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Sylter Spiegel 31.05.2017

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INSEL SYLT<br />

Seite 12 · Nr. 22 SYLTER SPIEGEL · 31. Mai 2017<br />

Insel Sylt.(mk) Die Insel Sylt<br />

litt wegen ihrer exponierten<br />

Lage im Wattenmeer immer<br />

schon unter schwierigen<br />

Verkehrsverhältnissen. Besonders<br />

nach der Gründung<br />

des Seebades Westerland<br />

1855 waren gute Verkehrsanbindungen<br />

gefragt. Der<br />

Chronist C.P. Hansen schlug<br />

deshalb mehrfach Dammbauprojekte<br />

zwischen der<br />

Insel und dem Festland vor,<br />

„wodurch das alsdann stromlose<br />

zeitliche Wattenmeer<br />

bei Sylt ohne Zweifel bald<br />

zum größten Theil in fruchtbares<br />

Marschland verwandelt<br />

werden würde“. 1876<br />

folgte der Geologe Ludwig<br />

Meyn (1820-1878) nach einer<br />

Untersuchung des Wattbodens<br />

mit einem positiven Befund<br />

für einen Dammbau. Im<br />

Ostteil der Insel, vor allem in<br />

Archsum und Morsum, erhob<br />

sich hingegen ein Sturm<br />

der Entrüstung.<br />

Es gab Stimmen, die sich wegen<br />

einer drohenden Überfremdung<br />

und nachteiliger<br />

Veränderungen der jahrhundertealten<br />

sylterfriesischen<br />

Kultur große Sorgen machten.<br />

1913 wurde das Vorhaben<br />

vom preußischen Landtag<br />

genehmigt, doch der<br />

Erste Weltkrieg verhinderte<br />

zunächst den Bau.<br />

Die Abtrennung Nordschleswigs,<br />

besonders der Verlust<br />

des Hafens Hoyerschleuse<br />

an Dänemark, machte ab<br />

1920 eine „deutsche“ Verbindung<br />

vom Festland nach Sylt<br />

unverzichtbar. 1921 wurde<br />

mit Vorarbeiten und im<br />

Mai 1923 mit dem Bau des<br />

Damms begonnen. Widerstand<br />

regte sich kaum noch,<br />

der Glaube an den Segen<br />

des Fortschritts hatte sich<br />

weitgehend durchgesetzt.<br />

Die Trasse folgte einer Wattwasserscheide<br />

zwischen<br />

Morsum auf der Insel und<br />

der Wiedingharde auf dem<br />

Festland. Im August 1923<br />

zerstörte eine Sturmflut alles<br />

bis dahin Geleistete. Deshalb<br />

wurde im nächsten Frühjahr<br />

eine Spundwand durch das<br />

Watt gezogen, an die sich<br />

das Erdreich „anlehnte“.<br />

Unter der Regie des „Preußischen<br />

Wasserneubauamtes<br />

Dammbau Sylt“ waren bis<br />

zu 1.500 Arbeiter Tag und<br />

Nacht beschäftigt. Täglich<br />

rollte ein Materialzug mit 70<br />

Wagen von der Festlandsseite<br />

heran. Auf der <strong>Sylter</strong> Seite<br />

bedienten 30 Segler, drei<br />

Schlepper und 20 Schuten<br />

die Arbeiter mit Baustoffen<br />

aus Husum. Nach vierjähriger<br />

Arbeit waren die vier<br />

Tiefen Westerley, <strong>Sylter</strong> Ley,<br />

Holländerloch und Osterley<br />

überwunden. Der 11,2<br />

Kilometer lange Eisenbahndamm<br />

wurde am 1. Juni 1927<br />

vom damaligen Reichspräsidenten<br />

Paul von Hindenburg<br />

eingeweiht. Die Idee der<br />

Namensgebung entsprang<br />

der Laune eines Westerländer<br />

Stadtvertreters beim anschließenden<br />

Festessen. Engagierte<br />

Friesen forderten<br />

zum 75. Jahrestag des Dammes,<br />

ihn umzubenennen.<br />

Die Sohlenbreite des Bauwerks<br />

beträgt 50 Meter, die<br />

Breite der Dammkrone elf<br />

Meter und die Gesamthöhe<br />

rund zehn Meter. Unter der<br />

