SOCIETY 371 / 2017
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LIFE & STYLE<br />
REISE<br />
Rundfahrt zeigt Erstaunliches: Bora Bora verfügt<br />
über so gut wie keine Sandstrände. So helfen sich<br />
die zahlreichen Resorts mit Overwater Bungalows.<br />
Stelzenvillen, die ins Wasser gebaut und durch<br />
Holzstege mit dem Land verbunden sind. Die vielgerühmten<br />
weißen Sandstrände der Südsee? Bora<br />
Bora bietet vor allem viel sattes Grün.<br />
Unter Vielreisenden macht gerne der Witz die<br />
Runde: egal wo du hinkommst auf der Welt, die<br />
Deutschen sind längst da. Wir Österreicher stehen<br />
unseren Lieblingsnachbarn in dieser Hinsicht<br />
aber in nichts nach. „Griaß di“, schallte es mir<br />
schon beim Einchecken in Papeete entgegen. Ein<br />
Pärchen aus Oberösterreich hat dieselbe Route<br />
durch die Südsee gewählt. Und der Hoteldirektor<br />
der MS Europa 2 ist Steirer. Johann Schrempf, der<br />
wichtigste Mann am Schiff neben dem Kapitän,<br />
sorgt mit seiner 370-köpfigen Mannschaft für das<br />
Wohl der rund 500 Gäste. Sein bestens geschultes<br />
Team rekrutiert der 56-jährige Ennstaler aus dem<br />
„Who is who“ der internationalen Luxushotellerie.<br />
So ist es kein Wunder, dass sich ein hoher Anteil<br />
an ÖsterreicherInnen unter Kellnern und Köchen<br />
findet. Und heimische Spitzenweine auf der Weinkarte<br />
der 6 Spezialitätenrestaurants. Tonnenweise<br />
führt die MS Europa 2 Lebensmittel und Getränke<br />
aller Art mit sich. Bei einem exklusiven Rundgang<br />
durch den Bauch des Schiffes, lässt uns Johann<br />
Schrempf staunen. Was da alles gelagert ist: von<br />
Schnittblumen über Schoko-Osterhasen bis hin<br />
zu den erlesensten Spirituosen. Angeliefert wird<br />
alle 14 Tage in den großen Häfen. Häufig aber geht<br />
der Hoteldirektor von Bord und holt mit seinen<br />
Köchen Ausgesuchtes von den Märkten der jeweiligen<br />
Destinationen.<br />
Roratonga ist die größte der insgesamt 15 Cook<br />
Islands. Hier soll im Jahr 1789 die Meuterei auf der<br />
Bounty ihren Anfang genommen haben. Dass die<br />
Matrosen des gnadenlosen Kapitäns Fletcher lieber<br />
auf der duftenden Blumeninsel blieben und nicht<br />
zurück auf die stinkende Bounty wollten, kann<br />
man nach einem Ausflug nachvollziehen. Flammenbäume<br />
reihen sich an Kokospalmen – man<br />
fühlt sich in einem riesigen, prachtvoll blühenden<br />
Garten. Hier zeigt sich die Südsee – auch dank der<br />
Vielzahl an unberührten, weißen Sandstränden –<br />
von ihrer paradiesischen Seite.<br />
Mit einer ganz anderen Besonderheit wartet die<br />
Nachbarinsel Aitutaki auf. Ihre Währung ist ein<br />
begehrtes Sammlerstück. Und ein immer selteneres,<br />
woran die 1.200 Insulaner nicht ganz unschuldig<br />
sein dürften. Der Taxifahrer etwa will mir die<br />
beliebte dreieckige 2 Dollar-Münze um das Dreifache<br />
ihres Wertes überlassen. Ob das der Grund für<br />
einen spektakulären Überfall auf die einzige Bank<br />
der Mini-Insel war? Dieser Raub machte 2011 weltweit<br />
Schlagzeilen. Die Täter konnten mit einem<br />
Schnellboot fliehen und wurden nie gefasst. Heute<br />
sorgen 3 Polizisten für mehr Sicherheit….<br />
Nicht minder skurril die Entdeckung, die ich<br />
auf Tonga mache. Der Strand im Nordwesten der<br />
