lässt sich bei den gegebenen<br />
Größen Gleitflaechenradius RGF,<br />
Exzentri zität e und Spiel sr über trigonometrische<br />
Beziehungen der Abstand h α<br />
für<br />
jeden Winkel α durch die folgenden Schritte<br />
bestimmen:<br />
Auf diese Weise kann jedem Lagerspiel im<br />
Bereich<br />
n s r<br />
= 0,8 ‰ … 2,25 ‰<br />
eine Reihe von Abständen h α<br />
in Abhängigkeit<br />
vom Winkel<br />
n α = 25 ° … 45 °<br />
zugeordnet werden. Zu jeder Reihe gehört<br />
ein min. Abstand h α,min.<br />
, der schließlich die<br />
jeweilige optimale Position der hydrostatischen<br />
Bohrung darstellt.<br />
Im Rahmen der Untersuchung wurde die<br />
optimale Position hydrostatischer Anhebetaschen<br />
bei Vierflächengleitlagern über einen<br />
analytischen Ansatz untersucht. Diese wurde<br />
über die Berührungsstelle bzw. über den<br />
min. vertikalen Abstand h α,min.<br />
zwischen<br />
Welle und Lauffläche definiert. h α,min<br />
hängt<br />
dabei in erster Linie vom Spiel s r<br />
ab, das wiederum<br />
im Wesentlichen entsprechend der<br />
Geschwindigkeit ausgelegt wird. In einigen<br />
Fällen müssen Lager aber anwendungsbezogen,<br />
unter mehreren Geschwindigkeiten<br />
für unterschiedliche Zeitintervalle gefahren<br />
werden. In der Regel existiert für jede Lagergröße<br />
eine auf Erfahrungswerten basierend<br />
gemittelte Position für alle Lagerspiele. Die<br />
optimale Lage hydrostatischer Taschen ist je<br />
nach Drehzahl und Lagerspiel immer wieder<br />
neu auszuwählen. Dieses ist in der Praxis<br />
zwar aufwendig, jedoch sehr genau. Weiter<br />
ist h α, min.<br />
vom Preload-Wert aber auch von der<br />
Lagergröße abhängig. Je größer das Lager ist,<br />
desto kleiner wird der Winkel zur Positionierung<br />
der hydrostatischen Tasche.<br />
www. zollern.com<br />
05 Min. vertikaler Abstand h α, min.<br />
zw. Welle und Gleitfläche DN 160 06 Optimale Lage hydrostatischer Taschen in Abhängigkeit<br />
von Spiel und Lagergröße am Beispiel DN 160 und DN 335<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Elektrisch angetriebene Dosierpumpe<br />
Das Unternehmen SKF führt die elektrisch angetriebene Dosierpumpe<br />
Lincoln EDL1 ein. In Verbindung mit Progressivverteilern<br />
eignet sie sich zur Versorgung von sektionalen Schmiersystemen<br />
an ausgedehnten Maschinen bzw. Prozesslinien mit verschiedenen<br />
Schmierungsanforderungen oder unterschiedlichen Entfernungen<br />
vom zentralen Schmieraggregat. Die EDL1 von Lincoln ist eine<br />
Dosier- und Druckverstärker-Pumpe, die den ankommenden<br />
Druck von mindestens 2 bar auf bis zu 280 bar erhöht. Der EDL1<br />
ist eine wirtschaftliche Lösung und kann mit vorhandenen<br />
Leitungen, Anschlussmaterial und Versorgungspumpe verwendet<br />
werden. Da der Schmierstoff von einer Versorgungspumpe oder<br />
einer druckbeaufschlagten Kartusche bezogen wird, kann das<br />
Gerät auch an abgelegenen Standorten eingesetzt werden. Die<br />
Pumpe hat eine integrierte Steuerplatine für impuls- und zeitabhängige<br />
Schmierung und ist in der Lage, Schmierungsfehler zu<br />
erkennen. Sie eignet sich für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie<br />
oder auch Eisenbahnanwendungen sowie die Zementund<br />
Schwerindustrie.<br />
www.skf.com<br />
Erhöhte Drehzahlen und höherer<br />
Temperaturbereich<br />
Pendelrollenlager der Serie Jtekt Hyper<br />
Strong (JHS) von Koyo bieten eine<br />
erhöhte Belastbarkeit, höhere maximal<br />
zulässige Drehzahlen und einen<br />
höheren Temperatureinsatzbereich. Eine<br />
längere Gebrauchsdauer erreichen sie<br />
durch eine verbesserte Materialspezifikation,<br />
bei der die Minimierung der nichtmetallischen<br />
Einschlüsse eine zentrale Rolle<br />
spielt. Ein optimiertes internes Design, speziell der<br />
Wälzkörper in Anzahl und Abmessungen und die Kontrolle des<br />
Abwälzvorganges der Wälzkörper auf den Laufbahnen reduzieren<br />
innere Reibungsverluste und verbessern so die Schmierung<br />
Dadurch wird die höhere zulässige Drehzahl erreicht. Durch die<br />
verbesserten Abwälzvorgänge der Wälzkörper ist zudem die axiale<br />
Tragfähigkeit des Lagers erhöht.<br />
www.koyo.eu<br />
Toroidalrollenlager mit hohen Tragzahlen bieten hohe Betriebssicherheit<br />
Mit dem FAG-Toroidalrollenlager Torb stellt Schaeffler eine neue<br />
Lagerbauart vor. Es handelt sich um ein winkeleinstellbares<br />
Rollenlager in X-life-Qualität. Das einreihige Wälzlager verfügt<br />
über lange, leicht ballige Rollen. Damit vereint<br />
es die Winkeleinstellbarkeit eines Pendelrollenlagers<br />
mit der axialen Verschiebbarkeit<br />
eines Zylinderrollen- oder<br />
Nadellagers. Aufgrund des Ausgleichs<br />
der axialen Verschiebung innerhalb des<br />
Toroidalrollenlagers treten nur sehr<br />
geringe, vernachlässigbare Reibkräfte auf.<br />
Die Lager eignen sich in Verbindung mit<br />
einem Pendelrollenlager als Festlager gut als Loslager. Dabei<br />
werden größere Tragzahlen bzw. ein kleinerer Bauraum als bei<br />
einer herkömmlichen Fest-Los-Lagerung erreicht. Selbst bei<br />
größeren Axialverschiebungen werden die Rollenreihen im festlagerseitigen<br />
Pendelrollenlager symmetrisch<br />
belastet. Torb dämpft die axiale Schwingung<br />
des gesamten Lagersystems. Die<br />
Toroidalrollenlager gibt es in zwei<br />
Ausführungen: vollrollig und als Lager<br />
mit Käfig.<br />
www.schaeffler.com<br />
SLF. DA BEWEGT SICH WAS.<br />
Kugellager und Rollenlager<br />
von 30 mm bis 1600 mm Außendurchmesser<br />
in verschiedenen Ausführungen<br />
Spindeleinheiten<br />
Bohr-, Fräs- und Drehspindeln<br />
Spindeln mit angeflanschtem<br />
bzw. integriertem Motor<br />
Spindeln für spezielle Einsatzgebiete<br />
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von Wälzlagern<br />
Spindel- und Lagerungstechnik<br />
Fraureuth GmbH<br />
Fabrikgelände 5<br />
D-08427 Fraureuth<br />
Tel.: +49 (0) 37 61 / 80 10<br />
Fax: +49 (0) 37 61 / 80 11 50<br />
E-Mail: slf@slf-fraureuth.de<br />
www.slf-fraureuth.de<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 33
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Kompakte<br />
Nadellager mit<br />
hoher Tragfähigkeit<br />
Die Nadellager des Herstellers<br />
JNS, die von Findling<br />
vertrieben werden, verfügen<br />
über einen dünnen zylindrischen<br />
Wälzkörper. Die<br />
optimierte Profilierung verhindert<br />
das Auftreten von Kantenspannungen<br />
und sorgt so für<br />
eine höhere Belastbarkeit der<br />
Nadellager. Aufgrund des<br />
Linienkontaktes ist die radiale<br />
Tragfähigkeit im Vergleich zu<br />
Wälzlagerbauarten gleichen<br />
Querschnitts größer. Radialnadellager<br />
sind nur für radiale<br />
Kräfte geeignet. Vorzugsweise<br />
kommen sie für mittlere<br />
Belastungen bei mittleren<br />
Drehzahlen in Getrieben sowie<br />
im Maschinenbau zum Einsatz.<br />
Axialnadellager dagegen sind für<br />
axiale Kräfte ausgelegt. Je nach<br />
erforderlicher Tragfähigkeit<br />
können Axialnadelkränze mit<br />
Axial- oder Laufscheiben gepaart<br />
werden. Mehrreihige<br />
Nadelkränze für höchste<br />
Tragzahlen werden z. B. in<br />
Axialkolbenpumpen eingesetzt,<br />
wogegen Ausführungen mit<br />
integrierten Axialscheiben u. a.<br />
in Hebewerkzeugen und<br />
Nebenaggregaten von Schienenfahrzeugen<br />
verbaut werden.<br />
Findling bietet Nadellager von<br />
JNS darüber hinaus auch mit<br />
kombinierten Radial- bzw.<br />
Axiallagerungen an.<br />
www.findling.com<br />
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Für Hochgeschwindigkeitszüge in<br />
Japan hat NSK Hochleistungs-Wälzlager<br />
für Achsen, Motoren und Antriebseinheiten<br />
entwickelt, die in einem neuen<br />
Prestigeprojekt im Schienenverkehr<br />
zum Einsatz kommen werden. Die<br />
Lager wurden für Schienenfahrzeuge<br />
des Typs H5 spezifiziert, die auf der im<br />
Bau befindlichen Hokkaido-Shinkansen-<br />
Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen<br />
Shin-Aomori und Sapporo rollen<br />
werden. Um Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />
bei den superschnellen Zügen zu<br />
gewährleisten, wurden beispielsweise<br />
zweireihige NSK-Zylinderrollenlager mit Ölbadschmierung für die<br />
Achsen ausgewählt. Bei diesen Produkten bleibt die Wärmeentwicklung<br />
selbst bei hohen Drehgeschwindigkeiten im Rahmen. Ausgewählt<br />
wurden außerdem keramikbeschichtete, isolierte Wälzlager für die<br />
Fahrmotoren. Diese sorgen für eine hohe Zuverlässigkeit und verhindern elektrischen Lochfraß an<br />
den Laufbahnen, der durch Potenzialunterschiede auftritt. Bei den Antriebseinheiten, die erheblichen<br />
Vibrationen ausgesetzt sind, entschied sich Hokkaido für NSK-Lager mit hochfesten, zur<br />
Verbesserung der Stoßfestigkeit nitriergehärteten Käfigen. Letztlich fiel die Wahl des bevorzugten<br />
Lagerherstellers auf NSK aufgrund der strengen internen Qualitätssicherung, die eine erstklassige<br />
Produktgüte gewährleistet. Zugleich bemüht sich NSK, Wälzlager kleiner und leichter auszulegen,<br />
um Energiebedarf und Umweltbelastung zu minimieren.<br />
www.nskeurope.de<br />
Retrofit mit Maßanfertigung für Dreh-Fräszentrum<br />
Das Unternehmen Rodriguez bietet Speziallager in diversen<br />
Ausführungen an, mit denen sich konstruktive oder wirtschaftliche<br />
Sonderfälle lösen lassen. Mit einer maßgefertigten<br />
Kreuzrollendrehverbindung z. B. hat der Hersteller ein 40<br />
Jahre altes vertikales CNC-Dreh-Fräszentrum wieder fit<br />
gemacht. Die Verbindung dient dabei als Drehlagerung des<br />
Drehtisches. Auf der Maschine lassen sich Werkstücke bis 20 t<br />
spanabhebend bearbeiten. Die Maße der Verbindung<br />
betragen 1 340,40 × 780 × 216 mm. Das alte Lager wurde<br />
ausgebaut und vermessen. Es entstand eine Fertigungszeichnung,<br />
die als Vorlage für die Fertigung des Speziallagers diente. Der Fokus lag dabei auf Passgenauigkeit,<br />
Form und Funktion. So hat das neue Lager einen Rund-/Planlauf von ≤ 5 µm und<br />
verfügt auch über identische Verzahnungsdaten. Mit dieser Lösung, so der Hersteller, könne das<br />
Dreh-Fräszentrum wohl „noch weitere 40 Jahre seinen Dienst tun“.<br />
www.rodriguez.de<br />
Miniaturrillenkugellager aus Niro-Stahl<br />
Das Produktportfolio von Hecht Kugellager beinhaltet Wälzlager in allen Ausführungen, Materialien<br />
und Größen. Zum angebotenen Gesamt-Sortiment an Wälzlagertechnik in Standard- und Premiumqualität<br />
zählen auch Miniatur-Kurvenrollen aus japanischer Produktion, die hinsichtlich ihrer<br />
genauen Kurven- und Linearbewegungen in der Präzisionsmessung und Büroautomation Verwendung<br />
finden. Die Speziallager vertragen verhältnismäßig hohe<br />
Radialbelastungen trotz der Einsparung an Gewicht und Größe<br />
aufgrund der als Wälzkörper eingebauten Nadeln. Für den<br />
Einsatz in feuchten und hygienisch sensiblen Umgebungen<br />
sind die Kurvenrollen in korrosionsbeständiger Edelstahl-<br />
Ausführung verfügbar. Das Unternehmen entwickelt und<br />
realisiert zudem applikationsspezifische Sonderlösungen.<br />
www.hecht-hkw.de<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong><br />
C+M.indd 1 14.01.<strong>2016</strong> 14:06:17
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Pendelrollenlager für hohe Belastungen<br />
Die KBT-Pendelrollenlager von Knapp Wälzlagertechnik bestehen<br />
aus zwei Rollenreihen, die in einer gemeinsamen konkaven<br />
Laufbahn käfiggeführt im Außenring abrollen. Der Innenring<br />
führt den Käfig und die Wälzkörper. Pendelrollenlager nehmen<br />
hohe, oft turbulente Radialkräfte auf, überlagert nehmen sie<br />
ebenso Axialkräfte auf. Auch bei starken Vibrationen sind sie<br />
verschleißbeständig und unempfindlich gegen Fluchtfehler und<br />
Stoßbelastungen. Sie haben eine hohe Fresslastgrenze und<br />
Maßstabilität. Pendelrollenlager können dynamische Winkelfehler<br />
bis 1° aufnehmen. Eingesetzt werden die KBT-Pendelrollenlager<br />
in unterschiedlichen Vibrationsaggregaten und in Maschinen mit<br />
hoher Beanspruchung. Die Wälzlager in den Erregereinheiten<br />
dieser Maschinen müssen neben hohen Belastungen und hohen<br />
Drehzahlen auch Beschleunigungen und Zentrifugalkräfte<br />
aufnehmen. Vielfach herrschen darüber hinaus ungünstige<br />
Umweltbedingungen wie Schmutz und Feuchtigkeit. KBT-Pendelrollenlager<br />
werden kundenspezifisch an die jeweilige Einsatzsituation<br />
angepasst.<br />
Hochgenauigkeits-Schrägkugellager für<br />
Werkzeugmaschinenspindeln<br />
Das Unternehmen SKF hat eine Hochleistungslagerung entwickelt,<br />
die das Kernstück einer neuen Generation von Werkzeugmaschinenspindeln<br />
bildet. Die Spindeln ermöglichen den Anwendern<br />
Produktivitäts- sowie Qualitätssteigerungen und sollen dem<br />
Werkzeugmaschinenbauer<br />
Vigel helfen, neue Märkte zu<br />
erschließen. In der bei Vigel<br />
umgesetzten Lösung verfügt<br />
jede Spindel über einen<br />
abgestimmten Lagersatz,<br />
der sich durch die Fähigkeit<br />
auszeichnet, bei hohen<br />
Drehzahlen mit hohen Steifigkeitsniveaus<br />
zu arbeiten. Dabei<br />
werden die Hochgenauigkeitslager<br />
beidseitig durch<br />
integrierte Dichtungen aus<br />
Acrylnitril-Butadien-<br />
Kautschuk (NBR) geschützt. Der ölbeständige Werkstoff ist mit<br />
Stahleinsätzen verstärkt und verfügt über eine hohe Verschleißfestigkeit.<br />
Das wirkt Verunreinigungen durch Schneidflüssigkeiten<br />
oder mikrofeine Metallspäne auch auf lange Sicht entgegen.<br />
Außerdem ist die Dichtung mit einem Profil versehen, das in<br />
Verbindung mit einem hochwertigen, niedrigviskosen Wälzlagerfett<br />
Reibungsverluste und Rollwiderstand minimiert.<br />
www.skf.com<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de<br />
Paketlösung bietet Reibringe zusammen<br />
mit Radkörpern an<br />
Das Unternehmen Contitech Vibration Control hat sein Produktprogramm<br />
für Reibringe der Marke Rotafrix erweitert. Seit<br />
Kurzem sind die Antriebskomponenten in<br />
vielen Größen als Paket zusammen mit<br />
den passenden Radkörpern erhältlich.<br />
Die Paketlösung basiert auf dem Hintergrund,<br />
dass Reibringe im Gegensatz zu<br />
Reibrädern nicht fest auf eine Felge<br />
vulkanisiert sind, sondern lediglich auf<br />
einen Radkörper aufgezogen werden.<br />
So mussten bislang Anlagenbetreiber<br />
selbst den benötigten Radkörper zur<br />
Verfügung stellen oder sogar anfertigen<br />
lassen. Dieser Prozess soll durch die<br />
Paketlösung vereinfacht werden.<br />
Reibringe kommen in Wälzgetrieben zum<br />
Einsatz und werden zur geräuscharmen<br />
Übertragung von Drehbewegungen eingesetzt. Hergestellt aus<br />
speziellen Elastomerwerkstoffen bieten sie große Übertragungskräfte<br />
und ermöglichen wirtschaftliche Antriebslösungen. In<br />
Trommelantrieben übernehmen Reibringe zwei Aufgaben: Die<br />
tragfähigen Elemente lagern die Trommeln sowie das darin<br />
befindliche Material und reduzieren so Schwingungen. Gleichzeitig<br />
übertragen sie die Energie, die zum Drehen der Trommel<br />
benötigt wird.<br />
www.contitech.de<br />
Die Neue Pendelrollenlager<br />
längere Lagerlebensdauer<br />
höhere maximal zulässige Drehzahlen<br />
verbesserte axiale Belastbarkeit<br />
höherer Temperatureinsatzbereich<br />
KOYO DEUTSCHLAND GMBH| Bargkoppelweg 4| 22145| Hamburg<br />
WWW.KOYO.EU<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 35<br />
Koyo.indd 1 27.01.<strong>2016</strong> 14:44:19
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
100 000<br />
Umdrehungen<br />
pro Minute<br />
High-Speed-Getriebe für hohe Leistungs -<br />
anforderungen und extreme Einsatzbedingungen<br />
Maria Hergesell<br />
Getriebe mit hohen Drehzahlen<br />
bewegen sich hinsichtlich<br />
Schmierung, Lagerung, Betriebstemperatur<br />
und Wellendynamik in<br />
Grenzbereichen. Daher erfordern<br />
derartige High-Speed-Getriebe<br />
bezüglich der Auslegung eine hohe<br />
Entwicklungs- und<br />
Fertigungskompetenz.<br />
Dr.-Ing. Maria Hergesell ist Leiterin<br />
Technologiemanagement bei der<br />
Wittenstein Bastian GmbH in Fellbach<br />
Eine typische High-Speed-Getriebeanwendung<br />
ist z. B. die Gewinnung von mechanischer<br />
oder elektrischer Energie aus einer in<br />
heißem Gas laufenden Turbine. Die hohen<br />
Drehzahlen von bis zu 100 000 U/min müssen<br />
hier über ein Getriebe reduziert werden, um<br />
die mechanische Leistung direkt nutzen zu<br />
können oder über einen Generator in Strom<br />
zu wandeln. Hierfür sind spezielle Getriebe<br />
zu entwickeln, die exakt auf die spezifischen<br />
Anforderungen zugeschnitten sind.<br />
Das Unternehmen Wittenstein Bastian<br />
entwickelt und fertigt solche High-Speed-<br />
Getriebe und setzt sie z. B. in Energierückgewinnungssystemen,<br />
im Rennsport oder<br />
bei angetriebenen Werkzeugen ein. Die<br />
Entwicklung der Getriebe beginnt mit der<br />
technischen Detailklärung in Zusammenarbeit<br />
mit dem Anwender. Dabei sind neben<br />
dem technischen Vertrieb auch Vertreter<br />
des Engineering-Teams und der Produktion<br />
beteiligt. Eine mit dem Anwender abgestimmte<br />
Spezifikation bildet die Basis für<br />
die Entwicklung. Hier werden vor allem die<br />
Auslegungsziele definiert und priorisiert.<br />
Für Energiegewinnungssysteme ist der Wirkungsgrad<br />
des Getriebes von hoher Bedeutung.<br />
Zudem muss eine ausreichende Tragfähigkeit<br />
sichergestellt werden: Üblich ist in<br />
dieser Branche eine Betriebsdauer von<br />
mind. 15 Jahren. Bei den anliegenden Drehzahlen<br />
und den damit verbundenen Lastwechselzahlen<br />
ist eine lebensdauerfeste<br />
Auslegung der meisten Komponenten daher<br />
unumgänglich. Bei mobilen Anwendungen<br />
ergeben sich zusätzliche Forderungen, wie<br />
eine kompakte Bauweise und ein geringes<br />
Gewicht. Bei Energierückgewinnungssystemen,<br />
die in der Nähe von Personen betrieben<br />
werden, ist zudem auf die Geräuschanregung<br />
zu achten.<br />
Von der Idee bis zur Serie<br />
Die Entwicklung eines Sondergetriebes<br />
geschieht bei Wittenstein Bastian in enger<br />
Abstimmung zwischen Engineering-Team<br />
und Produktion, die in unmittelbarer räumlicher<br />
Nähe zueinander arbeiten. Die Verzahnung<br />
von Entwicklung und Fertigung beginnt<br />
jedoch schon innerhalb der Engineering-Abteilung.<br />
Diese besteht aus 10 Ingenieuren, die<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01 High-Speed-<br />
Getriebe für<br />
unterschiedliche<br />
Anforderungen<br />
ihren Ausrich tungs schwer punkt in einem<br />
der folgenden drei Bereiche haben: Konstruktion<br />
von Getrieben, Berech nung von<br />
Stirnrädern, Kegelrädern und weiteren Maschinenelementen<br />
oder spanende Fertigungstechnologien<br />
und Wärmebehandlung.<br />
Bei der Konzeption eines High-Speed-<br />
Getriebes stellt die hohe Drehzahl besondere<br />
Anforderungen an die Auswahl von<br />
Verzahnung, Werkstoff und Lager. Nach<br />
dieser Phase werden die Maschinenelemente<br />
dimensioniert. Hierbei werden klassische<br />
Maschinenelemente wie Wellen,<br />
Welle-Nabe-Verbindungen - z. B. evolventische<br />
Mitnehmerverzahnung, Passfeder,<br />
Presssitz, Schweißverbindung - oder Lager<br />
nach gängigen analytischen oder numerischen<br />
Methoden ausgelegt. Für die Optimierung<br />
von Stirn- und Kegelrädern hinsichtlich<br />
Tragfähigkeit, Wirkungsgrad und<br />
Geräuschanregung sind langjährige Erfahrungen<br />
und fundiertes Grundlagenwissen<br />
über Verzahnungskorrekturen vorhanden.<br />
Die Berechnung findet mithilfe von Programmen<br />
wie Kisssoft, FVA-Workbench, Bearinx<br />
oder Ansys statt.<br />
Für die Bestimmung<br />
der optimalen Verzahnungskorrekturen<br />
des<br />
High-Speed-Getriebes werden automatisierte<br />
Massenrechnungen verschiedener<br />
Korrekturvarianten unter Berücksichtigung<br />
von Wellen- und Gehäuseverformungen<br />
sowie Lagerspielen berechnet und über<br />
einen Filter-Algorithmus hinsichtlich Tragfähigkeit,<br />
Geräuschanregung und Toleranzempfindlichkeit<br />
bewertet. So können bei<br />
vergleichbaren Aufgabenstellungen schon<br />
Geräuschverbesserungen von über 10 dB an<br />
existierenden Getrieben realisiert werden.<br />
Die Modellierung der Bauteile geschieht mithilfe<br />
des 3D-CAD-Systems NX von Siemens.<br />