Leitung von Wasserbauingenieur<br />

Hans Pfeiffer mussten<br />

3,6 Millionen Kubikmeter<br />

Erde und über 400.000<br />

Tonnen Steine, Kies, Busch<br />

und Pfähle bewegt werden.<br />

25 Millionen Reichsmark<br />

Der Hindenburgdamm feiert morgen 90. Geburtstag<br />

Ein Jahrhundertbauwerk nach Sylt<br />

Ob Zugfahrten über den Hindenburgdamm jemals so wellenumtost waren, bleibt dahingestellt. Sicher ist jedenfalls, dass Reichspräsident Paul von Hindenburg,<br />

der am 1. Juni 1927 zur kurzen Stippvisite auf die Insel kam, bei ruhigem Wetter über den Damm fuhr.<br />

Fotos: Archiv <strong>Sylter</strong> <strong>Spiegel</strong><br />

Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg war auch der Hindenburgdamm nur eingleisig ausgebaut (Foto links). Am Bau des<br />

Bauwerks waren in den 1920-er Jahren mehr als 1.500 Bauarbeiter beteiligt.<br />

kostete der komplette Eisenbahndamm.<br />

Seit 1932<br />

verkehrt der Autozug, seit<br />

1962 mit Doppelstockwagen.<br />

1973 wurde ein zweites Gleis<br />

verlegt. Für die Sicherheit<br />

in den Verkehrsspitzenzeiten<br />

sorgte eine Station auf<br />

dem Damm, die im Volksmund<br />

„Villa Meeresblick“<br />

genannt wurde. Moderne<br />

Überwachungstechnik gewährleistet,<br />

dass heute bis<br />

zu 120 Züge täglich den<br />

Hindenburgdamm befahren<br />

können. Der Damm setzt<br />

den Meeresströmungen ein<br />

erhebliches Hindernis entgegen,<br />

so dass es seither zu<br />

erhöhten Hochwasserständen<br />

im <strong>Sylter</strong> Watt kommt.<br />

Es wurde deshalb mehrfach<br />

angeregt, Schleusen oder<br />

ein Gezeitenkraftwerk in den<br />

Damm einzubauen. Für einen<br />

wirtschaftlich rentablen<br />

Betrieb ist der Tidenhub allerdings<br />

zu gering. Die durch<br />

Koogstraße 3 // 25980 Sylt - Keitum<br />

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Der Hindenburgdamm im Sommer 2016. Doch trotz der zwei<br />

Gleise dauert eine Fahrt heute oft länger als vor 90 Jahren.<br />

den Damm geförderte Verschlickung<br />

des Watts ermöglichte<br />

jedoch 1954 die Eindeichung<br />

des rund 1.400 Hektar<br />

großen Friedrich-Wilhelm-<br />

Lübke-Kooges auf dem Festland<br />

südlich des Damms. Er<br />

verkürzte sich dadurch auf<br />

8,1 Kilometer.<br />

Es gibt aber auch andere Nebeneffekte<br />

des Dammbaus:<br />

Einerseits dient der Damm<br />

heute vielen Freizeitpiloten<br />

als Peilobjekt bei ihrem Anflug<br />

auf den Westerländer<br />

Flughafen. Andererseits gelangen<br />

über das Bauwerk<br />

Maulwürfe, Dachse, Füchse<br />

und Maikäfer auf die Insel,<br />

mit enormen Folgen für<br />

die Vogelwelt. Zur größten<br />

Bedrohung des Insellebens<br />

aber wurden die vielen Fahrzeuge<br />

und die Zersiedelung<br />

der Landschaft.<br />

(Quelle: Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische<br />

Geschichte)<br />

Vortrag über Hindenburgdamm<br />

Morsum.(mk) Anlässlich des 90. Geburtstages des Hindenburgdamms<br />

begrüßen die Morsumer Kulturfreunde<br />

und die Söl‘ring Foriining Wolfgang Kiebert am morgigen<br />

Donnerstag, 1. Juni, um 19 Uhr im Muasem Hüs<br />

zu einem Vortrag über die Geschichte des Hindenburgdamms.<br />

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

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