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top 1000 | bildung<br />
Selbstständigkeit<br />
als sicherer Weg –<br />
eine Wende<br />
MMag. Dr. Sarah Meisenberger leitet seit September<br />
<strong>2016</strong> den neuen Masterstudiengang<br />
„Entrepreneurship & Applied Management“<br />
an der Fachhochschule Wiener Neustadt.<br />
Der neue Studiengang soll Gründungswilligen<br />
das Rüstzeug für Unternehmertum<br />
mitgeben. Wie geht es Ihnen damit?<br />
Toll geht‘s uns damit. Wir arbeiten stark<br />
interdisziplinär und die rund 25 Studierenden<br />
kommen aus sehr unterschiedlichen<br />
Bereichen – entsprechend stark ist die Dynamik,<br />
die sich in diesem Studiengang entwickelt.<br />
Die ersten Projekte werden schon<br />
geschmiedet. Man kann sagen, dass wir mit<br />
diesem Masterstudiengang sehr schnell aus<br />
den Startlöchern gekommen sind.<br />
Wie geht es generell Gründern in Österreich?<br />
Unsere Gründungskultur steckt noch in den<br />
Kinderschuhen, sie ist gerade erst so richtig<br />
am Entstehen. Vor fünf bis zehn Jahren war<br />
eben noch die Karriere in einem mittelständischen<br />
Unternehmen oder in einem Großkonzern<br />
der sichere Weg. Doch die Finanzkrise<br />
hat auch die österreichische Wirtschaft<br />
ordentlich durchgeschüttelt. Wer hätte noch<br />
vor zehn Jahren gedacht, dass ein Job in der<br />
Finanzwirtschaft nicht zu einer sicheren<br />
Karriere führt? Im Gegenteil: Nicht wenige<br />
glauben, dass sich selbstständig zu machen<br />
der sicherere Weg ist – im Vergleich zu einer<br />
beruflichen Existenz in einem Großkonzern,<br />
der ständigen Veränderungsprozessen unterworfen<br />
ist.<br />
Ist das eine positive Entwicklung?<br />
Definitiv. Die Klein- und Mittelbetriebe bilden<br />
die österreichische Wirtschaft. Wenn<br />
man diesen Bereich unterstützt, kann man<br />
nur auf das richtige Pferd setzen.<br />
Manchmal hat man allerdings den Eindruck,<br />
für die Politik zählt nur Größe?<br />
Wichtig ist, dass Klein- und Mittelbetriebe in<br />
den Fokus der Politik und der Regierungsarbeit<br />
gerückt werden, und das geschieht auch.<br />
MMag. Dr. Sarah Meisenberger: „Unsere<br />
Gründungskultur ist gerade erst so richtig am<br />
Entstehen.“<br />
Was bereitet den jungen Gründern am<br />
meisten Probleme?<br />
Bürokratie und Lohnnebenkosten. Das ist seit<br />
Jahrzehnten unverändert. Doch in Sachen<br />
Bürokratieabbau hat sich schon einiges getan.<br />
Gründen ist definitiv leichter geworden. Auch<br />
bekommen GründerInnen von den unterschiedlichsten<br />
Stellen Unterstützung: von<br />
der niederösterreichischen Gründeragentur<br />
RIZ, dem Gründerservice akzent, von der<br />
Wirtschaftskammer, in Fachhochschulen etc.<br />
Ich sehe, dass es in die richtige Richtung geht.<br />
Woran scheitern die meisten Klein- und<br />
Mittelbetriebe?<br />
An Managementfehlern. Wir lehren unserenStudierenden<br />
von der ersten Sekunde an,<br />
gute Führungskräfte zu sein. Wir statten sie<br />
mit Fähigkeiten aus, die es ihnen ermöglichen<br />
– egal unter welchen Rahmenbedingungen<br />
– die Dinge zum Positiven zu wenden. Wir<br />
müssen sie auf die Rahmenbedingungen<br />
in Österreich vorbereiten (lacht) oder nach<br />
Amerika gehen, wo doch ein anderer Wind<br />
für Gründer weht. Hier in Österreich müssen<br />
wir allerdings lernen, mit der herrschenden<br />
traditionell konservativen Wirtschaftskultur<br />
umzugehen.<br />
In welchen Bereichen werden am häufigsten<br />
Managementfehler gemacht?<br />
Planung, Organisation, Marketing und Verkauf<br />
und, ganz wichtig, Personalia. Letztendlich<br />
steht und fällt alles mit der Qualität des<br />
Teams und der Führungspersönlichkeiten.<br />
Unsere GründerInnen müssen auch wissen,<br />
dass sie mit dem in den vergangenen Jahrzehnten<br />
durchaus üblichen strengen hierarchischen<br />
Zugang ihrem Unternehmen die<br />
Flexibilität nehmen und dann Gefahr laufen,<br />
nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein.<br />
Symbolen. Seine online vertriebenen<br />
„Symbolsocks“ haben auf der Sohle farbige<br />
Elemente (Kreise, Dreiecke etc.), die das<br />
Sortieren nach dem Waschen erleichtern.<br />
Damit hat er es als cooles Start-up schon in<br />
TV-Talk-Shows geschafft. „Die Idee zu Symbolsocks<br />
entstand eigentlich während eines<br />
Beziehungsstreits. Ich wohnte mit meiner<br />
Ex-Freundin zusammen und wir hatten nur<br />
schwarze Socken. Einmal pro Woche gab<br />
es einen riesigen Streit darüber, wer nach<br />
dem Waschen die Socken sortieren muss.<br />
Das ging mir derart auf die Nerven, dass ich<br />
Symbolsocks erfand.“ (www.symbolsocks.at)<br />
<br />
Sandra Mirosavljevic<br />
Durch ein spezielles Brauverfahren veredelt<br />
Lena Weichselbaum Tee zu einem alkoholischen<br />
Getränk.<br />
Julia Ramsmaier, Alberto Nodale und Florian<br />
Bertich sind die „Frischefritzen“.<br />
Entwickelten die „physiobox“: Matthias Perko,<br />
Harald Reiweger, Christian Sokop, Kacheata<br />
Eath, Johannes Adensamer, Clara Pundy.<br />
Fotos: Marketing Campus Wieselburg der FH Wiener Neustadt, Felicitas Matern, Johann Adensamer<br />
48 <strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2016</strong>