Aus den virtuellen Modellen der Getriebe<br />
werden in Zusammenarbeit mit Produktion<br />
und Qualitätssicherung fertigungs gerechte<br />
Zeichnungen abgeleitet. Auf Basis der 3D-<br />
Modelle können via CAD-CAM-Schnittstelle<br />
auch die Aufwände und Fehlerquellen in<br />
der Vorbereitung unterschiedlicher Fertigungsschritte<br />
reduziert werden, z. B. beim<br />
Drehen, Fräsen oder Rundschleifen. Durch<br />
diese Möglichkeiten werden die Aluminium-<br />
Gehäuseteile der ersten Prototypen des<br />
Getriebes, ohne die zeitintensive Ableitung<br />
von detaillierten Fertigungszeichnungen, in<br />
einem Arbeitsgang aus dem Vollen gefräst.<br />
Bei der Entwicklung wird von Anfang an die<br />
zukünftige Fertigung und Montage im Auge<br />
behalten.<br />
Die zulässigen Fertigungstoleranzen sowie<br />
die notwendigen Anlage- und Spannflächen<br />
werden gemeinsam mit der Produktion definiert.<br />
So sind bei High-Speed-Getrieben aufgrund<br />
der hohen dynamischen Zusatzkräfte<br />
nur geringe Rundlaufabweichungen zulässig.<br />
Zum Teil müssen die Wellen zusätzlich im<br />
montierten Zustand gewuchtet werden. Bei<br />
der Auslegung und Fertigung von Prototypen<br />
wird, soweit möglich, auf vorhandene Werkzeuge<br />
und Spannmittel zurückgegriffen,<br />
um die mitunter hohen Lieferzeiten von<br />
8-16 Wochen zu umgehen. Erfordert die<br />
Konstruktion zwingend gesonderte Verzahnungsgeometrien,<br />
wird auf die flexibelsten<br />
Fertigungsverfahren, wie das Profilschleifen<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 37
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
aus dem Vollen oder das Wälzschleifen mit<br />
zeilenweisem Abrichten für die Fertigbearbeitung,<br />
das Drahterodieren für Vor- und<br />
Fertigbearbeitung oder die 5-Achs-Fräsbearbeitung,<br />
zurückgegriffen. Dabei müssen<br />
die fertigungsbedingten Besonderheiten,<br />
wie Verschränkungen und deren Richtung<br />
berücksichtigt werden, um die Übertragbarkeit<br />
von Versuchsergebnissen in die<br />
Serie sicherzustellen.<br />
Fertigung eines<br />
High-Speed-Sondergetriebes<br />
Gefertigt werden die Getriebe im Werk in<br />
Fellbach. In der klimatisierten Produktion<br />
werden auf Präzisionsmaschinen pro Jahr<br />
mehr als 1,4 Mio. Zahnräder hergestellt<br />
und ca. 5 000 Getriebe montiert. Dabei sind<br />
alle Bearbeitungsschritte intern möglich:<br />
Drehen/ Fräsen, Hartdrehen, Rundschleifen,<br />
Verzahnungsfräsen, Verzahnungsstoßen,<br />
Verzahnungsschleifen (Wälz- und<br />
Profilschleifen) oder Fügen. Neben den<br />
spanenden Verfahren ist auch die hauseigene<br />
Wärmebehandlung, in der Zahnräder<br />
vergütet, einsatzgehärtet und tiefgekühlt<br />
werden können, ein Kernprozess des Unternehmens.<br />
Jede Charge wird nach der<br />
Wärmebehandlung von Mitarbeitern im<br />
eigenen Materialprüflabor hinsichtlich<br />
ihrer Qualität untersucht. Dies umfasst –<br />
neben der Prüfung der Materialzusammensetzung,<br />
der Oberflächenhärte und<br />
des Härtetiefenverlaufs – auf Wunsch auch<br />
02 In der Wärmebehandlung<br />
werden die Zahnräder<br />
vergütet, einsatzgehärtet<br />
und tiefgekühlt<br />
die optische Analyse des Gefüges anhand<br />
eines geätzten Schliffes.<br />
Um diese Fertigungskompetenz nutzen und<br />
erweitern zu können, investiert das Unternehmen<br />
kontinuierlich in neue, leistungsfähige<br />
Maschinen. Zusätzlich verfügt Wittenstein<br />
Bastian über ein weites Netz von bewährten<br />
Wertschöpfungspartnern. Auf diese kann<br />
bei Kapazitätsengpässen oder bei intern<br />
nicht verfügbaren Fertigungstechnologien,<br />
z. B. Elektronenstrahlschweißen oder Nitrieren,<br />
zurückgegriffen werden. Im Messraum<br />
der Güteklasse 2 nach VDI/VDE 2627<br />
mit Klingelnberg- und Zeiss-Messmaschinen<br />
stellt der Getriebehersteller sicher, dass<br />
die Verzahnungen, Wellen und Gehäuse<br />
konstant den hohen Qualitätsanforderungen<br />
entsprechen. Zur Überprüfung der Funktion<br />
des Getriebes existiert ein eigenes zugangsbeschränktes<br />
Prüffeld. Hier können einfache<br />
Funktionsprüfungen durchgeführt werden.<br />
Für weiterführende Untersuchungen kann<br />
auf ein Netz von Prüfeinrichtungen, z. B an<br />
Universitäten, ausgewichen werden. Auf<br />
Basis der Ergebnisse kann dann in Zusammenarbeit<br />
von Engineering, Produktion und<br />
Anwendern die Optimierung des Getriebes<br />
für den Serieneinsatz erfolgen.<br />
www.wittenstein.de<br />
03 Gefertigt werden die<br />
Getriebe im Werk in Fellbach, der<br />
„Urbanen Produktion der Zukunft“
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Ex-Motoren erfüllen jüngste<br />
Effizienznormen<br />
Ex-zugelassene IE4-Motoren<br />
bietet Bauer Gear Motor mit<br />
der S-Serie an. Sie können in<br />
Anwendungen genutzt werden,<br />
in denen Motoren mit<br />
ATEX-Zulassung vorgeschrieben<br />
sind oder Energieeinsparungen in<br />
derselben Größenordnung erreicht werden sollen,<br />
wie sie in anderen Industriebereichen möglich sind.<br />
Die Modelle der Serie decken den Leistungsbereich von 0,55 bis<br />
15 kW ab und sind zugelassen für explosionsgefährdete Bereiche<br />
der Zone 1 und 21. Die Bauart erzielt hohe Leistungen bei der<br />
Umwandlung elektrischer Energie in mechanische Kraft und<br />
liefert eine konstante Drehzahl unabhängig von der Last. Das<br />
heißt, dass die Motordrehzahl auch bei Lastschwankungen oder<br />
Spannungsabfall nicht variiert, solange die Netzfrequenz konstant<br />
bleibt. Die Serie gehört zur Familie der Permanentmagnet-<br />
Synchronmotoren, deren Bauweise die Wärmeverluste am Läufer<br />
um 100 % und die Gesamtverluste um rund 25 % reduziert. Der<br />
Gesamtwirkungsgrad wird um 10 % oder mehr gesteigert.<br />
www.bauergears.com<br />
Getriebe für Anwendungen mit<br />
hohen Drehzahlen<br />
Mit der neuen Baureihe BPV erweitert Baumüller sein Angebot<br />
an Planetengetrieben um schrägverzahnte Getriebe für<br />
Anwendungen mit hohen Drehzahlen. Die Baureihe weist eine<br />
hohe Verdrehsteifigkeit auf und<br />
kann hohe Axial- und Radialkräfte<br />
aufnehmen. Sie ist<br />
besonders leise sowie präzise<br />
und bietet optimierten Gleichlauf<br />
und Lebensdauerschmierung.<br />
Die Getriebe stehen in<br />
einer Standardversion und einer<br />
Variante mit Flanschausführung<br />
zur Verfügung. Besonders die<br />
Anforderungen der Baumüller-Motoren der Baureihe DSP, die<br />
Nenndrehzahlen bis zu 6 000 min -1 erreichen, sowie die der<br />
dynamischen Servomotoren der Reihe DSD2 erfüllen die<br />
BPV-Getriebe zuverlässig. Für alle Branchen mit hohen Ansprüchen<br />
an die Geschwindigkeit stellt das Unternehmen so eine<br />
robuste und zuverlässige Motor-Getriebe-Kombination zur<br />
Verfügung.<br />
www.baumueller.de<br />
Hohe Momente auf<br />
kleinem Bauraum<br />
Eine Ergänzung zu den Planeten- und<br />
Schneckengetrieben von Dunkermotoren ist<br />
das Spirotec-Getriebe. Zentral bei der Winkelgetriebe-Baureihe<br />
STG ist der spiralverzahnte Radsatz,<br />
der es mit geringem Achsabstand ermöglicht, auf kleinem<br />
Bauraum hohe Momente zu übertragen. Beide Verzahnungsteile<br />
bestehen aus gehärtetem Stahl, sodass das Getriebe verschleißfrei<br />
läuft und der Schmierstoff frei von Kontamination bleibt. Dies<br />
wirkt sich positiv auf die Dichtringe der Antriebs- und Abtriebswelle<br />
aus. So eignet sich das Getriebe besonders für die Kombination<br />
mit bürstenlosen DC-Motoren zum wartungsfreien Einsatz.<br />
Das Gehäuse in Monoblock-Bauweise sorgt für eine hohe<br />
Präzision des Zahneingriffes und eine verbesserte Steifigkeit des<br />
Antriebssystems. Eine hohe Laufruhe wird durch eine exakte<br />
Abrollbewegung erreicht. Verfügbar ist die Baugröße STG 65 mit<br />
den Untersetzungen 5; 10 und 25:1 in den Ausführungen Vollwelle<br />
mit Passfeder oder Hohlwelle mit Passfedernut.<br />
www.dunkermotoren.de<br />
Fräsen für Kegelräder<br />
Das Unternehmen Minitoolscoating baut komplette Fräsen für<br />
Kegelräder. Nun weitet der Hersteller sein Tätigkeitsfeld auch auf<br />
Komplementärbereiche aus. Hierzu zählen das Schleifen und<br />
Veredeln von Werkzeugen zur Bearbeitung von Zahnrädern sowie<br />
die Beschichtung von Werkzeugen, Formen und mechanischen<br />
Elementen. Ein Qualitätsmerkmal, das die Kunden in erster Linie<br />
schätzen, ist die Präzision der Werkzeuge. So wird jedes Werkzeug<br />
in allen Details und allen Produktionsphasen mit Prüfstationen<br />
kontrolliert. Darüber hinaus weisen sämtliche Werkzeuge in den<br />
aktiven Bereichen eine exakte Oberflächenendfertigung mit einer<br />
Struktur auf, die der des Läppen ähnelt. Das zweite Qualitätsmerkmal<br />
bilden die Wahl des Edelstahls und die Sorgfalt, mit der<br />
dieser gehärtet wird. Das Standard des Unternehmens ist ASP23 -<br />
Edelstahl aus Pulver mit gehobenem Härtegrad und optimaler<br />
Lebensdauer, das ideal für im Dauertakt arbeitende Schneide-<br />
Werkzeuge geeignet ist.<br />
www.minitoolscoating.com<br />
Neue Baugrößen bei gerollten Kugelgewindetrieben<br />
Das Unternehmen Hiwin erweitert sein Angebot an gerollten Kugelgewindetrieben mit kleinen Durchmessern,<br />
die sich u. a. für den Einsatz in Miniatur-Bearbeitungszentren, Graviermaschinen, Pick-and-<br />
Place-Anwendungen oder 3-D-Druckern eignen. Die neuen Ausführungen haben 12 mm Spindeldurchmesser<br />
und Steigungen von 5 und 10 mm sowie 16 mm-Spindeldurchmesser und eine Steigung von<br />
20 mm. Die Kugelgewindetriebe verfügen über Flanschmuttern mit Kassettenrückführung, die auch<br />
bei kleinen Mutterdurchmessern und kurzen Bahnlängen eine hohe Tragfähigkeit gewährleisten.<br />
www.hiwin.de<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 39
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Ein guter Ersatz<br />
Einkonus-Synchronring aus Stahl kommt ohne zusätzliche Reibbeläge aus<br />
Ottmar Back<br />
Leichter, kompakter, robuster:<br />
drei Eigenschaften, die schwer zu<br />
vereinbaren sind. Der Hoerbiger<br />
Einkonus-Synchronring − Blocker<br />
Ring Basic (BRB) aus Stahlblech<br />
verbindet sie dennoch. OEMs und<br />
Getriebehersteller profitieren<br />
zudem von der neuentwickelten<br />
Rillierung des BRB. Sie reduziert<br />
die Verschleißanfälligkeit.<br />
Im hochvolumigen Getriebe-Einstiegssegment<br />
kommen bei der Synchronisierung<br />
häufig Synchronringe aus Messing zum<br />
Einsatz. Denn die Kupferlegierung verfügt<br />
über selbstschmierende Eigenschaften<br />
und eignet sich daher selbst – also ohne separaten<br />
Belag – als Reibmaterial. Dennoch<br />
halten sich die daraus resultierenden Kostenvorteile<br />
von Messingkomponenten in<br />
Synchronisierungssystemen in Grenzen.<br />
Denn Messing ist aufgrund seines hohen<br />
Kupferanteils ein verhältnismäßig teurer<br />
Werkstoff und besitzt nur eine begrenzte<br />
Verschleißfestigkeit. Zudem lassen sich<br />
bestimmte Fertig-Geometrien bei Messing<br />
nicht im reinen Umformungsprozess verwirklichen.<br />
In einem zweiten Schritt sind<br />
dann stets spanende Nachbearbeitungen<br />
notwendig, welche die Produktionskosten<br />
in die Höhe treiben.<br />
Verschleißmindernde<br />
Mikro-Rillierung<br />
Vor diesem Hintergrund bietet der BRB eine<br />
wirtschaftlichere Alternative zu Messing<br />
Dipl.-Ing. Ottmar Back ist Leiter<br />
Produktmanagement bei der Hoerbiger<br />
Antriebstechnik GmbH in Schongau<br />
ringen. „Die größte Herausforderung<br />
bei der Entwicklung bestand<br />
darin, die Konusflächen<br />
des Stahlrings so zu gestalten,<br />
dass wir auf zusätzliche Reibbeläge<br />
verzichten können“, erklärt<br />
Peter Echtler, Leiter der<br />
Vor entwicklung bei der Hoerbiger<br />
Antriebstechnik Holding GmbH.<br />
Denn anders als Messing hat Stahl<br />
keine selbstschmierenden Eigenschaften.<br />
Ohne separaten Belag drohten hier<br />
bisher Oberflächenbeschädigungen am<br />
Ring bis hin zum Verschweißen der Reibpartner.<br />
„Diese Schwierigkeit haben wir mit<br />
einer Mikro-Rillierung – genannt Hoerbiger<br />
Microgroove – gelöst, die beim BRB anstatt<br />
eines gesonderten Belags die Reibarbeit<br />
übernimmt“, führt Echtler fort.<br />
Dank des perfektionierten Produktionsprozesses<br />
und verschleißmindernder Wärmebehandlung<br />
im Nitrierofen werden alle<br />
Funktionsmerkmale, Endmaße sowie die<br />
Rillierung des BRB im Umformwerkzeug<br />
hergestellt. Eine nachträgliche, spanende<br />
Bearbeitung ist nicht notwendig.<br />
Leichter und robuster<br />
Auch in Sachen Robustheit kann der BRB<br />
überzeugen. Das zeigen die Ergebnisse der<br />
Dauerfestigkeitsprüfung:<br />
Verglichen mit<br />
Messingringen konnte<br />
der axiale Verschleiß um<br />
rund 90 % reduziert werden.<br />
Dank der geringeren Wärmedehnung von<br />
Stahl lassen sich zudem die Spaltmaße<br />
optimieren. Darüber hinaus bietet der<br />
Stahlring einen Gewichtsvorteil gegenüber<br />
klassischen Messingringen. Da Stahl härter<br />
und damit belast barer ist als Messing, sind<br />
beim BRB deutlich niedrigere Wandungsstärken<br />
notwendig. Aus diesem Grund ist<br />
der BRB – trotz des höheren Volumengewichts<br />
von Stahl – bedeutend leichter als<br />
ein herkömmlicher Messingring. Der BRB<br />
von Hoerbiger befindet sich derzeit in der<br />
Erprobungsphase mit einem Pilotkunden.<br />
Die weiteren Entwicklungsschritte sehen<br />
einen Start der Serienproduktion ab Oktober<br />
2015 vor.<br />
www.hoerbiger.com<br />
Der Stahlring bietet einen<br />
Gewichtsvorteil gegenüber<br />
klassischen Messingringen<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Edelstahl-Planetengetriebe mit<br />
20 mm Durchmesser<br />
Das Edelstahl-Planetengetriebe<br />
20/1R von Faulhaber<br />
ermöglicht bei einem<br />
Durchmesser von 20 mm ein<br />
Dauerdrehmoment von<br />
800 mNm, im Intervallbetrieb<br />
kurzzeitig bis zu 1 100 mNm.<br />
Die Eingangsdrehzahl<br />
erreicht 12 000 min -1 . Es lässt<br />
sich mit DC- und bürstenlosen<br />
Motoren sowie mit<br />
Schrittmotoren von 17 bis 22 mm Durchmesser kombinieren.<br />
Dank des vorgespannten Kugellagers hat die Abtriebswelle kein<br />
axiales Spiel. Das Getriebe ist ein- bis fünfstufig verfügbar, die<br />
Spanne der 16 möglichen Untersetzungsverhältnisse reicht von<br />
3,71 bis 1 526. Des Weiteren gibt es die Wahl zwischen dem<br />
normalen Temperaturbereich von -10 bis 125 °C und einer<br />
Tieftemperaturvariante mit -45 bis 100 °C. Damit ist der typische<br />
Temperaturbereich für Planetengetriebe aus Metall deutlich<br />
ausgeweitet. Zahlreiche Produktvarianten, darunter eine autoklavierbare<br />
Version, erlauben die leichte Anpassung an diverse<br />
Anwendungen. Der Anschluss des Planetengetriebes ist mit dem<br />
seines Vorgängers 20/1 kompatibel.<br />
www.faulhaber.com<br />
Kegelradgetriebe mit 50 Nm<br />
Abtriebsdrehmoment<br />
Das Unternehmen Nord Drivesystems erweitert seine zweistufige<br />
Kegelradgetriebebaureihe um ein kleineres Modell für Abtriebsdrehmomente<br />
bis 50 Nm. Damit stehen für den kleinen Lastbereich<br />
jetzt neben Schneckengetrieben auch Einheiten in effizienter<br />
Kegelstirnradbauart zur Verfügung. Aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität<br />
sind die<br />
Getriebe mechanisch<br />
belastbar und widerstehen<br />
großen Krafteinwirkungen<br />
auf die<br />
Abtriebswelle. Die<br />
kurzfristige Überlasttoleranz<br />
beträgt 275 % –<br />
ausreichend, um die<br />
Zeit zu überbrücken,<br />
bis der Motorschutz auslöst, sodass nach einer mechanischen<br />
Blockade in der Regel keine Beschädigungen auftreten und ohne<br />
Wartungsunterbrechung weitergearbeitet werden kann. Die neuen<br />
Modelle ergänzen die bestehende Baureihe, die jetzt sechs<br />
Baugrößen mit Drehmomenten bis 660 Nm umfasst. Nord liefert<br />
sie mit Hohl- und Vollwelle, ein- oder beidseitigem Wellenabgang,<br />
für Fuß- oder Flanschmontage sowie in einer offenen und einer<br />
geschlossenen Bauweise.<br />
www.nord.com<br />
Für Sie immer in Bewegung!<br />
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macht trotzdem glücklich.<br />
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Mulco Europe EWIV<br />
Der BRECObasic ® - Einfach. Gut. Sicher.<br />
Die preisattraktive Zahnriemen-Lösung für Ihren Antrieb.
Noch längst<br />
kein altes Eisen<br />
Leistungswiderstände – neue Lösungen<br />
für neue Anforderungen<br />
Joachim Klingler<br />
War in der Vergangenheit auf die<br />
Leistung und den Widerstandswert quasi<br />
das Hauptaugenmerk gerichtet, so<br />
gewinnen u. a. durch leistungsfähigere<br />
Elektronik, geänderte Normvorschriften<br />
und politische Vorgaben zunehmend<br />
andere Parameter an Bedeutung. Auch<br />
können, seither eingerechnete<br />
Sicherheiten oft nicht mehr in<br />
altbewährter Weise vorgehalten werden.<br />
Joachim Klingler ist stellvertretender<br />
Vertriebs leiter bei der Frizlen<br />
GmbH u. Co KG. in Murr
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Obwohl in der Automatisierung und in<br />
der Antriebstechnik das Einsparen<br />
elektrischer Energie weiter an Bedeutung<br />
gewinnt, auch und besonders gefordert<br />
durch die Energiesparrichtlinien der EU,<br />
nimmt die Zahl der Applikationen kontinuierlich<br />
zu, bei denen Leistungswiderstände<br />
zum Einsatz kommen. Ihre Aufgabe<br />
ist es z. B. Bewegungsenergie abzuführen<br />
bzw. durch Strombegrenzung Bauteile vor<br />
Überlast zu schützen.<br />
Frequenzgeregelte Antriebe benötigen<br />
Widerstände zum Abbremsen des Antriebes.<br />
Durch optimal bemessene Leistungswiderstände<br />
ist es möglich, hochdynamische<br />
Maschinen zu realisieren, die durch schnelles<br />
Beschleunigen im Wechsel mit schnellen<br />
Bremsvorgängen wirtschaftliche und e fektive<br />
Produktionsprozesse ermöglichen. Das<br />
steht zwar im allgemeinen Widerspruch zu<br />
den Bemühungen um einen möglichst geringen<br />
Energieverbrauch, ist jedoch mit Abstand<br />
die wirtschaftlichste Methode, leistungs<br />
fähige dynamische Antriebe zu bauen.<br />
Vermehrter Einsatz von Rückspeiseeinheiten<br />
und Zwischenkreiskopplung verändern<br />
hierbei die Anforderungen an Bremswiderstände.<br />
Waren Widerstände seither<br />
dimen sioniert auf wiederkehrende<br />
Spitzenbremsleistungen, so werden<br />
Widerstände in diesen Fällen bevorzugt<br />
auf einmalige Bremsvorgänge<br />
innerhalb bestimmter Intervalle<br />
ausgelegt. Der Focus wechselt damit von<br />
einer Dauerleistungsbetrachtung in Intervallen<br />
hin zu einer Kurzzeitleistungs-bzw.<br />
Energiebetrachtung für Einzeleinsätze mit<br />
größeren dazwischen liegenden Pausen.<br />
Sicherheit geht vor<br />
Überall wird das Thema Sicherheit groß geschrieben.<br />
So sind bestimmte Anlagenteile<br />
innerhalb vorgeschriebener Zeiten gefährdungsfrei<br />
still zusetzen sofern ein Notfall<br />
eintritt bzw. ein Not-Aus betätigt wird. Dies<br />
könnte u. a. mechanisch erfolgen. In sicherheitsrelevanten<br />
Applikationen besteht aber<br />
oft die Anforderung, bei Netzausfall trotzdem<br />
auf Bremswiderstände zurückzugreifen<br />
um nicht auf eine mechanische Bremsung<br />
angewiesen zu sein. Die Vorteile einer elektrischen<br />
Bremsung liegen klar in einer einstellbaren<br />
materialschonenden Bremsrampe<br />
01 Beispiel einer kompakten<br />
Ausführung für eine kurzzeitige<br />
Energieaufnahme von 6 MJ<br />
sowie einem verschleißfreien und damit wartungsfreien<br />
Bremsvorgang.<br />
Gegenüber einer möglichen Rückspeisung<br />
der Energie im Notfall sind Widerstände<br />
wesentlich störungsunempfindlicher gegenüber<br />
äußeren Umwelteinflüssen, wie z. B. die<br />
der vorhandenen Netzqualität, die ja für eine<br />
erfolgreiche Rückspeisung Voraussetzung ist.<br />
In Netzen mit schlechter oder wechselnder<br />
Netzqualität kann eine Rückspeisung evtl.<br />
auch schon von vorn herein ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Widerstände für diese sogenannten Not-<br />
Aus-Anwendungen werden komplett anders<br />
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BRECO ® BATK - Die einzigartige bogenförmige Verzahnung ist der<br />
Garant für deutlich verbesserte Übertragungs- und Laufeigenschaften.
