GAB Juni 2017
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30 BÜHNE<br />
STUTTGART<br />
Lo Malinke<br />
solo<br />
Fast 18 Jahre war Lo Malinke<br />
gemeinsam mit Tetta<br />
Müller und Pianist Florian<br />
Ludewig als „Malediva“<br />
unterwegs, bis sich 2014<br />
wegen gesundheitlicher<br />
Probleme das Kabarett-Trio<br />
auflösen musste. Nun stellt<br />
Lo Malinke im Mai in einer<br />
Stuttgart-Premiere sein<br />
Soloprogramm „Mütter und<br />
Menschen“ vor. Hier geht es<br />
um Familie, Beziehungen,<br />
Haustiere, Kontobewegungen<br />
– kurzum, all das, was<br />
das Leben ausmacht. Ohne<br />
Scham, dafür mit viel Einfühlungsvermögen<br />
lässt Lo<br />
das Publikum an absurden<br />
Katastrophen, Glücksmomenten<br />
und auch Traurigkeit<br />
teilhaben. Er erzählt über<br />
sich – doch eigentlich erzählt<br />
er von uns allen. *bjö<br />
14.6., Renitenztheater,<br />
Hospitalstr. 10,<br />
Stuttgart, 20 Uhr.<br />
www.renitenztheater.de<br />
FOTO: ROBERT RECKER<br />
FOTO: PRIVAT<br />
KARLSRUHE<br />
Nowhere Out<br />
Ein spannendes Theaterprojekt<br />
startet Ende <strong>Juni</strong> im Staatstheater<br />
Karlsruhe: Hans-Werner Kroesinger, einer<br />
der bedeutendsten Vertreter des deutschsprachigen<br />
Dokumentartheaters, untersucht<br />
in seinem Theaterstück „Nowhere Out“<br />
die Situation von muslimischen schwulen,<br />
lesbischen und transgender Geflüchteten.<br />
Die ist aus mehreren Gründen besonders<br />
sensibel zu behandeln: Steht Homo- und<br />
Trans*sexualität in den Heimatländern im<br />
Widerspruch zu Gesetzen und Religion<br />
und wird gesellschaftlich tabuisiert, ist<br />
das Versteckspiel im vermeintlich freien<br />
Deutschland nicht beendet: In Flüchtlingsunterkünften<br />
sind sie vor Anfeindungen und<br />
Gewalttätigkeiten ihrer mitunter homophoben<br />
Landsleute nicht gefeit, ein Outing gegenüber<br />
der zurückgelassenen Familie bleibt<br />
aus den gleichen Gründen für die meisten<br />
unmöglich. Um mehr Schutz zu bieten,<br />
haben in Berlin und Nürnberg erste Unterkünfte<br />
speziell für homo- und trans*sexuelle<br />
Geflüchtete eröffnet – die Adressen werden<br />
geheim gehalten, aus Angst vor Übergriffen.<br />
Die Furcht vor einem unfreiwilligen Outing<br />
und dessen fatalen Folgen endet eben<br />
nicht einfach hinter der deutschen Grenze.<br />
Für das Stück „Nowhere Out“ hat Hans-<br />
Werner Kroesinger bundesweit Interviews<br />
mit muslimischen Geflüchteten geführt;<br />
die Interviews stellen dabei das Rohmaterial<br />
dar, aus dem Kroesinger sein Stück mit<br />
Schauspielern inszeniert. „Nowhere Out“ ist<br />
authentisches Theater, das die Wünsche,<br />
Träume und Alpträume queerer Geflüchteter<br />
zur Diskussion stellt. *bjö<br />
Premiere „Nowhere Out“ am 30.6.,<br />
Badisches Staatstheater,<br />
Hermann-Levi-Platz 1, Karlsruhe, 20 Uhr,<br />
öffentliche Probe am 28.6. um 19 Uhr,<br />
www.staatstheater-karlsruhe.de<br />
Die Herzogin von Malfi<br />
Ein makabres Schauerstück von John<br />
Webster, entstanden in der Zeit Shakespeares,<br />
wird derzeit im Kellertheater<br />
gezeigt: Die Herzogin von Malfi wird von<br />
ihren intriganten Brüdern Ferdinand und<br />
dem Kardinal zwangsverheiratet mit dem<br />
Jüngling Malateste. Die eigensinnige<br />
Herzogin rächt sich: Zuerst tötet sie den<br />
ungeliebten Malateste, um dann ihre<br />
heimliche Liebe, ihren Verwalter Antonio,<br />
in aller Verschwiegenheit zum Mann zu<br />
nehmen. Ihre Brüder lassen die Schwester<br />
bespitzeln, um hinter ihr Geheimnis<br />
zu kommen. Ein wahnwitziger Reigen<br />
beginnt, in dem inzestöse Liebe, Doppelmoral<br />
und andere menschliche Abgründe<br />
zur vollen blutigen Blüte erwachen.<br />
Spannend: Regisseur Marcel Schilling<br />
hat die Figur des Antonio als bisexuellen<br />
Charakter angelegt: Er hegt nicht nur<br />
Gefühle für die Herzogin, sondern pflegt<br />
eine Liebesbeziehung zu seinem Freund<br />
Delio. *bjö<br />
2., 3., 9., 10. und 30.6, Kellertheater,<br />
Mainstr. 2, Frankfurt, 20:30 Uhr,<br />
www.kellertheater-frankfurt.de<br />
FOTO: ANJA KÜHN