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Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre

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Holger Zaborowski<br />

Religion o<strong>der</strong> Gottesglauben als letztlich illusorisch o<strong>der</strong> entfremdend<br />

zu kritisieren sei, kann etwa unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />

einer im Kontext <strong>der</strong> Spätmo<strong>der</strong>ne notwendig gewordenen<br />

Selbstbegrenzung <strong>der</strong> Vernunft philosophisch nicht befriedigen.<br />

Diese Kriteriologie müßte daher <strong>der</strong>art differenziert sein, daß sie<br />

Kritik zumindest mit dem Nachweis <strong>der</strong> prinzipiellen Möglichkeit<br />

eines „wesentlichen“ religiösen Vollzuges von Religion<br />

verbindet und dadurch ein Argumentationsniveau erreicht, das<br />

vor dem Befund <strong>der</strong> Komplexität sehr verschiedener historischer<br />

Erscheinungsweisen von Religion und <strong>der</strong> nach wie vor gegebenen<br />

positiv einzuschätzenden Bedeutungen o<strong>der</strong> Dimensionen<br />

von Religion Bestand haben kann. Die „rettende Aneignung“<br />

von Religion in ihrer unableitbaren Eigendimension darf daher<br />

nicht a priori ausgeschlossen werden.<br />

So wie Robert Spaemann die Frage gestellt (und positiv beantwortet)<br />

hat, ob es möglich sei, einen „Gottesbeweis“ angesichts<br />

(und nicht in Verdrängung) <strong>der</strong> neuzeitlichen Kritik <strong>der</strong><br />

Gottesbeweise zu entwickeln19, stellt sich <strong>der</strong> Philosophie damit<br />

gegenwärtig die Frage danach, ob es einen Vollzug von Religion<br />

gibt, <strong>der</strong> nicht Gegenstand <strong>der</strong> auch heute noch gerechtfertigten<br />

Momente <strong>der</strong> Religionskritik des 19., 20. und des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

ist und daher diejenigen Momente von Religion ausschließt,<br />

die in dieser Kritik als Momente des Unwesens von<br />

Religion zu Recht aufgezeigt wurden.<br />

Diese Frage ist auch aus zeitgeschichtlichen Gründen von<br />

nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Bedeutung: Zu denken ist dabei nicht<br />

nur an die genannten neuen Formen einer radikalen Religionskritik,<br />

son<strong>der</strong>n auch an Erscheinungsformen des Religiösen,<br />

die – wi<strong>der</strong> die verbreitete Tendenz zu einer Resistenz gegenüber<br />

einem normativen Religionsbegriff – als Verfallsformen des<br />

religiösen Verhältnisses gedeutet werden müssen und die Kritik<br />

eines jeglichen normativen Religionsbegriffes ad absurdum führen.<br />

Mit dieser Aufgabe stellt sich <strong>der</strong> Philosophie eine Aufgabe,<br />

die weit über das Bedenken des historischen Faktums einer<br />

„Wie<strong>der</strong>kehr“ von Religion hinausgeht, angesichts <strong>der</strong>er sie aber<br />

sofort ihrer eigenen Grenzen inne wird. Denn „Religion“ ist<br />

nicht nur ein psychologisch, gesellschaftlich o<strong>der</strong> politisch faßbares<br />

Phänomen, das aus <strong>der</strong> Außenperspektive heraus in <strong>der</strong><br />

Begrifflichkeit einer bestimmten philosophischen Theorie faßbar<br />

wäre. 20 „Religion“ ist vor allem auch <strong>der</strong> religiöse Vollzug des je<br />

_______________<br />

19 Vgl. hierzu R. Spaemann, Der letzte Gottesbeweis, München 2007.<br />

20 Vgl. hierzu auch R. Spaemann, Vorwort, in: <strong>der</strong>s., Das unsterbliche Gerücht<br />

(Anm. 9), 7ff.

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