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
dimensioniert. Hier ist einzig und allein<br />
die Menge der in der Applikation gespeicherten<br />
kinetischen Energie entscheidend<br />
gepaart mit der Anforderung innerhalb<br />
welcher Zeit – dies kann von wenigen<br />
Milli sekunden bis hin zu Minuten gehen –<br />
ein Antrieb still gesetzt werden muss.<br />
Schutz bei Überlast<br />
Bremswiderstände bedeuten bei Normalbetrieb<br />
immer gleichzeitig auch Wärmeentwicklung,<br />
da die zugeführte überschüssige<br />
Energie innerhalb der Bremswiderstände in<br />
Wärme umgewandelt wird. Außerhalb der<br />
Nennbedingungen betrieben kann es dabei<br />
bis zum Brand des Leistungswiderstands<br />
kommen, mit entsprechendem Schadenspotenzial<br />
für die umgebenden Komponenten,<br />
z. B. im Schaltschrank.<br />
Frizlen bietet gekapselte Widerstände an<br />
die durch ihre geschlossene Bauart ei gensicher<br />
ausgeführt werden. Sie sind dann<br />
cha rakteristisch mit einer Gleichstromsich<br />
erung vergleichbar. Abhängig von<br />
Span nungshöhe, Widerstandswert und<br />
Belastungsdauer werden intern Maßnahmen<br />
getroffen um bei Überlast eine sichere<br />
interne Trennung zu gewährleisten.<br />
Sofern die Betriebs- und Fehler be dingun<br />
gen bekannt sind, ist im Gegensatz zu<br />
Halb leiter sicherungen eine sehr gute<br />
Anpass bar keit und damit gute dynamische<br />
Ausnutzung der jeweiligen Applikation<br />
möglich. Wirtschaftlich sind diese gekapselten<br />
Wider stände im Bereich bis ca.<br />
1 000 W Dauer leistung, darüber hinaus<br />
kann ein Frizlen DC Powerswitch zum<br />
Einsatz kommen.<br />
Eigensicher bis<br />
22 kW Dauerleistung<br />
Mit dem DC-Powerswitch können Bremswiderstände<br />
unabhängig von ihrer Bauart<br />
eigensicher überwacht werden, sodass ein<br />
Fehler durch rechtzeitiges Abschalten verhindert<br />
wird. Durch die skalierbare Ausführung<br />
erfolgt die Anpassung exakt an die<br />
jeweilige Applikation. Die Dynamik für den<br />
Antrieb ist damit gewährleistet. Das Poten tial<br />
der Brems widerstände kann somit voll ausgenutzt<br />
werden, ohne es zu überschreiten.<br />
Zudem sind die Frizlen DC-Power switch<br />
mit UL-Zulassung für den amerikanischen<br />
und kanadischen Markt erhältlich. Im Aufbau<br />
ähnlich zu einem AC-Motorschutzschal<br />
ter erkennt der DC-Powerswitch Überlasten<br />
am Brems widerstand, schaltet die<br />
Widerstandslast ab und meldet die Abschaltung<br />
über einen Meldekontakt. Anschließend<br />
kann der DC-Powerswitch wie<br />
ein Motorschutzschalter durch Schalterum<br />
legen wieder in Betrieb gesetzt werden.<br />
Er kann auch als Nachrüstlösung im<br />
Schaltschrank integriert werden. Ob der<br />
Einsatz des DC-Powerswitch technisch<br />
möglich ist, kann mit einer einfachen Rechnung<br />
ermittelt werden: Der thermische<br />
Dauerstrom des Bremswiderstands muss<br />
dafür unterhalb von 40 A liegen. Größere<br />
Ströme oberhalb von 40 A können durch<br />
Parallelschaltung mehrerer Teil widerstände<br />
abgesichert werden.<br />
Normvorschriften geben<br />
den Rahmen vor<br />
Diverse Vorschriften zum Beispiel Netzanschalt<br />
bedingungen sind gegenüber den<br />
öffent lichen Energieversorgern bei der<br />
Ein-/ beziehungsweise Rückspeisung von<br />
regenerativer Energie ins öffentliche Netz<br />
einzuhalten um Störaussendungen und<br />
zusätzliche Netz belastungen durch zum<br />
Beispiel Oberschwingungen auf ein bestimmtes<br />
Maß zu begrenzen. Zur Einhaltung<br />
dieser Regeln werden zusätz liche<br />
Filterelemente benötigt, die wiederum in<br />
Ihren Grundelementen aus Kombinationen<br />
von Induktivitäten, Kondensatoren<br />
und Leistungswiderständen bestehen.<br />
Spezielle Entwicklungen gehen hin zu<br />
multifunk tionalen Widerständen die in ein<br />
und demselben Bauelement ohmsche und<br />
induktive Anteile vereinen. So werden in<br />
02 Frizlen DC-Powerswitch<br />
mit max. 850 VDC und 40 A<br />
der End anwendung nicht nur Bauteile und<br />
Platz sondern vor allem Montage- und Installationskosten<br />
eingespart.<br />
Lasten für Prüfung<br />
und Simulation<br />
Ob als Prüf- und Lastwiderstand von Spannungsquellen<br />
im Labor oder zur thermischen<br />
und elektrischen Simulation von<br />
Servern in Rechenzentren: Diverse Ausführungen<br />
von Lastwiderständen von 100 bis<br />
500 kW sind lieferbar. Das Portfolio umfasst<br />
zum Beispiel Schiebewiderstände kleinerer<br />
Leistung, fahrbare Prüfwiderstände, Leichtbauausführungen<br />
geeignet für den PKW-<br />
Trans port oder Lastwiderstände zur Aufstellung<br />
im Freien mit großen Leistungen.<br />
Darüber hinaus gibt es die neue Baureihe<br />
eines 19-Zoll Belastungswiderstandes.<br />
Dieser ermöglicht eine Vielzahl von An wendungen<br />
und ist noch dazu gut aufgeräumt –<br />
im 19-Zoll-Rack. Variable Bauhöhen und<br />
Einschubtiefen bieten gute Kompatibilität<br />
zu allen gängigen 19-Zoll-Racks.<br />
Gleichzeitig kann durch den Einsatz<br />
verschiedener Schalter, Stufenzahlen und<br />
Anzeigegeräte gezielt auf die Anforderungen<br />
der jeweiligen Anwendung eingegangen<br />
werden. Durch die Kombination mehrerer<br />
Module kann die Gesamtleistung zudem<br />
einfach aufgestockt werden.<br />
Durch ein breites Standardprogramm<br />
sind bereits viele Anwendungsfälle abgedeckt.<br />
Generell sind aber alle Prüf- und Lastwiderstände<br />
von Frizlen auf die genauen<br />
Kunden bedürfnisse hin konfigurierbar.<br />
Fotos: Aufmacher Fotolia<br />
03 19-Zoll-Belastungswiderstand<br />
www.frizlen.com<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Release 4.0 der FVA-Workbench<br />
veröffentlicht<br />
Die FVA-Workbench ist<br />
eine Berechnungsplattform<br />
für die<br />
Modellierung,<br />
Parametrisierung,<br />
Berechnung und<br />
Dimensionierung von<br />
Getrieben. Im neuen Release 4.0<br />
wurde das Bedienkonzept der<br />
Software vollständig überarbeitet.<br />
Benutzer profitieren durch neue Steuerungsoptionen und<br />
Hilfestellungen von einer maßgeblichen Optimierung in der<br />
Bedienungsfreundlichkeit, Produktivität und Qualität. Im<br />
Mittelpunkt des neuen Bedienkonzepts stehen die maschinenelementespezifischen<br />
Berechnungsziele. Dieser innovative<br />
Ansatz führt den Benutzer zuverlässig durch den Berechnungsprozess.<br />
Die Grundlage hierfür bildet die neue<br />
Eingabelogik und eine Anordnung der Eingaben in<br />
übersichtlichen Tabs. Es werden nur für das Rechenziel<br />
benötigte Daten angezeigt. Das System reagiert auf Nutzereingaben,<br />
meldet Unvollständigkeiten, gibt Hilfestellungen<br />
und verhindert Unstimmigkeiten. Die hohe Qualität der<br />
Berechnungsergebnisse wird durch die Verwendung der<br />
etablierten Berechnungsmodule der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. sichergestellt.<br />
www.fva-service.de<br />
O-Ringe professionell installieren<br />
Für die Installation von O-Ringen bietet C. Otto Gehrckens (COG)<br />
einen speziellen fünfteiligen Werkzeugsatz aus Edelstahl an. Er<br />
besteht aus einem Spitzwerkzeug, einem Abziehhebel, einem<br />
Edelstahlketten trotzen<br />
aggressiven Umgebungen<br />
Besonders korrosionsbeständig sind die rostfreien CF-Edelstahlketten<br />
von Iwis. Sie können in aggressiven Umgebungen mit<br />
Wasser- oder Dampfapplikationen, strengen Reinigungsvorschriften<br />
oder extremen Temperaturen eingesetzt werden. Die Laschen der<br />
Ketten haben einen erhöhten Glattschnittanteil und damit eine<br />
längere Einsatzdauer und bessere elastische Dehnung durch<br />
höhere Auspresskräfte. Die Rollen sind nahtlos und damit stoßresistent<br />
bei höherer Geschwindigkeit. Nahtlose Hülsen führen zu<br />
höherer Genauigkeit und Geschwindigkeit bei der Positionierung,<br />
vor allem im dynamischen Taktbetrieb. Auch Sonderschmierungen<br />
für den Hoch- oder Tieftemperaturbereich<br />
sowie spezielle Lebensmittelschmierungen<br />
sind erhältlich.<br />
Optional können Last-Dehnungs-<br />
Diagramme und Längenmessprotokolle<br />
erstellt werden.<br />
www.iwis.com<br />
Werkstoffe für den 3-D-Druck sowie<br />
Spritzguss im Vergleich<br />
Mit Hochleistungskunststoffen und der additiven Fertigung<br />
treffen zwei moderne Technologien aufeinander, die in der<br />
Kombination maximale Freiheit in der Konstruktion und hohe<br />
Verschleißfestigkeit versprechen. Im Testlabor hat Igus Tribo-<br />
Filamente aus dem Werkstoff J260 gegen herkömmliche<br />
3-D-Druck-Filamente (ABS) sowie Spritzgussteile aus dem<br />
gleichen Igus-Werkstoff verglichen. Intensiv wurden lineare und<br />
rotierende Testläufe sowohl auf Wellen aus gehärtetem, geschliffenen<br />
Stahl als auch aus Edelstahl gefahren und ausgewertet.<br />
Es zeigte sich, dass die Verschleißfestigkeit der aus dem Tribo-<br />
Filament gedruckten Gleitlager im rotierenden wie auch linearen<br />
Versuch vergleichbar mit den klassischen Spritzgusskomponenten<br />
war. Zugleich wurde in den Tests deutlich, dass die<br />
Reibwerte des Tribo-Filamentes im Vergleich zu herkömmlichen<br />
3-D-Druck-Materialien besonders niedrig sind. So kam es bei<br />
dem Versuchsaufbau ABS gegen Tribo-Filament im rotierenden<br />
Test auf der Edelstahlwelle sogar zum Totalausfall des ABS-Teils,<br />
während die Reibverluste beim Tribo-Filament immer noch<br />
niedrig waren.<br />
www.igus.de<br />
Druck- und Zugwerkzeug sowie einem flachköpfigen Abziehwerkzeug.<br />
Mit diesen Werkzeugen können O-Ringe ohne Beschädigungen<br />
in enge Einbauräume installiert oder an der Maschine aus<br />
den Nuten demontiert werden. Damit sind sie eine Alternative zu<br />
Schraubenziehern oder einfachen Kunststoff-Werkzeugen, die<br />
ansonsten häufig dafür verwendet werden und dabei nicht nur<br />
unhandlich sind, sondern die O-Ringe auch oft beschädigen.<br />
www.cog.de<br />
Dichtheit mit hohem Einsparungspotential !<br />
HN 8-WD: Dichtheit ist ein kritisches Thema. Deshalb findet unsere HN 8-WD<br />
weltweit ihren Einsatz in Anwendungen von Mobilhydraulik, Antriebstechnik<br />
und Getriebebau. Die Verschlussschraube mit integriertem Formdichtring ist<br />
leckage- und montagesicher. Von M 6 bis G 2½", in Cr-6-freier Beschichtung<br />
ab Lager! Eine präzise und wirtschaftlich attraktive Lösung.<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 45<br />
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Zuverlässig schmieren: Druckverstärker<br />
für Gegendrücke von bis zu 10 bar<br />
Der Druckverstärker Simalube Impulse von Simatec überwindet<br />
hohe Gegendrücke und ist damit eine Lösung bei hohem Gegendruck<br />
und langen Schmierleitungen. Es sind keine zusätzlichen<br />
Tordierbare Leitungen für einen schnellen<br />
und sicheren Datentransfer<br />
Der Motion Plastics-Spezialist Igus präsentiert die weltweit ersten<br />
Ethernet-Busleitungen für dreidimensionale Bewegungen, die<br />
nach dem CAT6A- bzw. CAT7-Standard qualifiziert wurden: Die<br />
Leitungen Chainflex CFROBOT8.050 (CAT6A) und Chainflex<br />
CFROBOT8.052 (CAT7) bieten eine schnelle Datenübertragung<br />
nach den aktuellsten Industrie-Standards. Sämtliche Komponenten<br />
Einstellungen nötig. Nach Entleerung kann der Druckverstärker<br />
mehrfach wiederverwendet werden. Er sorgt zusammen mit den<br />
Simalube-Schmierstoffspendern der Größen 60, 125 oder 250 ml<br />
für zuverlässiges Schmieren bei einem Gegendruck bis zu 10 bar<br />
und bis zu 4 m langen Schmierleitungen. Kontinuierliche<br />
Schmierimpulse versorgen die Schmierstelle mit 0,5 ml Öl oder<br />
Fett bis NLGI 2. Der Druckverstärker informiert laufend über den<br />
Betriebszustand. Als Gerät der Schutzklasse IP68 ist der Druckverstärker<br />
staub- und wasserdicht.<br />
www.simatec.com<br />
Schmiersysteme reduzieren<br />
Wartungsgänge in Kläranlagen<br />
Für einen reibungslosen Betrieb der Anlagen sind regelmäßige<br />
Nachschmierungen nötig. Diese können zeitaufwändig sein,<br />
weil die Schmierstellen oft schwer zugänglich sind oder sich in<br />
Gefahrenbereichen befinden. Die automatischen Schmiersysteme<br />
spenden Schmiermittel an Maschinenelementen wie Wälz- und<br />
Gleitlagern sowie Ketten und Spindeln über lange Zeiträume,<br />
sodass sich Wartungsgänge reduzieren. Darüber hinaus schützen<br />
sie die Schmierstellen an Rechenanlagen, Sand- und Fettfang,<br />
Vorklär-, Belebungs- und Nachklärbecken, Schlammeindickung<br />
und -entwässerung vor dem Eindringen von Verunreinigungen.<br />
Zur Erhöhung der Arbeitssicherheit können schwer zugängliche<br />
Schmierstellen mit Schlauchleitungen aus Gefahrenbereichen<br />
ausgelagert werden. Eine auf die Anwendung abgestimmte<br />
Schmierung verhindert außerdem Verschmutzungen durch<br />
Überschmierung. Auch biologisch abbaubare Schmierstoffe sind<br />
erhältlich.<br />
www.perma-tec.com<br />
der Roboterleitungen wie Adern, Verseilgebilde, Schirme und<br />
Mantelwerkstoffe sind bei Torsionsbewegungen stark<br />
wechselnden Belastungen ausgesetzt. Damit die Chainflex-<br />
Leitungen dennoch stabil bleiben und die Datensicherheit sichergestellt<br />
ist, setzt das Unternehmen auf die Kombination von<br />
besonders gleitfähigen und gleichzeitig hoch stabilen Folien und<br />
„weichen“ Füllelementen, die die auftretenden Kräfte systematisch<br />
abfangen. Vor allem Eigenschaften wie Dämpfung, Leitungskapazität<br />
und Signalqualität müssen über die gesamte Lebensdauer<br />
der Leitung in engen Toleranzen kontinuierlich gleich<br />
bleiben. Torsionsoptimierte Isolierwerkstoffe und mechanische<br />
Dämpfungselemente mit abgestimmten Kapazitätswerten bieten<br />
diese Haltbarkeit.<br />
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Langlebige<br />
Winkelgelenke<br />
Aggressiven Umgebungsbedingungen<br />
halten<br />
Winkelgelenke und<br />
Einzelteile aus den<br />
Werkstoffen 1.4305 und<br />
1.4404 von mbo Oßwald<br />
stand. Auch die in den Gelenken verbauten Sprengringe und<br />
Sicherungsbügel sind in Edelstahl ausgeführt, um die Gebrauchsdauer<br />
zu verlängern und einen erhöhten Wartungsaufwand zu<br />
vermeiden. Die Winkelgelenke nach DIN 71802 werden neben<br />
Rechtsgewinde auch mit Linksgewinde oder Feingewinde von M4<br />
bis M16 angeboten, ebenso wie die Kugelpfannen nach DIN 71805<br />
und die Kugelzapfen nach DIN 71803. Sind die Bauteile zusätzlich<br />
Staub oder Schmutz ausgesetzt, sorgen spezielle Versionen mit<br />
Dichtkappe für Schutz vor Verschmutzung und erhalten die<br />
Beweglichkeit. Speziell für lineare Anwendungen eignet sich das<br />
Axialgelenk, eine 180 °-Variante der Standard-Winkelgelenke. Alle<br />
kombinierten Teile sind auch als Einzelteile erhältlich. Kundenspezifische<br />
Lösungen können ebenfalls entwickelt werden.<br />
www.mbo-osswald.de<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Instandhaltung der Zukunft?<br />
Anlagen erfordern im Falle eines Ausfalls zeitnahe Instandhaltung. Aber<br />
warum erst soweit kommen lassen? Schließlich gibt es doch bereits<br />
zahlreiche Überwachungssysteme im Markt. Aber wo liegt der richtige<br />
Ansatz: Condition Monitoring oder Predictive Maintenance?<br />
Accenture: Die Einsparungen bei geplanten<br />
Reparaturen belaufen sich danach auf 12 %.<br />
Wartungskosten sinken um fast 30 %. Ungeplante<br />
Stillstände gehen der Studie zufolge<br />
sogar um 70 % zurück.<br />
In unserem Special erfahren Sie nun<br />
mehr über das Thema „Instandhaltung der<br />
Zukunft“. Lassen Sie sich diesen umfassenden<br />
Einblick nicht entgehen.<br />
Foto: Siemens AG<br />
Hannover Messe mit Sonderschau<br />
<strong>2016</strong> rückt der neue Ausstellungsbereich „Predictive<br />
Maintenance 4.0“ das Thema noch stärker ins Blickfeld<br />
der Hannover Messe. In Halle 17 werden im Rahmen eines<br />
Sonderevents konkrete Lösungsbeispiele präsentiert. In<br />
Showcases, Live-Demos und Guided Tours wird vorgeführt, wie<br />
Maschinendaten laufend erfasst, verarbeitet und analysiert werden,<br />
um den Betreiber konkrete Informationen über den Zustand des<br />
Bauteils, des Sytems oder der Maschine geben zu können.<br />
Maschinenbediener kennen meist jedes<br />
Knarren und jedes Rattern. Sie „spüren“<br />
förmlich, wenn etwas mit Getriebe<br />
oder Lager nicht stimmt. Wurden früher<br />
Bauteile erst repariert, nachdem ein Störfall<br />
eingetreten war, ermöglichen heute Sensortechnik<br />
und intelligente Datenanalyse eine<br />
vorausschauende Wartung von Produktionsmaschinen.<br />
Kamen bisher meist klassische<br />
Condition Monitoring (CM) Systeme zum<br />
Einsatz, wird in Zukunft das Stichwort<br />
P redictive Maintenance (PM) dominieren,<br />
um die gestiegenen Anforderungen im Zeitalter<br />
von Industrie 4.0 und Smart Factory<br />
noch erfüllen zu können. Die IT basierten<br />
Verfahren erkennen dabei heraufziehende<br />
technische Mängel, bevor es zu einem Stillstand<br />
kommt, und reduzieren damit gegenüber<br />
den periodischen Wartungen teure<br />
Ausfallzeiten.<br />
Dank der digitalen Vernetzung und der<br />
Kommunikation der Maschinen, der Werkstücke<br />
und der Komponenten in der Industrie<br />
4.0-Umgebung können Betreiber von<br />
Maschinen und Anlagen Zustandsdaten von<br />
Maschinenkomponenten laufend erfassen,<br />
mit Informationen aus Drittsystemen kombinieren<br />
und analysieren, um den optimalen<br />
Wartungszeitpunkt vorherzusagen.<br />
Die Industrie setzt also zunehmend auf<br />
Predictive Maintenance-Konzepte und erhofft<br />
sich zukünftig noch bessere Möglichkeiten<br />
in Sachen Instandhaltung. Dass diese<br />
Hoffnungen nicht unberechtigt sind, belegt<br />
eine aktuelle Studie des Weltwirtschaftsforums<br />
und des Beratungsunternehmens<br />
CM kontra PM<br />
Wo liegt eigentlich der Unterschied<br />
zwischen Condition Monitoring und<br />
Predictive Maintenance? Und wo sind<br />
zurzeit die Ansätze in der Forschung<br />
und Entwicklung zu finden? Diese Fragen<br />
beantwortet Prof. Dr.-Ing. Georg Jacobs,<br />
Leiter des Instituts für Maschinenelemente<br />
und Maschinengestaltung an<br />
der RWTH Aachen im Video-Interview.<br />
http://bit.ly/1mI22Ep<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 47
Ohne<br />
„gezinkte“ Karten<br />
Intelligente Getriebeüberwachung<br />
reduziert Produktionskosten<br />
Ulrich Lettau, Herwig Eichler<br />
Um Stillstandzeiten der<br />
Walz gerüste zu minimieren, setzt<br />
Rheinzink bei der Produktion von<br />
Titanzink auf vorausschauende<br />
Instandhaltung. Erfahren Sie,<br />
wie Lagerschäden an den<br />
Kamm walzgetrieben mittels<br />
Schwingungsüberwachung<br />
frühzeitig erkannt und somit<br />
unerwünschte Anlagenausfälle<br />
verhindert werden.<br />
Dr. Ulrich Lettau ist Vorstandsvorsitzender<br />
der iba AG in Fürth<br />
Herwig Eichler ist Vertriebsmanager<br />
Condition Monitoring Systems bei der Hainzl<br />
Industrie systeme GmbH in Linz/Österreich<br />
Durch Auswertung von Vibrationen mechanischer<br />
Aggregate lassen sich erste<br />
Anzeichen bevorstehender Schäden detektieren.<br />
Die Rheinzink GmbH & Co. KG setzt<br />
diese Form der Früherkennung an ihrem<br />
Standort Datteln bei der Produktion von<br />
Titanzink ein. Sie nutzt dabei eine Condition-Monitoring-Lösung<br />
auf Basis einer<br />
Kooperation zwischen der Fürther Iba und<br />
der Hainzl Industriesysteme aus Linz. Während<br />
Iba der Spezialist für Systemlösungen<br />
im Bereich der Messtechnik ist und über<br />
Expertise in der Entwicklung von Hard- und<br />
Softwarewaremodulen mit hoher Konnektivität<br />
verfügt, liegt der Schwerpunkt der<br />
Firma Hainzl im Bereich der Analysesoftware<br />
und der mechanischen Expertise.<br />
Über Jahre hinweg hat Hainzl sein Condition-Monitoring-Know-how<br />
erweitert und<br />
ist dadurch in der Lage, detaillierte Analysen<br />
komplexer Anlagen vorzunehmen, um<br />
so Ausfallvorhersagen mit hoher Verlässlichkeit<br />
zu erstellen. Da zur Auswertung der<br />
Schwingungsdaten eine Korrelation mit<br />
den Prozessdaten der Produktionsanlage<br />
erforderlich ist, hat sich dabei eine enge Kooperation<br />
mit Iba als vorteilhaft erwiesen.<br />
Denn in der Produktionsanlage bei Rheinzink<br />
wurden die Drehzahl, Drehmomente<br />
und andere Prozessgrößen der Walzgerüste<br />
schon vor Projektbeginn mit Komponenten<br />
aus Fürth erfasst.<br />
Lagerschäden beizeiten<br />
diagnostizieren<br />
Rheinzink ist führender Spezialist für die<br />
Herstellung von hochwertigem Titanzink.<br />
Das vielseitige Blech wird insbesondere in<br />
Dach-, Fassaden-, und Solarprodukten verbaut.<br />
Über eine Gießmaschine wird in der<br />
Produktion ein etwa 1 m breiter und ca.<br />
15 mm dicker Gussstrang hergestellt, der<br />
in einer Walzstraße mit fünf Gerüsten zu<br />
einem Band der Stärke 0,5 bis 2 mm gewalzt<br />
wird. Um die Stillstandzeiten der Walzgerüste<br />
zu minimieren setzt Rheinzink auf<br />
vorausschauende Instandhaltung. Hauptziel<br />
ist hierbei das frühzeitige Erken nen<br />
von Lagerschäden. Bei einem unerwarteten<br />
Ausfall eines Kammwalzgetriebes steht<br />
die gesamte Produktionseinheit still. Die<br />
strukturell bedingte Ermüdung ins be sondere<br />
der Lager kann jedoch grundsätzlich<br />
nicht verhindert werden.<br />
Das implementierte Condition-Monitoring<br />
System ermöglicht es, den Tausch einer<br />
ermüdeten Komponente in die turnusmäßigen<br />
Wartungsabläufe zu integrieren und<br />
Folgeschäden durch verschlissene Komponenten<br />
zu vermeiden. Das System durchsucht<br />
hierzu die Schwingungssignale nach<br />
charakteristischen Schadensmustern und<br />
berechnet daraus den vorliegenden Schadenspegel.<br />
Die aktuelle Lösung ersetzt eine<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Unix-basierte Vorgängerlösung, die nicht<br />
