Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Erkannt, aber nicht aufbewahrt 43<br />
1. Temporale Prädikate gehören zum Charakter <strong>der</strong> res, nicht<br />
zu ihrer ontologischen Modalität (so wie das Möglich- o<strong>der</strong><br />
Wirklich- o<strong>der</strong> Notwendigsein).<br />
2. Vieles faktisch Gewesene ist aus physikalischen Gründen<br />
im später folgenden verloren (z.B. die Gestalt, die eine in den<br />
Kaffee gegossene Milchwolke hatte, bevor sie sich einheitlich<br />
verteilte). Gäbe es einen Transfer des Gewesenseins, müßte man<br />
aus physikalischen Gründen die Existenz Gottes annehmen.<br />
3. Was gewesen ist, ist entwe<strong>der</strong> heute noch o<strong>der</strong> heute nicht<br />
mehr. Zum Beispiel ist die Sonne gewesen und ist heute noch;<br />
Cäsar ist gewesen, ist aber heute nicht mehr. Gäbe es einen<br />
Transfer des Seins qua Gewesenseins, dann wäre kraft dieses<br />
Gewesenseins Cäsar heute so wie die Sonne – o<strong>der</strong> aber das<br />
Gewesensein ist generell ein ganz an<strong>der</strong>es Sein als dasjenige, das<br />
ein Ding in seinem Sein eben hat. Dies aber würde bedeuten, das<br />
Seiende unnötig zu vervielfachen. Man hätte außer dem jeweiligen<br />
temporalen Sein <strong>der</strong> Dinge auch noch eine Art ontologischen<br />
Schattenwurf: nämlich ihr prinzipiell ewiges Gewesensein.<br />
Dies wäre eine Art von Platonismus, den man als ontologische<br />
These zwar aufstellen kann, <strong>der</strong> aber dann kein Argument<br />
mehr liefern könnte für die Existenz Gottes. Denn ein platonisches,<br />
ewiges Gewesensein ist ewig gegeben, „etsi non esset<br />
Deus“. Das gleiche würde übrigens auch gelten, wenn man z.B.<br />
mit Frege von <strong>der</strong> zeitlosen und darum immer gegebenen Existenz<br />
<strong>der</strong> Gedanken o<strong>der</strong> Propositionen, die das Wahre bedeuten,<br />
ausgehen würde. Auch sie würden sein, ohne zu ihrer Stützung<br />
den Geist Gottes zu benötigen.<br />
4. Das Nichtgewesene kann für eine spätere Gegenwart so<br />
wichtig sein wie Gewesenes. Zum Beispiel die knappe Verfehlung<br />
<strong>der</strong> Erde durch einen großen Meteoriten vor vielen Millionen<br />
Jahren. Gibt es in solchen Fällen auch einen Transfer des<br />
Nichtgewesenen qua Nichtgewesensein?<br />
5. Die Vergangenheit einer späteren Gegenwart wird, dem<br />
ersten Anschein entgegen, nicht vom Vergangenen gemacht<br />
o<strong>der</strong> gleichsam auf Schienen in die Zukunft gesetzt, son<strong>der</strong>n von<br />
dem, was ihm gegebenenfalls folgt und was somit erstens überhaupt<br />
eine mit dem Gewesenen zusammenhängende Vergangenheit<br />
hat und sich zweitens auch dafür interessiert, welche<br />
Vergangenheit es hat. Dieses letztere hat die Macht <strong>der</strong> Auswahl<br />
aus allem Gewesenen und Nichtgewesenen, nicht das Vergangene<br />
hat diese Macht. Wenn Gott zu einer bestimmten Zeit einen<br />
neuen Menschen schaffen würde, dann wäre die Welt bis dato<br />
nicht die Vergangenheit von dessen Gegenwart. Dennoch wäre<br />
alles in ihr so gewesen, wie es war, und dieser Mensch könnte