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Tassilo, Ausgabe Januar/Februar 2017 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen

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Diplom-Ökotrophologin Lena Albrecht (Mitte) <strong>und</strong> Ehemann Martin<br />

(oben) mit einem Teil des Teams ihres Catering-Unternehmens.<br />

„Wir nutzen <strong>die</strong> kindliche Neugier<br />

<strong>und</strong> auch den positiven Effekt<br />

des ‚Außer-Haus-Essens'. In der<br />

Gemeinschaft sind Kinder oft experimentierfreudiger“,<br />

sagt Lena<br />

Albrecht. Wichtig sei zudem, <strong>die</strong><br />

Kinder systematisch an das richtige<br />

Essen heranzuführen. Falsche<br />

Essgewohnheiten, <strong>die</strong> im Kindesalter<br />

angewöhnt wurden, werden<br />

leicht im Erwachsenenalter beibehalten,<br />

was zu den immer häufiger<br />

werdenden Zivilisationskrankheiten<br />

wie Diabetes oder<br />

Übergewicht führen<br />

kann. Umso wichtiger<br />

sei es daher,<br />

bereits frühzeitig<br />

auf eine ges<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> ausgewogene<br />

Ernährung<br />

Der an das 150 Jahre alte<br />

Bauernhaus angrenzende Kuhstall<br />

wurde zu einer Küche <strong>um</strong>gebaut.<br />

zu achten. Daher geht es beim<br />

Zwergerlkoch auch nicht dar<strong>um</strong>,<br />

Süßes komplett zu verbieten.<br />

Vielmehr kommt es auf <strong>die</strong> Ausgewogenheit<br />

der einzelnen Nährstoffe<br />

an — sinnvoll kombiniert<br />

<strong>und</strong> frisch zubereitet. Fleisch <strong>und</strong><br />

Fisch gibt es maximal zwei- bis<br />

dreimal <strong>die</strong> Woche. Stehen Süßspeisen<br />

wie etwa Kaiserschmarrn<br />

oder Beeren-Tiramisu auf dem<br />

Speiseplan, wird darauf geachtet,<br />

dass zuvor etwas Ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />

Nahrhaftes wie „Brokkolicremesuppe<br />

mit Graupen“ serviert wird.<br />

„Süßes, beispielsweise Pudding,<br />

gibt es besonders dann, wenn <strong>die</strong><br />

Hauptspeisen für <strong>die</strong> Kinder neu<br />

sind <strong>und</strong> von daher ein bisschen<br />

kritisch beäugt werden. Dann<br />

haben <strong>die</strong> Erzieher etwas Verhandlungsspielra<strong>um</strong>“,<br />

