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Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Thomas Buchheim<br />

erforschen, wie es vor ihm gewesen ist. Und wären alle Menschen<br />

in <strong>der</strong> Welt auf diese Weise neu geschaffen, wäre die übrige<br />

Welt ebenfalls genauso gewesen, wie sie war.<br />

Gewesensein ist daher, wie diese Argumente zeigen, unabhängig<br />

davon, ob es die Vergangenheit einer späteren Gegenwart ist<br />

o<strong>der</strong> nicht. Gewesen zu sein fügt dem, was etwas ist und nicht<br />

ist (und später war und nicht war), nicht das Mindeste hinzu. Es<br />

gibt also keinen ‚Transfer’ des Gewesenseins in die Zukunft<br />

durch das betreffende Seiende selbst. Und es gibt auch keine<br />

transtemporale magnetische Kraft, mit <strong>der</strong> sich Gewesenes mehr<br />

<strong>der</strong> Erinnerung empfiehlt als Nichtgewesenes. Es fehlt somit ein<br />

Grund, warum sich das Aufgehobensein in ewiger Erinnerung<br />

auf Gewesenes, nicht aber auch auf alles mögliche Nichtgewesene<br />

erstrecken sollte. Wenn aber letzteres, dann wäre das so zu<br />

verstehen wie bei Leibniz, daß alle möglichen Welten in Gottes<br />

Verstand existieren. Dies wäre jedoch kein Argument für die<br />

Existenz Gottes mehr, son<strong>der</strong>n eine These über den ontologischen<br />

Status von Möglichkeiten, von <strong>der</strong> nicht abzusehen ist, ob<br />

man sie teilen muß. M.E. ist zwar zuzugeben, daß Möglichkeiten<br />

nicht von selbst gegeben sind; aber ihre Voraussetzung ist kein<br />

göttlicher Verstand, son<strong>der</strong>n eine bestimmte Art und Verfassung<br />

des Wirklichen.<br />

Die Sätze (3) und (4) müssen deshalb in dieser Form des Arguments<br />

<strong>zur</strong>ückgewiesen werden.<br />

III. Darstellung des Arguments<br />

aus dem futurum exactum <strong>der</strong> Wahrheit<br />

Beide zentralen Probleme des Arguments in <strong>der</strong> ersten Form<br />

können sehr viel besser gelöst werden, wenn man den Begriff<br />

<strong>der</strong> Wahrheit einbezieht. Denn die Wahrheit ist kein temporales<br />

Prädikat und begründet zugleich einen Vorzug des einen vor<br />

dem an<strong>der</strong>en für die Erinnerung. Zunächst stelle ich wie<strong>der</strong> das<br />

Argument in einer Folge von Thesen dar:<br />

(1) Uns ist es in <strong>der</strong> Gegenwart möglich zu erkennen,<br />

was wirklich <strong>der</strong> Fall ist. (Ausgangsthese, die wir von<br />

uns selbst für wahr halten möchten = Prämisse a)<br />

(2) Erkennen wir, was wirklich <strong>der</strong> Fall ist, so ist die Behauptung<br />

des erkannten Sachverhalts wahr. (Explikation<br />

von (1), bezogen auf einen angenommenen Fall)

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