Tassilo, Ausgabe Januar/Februar 2017 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Diplom-Ökotrophologin Lena Albrecht (Mitte) <strong>und</strong> Ehemann Martin<br />
(oben) mit einem Teil des Teams ihres Catering-Unternehmens.<br />
„Wir nutzen <strong>die</strong> kindliche Neugier<br />
<strong>und</strong> auch den positiven Effekt<br />
des ‚Außer-Haus-Essens'. In der<br />
Gemeinschaft sind Kinder oft experimentierfreudiger“,<br />
sagt Lena<br />
Albrecht. Wichtig sei zudem, <strong>die</strong><br />
Kinder systematisch an das richtige<br />
Essen heranzuführen. Falsche<br />
Essgewohnheiten, <strong>die</strong> im Kindesalter<br />
angewöhnt wurden, werden<br />
leicht im Erwachsenenalter beibehalten,<br />
was zu den immer häufiger<br />
werdenden Zivilisationskrankheiten<br />
wie Diabetes oder<br />
Übergewicht führen<br />
kann. Umso wichtiger<br />
sei es daher,<br />
bereits frühzeitig<br />
auf eine ges<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> ausgewogene<br />
Ernährung<br />
Der an das 150 Jahre alte<br />
Bauernhaus angrenzende Kuhstall<br />
wurde zu einer Küche <strong>um</strong>gebaut.<br />
zu achten. Daher geht es beim<br />
Zwergerlkoch auch nicht dar<strong>um</strong>,<br />
Süßes komplett zu verbieten.<br />
Vielmehr kommt es auf <strong>die</strong> Ausgewogenheit<br />
der einzelnen Nährstoffe<br />
an — sinnvoll kombiniert<br />
<strong>und</strong> frisch zubereitet. Fleisch <strong>und</strong><br />
Fisch gibt es maximal zwei- bis<br />
dreimal <strong>die</strong> Woche. Stehen Süßspeisen<br />
wie etwa Kaiserschmarrn<br />
oder Beeren-Tiramisu auf dem<br />
Speiseplan, wird darauf geachtet,<br />
dass zuvor etwas Ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong><br />
Nahrhaftes wie „Brokkolicremesuppe<br />
mit Graupen“ serviert wird.<br />
„Süßes, beispielsweise Pudding,<br />
gibt es besonders dann, wenn <strong>die</strong><br />
Hauptspeisen für <strong>die</strong> Kinder neu<br />
sind <strong>und</strong> von daher ein bisschen<br />
kritisch beäugt werden. Dann<br />
haben <strong>die</strong> Erzieher etwas Verhandlungsspielra<strong>um</strong>“,<br />
merkt Lena<br />
Albrecht an. Den meisten Eltern<br />
dürfte <strong>die</strong>s vom heimischen Esstisch<br />
durchaus bekannt sein.<br />
Alles drin<br />
in einer Woche<br />
<strong>Das</strong> System des Zwergerlkochs<br />
<strong>und</strong> auch beim Schulcatering ist<br />
besonders darauf ausgelegt, dass<br />
in einer Woche möglichst alle<br />
wichtigen Komponenten vorkommen.<br />
Die Lebensmittel-Vielfalt soll<br />
sich auch innerhalb des Speiseangebots<br />
widerspiegeln. So gibt<br />
es daher nicht immer nur Hackfleisch,<br />
Schinken oder Wiener-<br />
Würstchen, sondern auch andere<br />
Fleischerzeugnisse aus Geflügel,<br />
Rind, Schwein <strong>und</strong> Wild. „Die<br />
Kinder sollen <strong>die</strong> Vielfalt kennenlernen.<br />
Damit sie erkennen, dass<br />
Zutaten in verschiedensten Konstellationen<br />
schmecken“, sagt Lena<br />
Albrecht, <strong>die</strong> selbst Mutter von<br />
vier Kindern ist. Alle sechs bis acht<br />