merkt Lena<br />

Albrecht an. Den meisten Eltern<br />

dürfte <strong>die</strong>s vom heimischen Esstisch<br />

durchaus bekannt sein.<br />

Alles drin<br />

in einer Woche<br />

<strong>Das</strong> System des Zwergerlkochs<br />

<strong>und</strong> auch beim Schulcatering ist<br />

besonders darauf ausgelegt, dass<br />

in einer Woche möglichst alle<br />

wichtigen Komponenten vorkommen.<br />

Die Lebensmittel-Vielfalt soll<br />

sich auch innerhalb des Speiseangebots<br />

widerspiegeln. So gibt<br />

es daher nicht immer nur Hackfleisch,<br />

Schinken oder Wiener-<br />

Würstchen, sondern auch andere<br />

Fleischerzeugnisse aus Geflügel,<br />

Rind, Schwein <strong>und</strong> Wild. „Die<br />

Kinder sollen <strong>die</strong> Vielfalt kennenlernen.<br />

Damit sie erkennen, dass<br />

Zutaten in verschiedensten Konstellationen<br />

schmecken“, sagt Lena<br />

Albrecht, <strong>die</strong> selbst Mutter von<br />

vier Kindern ist. Alle sechs bis acht<br />

Wochen können sich <strong>die</strong> Gerichte<br />

wiederholen. Erfahrungsgemäß<br />

sei <strong>die</strong>s ein guter Rhythmus, da<br />

<strong>die</strong> Speisen dann einerseits nicht<br />

langweilen, <strong>die</strong> Kinder sich andererseits<br />

aber noch an <strong>die</strong> Gerichte<br />

erinnern können. Die Rückmeldung<br />

der Einrichtungen ist dem<br />

Unternehmer-Ehepaar besonders<br />

wichtig, wie Martin Albrecht<br />

bestätigt: „Es bringt ja nichts,<br />

wenn <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en unzufrieden<br />

sind.“ Daher haben sie eigens ein<br />

Feedback-Formular entwickelt,<br />

welches ihre K<strong>und</strong>en regelmäßig<br />

ausfüllen. Portionsgröße <strong>und</strong><br />

Serviertemperatur werden dabei<br />

abgefragt <strong>und</strong> natürlich das wichtigste:<br />

hat es geschmeckt? Um Eltern<br />

hinsichtlich einer ges<strong>und</strong>en,<br />

ausgewogenen Ernährung zu sensibilisieren<br />

<strong>und</strong> das Konzept des<br />

Hofs zu erläutern, besuchen Lena<br />

<strong>und</strong> Martin Albrecht Elternabende<br />

in den Schulen <strong>und</strong> Kindergärten,<br />

<strong>die</strong> sie beliefern.<br />

Der Versuch,<br />

ges<strong>und</strong> zu wachsen<br />

„Mit Motivation, ein paar glücklichen<br />

Zufällen, <strong>die</strong> zusammentrafen,<br />

starteten wir 2010 in einem<br />

kleinen Ra<strong>um</strong> am Hof, den wir als<br />

Küche <strong>um</strong>gebaut hatten“, blickt<br />

Lena Albrecht auf <strong>die</strong> Anfänge zurück.<br />

„2013 mussten wir uns dann<br />

entscheiden: weiter wachsen oder<br />

in den bisherigen Rä<strong>um</strong>lichkeiten<br />

bleiben. Wir entschieden uns, den<br />

ehemaligen Kuhstall <strong>um</strong>zubauen<br />

<strong>und</strong> auch als Küche zu nutzen“,<br />

erinnert sich Martin Albrecht.<br />

Mittlerweile werden <strong>r<strong>und</strong></strong> 25<br />

Mitarbeiter beschäftigt, darunter<br />

sechs Fahrer, <strong>die</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> 50<br />

Einrichtungen beliefern. Die einzelnen<br />

Routen sind dabei bis ins<br />

Detail geplant, schließlich möchten<br />

etwa Kindertagesstätten das<br />

Essen meist früher als Schulen. Die<br />

Lieferanten kommen überwiegend<br />

aus der Region. Ziel sei es zudem,<br />

im kommenden Jahr komplett auf<br />

Bio-Produkte <strong>um</strong>zusteigen. Die<br />

Qualität soll trotz des Wachst<strong>um</strong>s<br />

nicht verloren gehen. Ganz im Gegenteil,<br />

wie Lena Albrecht erklärt:<br />

„Jetzt können wir uns direkt an unsere<br />

Lieferanten wenden, <strong>die</strong> dann<br />

Produkte extra an unsere Bedürfnisse<br />

anpassen.“ Alles im Sinne<br />

des durchdachten, ausgewogenen<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Konzepts.<br />

tis<br />

Täglich frisch<br />

werden <strong>die</strong><br />

Gerichte auf dem<br />

„Albrechthof“<br />

zubereitet. Die<br />

Dimensionen mit<br />

2 000 Portionen<br />

sind natürlich<br />

ganz andere als<br />

in der heimischen<br />

Küche.<br />

januar / februar <strong>2017</strong> | 15

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