17.01.2017 Aufrufe

ECHO Top1000 Niederösterreich 2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Smalltalk war gestern<br />

Verstimmt. Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU sorgt im<br />

nördlichen Teil der Insel für Verstimmung, denn die Schotten fürchten um die<br />

wirtschaftliche Prosperität ihrer Region. Ein Lagebericht.<br />

Für ein hitziges Temperament sind<br />

Schotten nicht unbedingt bekannt.<br />

Kämpferisch ja, aber immer mit der<br />

gebotenen britischen Gelassenheit und Coolness.<br />

Trotzdem wurde in kaum einem anderen<br />

Teil des Vereinigten Königreichs der Volksentscheid,<br />

die EU zu verlassen, in den Medien und<br />

von der Politik mit so viel Entrüstung kommentiert<br />

wie in Schottland. Und auch wer in diesen<br />

Tagen durch das Land des Whisky und des<br />

Tweed reist, findet sich schnell in einer Runde<br />

wieder, in der vor allem ein Thema diskutiert<br />

wird: der Brexit und die Folgen für das Land.<br />

Dabei wird immer wieder gern ein Fakt ins<br />

Treffen geführt, der offenbar vielen Schotten<br />

nach wie vor schwer im Magen liegt. Nämlich<br />

das Unabhängigkeitsreferendum von 2014, bei<br />

dem sich zwar keine überwältigende, aber eine<br />

doch recht klare Mehrheit von 55 Prozent der<br />

Wahlberechtigten für einen Verbleib beim Vereinigten<br />

Königreich aussprachen. Unterstützt<br />

wurde diese Position damals unter anderem<br />

auch durch die Unsicherheit welche Zukunft<br />

denn ein unabhängiges Schottland in der EU<br />

hätte. Heute ist das alles anders, jetzt sind es die<br />

Engländer, die rauswollen, allerdings aus der<br />

EU, und es sind die Schotten, die dabeibleiben<br />

möchten. Nicht unbedingt im Vereinigten Königreich,<br />

aber in der Europäischen Union. Fast<br />

zwei Drittel haben sich beim EU-Referendum<br />

für die EU ausgesprochen. Und jetzt seien es<br />

wieder einmal die Engländer, die Schwierigkeiten<br />

machen, grollt manch national gesinnter<br />

Schotte. Nicht wenige, darunter auch Schottlands<br />

First Minister Nichola Sturgeon, sind<br />

der Überzeugung, unter diesen Umständen<br />

müsse wohl erneut über den Verbleib des Landes<br />

beim Vereinigten Königreich abgestimmt<br />

werden.<br />

Bedenken<br />

Die Stimmung in der Runde, die sich zum<br />

traditionellen Friday Evening Dinner in dem<br />

schmucken Landhaus in einer kleinen Ortschaft<br />

nördlich von Berwick-upon-Tweed eingefunden<br />

hat, ist der Lage entsprechend. Nach<br />

kurzem Smalltalk ist man schnell bei der Causa<br />

Prima angelangt: Wie geht es nach dem Brexit<br />

weiter? Verletzter Nationalstolz oder ein neuerliches<br />

Referendum spielen in dieser Gesellschaft<br />

von Unternehmern und Akademikern<br />

kaum eine Rolle, vielmehr handfeste Bedenken,<br />

was die wirtschaftlichen Aussichten betrifft. Zu<br />

viele Unternehmen hier im Borders County, einer<br />

für schottische Verhältnisse wirtschaftlich<br />

starken Region, wären sowohl von Exporten in<br />

die EU wie auch von den billigen und arbeitswilligen<br />

Personalressourcen des Kontinents abhängig.<br />

Große Unternehmen, wie die Ahlstrom<br />

Paper Mill in Chirnside oder Farne Salmon aus<br />

dem benachbarten Duns, könnten, so wird in<br />

der Runde gemutmaßt, mit einem harten Brexit<br />

– also Zollschranken und eingeschränktem<br />

Personenverkehr – ihre Probleme bekommen.<br />

Dabei sind die an diesem Abend diskutierten<br />

Szenarien noch bei Weitem nicht die pessimistischsten<br />

Einschätzungen. Einige Tage später,<br />

im idyllischen Tal der Whiteadder, wo der<br />

Unternehmer Will Dobie Wälder besitzt und<br />

Foto: istock - David Callan<br />

8 <strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!