die erforderliche Flexibilität geboten hatte.<br />
Hohe Taktrate<br />
Kernelement ist das IbaPadu-S-Modularsystem<br />
zum Erfassen und Verarbeiten von<br />
Messsignalen. Das System liest als Vor-<br />
Ort-Einheit die Schwingungssensoren der<br />
Getriebe ein. Die Abtastung der Messsignale<br />
erfolgt mit außergewöhnlich hoher<br />
Taktung. Das messtechnische Modul ermöglicht<br />
Messintervalle von 25 µs, während<br />
die minimalen Messintervalle gängiger<br />
Automatisierungssysteme eher im Bereich<br />
von 20 ms, also 800 Mal langsamer, liegen.<br />
Flexibilität erreicht das System dadurch,<br />
dass es komplett modular aufgebaut ist. Für<br />
die beschriebene Anwendung bei Rheinzink<br />
ist nur eine geringe Anzahl an Sensoren<br />
erforderlich: Je nach Getriebetyp sind entweder<br />
sechs oder sieben Sensoren eingesetzt.<br />
Basierend auf den Vorerfahrungen<br />
des Kunden wurde identifiziert, an welchen<br />
Teilen mit Schäden zu rechnen ist. Auf diese<br />
Anlagenteile wird dann beim Condition-<br />
Monitoring das Hauptaugenmerk gelegt.<br />
Die Messeinheit IbaPadu-S-IT kommuniziert<br />
mit einem Hainzl-Analyseserver, der<br />
Konfigurationsdateien generiert, die auf die<br />
Vor-Ort-Einheit übertragen werden. Die<br />
Ergebnisse werden ihrerseits vom Server<br />
abgeholt und in einer Datenbank gespeichert.<br />
Der Abgleich mit historischen Daten<br />
ermöglicht aussagefähige Trendbetrachtungen.<br />
Aufgrund ihrer mechanischen<br />
Eigen schaften erzeugt jede Getriebekomponente<br />
im Schadensfall eine charakteristische<br />
Störschwingung. Auf diese Weise lassen<br />
sich Bauteilschäden über spezifisch<br />
definierte Frequenzbänder identifizieren<br />
und somit schadhafte Komponenten verlässlich<br />
ermitteln.<br />
Automatisierte Ausgabe<br />
von Alarmen<br />
Der Analyseserver liest die lokal abgespeicherten<br />
Messdaten der dezentralen Iba-<br />
Padu-S-Systeme ein, vergleicht sie mit voreingestellten<br />
Grenzwerten und setzt bei<br />
Überschreitung dieser Grenzwerte eine<br />
E-Mail an einen vorausgewählten Benutzerkreis<br />
ab. Die Regeln, wann welche Alarme<br />
an welche Adressatengruppe versendet<br />
werden, lassen sich flexibel konfigurieren.<br />
Abhängig vom Nutzerprofil ist es möglich,<br />
einem bestimmten Empfängerkreis die<br />
mechanischen Alarme zuzusenden, während<br />
eine andere Gruppe ausschließlich die<br />
elektrischen Meldungen erhält. Es ist sogar<br />
möglich, den Fokus auf bestimmte Bauteiltypen<br />
zu legen: Speziallager, die einen<br />
außergewöhnlich langen Wiederbeschaffungszeitraum<br />
haben, können z. B. als<br />
Sondermerkmal mit einem eigenen Alarm<br />
versehen werden. Je nach Bedarf ermöglicht<br />
es das System auch, eine Vogelperspektive<br />
einzunehmen und die Anzahl der<br />
Alarme so deutlich zu reduzieren. Diese<br />
Form der Benachrichtigung ist für übergeordnete<br />
Stellen sinnvoll, die nicht an allen<br />
Details interessiert sind, die für die mechanische<br />
Instandhaltung ausgegeben werden.<br />
Nach und nach ausbauen<br />
In der Vergangenheit fand die Schwin gungsanalyse<br />
ausschließlich in der mechanischen<br />
Instandhaltung Beachtung. In den vergangenen<br />
Jahren haben jedoch auch die Produktionsverantwortlichen<br />
wachsendes Interesse<br />
an den Schwingungsdaten entwickelt. Grund<br />
hierfür ist die Tatsache, dass bereits für die<br />
mechanische Instandhaltung er fassten Signale<br />
auch für die Produktions optimierung<br />
eingesetzt werden können. Ohne ein Nachrüsten<br />
zusätzlicher Sensorik an den Walzgerüsten<br />
ließe sich etwa eine Echtzeit überwachung<br />
implementieren, die sogenannte<br />
Chatter Marks – also Abweichung in der<br />
Materialstärke aufgrund von Resonanzschwingungen<br />
– bereits bei der Entstehung<br />
identifizieren könnte. Daraus würde sich für<br />
die Qualitätssicherung ein wichtiger Zusatznutzen<br />
entwickeln. Wolfgang Beigel,<br />
der Leiter der Instandhaltung der Firma<br />
Rheinzink, sieht das Potenzial des Condition<br />
Monitorings längst noch nicht ausgeschöpft.<br />
Seiner Aussage nach liegt es nahe,<br />
künftig die Sensor-basierte Zustandsüberwachung<br />
nach und nach auszubauen, um<br />
ein umfassendes Spektrum an Produktions<br />
daten und damit eine vollständige<br />
Prozesstransparenz zu erhalten. Die positiven<br />
Erfahrungen mit dem Condi tion-<br />
Monitoring sind ein wichtiger<br />
Schritt in Richtung einer weitreichend<br />
vernetzten Produktion<br />
im Zeichen von Industrie 4.0.<br />
www.iba-ag.com<br />
02 Das eingesetzte IbaPadu-S-IT-Modul<br />
01 Die Rheinzink<br />
Produktionsanlage am<br />
Standort Datteln<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 49
PREDICTIVE MAINTENANCE I SPECIAL<br />
Im Blick behalten<br />
Prozesssicherheit durch umfassende Zustandsüberwachung<br />
Martin Reichinger<br />
Der Begriff Condition Monitoring ist weit verbreitet. Eine Anwendung<br />
im Maschinen- und Anlagenbau scheiterte in der Vergangenheit<br />
jedoch oft an den Systemkosten. Eine permanente Zustandsüberwachung<br />
durch hochintegrierte Sensoren, Messaufnehmer und flexible<br />
Auswertesysteme wie Aprol Conmon der Firma B&R<br />
hingegen wird bald selbstverständlicher Bestandteil von<br />
Maschinen und Anlagen sein.<br />
Martin Reichinger ist Business Manager<br />
Process Automation bei B&R in Eggelsberg<br />
Um die Total Cost of Ownership (TCO) zu<br />
senken – also jene Kosten, die über die<br />
gesamte Nutzungsdauer einer Produktionsanlage<br />
anfallen – hat sich ein probates Mittel<br />
etabliert: die Anlagenverfügbarkeit erhöhen<br />
und gleichzeitig die Wartungsaufwände minimieren.<br />
Der Weg dorthin: Fixe Wartungsintervalle<br />
durch eine zustandsabhängige,<br />
vorbeugende Wartung ersetzen.<br />
Damit können Wartungsarbeiten und Ersatzteilanschaffungen<br />
einerseits so früh wie<br />
nötig, andererseits aber so spät wie möglich<br />
geschehen – und das geplant, also etwa im<br />
Rahmen eines ohnehin stattfindenden<br />
Stillstandes. Zugleich wird das Risiko eines<br />
Ausfalls wegen Wartungsversäumnis minimiert.<br />
Basis für diese vorausschauende<br />
Wartung sind Daten aus einer permanenten<br />
Zustandsüberwachung. Deren Ergebnisse<br />
lassen Rückschlüsse auf die Wartungsbedürftigkeit<br />
der betroffenen Teile zu. Ihre<br />
Umsetzung scheitert jedoch häufig an den<br />
hohen Kosten traditioneller Systeme und am<br />
oft erforderlichen Expertenwissen. Zudem<br />
wird Condition Monitoring oft mit einer<br />
Vibra tionsauswertung gleichgesetzt.<br />
Nicht nur Vibration<br />
Neben Vibrationen können zahlreiche andere<br />
Eingangsgrößen gemessen werden,<br />
die ebenfalls Rückschlüsse auf sich ankündigende<br />
Probleme zulassen. So verliert der<br />
Geschwindigkeitsverlauf, vor allem beim<br />
Hoch- und Niederfahren mit steigender<br />
Abnutzung oder auch Verschmutzung,<br />
seine Gleichförmigkeit. Die Überwachung<br />
von Stromaufnahme oder Temperatur<br />
von Motoren, Lagern und Getrieben dient<br />
ebenfalls zur Aufdeckung unsichtbarer<br />
Schwergängigkeiten.<br />
Auch die für die Prozessqualität und<br />
-stabilität wichtige Qualität des im System<br />
befindlichen Öls kann überwacht und der<br />
Schmierstoff bedarfsgerecht zum idealen<br />
Zeitpunkt gewechselt werden. Darüber hinaus<br />
lassen sich weitere Größen überwachen,<br />
wie der Druck oder die elektrische<br />
Leitfähigkeit, die durch Verunreinigungen<br />
mit Metallabrieb erheblich verändert<br />
werden können. Auch stellen Flüssigkeitspegel,<br />
Druck oder Durch flussmenge bei<br />
hydrau lischen oder pneumatischen Anlagen<br />
teilen Indikatoren für abnutzungsbedingte<br />
Veränderungen dar, ebenso wie<br />
Gewichtsveränderungen bei der Förderung<br />
rieselfähiger Güter. Die Aussagekraft<br />
all dieser Messwerte in Bezug auf den Anlagenzustand<br />
kann durch Kombi nation<br />
gesteigert werden: Gleichzeitig auftretende<br />
Veränderungen unterschiedlicher Messwerte<br />
helfen, bevorstehende Probleme genauer<br />
einzugrenzen.<br />
Das Einsparpotenzial solcher Maßnahmen<br />
wurde bisher oft vom Implemen tie rungsaufwand<br />
überstiegen. Einer der Gründe:<br />
Meist ist für jeden Vibrationsmesswert ein<br />
eigener, in der Vergangenheit häufig auch<br />
großer und teurer Aufnehmer erforderlich.<br />
Erst in der jüngsten Vergangenheit ist auf<br />
diesem Gebiet mit der Verfügbarkeit neuer,<br />
kompakter Module wie dem Condition-<br />
Monitoring-Modul vom Typ X20CM4810<br />
zur Vibrationskontrolle und dem Energie-<br />
„Der Phantasie der Automatisierungsentwickler<br />
im Maschinen- und Anlagenbau sind beim<br />
Condition Monitoring kaum noch Grenzen gesetzt“<br />
Martin Reichinger, Business Manager Process Automation<br />
Messmodul vom Typ X20AP von B&R ein<br />
Durchbruch gelungen.<br />
Das Condition-Monitoring-Modul verfügt<br />
über vier Eingangskanäle zur Abfrage von<br />
Signalen aus Beschleunigungssensoren, die<br />
gleich im Modul verarbeitet werden können.<br />
So kann ein einziges Modul unterschiedliche<br />
Schadensfrequenzen und damit z. B.<br />
ein komplettes Getriebe überwachen. Der<br />
hohe Integrationsgrad der Elektronik verleiht<br />
den X20-Modulen eine hohe Funktionsdichte.<br />
So können mit dem Energiemessmodul<br />
nicht nur Strom- und Spannungsmessungen<br />
bis zur 31. harmonischen Überschwingung<br />
vorgenommen werden, sondern auch<br />
die ermittelte Schieflast lässt sich zur Zustandsüberwachung<br />
heranziehen um zum<br />
Beispiel einen Windungsschluss sofort zu<br />
erkennen.<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Einfache Verarbeitung in Aprol<br />
Der serienmäßigen Verwendung der permanenten<br />
Zustandsüberwachung in Produktionsanlagen<br />
stand auch die bislang oft mühsame<br />
Gestaltung der Auswerteprogramme<br />
im Weg. Vor allem die Interpretation der<br />
aufgenommenen Werte und ihre Übersetzung<br />
in Zustände als Auslöser für konkrete<br />
Reaktionen gelten als Arbeit auf wissenschaftlichem<br />
Niveau. Zudem war bisher zur<br />
Erstellung der Software für solche Problemstellungen<br />
meist eine hardwarenahe Programmierung<br />
erforderlich.<br />
Basierend auf dem Prozessleitsystem Aprol<br />
steht mit Aprol Conmon ein kompaktes,<br />
einfach zu bedienendes und in Gesamt lösungen<br />
integrierbares Zustandsüber wachungssystem<br />
zur Verfügung. Datenbankbasiert<br />
aufgebaut ermöglicht es die Abfrage,<br />
Anzeige und Interpretation von historischen<br />
und Echtzeitwerten aus gängiger<br />
Sensorik auf allen Gebieten der Physik.<br />
Grafische Hardware-Konfiguration und<br />
Parametereingabe per Tabelle senken den<br />
Engineering-Aufwand, vorgefertigte Control-Module<br />
mit Faceplates erleichtern den<br />
Zugriff auf die Messstellen. Aussagefähige,<br />
grafische Darstellungen mit Trends und<br />
Diagrammen werden zu wertvollen Entscheidungshilfen,<br />
die auch zur Fernabfrage<br />
über Internet zur Verfügung gestellt werden<br />
können. B&R bietet Aprol Conmon im Paket<br />
mit einem serienmäßigen Automation PC<br />
an. Selbst dieser kann entfallen, wenn Aprol<br />
in der zu überwachenden Anlage ohnedies<br />
bereits in Verwendung ist.<br />
Nicht nur Wartung,<br />
auch adaptiver Betrieb<br />
Durch den Einsatz heutiger Sensoren und<br />
Messaufnehmer können zustandsabhängige<br />
Daten an zahlreichen Stellen permanent<br />
erfasst, in modernen Auswertesystemen wie<br />
Aprol Conmon vor allem aber lückenlos aufgezeichnet<br />
und ausgewertet werden, ohne<br />
die Anlage zu verteuern.<br />
Damit ist nicht nur die Grundlage für eine<br />
vorausblickende, zustandsabhängige Wartung<br />
als Möglichkeit zur Senkung der TCO<br />
und damit zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Anlage gegeben. Die gewonnenen<br />
Informationen eignen sich ebenso als<br />
Eingangsgrößen für die Steuerung selbst. So<br />
kann die Anlage adaptiv auf Zustandsveränderungen<br />
reagieren und z.B. langsamer fahren,<br />
um Beschädigungen zu verhindern oder<br />
den Eintritt des Wartungsfalls zu verzögern.<br />
Foto: Aufmacher Fotolia<br />
Das X20-Modul für Condition Monitoring lässt sich ganz einfach in die<br />
Gesamtautomatisierung integrieren<br />
www.br-automation.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 51
Das netzwerkfähige Lager<br />
Vorausschauende Zustandsüberwachung in Zeiten von Industrie 4.0<br />
Vorausschauende Zustandsüberwachung<br />
fängt im netzwerkfähigen<br />
Lager an. Mit Insight<br />
präsentiert SKF ein intelligentes<br />
Frühwarnsystem samt Anbindung<br />
an Industrie 4.0: Ins Lager<br />
eingebaute Sensoren erkennen<br />
winzige Abweichungen von der<br />
Norm in einem extrem frühen<br />
Stadium und ermöglichen dank<br />
kontinuierlicher Daten-Uploads<br />
in die Cloud, wirksame<br />
Gegen maßnahmen, bevor sich aus<br />
einer unbeachteten Bagatelle ein<br />
kapitaler Schaden entwickeln kann.<br />
SKF testet schon seit geraumer Zeit in<br />
mehreren Branchen eine Lösung für das<br />
Lagerzustandsmanagement: SKF Insight.<br />
Die Lösung basiert auf drahtlosen, intelligenten<br />
Minisensoren. Diese können direkt<br />
in die Lager integriert werden, laufen ohne<br />
eigene Stromversorgung, sind netzwerkfähig<br />
und versenden ihre Messdaten via<br />
Internet bzw. Cloud an Zustandsüberwachungszentren.<br />
Der Lagerspezialist erprobt<br />
das System u. a. in Windenergieanlagen,<br />
Schienenfahrzeugen und Kraftwerken. Dabei<br />
hat sich bereits erwiesen, dass die Auswertung<br />
der Zustandsdaten durch eigens<br />
entwickelte Algorithmen eine „adaptive“<br />
Instandhaltung erlaubt – also eine Instandhaltung,<br />
die „vorausschauender“ kaum<br />
denkbar ist. „Revolutionäre intelligente<br />
Lagertechnologien werden die Entwicklung<br />
intelligenter Maschinen begleiten“, erklärt<br />
Filippo ingariello, SKF Director of Global<br />
Strategic Development.<br />
Was aber ist eine intelligente Maschine?<br />
Diese Frage lässt sich nicht so einfach<br />
beant worten. „Das Mc Graw-Hill Dictionary<br />
of Scientific & Technical Terms bietet folgende<br />
Definition: Eine Maschine, die Sensoren<br />
zur Überwachung der Umgebung und<br />
Anpassung ihrer Aktionen verwendet, um<br />
trotz Unbestimmtheiten spezifische Auf gaben<br />
auszuführen“, fährt Zingariello fort. Als<br />
01 SKF Insight basiert auf drahtlosen,<br />
intelligenten Minisensoren, die direkt ins<br />
Lager integriert werden können<br />
02 Ein mit SKF Insight Zustands <br />
überwachungstechnologie ausgerüstetes<br />
Pendelrollenlager<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
03 Konventionelle und moderne Zustandsüberwachung im Vergleich<br />
Beispiele nenne das Lexikon Industrieroboter<br />
mit Sensoren und selbststeuernde Fahrzeuge,<br />
die sich nicht an Fahrbahn markierungen<br />
orientieren müssen.<br />
Im Maschinenbau betrachten Experten<br />
eine intelligente Maschine als ein mechanisches<br />
System, das sich selbst steuern<br />
kann. Es hat die Fähigkeit zur präzisen<br />
Selbst diagnose und kann seinen Zustand<br />
schnell an einen Bediener kommunizieren,<br />
der bei Problemen sofort eingreifen kann.<br />
Dabei kann es sich um einen Pkw oder um<br />
eine komplexe Produktionsanlage handeln.<br />
Einrichtungen wie Windenergieanlagen,<br />
Kraftwerke oder auch Schienenfahrzeuge<br />
gehören mit Sicherheit dazu.<br />
Störungen proaktiv erkennen<br />
„Das soll nicht heißen, dass eine intelligente<br />
Maschine wartungsfrei sein muss – was<br />
eine futuristische Wunschvorstellung wäre<br />
– sondern dass sie ihre eigene Intelligenz<br />
nutzt, um mögliche Probleme zu erkennen<br />
und die Instandhaltungsintervalle und<br />
Instandhaltungsarbeiten zu optimieren“,<br />
führt Filippo Zingariello aus. Die Herausforderung<br />
bestehe darin, Störungen im Rahmen<br />
der Zustandsüberwachung pro aktiv zu<br />
erkennen und präventiv Gegenmaßnahmen<br />
zu ergreifen, anstatt bis zum Maschinenausfall<br />
zu warten, der eine zeit- und kostenintensive<br />
Reparatur nach sich ziehe.<br />
Intelligente Maschinen sind auf mehrere<br />
kritische Faktoren angewiesen. „Der mit Abstand<br />
wichtigste Faktor sind Informationen:<br />
ohne Daten keine Intelligenz und keine<br />
Diagnose“, sagt Zingariello. Die Erfassung,<br />
Verarbeitung und Auswertung von Daten erfordere<br />
wiederum Sensoren sowie Hardware<br />
für deren Aufbereitung und Übertragung.<br />
SKF Insight macht aus einem einfachen<br />
Lager ein Diagnosezentrum. Möglich wird<br />
dies durch einen kleinen Funksensor, der die<br />
Prozessdaten in Echtzeit sendet. Dadurch<br />
erweitern sich die Möglichkeiten der<br />
Zustands überwachung. Die bereits 2013<br />
erstmals vorgestellte SKF Technologie benötigte<br />
indes drei Jahre intensiver Forschung:<br />
Die SKF Experten mussten die Sensoren verkleinern,<br />
die lagerinterne Stromerzeugung<br />
zuverlässiger machen und die Sensoren und<br />
Elektronik wirksam gegen alle externen Einflüsse<br />
kapseln.<br />
Ungewöhnliche Bedingungen<br />
aufspüren<br />
Während die herkömmliche Zustandsüberwachung<br />
auf die Erkennung sich bereits<br />
entwickelnder Lagerschäden abzielt, spürt<br />
SKF Insight ungewöhnliche Betriebsbedingungen<br />
auf, die zu Schäden führen könnten.<br />
Dadurch bleibt dem Anwender in aller<br />
Regel noch viel Zeit, um tatsächliche Schäden<br />
zu verhindern. Ronnie Spolidoro, Manager<br />
für Geschäftsentwicklung bei SKF,<br />
erklärt die Vorteile: „Unsere Lösung geht<br />
über die aktuelle Sensorlagertechnologie<br />
hinaus. Sie integriert unterschiedliche<br />
Sensoren, setzt intelligente Funktechnik<br />
ein und bringt ihre eigene Stromversorgung<br />
mit. Die Lager senden ihre Daten z. B.<br />
in die SKF Cloud. Außerdem hat der Kunde<br />
Zugriff auf unsere Diagnose- und Supportleistungen.<br />
So wird ein umfassendes Lagerzustandsmanagement<br />
ermöglicht.“<br />
SKF Insight überwacht Schwingungen,<br />
Temperaturen, Schmierbedingungen, Belastungen<br />
und weitere Parameter. Bei un gewöhnlichen<br />
Bedingungen, die zu Lagerschäden<br />
führen könnten, wird der Anwender<br />
benachrichtigt. Die Zustandsdaten lassen<br />
sich mittels SKF aptitude von Diagnosezentren<br />
abrufen und auswerten. Werksbetreiber,<br />
Maschinenhersteller, SKF Experten<br />
und andere befugte Personen haben über<br />
das Internet Zugriff auf die Informationen.<br />
Das Lagerzustandsmanagement mit SKF<br />
Insight ist ein innovativer Ansatz, dessen<br />
Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.<br />
Hiermit lässt sich ermitteln, wie die tatsächlichen<br />
Betriebsbedingungen den Lagerzustand<br />
beeinflussen und welche Korrekturmaßnahmen<br />
erforderlich sind. Dies<br />
vermeidet Schäden und verlängert in der<br />
Praxis die Gebrauchsdauer des Lagers.<br />
Windenergieanlagen<br />
zuverlässiger machen<br />
Einer der vielversprechendsten Anwendungsbereiche<br />
sind Windenergieanlagen,<br />
bei denen naturgemäß erhebliche Instandhaltungskosten<br />
anfallen. Unter Umständen<br />
kann der Austausch des beschädigten<br />
Hauptlagers einer Windenergieanlage so<br />
teuer sein, dass sich der Anlagenbetrieb<br />
nicht mehr amortisiert. SKF Insight kann<br />
die Belastungen und Schmierbedingungen<br />
überwachen, so dass ausreichend Zeit bleibt,<br />
um potenzielle Schäden zu besei tigen. „Wir<br />
arbeiten bereits mit Kunden aus der Windenergiebranche<br />
an der konkreten Entwicklung<br />
eines solchen Systems. Dieses kann<br />
auch nachträglich eingebaut werden. Es<br />
könnte weltweit mehrere Tsd. Windenergieanlagen<br />
auf einen Schlag zuverlässiger<br />
machen“, ist sich Ronnie Spolidoro sicher.<br />
Foto: Aufmacher Fotolia<br />
www.skf.de<br />
Der Link zur App<br />
Interessenten können sich<br />
die Funktionsweise von SKF<br />
Insight per kostenloser App<br />
veranschaulichen lassen:<br />
www.apple.co/1myg9wy,<br />
www.bit.ly/1ReengM<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 53
PREDICTIVE MAINTENANCE I SPECIAL<br />
„Industrie 4.0 − Eine Frage der<br />
richtigen Architektur“<br />
Anlagen und Maschinen müssen langfristig gesehen miteinander kommunizieren<br />
Ohne eine durchgängige<br />
IT-Infrastruktur und standardisierte<br />
Schnittstellen können Industrie-4.0-<br />
Projekte kaum erfolgreich realisiert<br />
werden. „Inter operabilität“ lautet das<br />
Stichwort. Denn der nahtlose Durchgriff<br />
auf Daten von den ERP-Systemen bis zur<br />
Fertigung ist eine Grundvoraussetzung<br />
für deren Umsetzung. Lesen Sie hier eine<br />
Einschätzung des Experten<br />
Plamen Kiradjiev, Industrie 4.0 Chief<br />
Architect bei IBM.<br />
E<br />
rst mit einer durchgängigen vertikalen<br />
Integration von Maschinendaten und<br />
einer horizontalen Integration von Planungs-,<br />
Produktions- und Logistikdaten sowie weiteren<br />
relevanten Einflussgrößen lassen sich<br />
die Potenziale von Industrie 4.0 voll ausschöpfen.<br />
Hinzu kommt, dass die Schnittstellen<br />
für ein reibungsloses „Plug & Play“<br />
bzw. „Plug & Produce“ geschaffen werden<br />
müssen, damit Maschinen oder Fertigungsmodule<br />
miteinander kommunizieren und<br />
zu jedem Zeitpunkt an jeder Stelle im Produktionsprozess<br />
ausgetauscht oder modifiziert<br />
werden können. Darüber hinaus ist<br />
es notwendig, die Produkte mit einem „Produktgedächtnis“,<br />
z. B. einem RFID-Chip,<br />
auszustatten, der es ihnen ermöglicht, mit<br />
den Maschinen, den ERP- und anderen<br />
Systemen, zu kommunizieren.<br />
Ein weiterer Aspekt ist der durchgängige<br />