Südseeinsel gehört den Schweinen. Ich habe vor<br />
meiner Reise davon gehört, es aber nicht glauben<br />
ZUR PERSON<br />
DOMINIC HEINZL<br />
Moderierte von 1985-1997<br />
bei Ö3 Jugendsendungen<br />
wie „Treffpunkt ö3“,<br />
„Kuschelecke“ und das, von<br />
ihm produzierte,<br />
Societymagazin „Small Talk“<br />
und die ORF Jugendsendung<br />
„X Large“. Er übernahm<br />
von Udo Huber die ORF<br />
Chartshow „Die großen 10“<br />
und<br />
wechselte 1998 zum<br />
Stadtsender W1 der in ATV<br />
aufging. Dort produzierte<br />
er mit großem Erfolg die<br />
tägliche Societyshow „Hi<br />
Society“, von 2002 bis 2010.<br />
Er wechselte danach zum<br />
ORF, wo er das tägliche<br />
Gesellschaftsmagazin „Chili“<br />
präsentierte. Seit 2013<br />
produziert er mit seiner<br />
TV-Firma „Chili TV GmbH“<br />
Reise- und Leute-Dokumentationen.<br />
Die MS Europa 2 im Hafen von<br />
Bora Bora<br />
wollen. Fischende Schweine. Es gibt sie wirklich.<br />
Bei Ebbe ziehen sie aus ihren offenen Ställen an<br />
die Strände, holen sich Fische und Muscheln aus<br />
dem seichten Wasser – und suchen nach dem Fressen<br />
selbstständig wieder ihre Stallungen auf. Ihre<br />
Hinterlassenschaft: der wohl grässlichste Strand<br />
der Südsee.<br />
Tonga hat aber ein ganz anderes Problem: die<br />
Fettleibigkeit seiner Bewohner. Obwohl dicke Menschen<br />
im pazifischen Königreich nach wie vor als<br />
schön gelten und Gesundheit verkörpern, führte<br />
der Staat ein Programm zur Ernährungsberatung<br />
ein, und animierte die Bevölkerung zu mehr<br />
Sport. Bei einem nationalen Wettbewerb gewann<br />
der mit der höchsten Gewichtsreduktion 500 Dollar.<br />
Auch der König machte mit. Er reduzierte sein<br />
Gewicht von vormals 210 Kilo auf 140!<br />
Den rund 500 Passagieren der „MS Europa 2“ ist<br />
ein ähnlicher Erfolg nicht beschieden. Zu köstlich<br />
sind die kulinarischen Verlockungen. Jeden Donnerstag<br />
hält Hotelmanager Johann Schrempf eine<br />
ganz besondere Überraschung parat. Da gibt es in<br />
allen Restaurants Beluga-Kaviar. Ohne Limit. Ein<br />
Angebot, das selbst die verwöhnten und häufig<br />
sehr betuchten Gäste des Luxusliners ungeniert<br />
in Anspruch nehmen.“ Es gibt solche, die sich 20<br />
Kaviar-Knöllchen und mehr servieren lassen“,<br />
freut sich Schrempf aufrichtig über die Nachfrage.<br />
„Klar, wir könnten jeden Tag Kaviar kredenzen.<br />
Aber dann ist es ja nichts Besonderes mehr.“<br />
Fidschi ist erreicht. Die MS Europa 2 steuert<br />
aber nicht Laucala an. Didi Mateschitzs 10 Millionen-Euro-Insel<br />
ist nur eine von insgesamt 332 des<br />
Archipels. Eine so schön wie die andere. Ja, das ist<br />
wohl das Paradies. Für alle, die von Sonne, weißen<br />
Stränden und türkisblauem Meer nicht genug bekommen<br />
können. Für andere ist es die MS Europa<br />
2. Einzelnen Passagieren gefällt es so gut auf<br />
dem Luxusliner, dass sie gar nicht von Bord gehen.<br />
Auch Johann Schrempf verlässt das Schiff nicht.<br />
Er habe in 21 Jahren Dienstzeit bei Hapag Lloyd<br />
schon alles gesehen, winkt er lächelnd ab. Auch<br />
den schönsten Platz der Welt!<br />
•<br />
TEXT: Dominic Heinzl<br />
<strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2017</strong> | 133