Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Robert Spaemann / Hanns-Gregor Nissing<br />
Auch meine ethischen Beiträge sind von diesem Grundgedanken<br />
bestimmt, daß das Natürliche die Basis des Vernünftigen<br />
ist.<br />
Gibt es für dieses Interesse an <strong>der</strong> Naturteleologie noch einmal einen<br />
tiefer gehenden persönlichen Haftpunkt?<br />
Es ist wohl <strong>der</strong> elementare menschliche Wunsch, die Natur nicht<br />
nur betrachten zu müssen als Objekt unserer Herrschaft, son<strong>der</strong>n<br />
als etwas, mit dem wir in Gemeinschaft leben. Die Welt ist<br />
nicht nur ein Laboratorium von Objekten für uns, son<strong>der</strong>n eine<br />
Welt von uns ähnlichen Dingen. Der Hund ist mir in gewisser<br />
Weise ähnlich. Auch er hat Hunger und Durst. Und ähnliches<br />
gilt für die Pflanze.<br />
Es gibt zwei Interessen des Menschen: zum einen das Interesse<br />
an <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> Natur – und diesem Interesse muß<br />
<strong>der</strong> Mensch folgen, sonst kann er nicht überleben. Und zum<br />
an<strong>der</strong>en gibt es das Interesse an <strong>der</strong> Beheimatung in <strong>der</strong> Natur –<br />
und das war für mich eigentlich immer das höhere Interesse.<br />
Auch deshalb, weil die Neuzeit das Herrschaftsinteresse sowieso<br />
hinreichend akzentuiert hat. Dafür muß man nichts mehr tun.<br />
Wenn aber das an<strong>der</strong>e verkümmert, dann wird <strong>der</strong> Mensch zu<br />
einem Fremdling in <strong>der</strong> Welt. Dann gilt wirklich das Wort Pascals:<br />
„Das Schweigen <strong>der</strong> unendlichen Räume erschreckt mich“.<br />
Natürliche Dinge wollen auf etwas hinaus. Mein Begriff von<br />
Teleologie ist im übrigen nicht <strong>der</strong> einer Universalteleologie, d.h.<br />
ich behaupte nicht, daß die Natur im Ganzen ein Ziel hätte o<strong>der</strong><br />
daß die Evolution zielgerichtet sei. Son<strong>der</strong>n was ich zunächst<br />
nur sage ist, ist dies, daß die einzelnen natürlichen Wesen eine<br />
teleologische Struktur haben.<br />
Also ein Naturverständnis, das eher in Aristoteles als in Thomas von<br />
Aquin seinen Gewährsmann besitzt?<br />
Die Universalteleologie geht auf die Stoa <strong>zur</strong>ück, und Thomas<br />
versucht einen mittleren Weg. In dieser Hinsicht bin ich wirklich<br />
näher bei Aristoteles.<br />
Ihr Buch „Die Frage Wozu?“ fällt gegen Ende <strong>der</strong> 70er Jahre in die<br />
Zeit <strong>der</strong> ökologischen Krise, die zugleich den Zusammenbruch einer<br />
einseitig interpretierten Fortschrittsidee von Emanzipation und progressiver<br />
Naturbeherrschung bedeutete. In diesem Zusammenhang hat<br />
Ihnen etwa die „taz“ die Bezeichnung „Ökophilosoph“ verliehen. Vom<br />
Naturthema aus ergibt sich in den 80er Jahren dann die Auseinan<strong>der</strong>-