Modellierungsansatz: Denn liegt ein komplettes<br />
digitales Abbild eines Produktes<br />
bzw. einer Anlage vor, können damit Erkenntnisse<br />
über Probleme, die im Rahmen<br />
des Produktionsprozesses oder erst in späteren<br />
Phasen des Produktlebenszyklus<br />
festgestellt werden, frühzeitig erkannt und<br />
entsprechend entschärft werden.<br />
Unser Konzept für eine systematische<br />
Industrie 4.0-Infrastruktur entspricht im<br />
Wesentlichen dem Smart-Factory-Ansatz,<br />
der 2015 auf der Hannover Messe vorgestellt<br />
wurde und an dessen Entwicklung<br />
insgesamt 16 Unternehmen beteiligt waren.<br />
Er ist die weltweit erste herstellerübergreifende<br />
modulare Industrie 4.0-Anlage.<br />
Die wesentlichen Merkmale in Bezug auf<br />
das digitale Abbild der Anlage:<br />
n Vertikale und horizontale Integration, um<br />
Daten aus den Maschinen und anderen<br />
relevanten Systemen zu extrahieren<br />
n Kosteneffiziente Sammlung der Daten in<br />
einem „Data Historian“<br />
n Mit intelligenten mathematischen und<br />
analytischen Modellen aus der Vergangenheit<br />
zu lernen und die dabei gewonnenen<br />
Muster und Regeln zur Optimierung<br />
und Prognose zukünftiger Ereignisse zu<br />
verwenden.<br />
Mit diesen drei Stufen arbeitet auch der<br />
Smart-Factory-KL Demonstrator (Bild 01).<br />
Beim Smart-Factory-Demonstrator werden<br />
mithilfe des von den unterschiedlichen<br />
Modulherstellern vereinbarte OPC UA Standard-Protokolls<br />
die Modul- und Produktdaten<br />
über die OPC UA Input-Knoten des<br />
IBM Integration Bus in einem Data Historian<br />
gespeichert. Die daraus entstehenden Echtzeit-<br />
und historischen Reports im Kontext<br />
des Produktionsprozesses liefern die Basis<br />
für Conditional Monitoring: Von Produkt<br />
und Anlage, Echtzeit-Darstellung der Topologieänderungen<br />
bis hin zu Predictive Maintenance,<br />
zum Beispiel die Vorhersage eines<br />
Modul ausfalls auf Basis konkreter Parameterwertkombination.<br />
Sie werden im konkreten<br />
Fall mithilfe der IBM-Software Cognos<br />
und SPSS analysiert.<br />
Bedingungen für eine<br />
durchgängige Integration<br />
Für die vertikale wie horizontale Integration<br />
ist die Verwendung offener bzw. etablierter<br />
Standards wie OPC UA, die den Austausch<br />
„Durchgängige IT-Infrastrukturen und<br />
standardisierte Schnittstellen sind Schlüsselelemente<br />
für den Erfolg von Industrie-4.0-Projekten.“<br />
Plamen Kiradjiev ist Industrie 4.0 Chief Architect bei IBM<br />
der Daten zwischen Maschinen und Anlagen,<br />
-Shopfloor und Office-IT-, bzw. zwischen<br />
den IT-Systemen im Produktionsumfeld<br />
ermöglichen, die bestmögliche Option.<br />
Ebenfalls notwendig sind Softwarelösungen<br />
und Datenprotokolle, um Maschinen und<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Smart-Factory-KL: Produktivität<br />
vorausschauend optimieren<br />
Teile auch nachträglich mit vernetzter Intelligenz auszurüsten.<br />
Denn in erster Linie wird es zunächst darum gehen, die existierenden<br />
Altsysteme, die heute eine deutliche Mehrheit der bestehenden<br />
Produktionssysteme ausmachen, so auszurüsten, dass sie Industrie-4.0-tauglich<br />
werden.<br />
Eine Option sind hier Service-Orientierte Architekturen (SOA).<br />
Diese gelten für die gängigen Unternehmens-IT-Systeme längst als<br />
„State-of-the-Art“ und können nun auch für den Shopfloor übernommen<br />
werden. Denn ein Integrations-Layer im Shopfloor, analog<br />
zum Enterprise Service Bus (ESB) Konzept bei SOA, ermöglicht<br />
eine hohe Flexibilität bei der Integration verschiedener Systeme, da<br />
er die Integrationslogik aus den Maschinen, ähnlich wie bei den<br />
Fachsystemen, herausnimmt und sie ihre eigenen Sprachen sprechen<br />
lässt. Diese Entkopplung ist eine der wichtigsten SOA-Eigenschaften.<br />
Sie reduziert die Komplexität bei der Verbindung unterschiedlicher<br />
Systeme, die miteinander kommunizieren sollen, auf<br />
ein Minimum.<br />
Darüber hinaus wird – wenn diesem Architektur-Ansatz gefolgt<br />
wird – über eine zentralisierte Integrationsschicht ein Security Gate<br />
geschaffen, das die Kommunikation der Maschinen untereinander<br />
steuert, kontrolliert und dadurch gleichzeitig zur Shopfloor-Sicherheit<br />
beiträgt.<br />
Doch betrachtet werden muss in jedem Fall das Gesamtkonzept.<br />
Denn die Effizienz gewinne von Industrie 4.0 liegen nicht mehr nur<br />
in der Automatisierung des Shopfloors. Vielmehr birgt der beidseitige<br />
Austausch mit den Maschinen in den digitalen Wertschöpfungsnetzwerken<br />
zwischen Entwicklung und Produktion, Herstellern und<br />
Kunden sowie zwischen den betriebswirtschaftlichen Prozessen<br />
und Fertigung das Potenzial innovativer Geschäfts prozesse. Dafür<br />
müssen letztendlich die Architekturen und Schnittstellen ausgelegt<br />
und richtig eingesetzt werden.<br />
www.ibm.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 55
PREDICTIVE MAINTENANCE I SPECIAL<br />
Aus einer Hand<br />
Kontinuierliche Zustandsüberwachung<br />
steigert Anlagenverfügbarkeit und Produktivität<br />
Jörg Deckers<br />
Condition Monitoring ist ein essentieller Bestandteil der Digitalisierung<br />
der Industrie: Die reibungslose und störungsfreie Verfügbarkeit von<br />
Produktionsanlagen steht für Betreiber an erster Stelle, denn nur so ist<br />
die maximale Produktivität von Produktions-, Förder- und<br />
Verarbeitungs anlagen gewährleistet. Idealerweise handelt es sich bei<br />
der Condition Monitoring-Lösung um ein integriertes System inklusive<br />
Services aus einer Hand.<br />
Eine effiziente Condition Monitoring-<br />
Lösung wie das Drive Train Condition<br />
Monitoring-System (DTCM) von Siemens<br />
ist in die Automatisierung integriert und<br />
überwacht den gesamten Antriebsstrang.<br />
Im Mittelpunkt stehen dabei Motoren,<br />
Getriebe, und weitere Komponenten des<br />
mechanischen Antriebsstranges, sodass<br />
sich eventuelle Schäden frühzeitig erkennen<br />
und beheben bzw. vermeiden lassen.<br />
Darüber hinaus wird das Zusammenspiel<br />
einzelner Komponenten sorgfältig analysiert.<br />
Die Überwachungsdaten fließen in<br />
einem System zusammen und werden von<br />
Experten in Form von Zustandsberichten<br />
detailliert ausgewertet. Anlagenbetreiber<br />
sind somit stets auf dem Laufenden und<br />
können bei Bedarf erforderliche Maßnahmen<br />
umgehend in die Wege leiten – so lassen<br />
sich kostspielige Anlagenstillstände<br />
vermeiden, Wartungsintervalle optimieren<br />
und Instandhaltungskosten reduzieren.<br />
Getriebe seit 22 Jahren<br />
im Einsatz<br />
In welchem Maße sich ein DTCM-System auszahlen<br />
kann, demonstriert das Fallbeispiel<br />
aus einem Zementwerk in Süddeutsch land.<br />
Dort ist seit 22 Jahren ein Flender KMP 590<br />
Getriebe im Einsatz, und nicht zuletzt dank<br />
der langjährigen, kontinuier lichen Zustandsüberwachung<br />
darf von vielen weiteren Jahren<br />
ausgegangen werden.<br />
Das DTCM-System wurde im Jahre 1998<br />
am Getriebe des Vertikalmühlenantriebs ins-<br />
Dr.-Ing. Jörg Deckers ist Senior<br />
Key Expert für Condition Monitoring<br />
bei der Siemens AG in Voerde<br />
talliert – zum optimalen Zeitpunkt, denn bereits<br />
bei den ersten Messungen wurde ein<br />
Motorlagerschaden diagnostiziert. Dieser<br />
ließ sich während eines kurzen, geplanten<br />
Stillstandes rasch beheben.<br />
2009 wurde eine kosteneffiziente Retrofit-<br />
Maßnahme durchgeführt: Die Hauptkomponente<br />
des CMS wurde ausgetauscht, wobei<br />
die Sensoren und Kabel weiterhin verwendet<br />
werden konnten. Im Jahr 2013 erfolgte beim<br />
Remote Service mit der Umstellung von der<br />
Analog- auf die Breitbandtechnik ein weiterer<br />
Meilenstein: Das System lässt sich nun dank<br />
der schnelleren Übertragungstechnologie<br />
komfortabel parametrisieren; für die Diagnose<br />
können bei Bedarf auch große Datenmengen<br />
blitzschnell übertragen werden. Im<br />
Telediagnose-Center kann eine Visualisierung<br />
der Online-Signale annähernd in Echtzeit<br />
erfolgen.<br />
Anfang 2014 bewährte sich das DTCM-<br />
System endgültig: Im Rahmen des regulären<br />
Halbjahresberichts zeigten sich erstmals<br />
deutliche Anzeichen für einen Innenringschaden<br />
des Wälzlagers am motorseitigen<br />
01 Integrierte Service- und Überwachungslösungen<br />
aus einer Hand schaffen Sicherheit für<br />
den Kunden und seine Produktionsanlagen<br />
Lager der Getriebe-Eingangswelle. Die zuständigen<br />
Diagnose-Experten empfahlen<br />
langfristig eine Instandsetzung. Ziel des<br />
Kunden war es, bis zum regulären Winterstillstand<br />
im Februar 2015 weiterhin zu produzieren;<br />
so sollte die verbleibende Restnutzungsdauer<br />
des Wälzlagers im Sinne<br />
einer zustands orientierten Instandhaltung<br />
optimal ausgenutzt werden – mit kontrolliertem<br />
Risiko. Der entstehende Schaden<br />
wurde in der Folge engmaschig überwacht,<br />
um bei einer Zustandsverschlechterung<br />
bzw. sich abzeichnenden Folgeschäden<br />
schnell reagieren zu können.<br />
Und der Plan ging auf: Die Instandsetzungsarbeiten<br />
verliefen zum geplanten Zeitpunkt<br />
reibungslos, denn durch die lange<br />
Vorlaufzeit konnten Ersatzteile organisiert<br />
werden und versierte Instandsetzungstechniker<br />
standen bereit. Das ausgetauschte<br />
Lager zeigte exakt das erwartete Schadensbild,<br />
zu nennenswerten Folgeschäden war<br />
es nicht gekommen, und die Reparatur<br />
konnte vor Ort durchgeführt werden. Die<br />
tatsächliche Ausfallzeit ließ sich dadurch<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
auf ein Minimum reduzieren, die Anlage<br />
konnte nach kurzer Zeit den Betrieb wieder<br />
aufnehmen.<br />
DTCM am Multipledrive<br />
Auch das Beispiel eines indischen Zementherstellers<br />
zeigt auf, wie ein DTCM-System<br />
Service- und Lebenszykluskosten spürbar<br />
senken kann. Das Besondere an diesem<br />
Fall: Entwicklung, Konstruktion, Aufbau,<br />
Service und Condition Monitoring des<br />
Anstriebsstranges wurden als Siemens<br />
Inte grated Drive System (IDS) aus einer<br />
Hand bezogen. Bei dem Antriebsstrang<br />
des neuartigen Antriebskonzeptes für<br />
Vertikalmühlen, dem sogenannten<br />
Multipledrive, wirken vier separate<br />
Antriebseinheiten auf einen Zahnkranz.<br />
Daher kommt der Lastausgleichsregelung<br />
eine hohe Bedeutung zu. Arbeiten die Antriebe<br />
gegeneinander oder schwingen<br />
sich auf – etwa aufgrund falscher Einstellung<br />
der Reglerparameter – sind schlimmstenfalls<br />
Verzahnungs- oder Lager schäden<br />
die Folge. Im Fokus des ab Werk installierten<br />
DTCM-Systems steht also die Überwachung<br />
der mechanischen Antriebsdrehmomente.<br />
Dafür ist jede Antriebs einheit an<br />
der jeweiligen Antriebswelle des Vorschaltgetriebes<br />
mit einer dehnungsmessstreifen-basierten<br />
Drehmoment mes s-<br />
stelle ausgestattet. Die Drehmomente werden<br />
auf Extremwerte sowie Dynamik überwacht;<br />
Abweichungen vom Normzustand<br />
lösen einen Alarm bzw. die Aufzeichnung<br />
hochaufgelöster Ereignisschriebe aus. Darüber<br />
hinaus werden aus den Frequenzumrichtern<br />
die gerechneten Motordrehmoment-Signale<br />
an das DT-<br />
CM-System übertragen.<br />
Für die Überwachung der<br />
MEIN TIPP<br />
Dirk Schaar,<br />
Chefredakteur<br />
Eine effiziente<br />
Condition-Monitoring-<br />
Lösung übernimmt die<br />
komplette Überwachung<br />
des Antriebsstrangs und<br />
steigert die Anlagenverfügbarkeit.<br />
Wie das in<br />
der Praxis aussieht,<br />
beschreibt der Autor<br />
eindrucksvoll anhand<br />
zweier Beispiele. Anlagenbetreiber<br />
können sich also<br />
ganz auf ihr Kerngeschäft<br />
konzentrieren.<br />
Gleitlager an den Vorschalt getrie be wellen sowie<br />
der Wälzlager an den Zwischen- und Abtriebswellen<br />
kommen je Antriebseinheit eine<br />
Öl-, Temperatur- sowie eine Schwingungsüberwachung<br />
zum Einsatz. Die A- und<br />
B-seitigen Wälzlager an den modernen Antriebsmotoren<br />
sind ebenfalls schwingungsüberwacht.<br />
Das DTCM-System kontrolliert<br />
außerdem die Hydraulikdrücke der hydrostatischen<br />
Axial-Gleitlager sowie die Gleitlagertemperaturen<br />
der Gleitlager an Zahnkranz<br />
und Mahltellerflansch des Mill Center<br />
Bodys. Mithilfe von Wegmesssystemen überwacht<br />
das System den radialen und axialen<br />
Rundlauffehler ebenso wie die Verbindung<br />
des geteilten Zahnkranzes.<br />
Um den Verkabelungsaufwand bei der<br />
Inbetriebnahme gering zu halten, sind alle<br />
Sensoren ab Werk installiert und zu den<br />
am jeweiligen Stahlrahmen befestigten<br />
Zwischenklemmkasten hin verdrahtet.<br />
Die vorverkabelten, an den mechanischen<br />
Antriebs einheiten montierten Schaltkästen<br />
mit den Interface Nodes werden bei<br />
der Vor-Ort- Inbetriebnahme mittels Lichtwellenleiterkabel<br />
vernetzt. Dies ermöglicht<br />
trotz hoher Abtastraten der Schwingungssignale<br />
und hoher Kanalzahl eine große<br />
Bandbreite für die Datenübertragung der<br />
zeitsynchron abgetasteten Signale zum<br />
Analyse-PC, auch über große Entfernungen<br />
hinweg. Per Softwareschnittstelle wer-<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 57
PREDICTIVE MAINTENANCE I SPECIAL<br />
115 Signale erfasst und auf dem lokalen Raid-<br />
Festplattensystem des Analyse-PCs gesichert.<br />
Der Rechner ist an die Siemens Cloud for<br />
Industry-Platform angeschlossen; Diagnoseexperten<br />
in Deutschland übernehmen<br />
die Parametrierung und Überwachung.<br />
02<br />
03<br />
02Beim Multipledrive<br />
wird die Sensorik der<br />
Antriebe ab Werk<br />
vollständig verdrahtet<br />
03 Die Überwachungskomponenten<br />
der Antriebe<br />
werden vor Ort über<br />
Lichtwellenleiter vernetzt<br />
04<br />
04 Langfristige<br />
Über wachung ermöglicht<br />
einen sicheren Betrieb bis<br />
zur Instandsetzung<br />
den außerdem Daten aus den Frequenzumrichtern<br />
– etwa die Wirkleistung und<br />
die Drehzahl der Inkrementalgeber – in das<br />
DTCM-System eingespeist.<br />
Aus der übergeordneten Prozesssteuerung<br />
werden wesentliche Prozessdaten wie<br />
Materialvolumenströme, Temperaturen<br />
und Drücke aufgezeichnet. Bei auftretenden<br />
Getriebeschwingungen lassen sich so<br />
über Korrelation mit den Prozesszuständen<br />
schadensbedingte und prozessbedingte<br />
Schwin gungsereignisse einfach voneinander<br />
trennen.<br />
In Summe werden mit dem Überwachungssystem<br />
Siplus CMS vom elektromecha<br />
nischen Antriebsstrang insgesamt<br />
Schlüssel zum effizienten<br />
Anlagenbetrieb<br />
Beide Fallbeispiele zeigen: Siemens DT-<br />
CM-Systeme liefern permanent ein transparentes<br />
Bild des Anlagenzustands und<br />
reduzieren so Ausfallrisiken sowie Stillstands-<br />
und Wartungskosten. Damit nicht<br />
genug: Die umfangreichen Analysewerte<br />
erlauben optimale Instandhaltungsstrategien<br />
sowie eine deutlich wirtschaftlichere<br />
Logistik seitens der Anlagenbetreiber.<br />
So konnte in beiden Fällen die vorbeugende<br />
Wartung auf eine zustandsabhängige,<br />
aufwandsreduzierte Wartung umgestellt<br />
werden. Auch ungeplante und kostspielige<br />
Anlagenstillstände gehören in Süddeutschland<br />
wie in Indien der Vergangenheit an,<br />
selbst im Falle eines beginnenden Schadens:<br />
Durch die Analyse der im DTCM-System<br />
erfassten Daten ist der Entstehungsort<br />
schnell und exakt lokalisiert, was schnelle<br />
Reaktions zeiten ermöglicht: Schäden ebenso<br />
wie eventuelle Folgeschäden lassen sich<br />
im besten Falle vermeiden, in jedem Fall<br />
aber im Entstehen erkennen und kurzfristig<br />
beheben. Erforderliche Ersatzteile und<br />
Werkzeuge sind durch die Schadensanalyse<br />
exakt festgelegt. Dies führt nicht nur zu einer<br />
deutlichen Reduzierung der Ausfall-, sondern<br />
auch der Reparaturkosten.<br />
Liefert Siemens – wie im Beispiel der Anlage<br />
in Indien – im Rahmen des Integrated<br />
Drive Systems den gesamten Antriebsstrang,<br />
werden qualifizierte Service Fachkräfte<br />
ausgebildet. Diese sind in der Lage,<br />
sowohl die elektrischen als auch die mechanischen<br />
Antriebsstrangkomponenten<br />
zu warten. So lassen sich zusätzlich die Servicekosten<br />
erheblich verringern. Dazu trägt<br />
nicht zuletzt auch bei, dass über einen<br />
Langzeit-Servicevertrag Koordinationsund<br />
Schnittstellenprobleme entfallen: Ein<br />
Ansprechpartner ist für alle Belange des<br />
Anlagenbetreibers zuständig.<br />
Das Beispiel des Getriebes der Anlage in<br />
Süddeutschland verdeutlicht außerdem,<br />
welche Auswirkung ein DTCM-System auf<br />
die Instandhaltungsstrategie hat: Die<br />
Analysewerte erlauben eine risikofreie,<br />
rein zustandsbasierte Instandhaltung der<br />
einzelnen Komponenten. Das Auswechseln<br />
noch intakter Komponenten wird dabei<br />
ebenso vermieden wie der unerwartete<br />
Ausfall hoch beanspruchter Komponenten<br />
noch vor Ablauf ihres Verschleißdatums.<br />
Die intelligente Instandhaltung sichert also<br />
Investitionen nachhaltig.<br />
www.siemens.de<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
Der Nutzen von<br />
Predictive Maintenance<br />
SPECIAL I PREDICTIVE MAINTENANCE<br />
Hochkarätige Spezialisten<br />
erläutern am 23. Februar <strong>2016</strong> in<br />
Frankfurt am Main den Nutzen von<br />
Predictive Maintenance. Sie<br />
behandeln die Schwerpunkte<br />
Applikationen aus Sicht<br />
produzierender Unternehmen,<br />
Implementierungen in Geräten<br />
und Softwarelösungen sowie<br />
Zukunftsperspektiven.<br />
P<br />
redictive Maintenance ist ein wichtiger<br />
Baustein in der Industrie-4.0-Umgebung<br />
und wird als neue Instandhaltungsstrategie<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mögliche<br />
Störungen, Fehler und drohende Ausfälle<br />
können vorhergesagt und somit vermieden<br />
werden. Ferner sind die Steigerung<br />
der Pro duktivität, die Erhöhung der Verfügbarkeit<br />
und die Zuverlässigkeit der Maschine<br />
für sich sprechende positive Argumente.<br />
Auch kann das Vorhalten und die Einlagerung<br />
von Ersatzteilen reduziert werden. Predictive<br />
Maintenance leistet als strategisches<br />
Instand haltungstool einen Beitrag sowohl<br />
zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit als<br />
auch zur Reduzierung der TCO.<br />
Am 23. Februar <strong>2016</strong> findet der VDMA-<br />
Kongress „Predictive Maintenance 4.0“ mit<br />
den Schwerpunkten Applikationen aus<br />
Sicht produzierender Unternehmen, Implementierungen<br />
in Geräten und Softwarelösungen<br />
sowie Zukunftsperspektiven statt.<br />
Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands<br />
Deutsche Messe, stellt in seinem Beitrag<br />
„Predictive Maintenance und Industrie 4.0<br />
auf der Hannover Messe <strong>2016</strong>“ die Bedeutung<br />
des Themas vor. Die Sicht des Hauses<br />
Siemens beschreibt Klaus Helmrich, Mitglied<br />
des Vorstands, in dem Vortrag „Predictive<br />
Maintenance – Höhere Verfügbarkeit und<br />
Effizienz durch datenbasierte Services“.<br />
Dr. Markus Flik, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Chiron-Werke, stellt „Den Chiron-Weg<br />
zur zustandsorientierten Instandhaltung“<br />
vor. Unter dem Titel „Umsetzung<br />
von Predictive Maintenance in der Produktion<br />
– Herausforderungen und Lösungen<br />
am Beispiel einer Spritzgussmaschine“<br />
stellt Tobias Gaukstern, Weidmüller Interface,<br />
ein weiteres Applikationsbeispiel dar.<br />
Experten der Häuser FAG Industrial Services,<br />
Bosch Rexroth, Argo-Hytos und Festo<br />
sowie das Institut für Angewandte Informatik<br />
der TU Dresden stellen entsprechende<br />
Lösungen und Konzepte vor. Mit den Vorträgen<br />
„Predictive Maintenance – Integration in<br />
Automatisierungskonzepte und Industrie-<br />
4.0-Plattformen“ von Walter Dunkmann,<br />
J. Schmalz, und „Service 4.0 – Zwischen<br />
Vision und Wirklichkeit“ von Sebastian<br />
Feldmann, Partner Roland Berger, werden<br />
die Zukunftsperspektiven beschrieben.<br />
Die Veranstaltung findet in der Fortbildungsakademie<br />
Zahnmedizin Hessen GmbH<br />
in der Rhonestraße 4 in 60528 Frankfurt am<br />
Main statt. Das Programm des VDMA-Kongresses<br />
„Predictive Maintenance 4.0“ mit<br />
einem Anmeldeformular finden Interessenten<br />
auf www.fluid.vdma.org.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 59
Numerische Untersuchung der<br />
Zerspankräfte für das kontinuierliche<br />
Wälzschleifen<br />
Fritz Klocke, Christoph Löpenhaus, Florian Hübner<br />
Zentrale Bauteile in Antriebssträngen sind<br />
Verzahnungen, welche in stetig anwachsenden<br />
Stückzahlen bei gleichzeitig hoher Qualität benötigt<br />
werden. Das kontinuierliche Wälzschleifen stellt<br />
ein besonders wirtschaftliches Verfahren zur<br />
Feinbearbeitung von Verzahnungen dar, über welches<br />
nur begrenzt wissenschaftliche Kenntnisse vorliegen.<br />
Zur Steigerung des Prozessverständnisses wurde daher<br />
ein Zerspankraftmodell entwickelt.<br />
Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dr. h.c. Fritz Klocke ist<br />
Direktor im Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Christoph Löpenhaus ist Oberingenieur<br />
im Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />
Dipl.-Ing. Florian Hübner ist Gruppenleiter<br />
im Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen<br />
Zum Erreichen der Qualitätsanforderungen von geschliffenen<br />
Verzahnungen werden effiziente und stabile Fertigungsprozesse<br />
benötigt. Einer dieser Prozesse ist das kontinuierliche<br />
Wälzschleifen von Verzahnungen. Es handelt sich dabei um ein<br />
