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ECHO Top1000 Niederösterreich 2016

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<strong>ECHO</strong>: Mit mittlerweile 53 Produktionsstandorten<br />

auf allen Kontinenten ist die<br />

Agrana ein echter Global Player. Vor allem<br />

in der jüngeren Vergangenheit wurde die<br />

Geschäftsbasis stark erweitert. Gibt es weitere<br />

Expansionspläne? Wie sehen diese aus?<br />

Marihart: Wir bemühen uns derzeit um<br />

eine Akquisition in Serbien im Zuckerbereich.<br />

Da geht es um eine zusätzliche Menge<br />

von 300.000 Tonnen. Diese Akquisition<br />

wäre ein sehr großer Schritt für uns. Es gibt<br />

natürlich auch im Fruchtbereich durchaus<br />

Möglichkeiten. Nachdem wir in diesem Bereich<br />

Weltmarktführer sind, werden immer<br />

wieder Angebote herangetragen. Allerdings<br />

haben wir in der Fruchtzubereitung in den<br />

vergangenen zehn Jahren die Entwicklung<br />

nur durch Eigenexpansion, also durch die<br />

Errichtung von neuen Produktionsstätten,<br />

vorangetrieben. Diesbezüglich gibt es auch<br />

weitere Überlegungen wie etwa für China.<br />

<strong>ECHO</strong>: Mit einem Weltmarktanteil von<br />

30 Prozent bei Fruchtzubereitungen ist die<br />

Agrana Weltmarktführer in diesem Segment.<br />

Wie erreicht man diese Position und<br />

wie kann man sie gegenüber dem starken<br />

internationalen Wettbewerb halten?<br />

Marihart: Wir sind mit der Übernahme von<br />

Steirerobst in dieses Segment eingestiegen.<br />

Dann ergab sich für uns der große Schritt mit<br />

der französischen Fruchtzubereitungsfirma<br />

Atys aus der Pernod-Ricard-Gruppe, die diesen<br />

Teil abgeben wollte. Wir haben das Unternehmen<br />

dann in drei Etappen übernommen<br />

und damit einen sehr großen Sprung nach<br />

vorne gemacht. Mit der Übernahme sind wir<br />

mit einem Schlag weltweit präsent gewesen,<br />

von Australien bis USA. Anschließend wurde<br />

das Unternehmen weiterentwickelt mit Standorten<br />

in China, USA, Russland und einigen<br />

mehr. Wir waren damit aber auch mit einem<br />

Schlag ein transkontinentaler Konzern mit<br />

Managementteams aus vielen verschiedenen<br />

Ländern. Da brauchte es natürlich einen Lernund<br />

Entwicklungsprozess, angefangen bei<br />

einfachen Dingen, wie der Berücksichtigung<br />

der Zeitdifferenzen bei Telefonaten oder Videokonferenzen.<br />

Das alles hat unsere Unternehmens-<br />

und Managementkultur nachhaltig<br />

beeinflusst und verändert.<br />

<strong>ECHO</strong>: Die Agrana hat Anfang des Jahres<br />

den „Ökonomischen Fußabdruck“ des Unternehmens<br />

ermitteln lassen. Was ist darunter<br />

zu verstehen?<br />

Marihart: Wir sind immer wieder damit<br />

konfrontiert, dass Industriebetriebe nur als<br />

Produktionsstätten gesehen werden, die<br />

Ressourcen verbrauchen oder die Umwelt<br />

belasten. Da gilt es vonseiten der produzierenden<br />

Industrie klarzustellen, es sind nicht<br />

nur die Arbeitsplätze oder die Umsätze, die<br />

erzielt werden. Es gibt Lieferanten und einen<br />

Handel und das führt zu einer entsprechenden<br />

Wertschöpfungskette, die weit über<br />

„Nur wenn Unternehmer<br />

bereit sind, Risiko<br />

einzugehen, dann wird<br />

expandiert, und nur so<br />

können neue Arbeitsplätze<br />

entstehen.“<br />

jene des eigentlichen Unternehmens hinausgeht.<br />

Bei uns ist das eine sehr umfangreiche<br />

Wertschöpfungskette, weil wir sehr rohstoffintensiv<br />

prozieren und damit die ganze<br />

dahinterstehende Landwirtschaft in diese<br />

Wertschöpfung eingerechnet werden muss.<br />

Das ergibt in unserem Fall eine Unternehmenswertschöpfung<br />

von 500 Miollionen-<br />

Euro. Aber wenn man die dahinterstehende<br />

Wertschöpfung miteinbezieht, kommt eine<br />

weitere Milliarde Euro dazu. Bei den Arbeitsplätzen<br />

ist dieser Hebel noch viel deutlicher:<br />

Zu den 9000 Mitarbeitern, die bei Agrana<br />

beschäftigt sind, kommen weitere 30.000<br />

dazu, die etwa in der Landwirtschaft oder im<br />

Handel beschäftigt sind.<br />

<strong>ECHO</strong>: Österreichs Wirtschaft steht im<br />

EU-Vergleich zwar noch immer gut da, hat<br />

aber schon bessere Zeiten gesehen. Wie<br />

kann das Ruder herumgerissen werden, um<br />

wieder auf Erfolgskurs zu kommen?<br />

Marihart: Das ist nicht ganz einfach zu<br />

beantworten. Es ist wichtig, dass man einen<br />

unternehmerischen Geist schafft. Nur wenn<br />

Unternehmer bereit sind, Risiko einzugehen,<br />

dann wird expandiert, und nur so können<br />

neue Arbeitsplätze entstehen. Diese Entrepreneurkultur<br />

aufzubauen, ist allerdings eine<br />

langfristige Aufgabe, damit muss man schon<br />

in der Schule beginnen.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wird es Unternehmern in Österreich<br />

schwer gemacht oder ist das eine Frage<br />

der Mentalität?<br />

Marihart: Wir sind ein kleines Land, damit<br />

fängt es mal an. Ein österreichisches Unternehmen<br />

muss, zum Beispiel im Vergleich<br />

zu Deutschland, viel früher in den Export<br />

gehen. Ein deutsches Unternehmen kann<br />

schon im lokalen Markt wesentlich größere<br />

Umsätze erzielen. Da gibt es strukturelle<br />

Unterschiede, ich würde das nicht unbedingt<br />

der Politik zuschreiben.

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