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top 1000 | Frauen<br />
„Ich habe nie vom Erfolg<br />
nur geträumt ...“<br />
Österreichs Frauen sind so gut ausgebildet wie nie zuvor. Dennoch kommt ein<br />
erheblicher Anteil der 200 stärksten Unternehmen Österreichs sowohl in der<br />
Geschäftsführung als auch im Vorstand ohne sie aus.<br />
Ich habe nie vom Erfolg nur geträumt,<br />
ich habe dafür gearbeitet!“ Dieser Satz<br />
stammt von Estée Lauder, die 1946 mit<br />
nur einem Produkt in den USA ein Unternehmen<br />
gegründet hat, das zum Kosmetikimperium<br />
werden sollte. Die Tochter einer österreichisch-ungarischen<br />
Immigrantenfamilie steht<br />
auch für ein neues Rollenbild der Frau – weg<br />
vom Heimchen am Herd, hinein in Gesellschaft<br />
und Beruf. Im Amerika der 40er Jahre<br />
eine geradezu revolutionäre Idee.<br />
„Ja, natürlich kann ich mich mit dieser Aussage<br />
identifizieren.“ KommR Waltraud Rigler<br />
ist Vorsitzende der niederösterreichischen Unternehmerinnenvertretung<br />
„Frau in der Wirtschaft“.<br />
Die WKO-Organisation vertritt mehr<br />
als ein Drittel der Unternehmen im Bundesland.<br />
Die <strong>Niederösterreich</strong>erinnen haben sich<br />
vor allem bei den Themen Erhöhung des Wochengelds<br />
für Unternehmerinnen, steuerliche<br />
Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten<br />
sowie flexible Arbeitszeiten stark gemacht.<br />
„Hier kommen unsere Erfolge nicht nur Unternehmerinnen,<br />
sondern allen berufstätigen<br />
Frauen zugute.“<br />
KommR Waltraud Rigler, Landesvorsitzende<br />
„Frau in der Wirtschaft“: „Wir müssen starke<br />
Netzwerke bilden.“<br />
Netzwerke<br />
Dass der eigene Antrieb nicht ausreicht, um es<br />
an die Spitze zu schaffen, weiß die Neunkirchner<br />
Unternehmerin und richtet ihre Arbeit in<br />
der Interessensvertretung danach aus. „Es ist<br />
wichtig, Frauen in Führungspositionen zu<br />
bringen, um ihnen die Möglichkeit zu geben,<br />
starke Netzwerke zu schaffen.“ Denn eines<br />
muss frau zugeben: „Im Netzwerken sind die<br />
Männer einfach besser.“ Und damit ist auch<br />
ihr Einfluss größer. Ob die Frauenquote da<br />
ein geeignetes Instrument ist? Ein zweischneidiges<br />
Schwert. „Manchmal wird es ohne nicht<br />
gehen. Andererseits kommt dann sofort der<br />
Vorwurf, die Bewerberin hätte den Job nur<br />
bekommen, weil sie eine Frau ist und nicht<br />
aufgrund der Qualifikation. Das ist nicht fair.“<br />
Ungleicher Arbeitsmarkt<br />
Nach der neuesten Studie der Arbeiterkammer<br />
sind in den Geschäftsführungen der 200<br />
stärksten Unternehmen des Landes etwa 13<br />
Mal so viele Männer wie Frauen vertreten,<br />
der Aufsichtsrat ist zu 82,3 Prozent von Männern<br />
dominiert. Der ungleiche Arbeitsmarkt<br />
der Geschlechter spitzt sich in der Verteilung<br />
von Führungspositionen und damit in der<br />
wirtschaftlichen Einflussnahme zu. Dabei<br />
sind Frauen bestens ausgebildet und haben<br />
etwa im Abschluss des Wirtschaftsstudiums<br />
ihre Kollegen längst überholt. Doch um an<br />
die Spitze zu gelangen, reicht Qualifikation<br />
nicht aus: Je höher die Hierarchieebene, desto<br />
intransparenter die Selektionskriterien und<br />
der Auswahlprozess, heißt es in der Studie der<br />
Arbeiterkammer Wien, die seit mehr als zehn<br />
Jahren die Präsenz von Frauen in den Spitzengremien<br />
der österreichischen Wirtschaft<br />
untersucht.<br />
Der Frauenanteil in den Top-Geschäftsführungen<br />
liegt bei 7,2 Prozent (2015: 5,9 Prozent).<br />
Zwar hat sich ihr Anteil seit 2006 verdoppelt,<br />
ginge es allerdings in diesem Tempo<br />
weiter, würde es mehrere Jahrzehnte dauern,<br />
bis es zu einer ausgewogenen Verteilung käme.<br />
In allen untersuchten Unternehmen sind<br />
laut Firmenbuch und Internetauftritt insgesamt<br />
nur fünf Frauen als Vorstandsvorsitzende<br />
(CEO) bzw. alleinige Geschäftsführerin tätig:<br />
Sabine Herlitschka (Infineon AG), Tatjana<br />
Oppitz (IBM GmbH), Herta Stockbauer<br />
(BKS Bank AG), Karin Trimmel (Gurktaler<br />
AG) und seit 1. Jänner <strong>2016</strong> Elisabeth Stadler<br />
bei der Vienna Insurance Group AG.<br />
Im Aufsichtsrat sind Frauen traditionell<br />
stärker vertreten als in der Geschäftsleitung.<br />
Die Mehrheit haben Frauen jedoch nur in<br />
zwei der 200 größten Unternehmen: Allianz<br />
Elementar Versicherungs-AG (56 Prozent)<br />
und Austrian Gaming Industries GmbH (60<br />
Prozent). In zwei weiteren Gesellschaften (Boehringer<br />
Ingelheim RCV GmbH, TMobile<br />
Austria GmbH) liegen Männer und Frauen<br />
im Gremium gleichauf. Damit haben in den<br />
Aufsichtsratsgremien von 196 der 200 größten<br />
Unternehmen mit (zum Teil überwiegender)<br />
Mehrheit Männer die Entscheidungshoheit.