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Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Thomas Buchheim<br />

Bedeutungsanalyse dieser Aussagen auf die behaupteten Sachverhalte<br />

bezogen werden, nicht ihr behauptetes o<strong>der</strong> behauptbares<br />

Sein.<br />

Dies bedeutet aber nicht, daß die zeitlich bestimmte Existenz<br />

– etwa das Leben eines Menschen – nichts zu tun hätte mit<br />

<strong>der</strong> in Aussagen behauptbaren Existenz o<strong>der</strong> Nichtexistenz von<br />

Gegenständen. Wenn man sagt: „Es gibt o<strong>der</strong> gab Sokrates und<br />

Hegel wirklich – im Unterschied zu Diotima – und sie sind berühmte<br />

philosophische Lehrer gewesen“, so bedeutet dies, daß<br />

sie alle jeweils als das, wodurch sie charakterisiert werden, entwe<strong>der</strong><br />

existieren o<strong>der</strong> nicht existieren. Und zu ihrer Charakterisierung<br />

gehört bei Menschen ein bestimmter Abschnitt <strong>der</strong> Geschichte.<br />

Diotima existiert entwe<strong>der</strong> in dem betreffenden Abschnitt<br />

o<strong>der</strong> gar nicht. So wie sie entwe<strong>der</strong> als eine philosophische<br />

Lehrerin von Sokrates existiert o<strong>der</strong> eben nicht existiert.<br />

Alles kann nur als das, wodurch es charakterisiert ist, existieren<br />

und nicht als etwas an<strong>der</strong>es. Die zeitlichen Prädikate gehören<br />

dieser Charakterisierung an, nicht <strong>der</strong> ausgesagten Existenz.<br />

Zur Bewahrungsthese (4) ist zunächst zu fragen, ob auch dann,<br />

wenn nach den Dinosauriern kein Lebewesen mit Erinnerung<br />

existiert hätte, jenes ewige Bewußtsein existieren müßte, um<br />

<strong>der</strong>en Gewesensein festzuhalten? Daß irgendein Faktum <strong>der</strong><br />

Vergangenheit gewesen ist, scheint von sich her nichts dafür<br />

auszutragen, ob es in gewissem Sinn die zu einer späteren Gegenwart<br />

gehörige Vergangenheit ist o<strong>der</strong> nicht. Darüber entscheidet<br />

vielmehr allein die Art und Beschaffenheit <strong>der</strong> späteren<br />

Gegenwart. Diese ‚hat’ eine Vergangenheit, <strong>der</strong>er sie sich erinnert<br />

o<strong>der</strong> auch nicht. Zudem ist nicht alles, was die Vergangenheit<br />

einer künftigen Gegenwart ausmacht, etwas Gewesenes.<br />

Vieles davon ist vielmehr auch Nichtgewesenes, z.B. daß ein<br />

Mann nicht aus dem Kriege heimgekehrt ist; o<strong>der</strong> daß homo<br />

habilis kein Vorläufer (son<strong>der</strong>n Konkurrent von Vorläufern) von<br />

homo sapiens gewesen ist, sind wichtige Fakten unserer Vergangenheit<br />

und mögliche Inhalte unserer Erinnerung – ohne jemals<br />

gewesen zu sein. Da also immer das Künftige Maßstab dafür ist,<br />

was seine Vergangenheit ist, und weil zudem vieles (aber nicht<br />

alles mögliche) Nichtgewesene in dessen Erinnerung eingeht<br />

und so aufbewahrt wird, ist gewesen zu sein we<strong>der</strong> eine notwendige,<br />

noch eine hinreichende Bedingung dafür, eine ewige<br />

Aufbewahrtheit dafür zu for<strong>der</strong>n.<br />

Ich möchte noch einmal zusammenfassend die Argumente aufzählen,<br />

die mir gegen die Thesen (3) und (4) zu sprechen scheinen:

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