Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
44<br />
Thomas Buchheim<br />
erforschen, wie es vor ihm gewesen ist. Und wären alle Menschen<br />
in <strong>der</strong> Welt auf diese Weise neu geschaffen, wäre die übrige<br />
Welt ebenfalls genauso gewesen, wie sie war.<br />
Gewesensein ist daher, wie diese Argumente zeigen, unabhängig<br />
davon, ob es die Vergangenheit einer späteren Gegenwart ist<br />
o<strong>der</strong> nicht. Gewesen zu sein fügt dem, was etwas ist und nicht<br />
ist (und später war und nicht war), nicht das Mindeste hinzu. Es<br />
gibt also keinen ‚Transfer’ des Gewesenseins in die Zukunft<br />
durch das betreffende Seiende selbst. Und es gibt auch keine<br />
transtemporale magnetische Kraft, mit <strong>der</strong> sich Gewesenes mehr<br />
<strong>der</strong> Erinnerung empfiehlt als Nichtgewesenes. Es fehlt somit ein<br />
Grund, warum sich das Aufgehobensein in ewiger Erinnerung<br />
auf Gewesenes, nicht aber auch auf alles mögliche Nichtgewesene<br />
erstrecken sollte. Wenn aber letzteres, dann wäre das so zu<br />
verstehen wie bei Leibniz, daß alle möglichen Welten in Gottes<br />
Verstand existieren. Dies wäre jedoch kein Argument für die<br />
Existenz Gottes mehr, son<strong>der</strong>n eine These über den ontologischen<br />
Status von Möglichkeiten, von <strong>der</strong> nicht abzusehen ist, ob<br />
man sie teilen muß. M.E. ist zwar zuzugeben, daß Möglichkeiten<br />
nicht von selbst gegeben sind; aber ihre Voraussetzung ist kein<br />
göttlicher Verstand, son<strong>der</strong>n eine bestimmte Art und Verfassung<br />
des Wirklichen.<br />
Die Sätze (3) und (4) müssen deshalb in dieser Form des Arguments<br />
<strong>zur</strong>ückgewiesen werden.<br />
III. Darstellung des Arguments<br />
aus dem futurum exactum <strong>der</strong> Wahrheit<br />
Beide zentralen Probleme des Arguments in <strong>der</strong> ersten Form<br />
können sehr viel besser gelöst werden, wenn man den Begriff<br />
<strong>der</strong> Wahrheit einbezieht. Denn die Wahrheit ist kein temporales<br />
Prädikat und begründet zugleich einen Vorzug des einen vor<br />
dem an<strong>der</strong>en für die Erinnerung. Zunächst stelle ich wie<strong>der</strong> das<br />
Argument in einer Folge von Thesen dar:<br />
(1) Uns ist es in <strong>der</strong> Gegenwart möglich zu erkennen,<br />
was wirklich <strong>der</strong> Fall ist. (Ausgangsthese, die wir von<br />
uns selbst für wahr halten möchten = Prämisse a)<br />
(2) Erkennen wir, was wirklich <strong>der</strong> Fall ist, so ist die Behauptung<br />
des erkannten Sachverhalts wahr. (Explikation<br />
von (1), bezogen auf einen angenommenen Fall)