Verfahren, welches bei Verzahnungen kleinen und mittleren<br />
Moduls in der Großserien fertigung nach der Einsatzhärtung<br />
genutzt wird [1]. Das kontinuierliche Wälzschleifen ist insbesondere<br />
im Anwendungsbereich automobiler Verzahnungen eines<br />
der dominierenden Hartfeinbearbeitungsverfahren.<br />
Obwohl das kontinuierliche Wälzschleifen ein in der Industrie<br />
etabliertes Verfahren ist, liegen bisher nur begrenzt wissenschaftliche<br />
Kenntnisse über den Prozess vor [2], [3], [4], [5]. Dies liegt<br />
unter anderem an den komplexen Kontaktbedingungen. Während<br />
des Schleifprozesses befinden sich stets mehrere Zahnflanken des<br />
Werkstücks mit der Schleifschnecke im Eingriff. Durch die kinematische<br />
Kopplung zwischen Werkstück und Schleifschnecke ist<br />
die Anzahl der sich im Kontakt befindenden Zahnflanken jedoch<br />
nicht konstant, sondern variiert kontinuierlich. Die linke Bildhälfte<br />
von Bild 01 verdeutlicht diese Veränderung der Kontaktverhältnisse<br />
während der Bearbeitung. Im oberen Bereich verteilt sich der Kontakt<br />
zwischen Werkstück und Schleifscheibe auf vier Punkte, im unteren<br />
Bereich liegt nur an drei Punkten Kontakt vor.<br />
Bedingt durch die veränderlichen Kontaktbedingungen beim<br />
Wälzschleifen, ergeben sich veränderliche Bearbeitungskräfte und<br />
Krafteinleitungen, die zu einer erhöhten Prozessdynamik führen<br />
können [4], was in einer charakteristischen Profilformabweichung<br />
60 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZSCHLEIFEN<br />
01 Kontinuierliches Wälzschleifen von Verzahnungen<br />
02 Analyse des Kontaktvolumens zwischen<br />
Schleifschnecke und Werkstück<br />
resultieren kann. Ein Schritt zur Vermeidung der Profilformabweichungen<br />
stellt damit die Berechnung der auftretenden Zerspankräfte<br />
und der Kontaktbedingungen beim kontinuierlichen Wälzschleifen<br />
dar. Zusätzlich wird durch das Zerspankraftmodell das Prozessverständnis<br />
gesteigert, woraus Optimierungspotenziale für die eingesetzten<br />
Werkzeugmaschinen aufgezeigt werden können. Ebenfalls<br />
kann der kraftabhängige Energieeintrag in das Bauteil auf Grundlage<br />
des entwickelten Zerspankraftmodells bestimmt werden, sodass das<br />
Risiko für thermische Randzonenschädigungen beurteilt werden<br />
kann [5].<br />
Daher ist es das Ziel, ein Zerspankraftmodell für das kontinuierliche<br />
Wälzschleifen zu entwickeln. Hierfür wird in vier Schritten<br />
vorgegangen. Zunächst werden die variierenden Kontaktbedingungen<br />
für den Wälzschleifprozess abgebildet. Im Anschluss daran<br />
werden Analogieversuche durchgeführt, um dominante Einflussfaktoren<br />
auf die Zerspankraft und -leistung zu ermitteln. Zusätzlich<br />
werden empirische Parameter bestimmt, auf welchen das Zerspankraftmodell<br />
unter anderem basiert. Darauf aufbauend wird<br />
das Zerspankraftmodell mit dem Kontaktmodell gekoppelt und<br />
anhand von Wälzschleifversuchen abgeglichen. Abschließend wird<br />
das Kraftmodell durch weitere Wälzschleifversuche validiert.<br />
Berechnung der Kontaktverhältnisse<br />
Die Berechnung der lokalen Kontaktverhältnisse für das Wälzschleifen<br />
stellt die Grundlage für die Berechnung der Zerspankräfte<br />
dar. Während der Berechnung der Kontaktverhältnisse werden<br />
nicht nur die Anzahl und Abfolge der Kontaktpunkte berechnet,<br />
sondern auch Kennwerte zur Auswertung der Durchdringungsgeometrie.<br />
Hierzu zählt z. B. die Kontaktdicke sowie das zur Berechnung<br />
der Kräfte notwendige durchdrungene Volumen. Um diese<br />
Rechnungen durchführen zu können, müssen effiziente Algorithmen<br />
gewählt werden, die eine möglichst hohe Auflösung von Werkstück<br />
und Schleifschnecke ermöglichen. Die Ergebnisse sollen in einer<br />
möglichst kurzen Zeit berechnet werden können. Diese Anforderungen<br />
erfüllen numerische Ansätze, wie sie zurzeit in verschiedenen<br />
Modellen, welche am WZL entwickelt wurden, eingesetzt werden<br />
[7], [6], [8]. Aus diesem Grund wurde der in [7], [6], [8] verwendete<br />
Ansatz ausgehend vom Wälzfräsen für das kontinuierliche Wälzschleifen<br />
erweitert.<br />
Das Modell benötigt Eingabedaten zur Beschreibung von<br />
Werkzeug und Werkstück. Basierend auf diesen Daten wird eine<br />
makrogeometrische Oberfläche der Schleifschnecke und des vorverzahnten<br />
Werkstücks erstellt. Zudem werden Prozessdaten, mit<br />
denen sich die Prozesskinematik beschreiben lässt, benötigt.<br />
Schleifwerkzeug und Werkstück werden entsprechend der Prozessdaten<br />
zueinander positioniert und der Zerspanvorgang durch<br />
eine diskret ablaufende Durchdringungsrechnung durchgeführt.<br />
Nach der Berechnung des Schnittes zwischen Werkzeug und<br />
Werkstück kann der Prozess anhand von Kennwerten analysiert<br />
werden. Eine wesentliche Ausgabegröße ist die geschliffene Zahngeometrie<br />
inklusive Vorschubmarkierungen sowie verfahrensbedingten<br />
Abweichungen, wie zum Beispiel Verschränkungen und<br />
gezielt aufgebrachten Modifikationen des Zahnprofiles. Zudem<br />
kann eine ideale Flanke erzeugt werden und mit der geschliffenen<br />
Geometrie verglichen werden, sodass die Abweichungen aus dem<br />
Prozess quantifizierbar werden. Außerdem können die Daten zur<br />
Weiterverarbeitung in Methoden, wie z. B. einer FE-basierten<br />
Zahnkontaktanalyse [9], verwendet werden.<br />
Des Weiteren können die Kontaktgeometrie und die -folge<br />
bestimmt werden. Als Kontaktfolge wird die Anzahl und Abfolge<br />
der Kontaktpunkte zwischen Schleifschnecke und Werkstück<br />
bezeichnet. Aus den berechneten Kontaktgeometrien lassen sich<br />
verschiedene Kenngrößen ableiten, auf die im folgenden Abschnitt<br />
genauer eingegangen wird.<br />
Das Durchdringungsvolumen wird von der Schnittfläche des<br />
Werkzeuges AWZG und des Werkstückes AWST begrenzt. Diese<br />
Flächeninhalte sind mit der entwickelten Methode berechenbar.<br />
Zudem kann die Dicke hk des durchdrungenen Volumens normal<br />
zur Zahnflanke bestimmt werden. Aus der Dicke und dem Flächeninhalt<br />
ist es möglich, das Spanvolumen zu ermitteln. Des<br />
Weiteren kann die Kontaktlänge l k<br />
und die Kontaktbreite b k<br />
für<br />
jedes einzelne Kontaktvolumen berechnet werden. Eine Zusammenfassung<br />
der Auswertemöglichkeiten zeigt Bild 02. Alle Werte<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 61
03 Aufbau und Ergebnisse der Leistungsmessungen<br />
im Analogieversuch<br />
04 Bestimmung der Faktoren zur Berechnung<br />
der bezogenen Zerspannormalkraft<br />
können sowohl an diskreten Wälzstellungen als auch als Mittel-,<br />
Maximal- oder Minimalwerte über dem Gesamtprozess beschrieben<br />
werden [10].<br />
Die gängigen Bezeichnungen Spanungsdicke, -länge und -breite<br />
wurden im vorliegenden Modellansatz nicht verwendet, da es sich<br />
in dieser Analysestufe zunächst um eine makrogeometrische Betrachtung<br />
der Kontaktverhältnisse handelt. Die Spanungsgeometrie<br />
liegt an einzelnen Schleifkörnern vor, welche in einer nachgeschalteten<br />
Analyse betrachtet werden. Neben den für die Berechnung<br />
der Zerspankräfte notwendigen Daten können weitere Kennwerte<br />
zur Beschreibung des Schleifprozesses, mit der Methodik ermittelt<br />
werden. Zum Beispiel kann das bezogene Zeitspanungsvolumen<br />
Q‘ w<br />
lokal oder gemittelt über dem Gesamtprozess berechnet werden<br />
[11]. Damit lässt sich eine Aussage über die Produktivität des<br />
Prozesses treffen sowie stark belastete Bereiche am Werkzeug oder<br />
Werkstück ermitteln.<br />
Entsprechend der in [7], [6], [8] integrierten Methodik kann ausgehend<br />
von der Durchdringungsrechnung für eine Zahnlücke die<br />
Kontaktfolge für alle im Eingriff befindlichen Lücken berechnet<br />
werden. Dabei werden die in einer Lücke vorherrschenden Kontaktbedingungen<br />
mit den Bedingungen der umgebenen Lücken<br />
superponiert. Dies kann durch eine nachgeschaltete Analyse<br />
erreicht werden, bei der berechnet wird, zu welchem Zeitpunkt ein<br />
Kontakt auf den umgebenen Lücken vorliegt. Somit können die<br />
korrespondierenden Wälzstellungen für eine Lücke ermittelt und<br />
überlagert werden. Hieraus folgen die Kontaktbedingungen für<br />
alle im Eingriff befindlichen Lücken mit allen Werkzeuggängen.<br />
Zerspankraftmessungen im Analogieversuch<br />
Der Analogieversuch besteht aus einem zylinderförmigen Analogiewerkstück,<br />
welches einen bestimmten Krümmungsradius eines<br />
Kontaktpunktes auf der Zahnflanke nachbildet. Des Weiteren wird<br />
eine Schleifscheibe mit kegelförmiger Arbeitsfläche eingesetzt, die<br />
das Zahnstangenprofil annähert (Bild 03, oben links). Zusätzlich<br />
müssen die wirkenden Geschwindigkeiten für den nachgebildeten<br />
Kontaktpunkt im Versuch eingestellt werden [12], [5].<br />
In den Untersuchungen wurden drei Kontaktpunkte der geradverzahnten<br />
Verzahnungsvariante nachgebildet, davon jeweils ein<br />
Kontaktpunkt im Kopfflanken-, Teilkreis- sowie Fußflankenbereich<br />
der Verzahnung. Für die Zerspanung an diesen Kontaktpunkten<br />
wurden die Parameter Schnittgeschwindigkeit v c<br />
, axialer Vorschub<br />
f a<br />
, Gangzahl z 0<br />
, Shiftweg x Shift<br />
, und Bearbeitungsrichtung (Gleichlauf<br />
GL oder Gegenlauf GG) variiert. Für alle Untersuchungen wurden<br />
Kraft- und Leistungsmessungen durchgeführt. Die Ergebnisse der<br />
Untersuchungen sind in Bild 03 (oben rechts und unten) dargestellt.<br />
Dem Bild ist zu entnehmen, dass v c<br />
, f a<br />
und z 0<br />
einen dominierenden<br />
Einfluss auf die gemessenen Spindelleistungen aufweisen.<br />
Somit wurden im Analogieversuch signifikante Einflussparameter<br />
auf die Zerspankräfte und -leistungen ermittelt, welche in den<br />
folgenden Untersuchungen zu berücksichtigen sind.<br />
Aufbau des Zerspankraftmodells<br />
Als Berechnungsansatz zur Bestimmung der Zerspankräfte wurde<br />
der Ansatz nach Werner [13] gewählt. Begründet wird diese Auswahl<br />
damit, dass es sich bei diesem Ansatz um eine allgemeine<br />
Gleichung für Schleifprozesse handelt, in die wenige Annahmen<br />
und Vereinfachungen eingeflossen sind. Außerdem erlaubt der<br />
Ansatz die Berücksichtigung der als maßgeblich identifizierten<br />
Einflussgrößen. Die Normalkraft lässt sich nach Werner [13] für das<br />
Außenrundschleifen nach Gleichung 1 berechnen.<br />
Gemäß des Ansatzes lässt sich die Normalkraft auf geometrische und<br />
kinematische Kenngrößen zurückführen. Dies sind: die empirisch<br />
ermittelte spezifische Schnittkraft k, der Exponentialkoeffizienten n,<br />
der Spanungsquerschnitt A cu<br />
und die an der Zerspanung beteiligten<br />
kinematischen Schneiden N kin<br />
. Die empirisch zu ermittelnden Faktoren<br />
k und n wurden zum einen im zuvor beschriebenen Analogieversuch<br />
bestimmt und zum anderen für zwei Werkstoff-Paarungen<br />
von Zahnrad und Schleifschnecke in Wälzschleifversuchen empirisch<br />
ermittelt [14], [13].<br />
Die geometrischen Werte ergeben sich nicht vollständig aus der<br />
makroskopischen Durchdringung. Zur Berechnung der Werte muss<br />
jede Kontaktgeometrie einer mikrogeometrischen Analyse unterzogen<br />
werden, wie es Bild 04 veranschaulicht.<br />
Der Spanungsquerschnitt A cu<br />
wird senkrecht zur Schnittrichtung<br />
vc bestimmt. Um dies zu erreichen, muss eine Ebene senkrecht<br />
zur Schnittrichtung erzeugt werden und mit der Kontaktfläche<br />
geschnitten werden. Die Richtung der Schnittgeschwindigkeit vc<br />
wird unmittelbar von der Durchdringungsrechnung durch die<br />
kinematischen Zusammenhänge zwischen Schleifschnecke und<br />
Werkzeug berechnet.<br />
Gleichmäßig über die Kontaktlänge verteilt werden Schnitte senkrecht<br />
zur Schnittgeschwindigkeit v c<br />
durch das Kontaktvolumen gelegt<br />
und der Flächeninhalt dieser Schnitte berechnet. Die so ermittelten<br />
Spanungsquerschnitte A cu<br />
können in Gleichung 1 eingesetzt und zur<br />
Berechnung der bezogenen Schleifnormalkraft verwendet werden.<br />
62 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZSCHLEIFEN<br />
05 Validierung des Zerspankraftmodells<br />
anhand einer Geradverzahnung<br />
06 Versuchsaufbau<br />
Aus der Schleifnormalkraft wird die tangential am Schneckenzahn<br />
wirkende Zerspankraft berechnet. Die Richtung der Kraft kann<br />
durch eine Zerlegung der Schnittgeschwindigkeit v c<br />
in verschiedene<br />
Komponenten erfolgen.<br />
Das entwickelte Modell wurde nachfolgend mit Kraftmessungen<br />
aus dem Wälzschleifversuch verglichen. Hierfür wurden Bauteile<br />
verwendet, aus denen der zuvor beschriebene Analogieversuch<br />
abgeleitet wurde. Ein beispielhaftes Ergebnis dieses Vergleiches ist<br />
in Bild 05 dargestellt. Abgebildet ist der Einfluss eines Anstieges der<br />
Vorschubgeschwindigkeit auf die gemessene Kraft (gestrichelte Linie,<br />
gefüllter Marker). Die durchgezogene Linie mit nicht aus gefüllten<br />
Marker zeigt die Ergebnisse des Modells für den untersuchten Verzahnungsfall.<br />
Der Vergleich beider Linien zeigt eine gute Korrelation<br />
[10], [11].<br />
Validierung des entwickelten Modells<br />
Zur Validierung des Modells wurden Wälzschleifversuche durchgeführt,<br />
für welche ein neuartiger Versuchsaufbau realisiert wurde.<br />
Zur Messung der Zerspankräfte wird das Schnittkraftdynamometer<br />
auf der Seite des Werkstücks in den Kraftfluss integriert (Bild 06). In<br />
den vorgestellten Untersuchungen wurde auf den Einsatz eines<br />
Gegenhalters verzichtet, um sämtliche auftretenden Kräfte durch<br />
das Schnittkraftdynamometer zu erfassen.<br />
Auf der linken Seite von Bild 06 ist die realisierte Konstruktion<br />
als virtuelles Modell abgebildet. Rechts ist der Aufbau in der eingesetzten<br />
Werkzeugmaschine dargestellt. Die Versuchsverzahnungen<br />
wurden durch einen, an das Schnittkraftdynamometer<br />
angepassten, hydrodynamischen Spanndorn gespannt. Somit<br />
konnte ein kompakter und steifer Aufbau erzielt werden. Dies ist<br />
wichtig, damit die Zerspankräfte so nah wie möglich an der Zerspanstelle<br />
erfasst werden konnten. Die Kraftmessung erfolgt im<br />
Schnittkraftdynamometer über piezoelektrische Kristalle, die<br />
durch Biegung und Torsion im Zerspanprozess belastet werden.<br />
Mit dem zuvor vorgestellten Versuchsaufbau wurden verschiedene<br />
Versuchsreihen durchgeführt. Im Folgenden werden exemplarische<br />
Ergebnisse für die gerad- und schrägverzahnte Verzahnungsvariante<br />
vorgestellt. Für jeden Versuchspunkt wurden die<br />
Zerspankräfte während der Schleifbearbeitung aufgezeichnet.<br />
Zudem wurden die Zahnräder nach dem Schleifen hinsichtlich<br />
ihrer Profil- und Flankenlinie, Gewicht und Zahnweite geprüft.<br />
Nach dem Schleifvorgang wurden alle Zahnräder per Nitalätzung<br />
auf das Auftreten einer thermischen Gefügeschädigung untersucht.<br />
Bild 07 zeigt im linken oberen Bereich die gemessenen Rohdaten,<br />
welche mit dem Schnittkraftdynamometer in x-, y- und<br />
z-Richtung aufgezeichnet wurden. Die z Komponente der gemessenen<br />
Kraft wirkt in axialer Richtung (hellblau), die x- und y Komponente<br />
in radialer bzw. tangentialer Richtung. Die Beträge der x- und<br />
y Komponente sind, aufgrund des rotierenden Koordinatensystems,<br />
identisch. Beide Signale sind infolge der Werkstückrotation<br />
um 90 ° phasenverschoben. Aus der resultierenden Kraft F res<br />
wurde<br />
die Schnittkraft F c<br />
berechnet. Hierfür wurde der Einfluss des Kühlschmierstoffes<br />
durch weitere Messungen kompensiert.<br />
Die sich hieraus ergebene Kraft kann durch einen Mittelwert F m<br />
sowie Maximalwert F max<br />
charakterisiert werden. Basierend auf F m<br />
wird eine Korrelationsanalyse durchgeführt. Hieraus ergeben sich<br />
folgende Zusammenhänge: Für steigende axiale Vorschubgeschwindigkeiten<br />
v f<br />
und Aufmaße Δs steigen die gemessenen Kräfte F res<br />
kontinuierlich<br />
an. Dieses Verhalten erscheint plausibel, wenn man<br />
zugrunde legt, dass die gemessene Zerspankraft sich proportional<br />
zum zerspanten Volumen verhält. Das zerspante Volumen steigt bei<br />
höheren Vorschubgeschwindigkeiten, da in einer kürzeren Zeit<br />
mehr Material zerspant werden muss. Ebenfalls nimmt das zerspante<br />
Volumen mit steigendem Aufmaß zu.<br />
Der Einfluss der Gangzahl auf die Zerspankräfte ist nicht monoton.<br />
Die gemessenen Kräfte steigen für einen Wechsel der<br />
Schnecke von zwei auf vier Gänge an. Für einen Wechsel von vier<br />
auf sechs Gänge fallen die Kräfte ab. Die Gründe hierfür liegen in<br />
einer Änderung der Kontaktbedingungen, sodass sich mehr oder<br />
weniger Lücken gleichzeitig im Kontakt befinden. Dabei existieren<br />
Kombinationen aus Gangzahl und den übrigen Parametern,<br />
welche eine geringere Kraft zur Folge haben, allerdings auch Varianten,<br />
in denen höhere Kräfte wirken.<br />
Eine gröbere Körnung sowie höhere Schnittgeschwindigkeit<br />
bewirken eine Abnahme der Zerspankräfte. Bei gröberen Körnern<br />
kommt es hauptsächlich zu Schnittvorgängen. Bei feineren Körnern<br />
kommt es einerseits häufiger zu einer Unterschreitung der<br />
minimalen Spanungsdicke, sodass der Anteil von Reib- und Umformvorgängen<br />
steigt. Andererseits ist die Anzahl kinematischer<br />
Schneiden höher. Beide Effekte beeinflussen sich gegenseitig,<br />
allerdings scheint die Unterschreitung der Mindestspanungsdicke<br />
dominanter zu sein. Bei steigender Schnittgeschwindigkeit<br />
sinkt die gemessene Zerspankraft, da in diesem Fall das zerspante<br />
Volumen pro Korneingriff abnimmt.<br />
Die Validierung des Zerspankraftmodells erfolgt in zwei Schritten.<br />
Im ersten Schritt wird die Grundlage zur Berechnung der Zerspankräfte,<br />
die Zahnlückengeometrie, betrachtet. Im Anschluss wird die<br />
Korrelation von Zerspankraftmessung mit dem Zerspankraftmodell<br />
geprüft. Dies geschieht zum einen für die Gesamtheit der Versuche<br />
mit der schrägverzahnten Variante und zum anderen anhand eines<br />
ausgewählten Versuchspunktes, bei dem eine spezifische Kombination<br />
von Fertigungsparametern verwendet wurde.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 63
07 Transformation der gemessenen Kräfte<br />
08 Validierung der Zahnradgeometrie<br />
In Bild 08 sind die Ergebnisse der geometrischen Validierung dargestellt.<br />
Im oberen linken Bildbereich ist die zerspante Werkstückmasse<br />
für Simulation und Messung gegenübergestellt. Theoretisch<br />
sollten alle Werte auf einer Diagonalen liegen. Aufgrund geringer<br />
Fertigungsabweichungen können die Werte abweichen. Dunkelgrau<br />
eingefärbt ist ein Bereich, in dem Messung und Simulation<br />
10 % voneinander abweichen. In diesem Bereich liegen 70 % aller<br />
Versuchspunkte. Zusätzlich ist ein Bereich von 20 % Abweichung<br />
zwischen Simulation und Messung hellgrau eingefärbt, in dem 95 %<br />
aller Versuchspunkte liegen.<br />
Als ein weiterer Parameter zur geometrischen Validierung des<br />
Modells wird die Zahnweite nach der Berechnung herangezogen.<br />
Das Ergebnis ist im oberen rechten Bildteil von Bild 08 dargestellt.<br />
Es zeigt, dass Modell und Messung zu 100 % übereinstimmen.<br />
Zuletzt wurde eine visuelle Überprüfung der Kontaktlinien zwischen<br />
Werkzeug und Werkstück vorgenommen. Bild 08 zeigt im<br />
unteren linken Teil die Kontaktlinie, die sich bei der Bearbeitung<br />
zwischen Werkzeug und Werkstück einstellt. Die Kontaktlinie wird<br />
im Modell ebenfalls berechnet, da diese Linie die Grundlage der<br />
Geometrieberechnung bildet. Der Vergleich von berechneter und<br />
gefertigter Kontaktlinie zeigt eine gute Übereinstimmung.<br />
Gemäß der Ergebnisse beschreibt die Diskretisierung des Prozesses<br />
durch die Abbildung einzelner Wälzstellungen die Endgeometrie<br />
hinsichtlich Masse und Zahnweite. Zudem scheint die<br />
Anzahl von Wälzstellungen, welche für die Modellierung gewählt<br />
wurde, ausreichend zu sein. Eine Konvergenzanalyse ergab keine<br />
signifikante Veränderung der Zahngeometrie bei Steigerung der<br />
simulierten Wälzstellungen. Abweichungen zwischen Simulation<br />
und Messung für die zerspante Masse können auf geringe Fertigungs-<br />
und Messungenauigkeiten sowie Rundungsungenauigkeiten<br />
zurückgeführt werden.<br />
Im zweiten Schritt werden die berechneten Zerspankräfte mit<br />
den gemessenen Werten verglichen. Bild 09 zeigt die Simulationsund<br />
Messergebnisse gegeneinander aufgetragen. Für die Berechnung<br />
der Zerspankräfte mit dem Modellansatz nach Geargrind3D<br />
sind die empirischen Parameter spezifische Schnittkraft k und Einfluss<br />
des Spanungsquerschnitts n notwendig. Beide Parameter wurden<br />
auf Grundlage der zuvor durchgeführten Analogie und Wälzschleifversuche<br />
ermittelt. Die spezifische Schnittkraft wurde für die<br />
Simulationen der gröberen Schnecke (F60) mit k F60<br />
= 200 N und für<br />
die feinere Schnecke mit k F150<br />
= 400 N festgelegt. Der Einfluss des<br />
Exponenten zur Beschreibung des degressiven Einflusses des Spanungsquerschnittes<br />
ist rein geometrieabhängig und wird für alle<br />
Simulationen auf n = 0,9 definiert, entsprechend den Ergebnissen<br />
aus Analogie- und Wälzschleifversuchen der Geradverzahnung.<br />
Bild 09 ist zu entnehmen, dass die Zerspankräfte für die feinere<br />
Körnung (F150) generell über den Kräften der gröberen Körnung<br />
(F60) liegen. Im Bild farblich markiert sind die Bereiche mit einer<br />
Abweichung von 10 % und 20 % zwischen Simulation und Messung.<br />
Die Hälfte aller Versuchspunkte weist eine Abweichung zwischen<br />
Simulation und Messung von bis zu 10 % auf. Weitere 30 % liegen in<br />
