Grundvollzüge der Person - Institut zur Förderung der Glaubenslehre
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Eduard Zwierlein<br />
im Grunde eine erbarmungslose Gesellschaft, da es in ihr und<br />
für sie gegen schmerzlose Tötung kein durchschlagendes Argument<br />
mehr geben kann.<br />
Gegen die Gefahr einer Verwissenschaftlichung <strong>der</strong> Lebenswelt,<br />
des Alltags, <strong>der</strong> Praxis und <strong>der</strong> Selbsterfahrung <strong>der</strong> Menschen<br />
müßte Philosophie als Vermittlerin zwischen <strong>der</strong> Hermeneutik<br />
<strong>der</strong> Selbsterfahrung einerseits und <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />
Naturgeschichte an<strong>der</strong>erseits auftreten. Wo sie diese Vermittlung<br />
nicht leisten kann, muß sie doch zum Schutz gegen die<br />
szientistische Ideologie auf dem Dualismus zweier Hinsichten<br />
bestehen.<br />
Wir haben nämlich einen zweifachen Zugang <strong>zur</strong> Wirklichkeit<br />
bzw. wir können zwei fundamentale Zugänge <strong>zur</strong> Wirklichkeit<br />
gelten lassen: den <strong>der</strong> Subjektivität und den <strong>der</strong> Objektivität,<br />
<strong>der</strong> Innenwelt und <strong>der</strong> Außenwelt, des Verstehens und des Erklärens.<br />
Im Unterschied <strong>zur</strong> systematischen Ausblendung von<br />
Subjektivität in den Wissenschaften ist die Doppelcodierung <strong>der</strong><br />
Welt zu bewahren und damit das <strong>Person</strong>sein und das subjektive<br />
Erleben von Leben als legitimer und irreduzibler hermeneutischer<br />
Schlüssel. Die Innenseite unseres Daseins, die existentielle<br />
und geschichtliche Hermeneutik <strong>der</strong> Subjektivität steht gegen<br />
die naturalistische Reduktion. So lange niemand einen Deutungsschlüssel<br />
höherer Ordnung hat, in dem beide Seiten unverkürzt<br />
vorkommen, sollte man Hermeneutik und Naturgeschichte<br />
unvermittelt lassen. Und so lange auch die Philosophie<br />
diese Vermittlung nicht leisten kann, muß sie ihre Aufgabe darin<br />
sehen, vor allem die Selbsterfahrung des Menschen gegen jeden<br />
Reduktionismus zu verteidigen und das Nebeneinan<strong>der</strong> von<br />
Wissenschaft und Hermeneutik <strong>der</strong> Selbsterfahrung und Selbstauffassung<br />
einzufor<strong>der</strong>n.<br />
2. Die wissenschaftliche Bedrohung von <strong>Person</strong>sein und Menschenwürde<br />
in concreto<br />
Nun ermöglicht das Herauslösen <strong>der</strong> Entstehung des Menschen<br />
aus dem Akt <strong>der</strong> Zeugung natürlich auf ungeheure Weise die<br />
Verfügbarkeit des humanen Materials und damit die Manipulationschancen<br />
des Machens. Aber ist dies so schlimm? Denn, so<br />
versichert man uns treuherzig, alle negative und positive Eugenik<br />
sei doch schließlich im wohlverstandenen Interesse <strong>der</strong> direkt<br />
und indirekt Betroffenen. Mit welchen Argumenten versucht<br />
Robert Spaemann dieser szientistischen Tendenz zu begegnen?