Wochen können sich <strong>die</strong> Gerichte<br />
wiederholen. Erfahrungsgemäß<br />
sei <strong>die</strong>s ein guter Rhythmus, da<br />
<strong>die</strong> Speisen dann einerseits nicht<br />
langweilen, <strong>die</strong> Kinder sich andererseits<br />
aber noch an <strong>die</strong> Gerichte<br />
erinnern können. Die Rückmeldung<br />
der Einrichtungen ist dem<br />
Unternehmer-Ehepaar besonders<br />
wichtig, wie Martin Albrecht<br />
bestätigt: „Es bringt ja nichts,<br />
wenn <strong>die</strong> K<strong>und</strong>en unzufrieden<br />
sind.“ Daher haben sie eigens ein<br />
Feedback-Formular entwickelt,<br />
welches ihre K<strong>und</strong>en regelmäßig<br />
ausfüllen. Portionsgröße <strong>und</strong><br />
Serviertemperatur werden dabei<br />
abgefragt <strong>und</strong> natürlich das wichtigste:<br />
hat es geschmeckt? Um Eltern<br />
hinsichtlich einer ges<strong>und</strong>en,<br />
ausgewogenen Ernährung zu sensibilisieren<br />
<strong>und</strong> das Konzept des<br />
Hofs zu erläutern, besuchen Lena<br />
<strong>und</strong> Martin Albrecht Elternabende<br />
in den Schulen <strong>und</strong> Kindergärten,<br />
<strong>die</strong> sie beliefern.<br />
Der Versuch,<br />
ges<strong>und</strong> zu wachsen<br />
„Mit Motivation, ein paar glücklichen<br />
Zufällen, <strong>die</strong> zusammentrafen,<br />
starteten wir 2010 in einem<br />
kleinen Ra<strong>um</strong> am Hof, den wir als<br />
Küche <strong>um</strong>gebaut hatten“, blickt<br />
Lena Albrecht auf <strong>die</strong> Anfänge zurück.<br />
„2013 mussten wir uns dann<br />
entscheiden: weiter wachsen oder<br />
in den bisherigen Rä<strong>um</strong>lichkeiten<br />
bleiben. Wir entschieden uns, den<br />
ehemaligen Kuhstall <strong>um</strong>zubauen<br />
<strong>und</strong> auch als Küche zu nutzen“,<br />
erinnert sich Martin Albrecht.<br />
Mittlerweile werden <strong>r<strong>und</strong></strong> 25<br />
Mitarbeiter beschäftigt, darunter<br />
sechs Fahrer, <strong>die</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> 50<br />
Einrichtungen beliefern. Die einzelnen<br />
Routen sind dabei bis ins<br />
Detail geplant, schließlich möchten<br />
etwa Kindertagesstätten das<br />
Essen meist früher als Schulen. Die<br />
Lieferanten kommen überwiegend<br />
aus der Region. Ziel sei es zudem,<br />
im kommenden Jahr komplett auf<br />
Bio-Produkte <strong>um</strong>zusteigen. Die<br />
Qualität soll trotz des Wachst<strong>um</strong>s<br />
nicht verloren gehen. Ganz im Gegenteil,<br />
wie Lena Albrecht erklärt:<br />
„Jetzt können wir uns direkt an unsere<br />
Lieferanten wenden, <strong>die</strong> dann<br />
Produkte extra an unsere Bedürfnisse<br />
anpassen.“ Alles im Sinne<br />
des durchdachten, ausgewogenen<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>en Konzepts.<br />
tis<br />
Täglich frisch<br />
werden <strong>die</strong><br />
Gerichte auf dem<br />
„Albrechthof“<br />
zubereitet. Die<br />
Dimensionen mit<br />
2 000 Portionen<br />
sind natürlich<br />
ganz andere als<br />
in der heimischen<br />
Küche.<br />
januar / februar <strong>2017</strong> | 15