einem Bereich von bis zu 20 % Abweichung. Damit gibt das Modell<br />
Tendenzen korrekt wieder F cF150<br />
> F cF60<br />
. Allerdings existieren Varianten,<br />
welche nicht korrekt abgebildet werden konnten. Diesen Abweichungen<br />
ist durch zwei Maßnahmen zu begegnen. Zum einen<br />
sollten die Ergebnisse durch Wiederholversuche abgesichert<br />
werden, sodass Messungenauigkeiten ausgeschlossen werden<br />
können. Aufgrund des verwendeten D optimalen Versuchsplanes<br />
wirken sich Messungenauigkeiten bzw. Ausreißer sehr stark auf das<br />
Gesamtergebnis der Untersuchungen aus. Zum anderen ist zu<br />
überprüfen ob Gleichung 1 für das kontinuierliche Wälzschleifen<br />
hinsichtlich mikrogeometrischer Einflüsse optimiert werden sollte.<br />
Eine genauere Betrachtung von Messung und Modell einer<br />
Beispielverzahnung zeigt Bild 10. Sowohl für die Messung als auch<br />
im Modell zeigt sich ein ausgeprägter Einlaufbereich der Schnecke,<br />
in dem die Zerspankraft auf einen Maximalwert ansteigt (Bild 10,<br />
oben). Das Modell zeigt im Anschluss einen konstanten Verlauf der<br />
Zerspankraft im Vollschnittbereich, bevor die Kraft im Auslaufbereich<br />
abfällt. Dieses Verhalten ist in der Messung ebenfalls zu<br />
beobachten. In der Messung verringert sich allerdings die Kraft im<br />
Vollschnittbereich leicht. Eine Begründung hierfür könnte in einem<br />
leichten Schneckenverschleiß oder Einflüsse, die aus dem Kühlschmierstoff<br />
resultieren.<br />
Im unteren Bereich auf der linken Seite von Bild 10 ist die linke<br />
Flanke der Beispielverzahnung abgebildet. Bei diesem Bauteil<br />
konnte Schleifbrand durch Nitalätzung nachgewiesen werden. Ein<br />
Vergleich mit den lokal aufgelösten Zerspankräften, im rechten<br />
unteren Bildbereich, zeigte einen Anstieg der Zerspankräfte im<br />
Einlaufbereich der Schleifschnecke. Dieser Bereich erstreckt sich<br />
von Kopf bis Fuß der Verzahnung und läuft in Richtung des axialen<br />
Vorschubes aus. Somit weißt das vorgestellte Modell eine Kongruenz<br />
mit dem realen Schleifprozess auf.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Aufgrund der begrenzten wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
werden Verzahnungsschleifprozesse aktuell häufig auf Basis von<br />
Erfahrungswissen ausgelegt und optimiert. Dies liegt an den, im<br />
Vergleich zu konventionellen Schleifprozessen, komplexen geometrischen<br />
und kinematischen Zusammenhängen. Aufgrund der<br />
64 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
WÄLZSCHLEIFEN<br />
09 Validierung der Zerspankräfte 10 Zerspankraftmessung und -modell für eine Beispielverzahnung<br />
veränderlichen Kontaktbedingungen beim kontinuierlichen Wälzschleifen<br />
kann es zu einer ausgeprägten Dynamik im Prozess kommen.<br />
Diese Dynamik stellt sowohl für die Maschinenentwicklung,<br />
die Regelungstechnik als auch die Prozessauslegung eine Herausforderung<br />
dar. Die Kenntnis der zu erwartenden Bearbeitungskräfte<br />
und ihres zeitlichen Verlaufs ist notwendig, um die Dynamik des<br />
Prozesses beschreiben und optimieren zu können. Allerdings existieren<br />
bisher keine veröffentlichten Modelle für das kontinuierliche<br />
Wälzschleifen, die es ermöglichen Zerspankräfte zu berechnen.<br />
Aus diesem Grund wurde ein von der DFG das Forschungsvorhaben<br />
KL 500/94-1 initiiert, welches die Entwicklung eines<br />
Zerspankraftmodells für das Wälzschleifen zum Ziel hat. In diesem<br />
Bericht werden die abschließenden Arbeiten am Modell gezeigt, in<br />
denen das Zerspankraftmodell für das kontinuierliche Wälzschleifen<br />
anhand einer Beispielverzahnung für verschiedene Prozessparameter,<br />
Schleifschnecken und Aufmaße validiert wird.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass die Berechnung der Zerspankräfte<br />
für das kontinuierliche Wälzschleifen mit der Prozessanalyse<br />
Geargrind 3D möglich ist. Die berechneten Zahnlückengeometrien<br />
weisen eine hohe Übereinstimmung mit gemessenen Werten auf.<br />
Zudem kann gezeigt werden, dass die Simulation Geargrind 3D, die<br />
gemessenen Kräften abbilden kann.<br />
Leider sind für die Bestimmung der Zerspankräfte aktuell Kraftmessungen<br />
zwingend erforderlich, da das Modell zum Teil auf empirischen<br />
Parametern basiert, die nicht ohne Weiteres auf andere<br />
Verzahnungsfälle zu übertragen sind. Daher sind weitere Zerspankraftm<br />
essungen notwendig um das Modell abzusichern. Die in diesem<br />
Bericht vorgestellte Methodik zur Messung der Zerspankräfte lässt<br />
sich mit einem geringen Aufwand auf verschiedene Zahnradgeometrien<br />
und weitere Prozesse wie z. B. den Profilschleifprozess übertragen.<br />
Die empirischen Parameter können durch weitere Unter su ch ungen<br />
ermittelt werden. Hierfür wurde ein Nachfolgeprojekt namens<br />
„Weiterentwicklung eines Zerspankraftmodells für das kontinuierliche<br />
Wälzschleifen unter Berücksichtigung von mikrogeometrischen<br />
Einflüssen“ (KL 500/133-1) genehmigt. Hier werden die empirischen<br />
Schnittkraftfaktoren basierend auf Ein- und Mehrkornritzversuchen<br />
sowie weiteren Messungen an Zahnrädern optimiert, mit dem Ziel<br />
empirische Parameter möglichst zu eliminieren.<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
[Projektkennzeichen KL500/94-1] für die Bereitstellung der finanziellen<br />
Mittel zur Durchführung des den vorgestellten Ergebnissen zugrunde<br />
liegenden Forschungsprojekts. Für die softwaregestützte Ermittlung<br />
von Simulationsergebnissen mit dem Programmsystem Geargrind 3D<br />
wird der Förderung durch den WZL-Getriebekreis gedankt<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Schriefer, H; Thyssen, W; Wirz, W; Scacchi, G; Gretler, M.: Reishauer<br />
Wälzschleifen: Eigenverlag Reishauer, Walisellen, 2008.<br />
[2] Bausch, T.: Innovative Zahnradfertigung: Verfahren und Maschinen zur<br />
kostengünstigen Herstellung von Stirnrädern mit hoher Qualität. 3.th ed.: Expert<br />
Verlag, Renningen-Malmsheim, 2006.<br />
[3] Türich, A.: Werkzeugprofilgenerierung beim Wälzschleifen. Dissertation,<br />
Universität Hannover, 2002.<br />
[4] Klocke F; Gorgels C; Reimann J, 2009: Kontinuierliches Wälzschleifen von<br />
Verzahnungen: Softwareunterstützte Prozessoptimierung. WB Werkstatt und<br />
Betrieb, 2009:62–63.<br />
[5] Reimann, J.: Randzonenbeieinflussung beim kontinuierlichen Wälzschleifen<br />
von Stirnradverzahnungen. Dissertation, RWTH Aachen, 2014.<br />
[6] Winkel, O.: Steigerung der Leistungsfähigkeit von Hartmetallwälzfräsern<br />
durch eine optimierte Werkzeuggestaltung. Dissertation, RWTH Aachen, 2005.<br />
[7] Sulzer, G.: Leistungssteigerung bei der Zylinderradherstellung durch genaue<br />
Erfassung der Zerspankinematik. Dissertation, RWTH Aachen, 1973.<br />
[8] Klocke F; Kobialka C; Stuckenberg A; Krömer M; Weber G: Simulation-based<br />
process design for gear hobbing. In: Höhn B. International Conference on Gears:<br />
Europe invites the world. VDI Berichte 2199, VDI Verlag, München, 2013.<br />
[9] Röthlingshöfer, T.: Auslegungsmethodik zur Optimierung des Einsatzverhaltens<br />
von Beveloidverzahnungen. Dissertation, RWTH Aachen, 2012.<br />
[10] Brecher C; Brumm M; Hübner F: Manufacturing simulation for generatinggear<br />
grinding of large-module gears. In: Höhn B. International Conference on<br />
Gears: Europe invites the world. VDI Berichte 2199, VDI Verlag, München, 2013.<br />
[11] Brecher C; Klocke F; Brumm M; Hübner F: Local simulation of the specific<br />
material removal rate for generating gear grinding. In: Velex P. International<br />
Gear Conference 2014: 26th-28th August 2014, Lyon. 1. Aufl, Chandos Publishing,<br />
Cambridge/UK, 2014.<br />
[12] Klocke F; Ophey M; Reimann J: Prediction of Surface Zone Changes in<br />
Generating Gear Grinding. In: AGMA. AGMA Fall Technical Meeting 2014,<br />
AGMA Eigendruck, Alexandria (USA), 2014.<br />
[13] Werner, G.: Konzept und Technologische Grundlagen zur Adaptiven<br />
Prozessoptimierung des Außenrundschleifens. Habilitation, RWTH Aachen, 1973.<br />
[14] Kassen, G.: Beschreibung der elementaren Kinematik des Schleifvorganges.<br />
Dissertation, RWTH Aachen, 1969.<br />
Formelzeichen<br />
F‘ n<br />
[N] Bezogene<br />
Schleifnormalkraft<br />
Acu [mm²] Spanungsquerschnitt<br />
k [N/<br />
mm²]<br />
Spezifische Schnittkraft<br />
Nkin [-] Kinematische<br />
Schneidenanzahl<br />
lg [mm] Kontaktlänge n [-] Exponentialkoeffizient<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 65
Positionsmessfehler in<br />
Servoantrieben<br />
Josef Wittmann, Rainer Hagl<br />
Alle gängigen Verfahren zur Positionsmessung in<br />
Servoantrieben liefern analoge sinusförmige<br />
Messsignale, die anschließend elektronisch unterteilt<br />
werden. Der damit einhergehende Messfehler wird in<br />
diesem Artikel beschrieben. Die Ergebnisse dienen als<br />
Basis um Auswirkungen des Positionsmessfehlers im<br />
Regelkreis systematisch untersuchen zu können.<br />
Einführung<br />
Messgeräte für Servoantriebe in der Industrieautomation zur Bestimmung<br />
der Linear- oder Winkelposition basieren zum überwiegenden<br />
Anteil auf optoelektronischen Messprinzipien. Diese ermöglichen im<br />
Vergleich zu anderen Technologien höhere Genauigkeiten und Auflösungen<br />
bei gleichen Montagetoleranzen der relativ zueinander<br />
beweglichen Teile des Messgerätes. In Anwendungen mit geringeren<br />
Anforderungen werden induktive und magnetische Messprinzipien<br />
verwendet. Allen Messprinzipien gemeinsam ist, dass sie analoge<br />
mehr oder weniger sinusförmige Messsignale liefern, die anschließend<br />
weiterverarbeitet werden. Die Weiterverarbeitung erfolgt im<br />
Messgerät oder in der Folgeelektronik. Um eine Richtungserkennung<br />
der Bewegung zu ermöglichen, werden üblicherweise zwei um 90 °<br />
phasenverschobene Messsignale u 1<br />
und u 2<br />
gebildet. Bei idealen Messsignalen<br />
ist der Momentanwert abhängig von der Position x, der<br />
Signalperiode x SP<br />
und der nominalen Signalamplitude û n :<br />
Die Signalperiode x SP<br />
berechnet sich bei Winkelmessgeräten aus<br />
der Anzahl an Signalperioden z SP<br />
pro Umdrehung (Gl. 2). So hat ein<br />
Drehgeber mit 2 048 Signalperioden pro Umdrehung eine Signalperiode<br />
von ca. 633 Winkelsekunden.<br />
Josef Wittmann, M.Sc. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften in Rosenheim<br />
Prof. Dr.-Ing. Rainer Hagl ist Elektrische Antriebstechnik<br />
und modellbasierte Steuergeräteentwicklung an der<br />
Hochschule für angewandte Wissenschaften in Rosenheim<br />
Das Argument der Winkelfunktionen in den Gleichungen 1a und<br />
1b kann durch den Signalperiodenwinkel ϕ SP<br />
ersetzt werden:<br />
66 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
MESSTECHNIK<br />
01 Phasenverschobene<br />
Messsignale und vektorielle<br />
Darstellung idealer Messsignale<br />
Der Übersichtlichkeit halber ist es zweckmäßig die Messsignale u 1<br />
und u 2<br />
zu normieren. Als Bezugsgröße wird der nominale Scheitelwert<br />
û n der Messsignale gewählt:<br />
rechts dargestellt. Die Amplitudenquantisierung der Messsignale<br />
begrenzt im Wesentlichen die erreichbare Positionsauflösung. Die<br />
Positionsauflösung q x<br />
berechnet sich aus der Signalperiode und<br />
dem Unterteilungsfaktor :<br />
Dieser Zusammenhang ist in Bild 01, links dargestellt. Trägt man<br />
beide Signale rechtwinkelig zueinander auf (vektorielle Darstellung)<br />
ergibt sich idealerweise ein Kreis (Bild 01, rechts).<br />
Eine übliche Methode um aus den beiden Messsignalen die Position<br />
in einer Signalperiode zu bestimmen basiert auf der Arkustangens-<br />
Berechnung. Dabei wird die Arkustangens-Funktion so abgewandelt,<br />
dass ein eindeutiger Winkel in allen vier Quadranten und für<br />
berechnet werden kann (Gl. 5a). Aufgrund der Periodi zität der<br />
Messsignale ist der daraus berechnete Unterteilungswinkel ϕ SD<br />
nicht eineindeutig. Ein absoluter Positionsbezug kann deshalb<br />
nur für den Positionsmesswert innerhalb einer Signalperiode y SP<br />
her gestellt werden (Gl. 5b). Mit den idealen Messsignalen aus<br />
Gleichung 4a und 4b entspricht der berechnete Unterteilungswinkel<br />
ϕ SD<br />
dem Signalperiodenwinkel ϕ SP.<br />
Die Berechnung des Positionsmesswertes innerhalb einer Signalperiode<br />
aus den Messsignalen wird im Folgenden als Unterteilung<br />
(engl. Subdivision) bezeichnet. Um die Arkustangens-Berechnung<br />
durchführen zu können müssen die Messsignale digitalisiert werden.<br />
Die Unterteilung durch die Auswerteelektronik ist im Bild 02,<br />
Gängige Unterteilungsfaktoren in Anwendungen mit Servoantrieben<br />
sind 4 096-fach bis 16 384-fach. Dadurch ergeben sich z. B. für<br />
einen Drehgeber mit 2 048 Signalperioden pro Umdrehung bei<br />
16 384- facher Unterteilung mehr als 33 Mio. Positionsmessschritte<br />
pro Umdrehung bzw. eine Positionsauflösung von ca. 0,04 Winkelsekunden.<br />
Eine hohe Positionsauflösung ist eine Grundvoraussetzung<br />
um bei einer digitalen Regelung die Rückführgröße für den<br />
Drehzahlregelkreis zu berechnen [1], [2].<br />
Um den gesamten Messbereich abdecken zu können müssen<br />
mehrere Signalperioden ausgewertet werden. Durch Zählen der<br />
Nulldurchgänge der Messsignale kann eine relative Position ermittelt<br />
werden (Bild 02, links). Der Positionsmesswert wird aus dem<br />
Ergebnis der Unterteilung und dem Zählerstand gebildet. Das dabei<br />
entstehende Signal bezeichnet man als Inkrementalsignal.<br />
Der absolute Positionsbezug im gesamten Messbereich wird bei<br />
inkrementalen Messgeräten mittels einer sogenannten „Referenzpunktfahrt“<br />
hergestellt. Vorteilhafter sind absolute Messgeräte bei<br />
denen jede einzelne Signalperiode innerhalb des Messbereiches<br />
codiert ist. Durch Auswertung dieser Codierung kann zu jedem<br />
Zeitpunkt ein absoluter Positionsbezug hergestellt werden. Um die<br />
absolute Position zu bestimmen ist keine Bewegung des Servoantriebs<br />
erforderlich.<br />
Genauigkeit von Positionsmessgeräten<br />
Die Messfehler eines Positionsmessgerätes und damit dessen Messgenauigkeit<br />
werden in einem Messprotokoll dokumentiert. In Bild 03<br />
ist beispielhaft ein Messprotokoll eines Gerätes zur Winkelmessung<br />
dargestellt. Die Grenzen des Gesamtfehlers ∆y P<br />
der Messung zeigen<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 67
02 Prinzipielle Darstellung der Verarbeitung der<br />
Messsignale durch die Auswerteelektronik<br />
03 Messprotokoll eines Gerätes zur Winkelmessung<br />
Signalabweichung<br />
Amplitude<br />
Nullpunkt<br />
Phasenverschiebung<br />
Unterteilungswinkelfehler<br />
* *<br />
uˆ2 − uˆ<br />
∆φ 1<br />
SD ≈ sin<br />
* *<br />
( 2φ SP ) rad<br />
uˆ1 + uˆ2<br />
( * ( ) * ( ))<br />
∆φSD ≈− U10 cos φSP + U20 sin φ SP rad<br />
Tabelle 1: Unterteilungswinkelfehler für die Grundabweichungen<br />
unter der Voraussetzung kleiner Signalabweichungen und<br />
Unterteilungswinkelfehler<br />
die Begrenzungslinien 2. und 3. Der Gesamtfehler setzt sich aus<br />
zwei Anteilen zusammen:<br />
n Langperiodischer Messfehler (Linie 1)<br />
n Messfehler in einer Signalperiode<br />
Langperiodische Abweichungen werden z. B. für einen Meter der<br />
Messlänge oder eine Umdrehung angegeben. Im Vergleich zu Messfehlern<br />
in einer Signalperiode sind langperiodische Messfehler, selbst<br />
bei den in Servoantrieben überwiegend eingesetzten gelagerten<br />
Messgeräten mit optischem Messprinzip, deutlich größer. Typische<br />
Werte für den langperiodischen Messfehler sind im Bereich von ±10<br />
bis ±40 Winkelsekunden.<br />
Bei der Unterteilung der Messsignale treten auf Grund nicht idealer<br />
Signale prinzipbedingt Positionsmessfehler in einer Signalperiode<br />
auf. Ursachen für die Abweichung der Messsignale von der idealen<br />
Sinusform sind nach [3] und [4]:<br />
n Unterschiedliche Signalamplituden der beiden Signale<br />
n Nullpunktabweichung beider Signale<br />
n Abweichung der Phasenverschiebung von 90 °<br />
n Signaloberwellen<br />
Messfehler in einer Signalperiode schwanken um den langperiodischen<br />
Fehleranteil mit hoher Frequenz. Im Messprotokoll werden<br />
daher zweckmäßigerweise nur die maximalen Abweichungen, begrenzt<br />
durch die Linien 2 und 3, dargestellt. Quantisierungseffekte<br />
durch die Auswerteelek tronik sind in diesem Fehlerband beinhaltet.<br />
Sie sind üblicherweise deutlich kleiner als die von nicht idealen<br />
Signalen hervorgerufenen Positionsmessfehler. Die Positions auflösung<br />
beträgt bei einen Drehgeber mit 2 048 Signalperioden pro<br />
Umdrehung und 4 096-facher Unterteilung ca. 0,15 Winkelsekunden.<br />
Der Positionsmessfehler in einer Signalperioden aufgrund nicht<br />
idealer Signale ist typischerweise ± 1 bis ± 3 Winkelsekunden.<br />
Langperiodische Messfehler limitieren insbesondere die Positioniergenauigkeit<br />
eines Servoantriebs. Sie wirken sich nur bei hohen<br />
Drehzahlen (meist größer als 1 000 min -1 ) oder Geschwindigkeiten<br />
auf das Gleichlaufverhalten aus. Positionsmessfehler in einer Signalperiode<br />
haben Einfluss auf das Verhalten des:<br />
n Positionsregelkreises<br />
n Drehzahlregel- oder Geschwindigkeitsregelkreises<br />
Von besonderem Interesse sind die Gleichlaufschwankungen und die<br />
Anregung schwach gedämpfter Eigenschwingungen mechanischer<br />
Übertragungselemente, da diese wesentlichen Einfluss auf das Produktionsergebnis<br />
haben. Den größten Einfluss haben Positionsmessfehler<br />
in einer Signalperiode auf den Drehzahlregelregelkreis<br />
[5]. Gründe hierfür sind:<br />
n Der Drehzahlmesswert für den Drehzahlregler wird aus der gemessenen<br />
Position durch zeitdiskrete Differentiation oder Zustandsbeobachter<br />
berechnet, wodurch die Messfehler frequenzabhängig<br />
„verstärkt“ werden<br />
n Die Regeldynamik des Positionsregelkreises ist niedriger als die<br />
des Drehzahlregelkreises<br />
Bei den linearen Direktantrieben gilt entsprechendes für den<br />
Geschwindigkeitsregelkreis.<br />
Mathematische Beschreibung der<br />
Positionsmessfehler<br />
Um den Einfluss von Messfehlern in einer Signalperiode des Positionsmessgerätes<br />
auf das dynamische Verhalten von Servoantrieben zu<br />
verstehen und modellieren zu können, ist eine mathematische<br />
Beschreibung des Positionsmessfehlers in Abhängigkeit von den<br />
fehler behafteten Messsignalen erforderlich. Für diesen Zweck<br />
wird der Winkelfehler bei der Unterteilung ∆ϕ SD<br />
als Differenz zwischen<br />
dem Signalperiodenwinkel ϕ SP<br />
und dem berechneten<br />
68 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
MESSTECHNIK<br />
Unterteilungs winkel ϕ SD<br />
definiert:<br />
Der Positionsmessfehler in einer Signalperiode ∆y SP<br />
berechnet sich<br />
daraus zu:<br />
Die Ableitung der Gleichungen für den resultierenden Unterteilungswinkelfehler<br />
aus den Grundabweichungen kann für alle Einflussgrößen<br />
separat erfolgen. Mit Näherungen für kleine Abweichungen<br />
der Messsignale und kleine Unterteilungswinkelfehler<br />
wurden die Gleichungen in Tabelle 1 hergeleitet.<br />
Messsignale mit Grundabweichungen führen demnach zu einem<br />
trigonometrischen Verlauf des Unterteilungswinkelfehlers mit<br />
gleicher bzw. doppelter Frequenz des Messsignales. Die indi viduelle<br />
Signalabweichung wirkt sich jeweils in der Amplitude der<br />
Terme aus.<br />
B Signaloberwellen<br />
A Grundabweichungen<br />
Abweichungen der Signalamplitude<br />
, der Nullpunkte<br />
U 10<br />
≠ 0 und U 20<br />
≠ 0 oder der Phasenlage ∆ϕ PS<br />
≠ 0 der Messsignale<br />
werden als Grundabweichungen bezeichnet. Ein systematischer<br />
Zusammenhang der Grundabweichungen und ein daraus resultierender<br />
Positionsmessfehler wird in [3], [6], [7] und [8] beschrieben.<br />
In den Gleichungen 8a und 8b sind die Messsignale mit Grundabweichungen<br />
dargestellt.<br />
Signaloberwellen führen zu einer Abweichung der Messsignale von<br />
der idealen Sinusform. Für die Modellierung des daraus resultierenden<br />
Unterteilungswinkelfehlers werden den Messsignalen Oberwellen<br />
allgemeiner Ordnung m mit der Amplitude überlagert:<br />
⎛ ∆φPS<br />
⎞<br />
u1 = U10 + usin ˆ1 ⎜φ SP + ⎟<br />
(8a)<br />
⎝ 2 ⎠<br />
⎛ ∆φPS<br />
⎞<br />
u2 = U20 −uˆ<br />
2cos⎜φ SP − ⎟<br />
(8b)<br />
⎝ 2 ⎠<br />
Eine Normierung der Messsignale mit Grundabweichungen auf<br />
den nominalen Scheitelwert führt zu:<br />
In normierter Darstellung der Messsignale mit Signaloberwellen<br />
folgt:<br />
∞<br />
* u<br />
*<br />
u 1<br />
1 = = sin( φSP) + uˆ msin( mφ SP )<br />
(9c)<br />
ûn<br />
m<br />
∑<br />
= 2<br />
Die Signaloberwellen ergeben sich aus den Messprinzipien, welche<br />
die Abtastung von über die Messlänge oder dem Umfang verteilter<br />
regelmäßiger optischer, magnetischer oder induktiver Strukturen<br />
nutzen. Mit dem gewählten Ansatz zur Beschreibung sind sie<br />
deshalb ortsabhängig formuliert. Der Verlauf der Messsignale mit<br />
04 Messsignale mit<br />
Signaloberwellen und<br />
vektorielle Darstellung (im<br />
Vergleich zum Stand der<br />
Technik sind extrem hohe<br />
Oberwellenanteile<br />
dargestellt)<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 69
Signaloberwellen ist in Bild 04, links exemplarisch jeweils für eine<br />
normierte Amplitude von dargestellt.<br />
Der Unterteilungswinkelfehler ∆ϕ SD<br />
wird im Folgenden für eine<br />
allgemeine Ordnung m und Amplitude der Signaloberwelle,<br />
sowie als Funktion des Signalperiodenwinkels, hergeleitet.<br />
Definiert wurde der Unterteilungswinkelfehler in Gleichung 7a als<br />
Differenz zwischen dem Winkel in einer Signalperiode und dem<br />
Unterteilungswinkel. Um den Unterteilungswinkel ϕ SD<br />
in der Gleichung<br />
zu eliminieren wird dieser durch die Arkustangens-Funktion<br />
substituiert und die normierten Messsignale mit Signaloberwellen<br />
(Gl. 9c und 9d) in die Gleichung eingesetzt:<br />
Eine allgemeine Näherung des Unterteilungswinkelfehlers für<br />
beliebige Ordnungen m und kleine Amplituden der Signaloberwellen<br />
ist in Gleichung 13b dargestellt. In den Gleichungen<br />
für bestimmte Ordnungen entfällt jeweils einer der letzten beiden<br />
Terme. Für gerade und ungerade Ordnungen der Signalober wellen<br />
entstehen deshalb symmetrische Ergebnisse die in Tabelle 2 bis zur<br />
5. Ordnung der Oberwellen zusammengefasst sind.<br />
Werden die von der Idealform abweichenden Messsignale aus<br />
Bild 04 in vektorieller Darstellung aufgetragen ist eine charakteristische<br />
Abweichung von der idealen Kreisform zu erkennen (Bild 04<br />
rechts). Ebenso wie Grundabweichungen führen Signaloberwellen<br />
der Messsignale zu Positionsmessfehlern in einer Signalperiode mit<br />
einem trigonometrischen Verlauf. Der Scheitelwert der Signaloberwelle<br />
wirkt sich als Amplitude im Positionsmessfehler aus. Die<br />
spezielle Form des Fehlers eignet sich für eine Formulierung des<br />
mathematischen Modells als Fourier-Reihe:<br />
Eine Umformung durch Anwendung trigonometrischer Beziehungen<br />
und Formeln führt zu folgender Gleichung:<br />
Die Koeffizienten a i<br />
und b i<br />
der trigonometrischen Terme in Gleichung<br />
14 können den Tabellen 1 und 2 unmittelbar entnommen<br />
werden. Alle betrachteten Signalabweichungen führen zu Unterteilungswinkelfehlern<br />
mit einem Vielfachen der Frequenz des Messsignals.<br />
Das Signalspektrum des Positionsmessfehlers ist somit von<br />
ausgeprägten Linienstörern überlagert. Mit dem vorgestellten Modell<br />
können die Auswirkungen dieser Störfrequenzen in digitalen Regelkreisen<br />
von Servoantrieben systematisch analysiert werden.<br />
Mit Umformungen und Substitutionen kann keine weitere Vereinfachung<br />
von Gleichung 12 erreicht werden. Jedoch kann der Ausdruck<br />
mit Näherungen für kleine Signalamplituden und Unterteilungswinkelfehler<br />
reduziert werden:<br />
n Bei kleinen Amplituden der Signaloberwellen<br />
kann der<br />
trigonometrische Term im Nenner von Gleichung 12 vernachlässigt<br />
werden<br />
n Für kleine Unterteilungswinkelfehler kann die Tangens-Operation<br />
mit dem Argument approximiert werden: tan(∆ϕ SD<br />
) ≈ ∆ϕ SD<br />
für<br />
. Um weiterhin konsistente Gleichungen zu<br />
erhalten müssen die approximierten Terme mit der Einheit „rad“<br />
erweitert werden.<br />
Für den abgeleiteten Unterteilungswinkelfehler aus Gleichung 12<br />
ergibt sich mit den beschriebenen Näherungen folgender Ausdruck:<br />
Modellverifikation<br />
Das abgeleitete mathematische Modell des Positionsmessfehlers in<br />
einer Signalperiode wird in zwei Schritten verifiziert. Mit einer<br />
Simulation kann die Gültigkeit der mathematischen Ableitung des<br />
Modells bestätigt werden, speziell im Hinblick auf die eingeführten<br />
Näherungen. Die experimentellen Untersuchungen dienen dazu,<br />
die Systematik der Signalabweichungen und der daraus resultierenden<br />
Positionsmessfehler zu validieren.<br />
A Simulation<br />
Die Auswirkungen der verschiedenen Signaloberwellen auf den<br />
berechneten Unterteilungswinkel ϕ SD<br />
können in einer Simulation<br />
einzeln betrachtet werden. Weiterhin sind alle Größen verfügbar um<br />
den Unterteilungswinkelfehler ∆ϕ SD<br />
exakt zu bestimmen. Durch die<br />
Simulation kann somit überprüft werden, ob die analytische Ableitung<br />
der Gleichungen für den Unterteilungswinkelfehler korrekt<br />
durchgeführt wurde.<br />
In der Simulation wurde für alle Signaloberwellen eine normierte<br />
Amplitude<br />
gewählt. Entsprechend dem abgeleiteten<br />
Modell muss für die Oberwellen 3. und 5. Ordnung der Verlauf des<br />
70 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
MESSTECHNIK<br />
Unterteilungswinkelfehlers identisch sein. Der Scheitelwert des<br />
Unterteilungswinkelfehlers entspricht nach Tabelle 2 der<br />
normierten Amplitude der jeweiligen Signaloberwelle.<br />
In Bild 05 ist der Verlauf der Unterteilungswinkelfehler aus den<br />
Daten der Simulation dargestellt. Der Fehler für die Oberwellen<br />
dritter und fünfter Ordnung schwingt wie analytisch berechnet mit<br />
vier- facher Frequenz, weiterhin stimmt die Amplitude mit dem<br />
Scheitelwert aus Gleichung 15 überein. Weniger anschaulich ist<br />
das Ergebnis für die Oberwellen zweiter und vierter Ordnung zu<br />
interpretieren, da sich die vier trigonometrischen Terme im Fehler<br />
überlagern. Die Lage der Scheitelwerte dieser Fehler kann über die<br />
Nullstellen der ersten Ableitung der Gleichungen für die Unterteilungswinkelfehler<br />
berechnet werden:<br />
05 Unterteilungswinkelfehler für verschiedene Ordnungen<br />
der Signaloberwellen aus der Simulation<br />
Die Nullstellen von Gleichung 16b wurden mit einem numerischen<br />
Lösungsverfahren ermittelt, da eine analytische Lösung nicht an gegeben<br />
werden kann. Setzt man die berechneten Nullstellen in die<br />
Originalfunktion ein, so entsprechen die Funktionswerte den min.<br />
und max. Scheitelwerten:<br />
Auch bei den Signaloberwellen zweiter und vierter Ordnung stimmen<br />
die Ergebnisse der Simulation mit den berechneten Werten für die<br />
Lage und die Scheitelwerte grundsätzlich überein.<br />
Die in der Simulation gewählte normierte Signalamplitude<br />
ist im Vergleich zum Stand der Technik extrem hoch<br />
gewählt, und führt zu einem sehr großen Winkelfehler bei der<br />
Unterteilung. Die eingeführte Näherung zur Herleitung des<br />
mathe matischen Modells für kleine Unterteilungswinkelfehler<br />
( ) ist an den Scheitelwerten gerade noch erfüllt.<br />
Die Genauigkeit des Modells ist durch die getroffenen Näherungen<br />
von der Amplitude der Signaloberwellen abhängig. Der relative<br />
Modellfehler e Mod<br />
wird gebildet, indem die Abweichung zwischen<br />
Simulation ∆ϕ SD,Sim<br />
und eingeführten Modell ∆ϕ SD,Mod<br />
auf den max.<br />
Unterteilungswinkelfehler<br />
bezogen wird:<br />
m<br />
2<br />
3<br />
4<br />
06 Abweichung des mathematischen Modells für den<br />
Unterteilungswinkelfehler gegenüber den Daten aus der<br />
Simulation für verschiedene Amplituden der<br />
Signaloberwelle dritter Ordnung<br />
Unterteilungswinkelfehler<br />
5<br />
( )<br />
*<br />
∆φSD ≈−uˆ 5sin 4φSP<br />
rad<br />
In Bild 06 ist der Verlauf der relativen Modellabweichung für verschiedene<br />
Signalamplituden der Oberwelle dritter Ordnung exemplarisch<br />
Tabelle 2: Gleichungen der Unterteilungswinkelfehler für Signaloberwellen<br />
unter der Voraussetzung kleiner Signalabweichungen<br />
und Unterteilungswinkelfehler<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 71
07 Positionsmessfehler durch Unterteilung über<br />
zwei Signalperioden<br />
08 Spektralkomponenten des Positionsmessfehlers verschiedener<br />
Messgeräte aus einer DFT über 80 Signalperioden. Bezugsgröße für die<br />
logarithmierte Darstellung der Ordinate ist eine Winkelsekunde<br />
Parameter Symbol Wert<br />
Signalperioden je Umdrehung z Sp<br />
2 048<br />
Motordrehzahl n Mo<br />
0,47 min -1<br />
Frequenz der Messsignale f MS<br />
16 Hz<br />
Abtastfrequenz f S<br />
16 kHz<br />
Tabelle 3: Parameter der experimentellen Untersuchung<br />
dargestellt. Erwartungsgemäß nimmt der relative Fehler mit größer<br />
werdender Amplitude der Signaloberwelle zu.<br />
B Experimentelle Untersuchungen<br />
Zur Untersuchung des analytisch abgeleiteten Modells des Unterteilungswinkelfehlers<br />
wurden experimentelle Untersuchungen<br />
durchgeführt. Der verwendete Versuchsaufbau (Titelbild) besteht<br />
aus zwei permanenterregten Drehstrom-Synchronmaschinen die<br />
in feldorientierter Regelung betrieben werden. Die beiden Antriebssysteme<br />
unterscheiden sich nur durch die im Motorgehäuse integrierten<br />
Positionsmessgeräte. Die Messgeräte haben eine Genauigkeit<br />
von ± 20 Winkelsekunden und 2 048 Signalperioden in einer<br />
Umdrehung, unterscheiden sich aber in der Abtasttechnologie.<br />
Zusätzlich kann auf der Motorwelle ein Referenzwinkelmessgerät<br />
mit 16 384 Signalperioden pro Umdrehung und einer Genauigkeit<br />
von ± 2,5 Winkelsekunden angebaut werden. Bei 4 096-facher Unterteilung<br />
ergibt sich eine Positionsauflösung von ca. 0,02 Winkelsekunden.<br />
Software, Mess- und Auswerteelektronik sind in einem<br />
modularen Rapid Prototyping System der Firma Dspace implementiert.<br />
Es wurde ein vollständiger modellbasierter Entwicklungsansatz<br />
auf Basis von Matlab, Simulink und Stateflow gewählt.<br />
Der Antrieb mit dem zu untersuchenden Positionsmessgerät wird<br />
bei den Messungen drehzahlgeregelt betrieben. Der Signalperiodenwinkel<br />
ϕ SP<br />
kann aus der Motordrehzahl n Mo<br />
und der Anzahl an Signalperioden<br />
je Umdrehung z SP<br />
durch Integration berechnet werden.<br />
Dabei entspricht der Integrand in Gl. 19 der Frequenz der Messsignale<br />
f MS<br />
.<br />
Die Rückführgröße für die Drehzahlregelung wird jeweils aus dem<br />
Referenzwinkelmessgerät abgeleitet. Deshalb kann die Drehzahl<br />
des Antriebs – und somit auch die Frequenz der Messsignale – als<br />
konstant betrachtet werden. Die unterteilten Positionsmesswerte<br />
werden mit der Abtastfrequenz der Drehzahlregelung f S<br />
aufgezeichnet.<br />
Die Drehzahl der Antriebe n Mo<br />
wurde so gewählt, dass in jeder<br />
Signalperiode des zu untersuchenden Positionsmessgeräts 1 000<br />
Abtastpunkte liegen. Die Parameter der Messungen sind in Tabelle 3<br />
zusammengefasst.<br />
Im beschrieben Versuchsaufbau wird der Positionsmessfehler in<br />
einer Signalperiode ∆y SP<br />
aus der Differenz zwischen dem Referenzwinkelmessgerät<br />
und dem Positionsmessgerät des jeweiligen<br />
Motors berechnet. Für die beiden Positionsmessgeräte ist der<br />
Verlauf des Fehlers für zwei Signalperioden in Bild 07 dargestellt.<br />
Ein systematischer Verlauf des Positionsmessfehler ist für beide<br />
Positionsmessgeräte deutlich zu erkennen. Die beiden untersuchten<br />
Messgeräte besitzen eine eindeutig unterschiedliche<br />
Signalqualität. Das Messgerät 2 entspricht dem momentan<br />
modernsten Stand der Technik in der Serie. Die Scheitelwerte<br />
der Positionsmessfehler in e iner Signalperiode betragen<br />
ca. ± 1,6 bzw. ± 0,9 Winkel sekunden. Die Signalqualität χ SP wird<br />
zweckmäßigerweise aus dem Verhältnis des maximalen Positionsmessfehlers<br />
in einer Signalperiode bezogen auf die Länge<br />
bzw. den Winkel einer Signal periode berechnet:<br />
Für die beiden Messgeräte errechnet sich die Signalqualität zu:<br />
72 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
MESSTECHNIK<br />
Im Zeitbereich wird die Systematik der Messfehler bestätigt. Aus<br />
welchen Frequenzkomponenten sich der Positionsmessfehler zusammensetzt,<br />
kann durch eine Fourier-Transformation der Datensätze<br />
in den Frequenzbereich festgestellt werden. Insgesamt wurde<br />
der Positionsmessfehler über 80 Signalperioden mit jeweils 1 000<br />
Datenpunkten transformiert. Entsprechend dem mathematischen<br />
Modell muss sich das Frequenzspektrum des Positionsmessfehlers<br />
aus Vielfachen der Frequenz des Messsignales zusammensetzen.<br />
Die Frequenzspektren der Fourier-Transformierten Unterteilungswinkelfehler<br />
sind in Bild 08 dargestellt. Die Spektrallinie bei der<br />
Frequenz des Messsignals (Grundfrequenz) f MS<br />
und die entsprechenden<br />
Vielfachen sind im Frequenzbereich deutlich zu erkennen.<br />
Die Ergebnisse bestätigen die Systematik der Messfehler und<br />
die Gültigkeit des eingeführten mathematischen Modells.<br />
Zusammenfassung und Ausblick<br />
Im vorliegenden Artikel wurde ein mathematisches Modell von Positionsmessfehlern<br />
in einer Signalperiode durch Unterteilung sinusförmiger<br />
Messsignale abgeleitet und verifiziert. Das Modell bildet<br />
die Grundlage um Zusammenhänge und Auswirkungen dieser Messfehler<br />
in digitalen Regelkreisen von Servoantrieben im gesamten<br />
Drehzahl- bzw. Geschwindigkeitsstellbereich analysieren zu können.<br />
In nahezu allen Servoantrieben wird aus dem Positionsmesswert<br />
die Rückführgröße für den Drehzahlregelkreis abgeleitet. Um die<br />
Auswirkungen auf den Gleichlauf des Antriebs in Abhängigkeit von<br />
der Signalgüte des Positionsmessgerätes untersuchen zu können,<br />
müssen u. a. folgende Einflussgrößen mit betrachtet werden:<br />
n Abtastfrequenz der digitalen Regelung<br />
n Führungsbandbreite des Geschwindigkeits- beziehungsweise<br />
Drehzahlregelkreises<br />
n Durch Filter oder Beobachter limitierte Signalbandbreite<br />
Die Vielzahl an Parametern führt zu komplexen Zusammenhängen,<br />
die in derzeit laufenden Untersuchungen systematisch analysiert<br />
und verifiziert werden.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] D. Schröder und R. Kennel, „Gegenüberstellung von Drehzahl- und Positionsgebern,“<br />
in Elektrische Antriebe Regelung von Antriebssystemen, Berlin Heidelberg,<br />
Springer Verlag, 2009, pp. 300-315,<br />
[2] R. Kennel, „Encoders for Simultaneous Sensing of Position and Speed in<br />
Electrical Drives With Digital Control,“ IEEE Transactions on Industry Applications,<br />
Vol. 63, No. 6, November/December 2007,<br />
[3] L. Sanchez-Brea and T. Morlanes, „Metrological errors in optical encoders,“<br />
Measurement Science and Technology, IOP Science, 6 October 2008,<br />
[4] R. Hagl, Elektrische Antriebtechnik, 2., neu bearbeitete Auflage Hrsg.,<br />
München: Carl Hanser Verlag, 2015,<br />
[5] R. Kennel, „Why Do Incremental Encoders Do a Reasonably Good Job in<br />
Electrical Drives with Digital Control?,“ IEEE Industry Applications Society, pp.<br />
925-930, 2006,<br />
[6] S. H. Hwang, J. H. Lee, J. M. Kim and C. Choi, „Compensation of Analog Rotor<br />
Position Errors due to Nonideal Sinusoidal Encoder Output Signals,“ Energy<br />
Conversion Congress and Exposition, IEEE, pp. 4469 - 4473, 2010,<br />
[7] A. Bünte und S. Beineke, „High-Performance Speed Measurement by<br />
Suppression of Systematic Resolver and Encoder Errors,“ IEEE Transaction on<br />
Industrial Electronics, Vol. 51, No. 1, 2 2004,<br />
[8] A. Bähr und P. Mutschler, „Systematic Error Correction Methods for Sinusoidal<br />
Encoders and their Application in Servo Control,“ in EPE, Toulouse, France, 2003.<br />
Formelzeichen Indizierung<br />
* Normierte Größe<br />
SD<br />
SP<br />
Sim<br />
Mod<br />
Unterteilung (engl. Subdivision)<br />
Signalperiode (engl. Signal period)<br />
Größe in Simulation ermittelt<br />
Größe mit Modell berechnet<br />
Formelzeichen Griechisch<br />
ϕ Winkelposition rad<br />
ϕ SD<br />
Unterteilungswinkel rad<br />
∆ϕ SD<br />
Unterteilungswinkelfehler rad<br />
ϕ φ SP<br />
Signalperiodenwinkel rad<br />
∆ϕ PS<br />
Phasenverschiebungsabweichung<br />
rad<br />
der<br />
Messsignale<br />
Unterteilungsfaktor der<br />
Auswerteelektronik<br />
Signalqualität der Messsignale<br />
−<br />
−<br />
Formelzeichen Lateinisch<br />
a i<br />
,b i<br />
Koeffizienten der Fourier-Reihe des Modells −<br />
e Mod<br />
Relativer Modellfehler %<br />
f i<br />
Spektralfrequenz (i-te Vielfache der Grundfrequenz) Hz<br />
f S<br />
Abtastfrequenz der Regelung Hz<br />
f MS<br />
Frequenz des Messsignales (Grundfrequenz) Hz<br />
m Ordnung der Signaloberwelle −<br />
n Mo<br />
Drehzahl des Motors 1/s<br />
q x<br />
Positionsauflösung m, rad<br />
u 1<br />
, u 2<br />
Messsignale V<br />
Scheitelwerte der Messsignale<br />
û Nominaler Scheitelwert der Messsignale V<br />
n<br />
U 10<br />
, U 20<br />
Nullpunktabweichungen der Messsignale V<br />
Scheitelwert der Signaloberwelle m<br />
x Position m, rad<br />
x SP<br />
Signalperiode m, rad<br />
∆y P<br />
Gesamter Positionsmessfehler m, rad<br />
∆y SP<br />
Positionsmessfehler in einer Signalperiode m, rad<br />
y SP<br />
Position in einer Signalperiode m, rad<br />
z SP<br />
Anzahl Signalperioden pro Umdrehung −<br />
V<br />
V<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 73
ZU GUTER LETZT ...<br />
Und die Kugel rollt ...<br />
– eine Jubiläumsgeschichte<br />
Vor 125 Jahren wurde die Kugelfräsmaschine<br />
von Friedrich Fischer patentiert<br />
01 Am 17. Juli 1890 erhielt Friedrich Fischer<br />
vom kaiserlichen Patentamt das Patent<br />
Nr. 55783 für seine Kugelfräsmaschine<br />
02 In der Patentschrift ist das Bearbeitungsverfahren<br />
selbst nicht beschrieben, die<br />
Konstruktion der Maschine aber abgebildet<br />
02<br />
Nach langwierigen und<br />
kost spieligen Versuchen war es<br />
dem Schweinfurter Schlosser und<br />
Dreher Friedrich Fischer 1883 zum<br />
ersten Mal gelungen, mit der von<br />
ihm entwickelten „Kugelmühle“<br />
gehärtete Kugeln aus Gussstahl<br />
gleich groß, genau rund und in<br />
hohen Stückzahlen zu fertigen.<br />
Vor 125 Jahren, am 17. Juli 1890,<br />
erhielt Fischer vom kaiserlichen<br />
Patentamt das Patent Nr. 55783<br />
für seine Kugelfräsmaschine.<br />
01<br />
Durch den Einbau von gehärteten Stahlkugeln<br />
in die Lager von Fahrrädern, die<br />
Fischer in Schweinfurt selbst herstellte,<br />
machte er sie leichtgängig und damit für<br />
seine Kunden attraktiv. Diese Stahlkugeln<br />
wurden damals in England auf Drehbänken<br />
in Handarbeit hergestellt. Sie waren nicht<br />
sehr präzise, dadurch bruchanfällig und<br />
zudem teuer. Fischer begann deshalb auf<br />
eigenkonstruierten Maschinen mit der<br />
Herstellung von Stahlkugeln zu experimentieren.<br />
Im Jahr 1883 kam der Durchbruch.<br />
Mit den ersten, von Fischer entwickelten<br />
Kugelmühlen, erreichte er ab dem Jahr<br />
1883 Genauigkeiten der Kugeln von bis zu<br />
0,020 mm, das sind 20 µm.<br />
Wer bei der Kugelmühle genau hinschaut,<br />
kann die Idee Fischers erkennen: Über den<br />
zu bearbeitenden Rohkugeln befindet sich<br />
eine Schleifscheibe, die leicht exzentrisch<br />
umläuft. Das hat zur Folge, dass die Kugeleigendrehachse<br />
um ca. 1,9 ° aus der Bearbeitungsebene<br />
– in diesem Fall aus der<br />
Waagerechten – geschwenkt ist. Jede Kugel<br />
dreht sich etwa 30 Mal um ihre fast waagerechte<br />
Achse, während sie sich gleichzeitig<br />
einmal um ihre dazu senkrechte<br />
Achse dreht. Somit wird jede<br />
Stelle der Kugeloberfläche durch<br />
das Werkzeug erfasst und alles,<br />
was vorsteht so lange abgearbeitet,<br />
bis die Kugel am Ende der<br />
Bearbeitung die nahezu ideale<br />
Kugelform erreicht hat.<br />
In den Folgejahren stieg die<br />
Produktion; ebenso die Zahl der<br />
Beschäftigten. Im Jahr 1887<br />
traten zwei Männer in Fischers<br />
Unternehmen ein, die bald die<br />
Geschichte der Wälzlager mitprägen<br />
sollten: Engelbert Fries<br />
und Wilhelm Höpflinger. Die im<br />
Jahr 1888 von Höpflinger konstruierte<br />
Fräsmaschine ermöglichte eine noch wirtschaftlichere<br />
und rationellere Produktion<br />
der Kugeln. Missstimmigkeiten führten<br />
jedoch dazu, dass sich Fries und Höpflinger<br />
1890 von Fischer trennten und am<br />
15. Mai 1890 ihre eigene Firma gründeten.<br />
Höpflinger baute die patentierte „Kugelfräsmaschine“<br />
nach und Fischer klagte<br />
dagegen. Das Gericht urteilte salomonisch:<br />
Fischer wurde als Patent in haber bestätigt,<br />
Höpflinger das lizenzfreie Nutzungsrecht<br />
zugesprochen.<br />
Mittlerweile waren sowohl Fischers<br />
„Erste Automatische Gußstahlkugelfabrik“<br />
wie auch Fries und Höpflinger dazu übergegangen,<br />
außer den Kugeln auch komplette<br />
Kugellager zu fertigen. Um die Jahrhundertwende<br />
existierten in Schweinfurt bereits<br />
eine ganze Reihe kleinerer Unternehmen,<br />
die weitsichtig die Bedeutung der Wälzlager<br />
für die weitere Industrialisierung und die<br />
stürmisch einsetzende Automobilisierung<br />
erkannt hatten.<br />
www.schaeffler.de<br />
74 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong>
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 3/<strong>2016</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 18. 03. <strong>2016</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 03. 03. <strong>2016</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Nach über 35 Jahren Betrieb wurde im Schiffshebewerk Lüneburg<br />
in Scharnebeck die Antriebstechnik erneuert. Motoren und Industriegetriebe<br />
wurden ausgetauscht. Die Besonderheit: Es handelt sich um<br />
Standardgetriebe, die für diesen Einsatz konstruktiv angepasst wurden.<br />
02 Bei der Entwicklung neuer Servoantriebe standen vor allem drei<br />
Ziele im Vordergrund: Eine konsequent zeitsparende Inbetriebnahme,<br />
ein hoher Produktionsausstoß und maximale Ausfallsicherheit.<br />
Der direkte Weg<br />
im Internet:<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
als E-Paper:<br />
www.engineering-news.net<br />
Redaktion:<br />
d.schaar@vfmz.de<br />
MDA Technologies:<br />
www.en.engineering-news.net<br />
03 Um falsch gespannte Speichen bei Fahrradrädern zu vermeiden,<br />
sind stets gleich bleibende Werte beim Spannen gefragt. In Laufrad-<br />
Richtmaschinen stellen hydraulische Bremszylinder dies sicher und<br />
sorgen so für einen reibungslosen Produktionsablauf.<br />
04 Das Leergut-Management ist eine komplexe Angelegenheit.<br />
Dabei ist die vollautomatische Flaschenerkennung, die Entnahme von<br />
Falschflaschen und die Wiederbefüllung bzw. Komplettierung<br />
von Kästen mit sortenreinen Flaschen entscheidend. Behilflich sind<br />
hierbei Zahnriemen-Linearachsen.<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2016</strong> 75
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