SOCIETY 371 / 2017
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IRAN<br />
INTERVIEW<br />
In der aktuellen Ausgabe des <strong>SOCIETY</strong> Magazins<br />
liegt der Fokus unter anderem auf der Islamischen<br />
Republik Iran. Was können Sie uns über<br />
die Mobilitäts- und Kooperationsprogramme<br />
mit diesem Land erzählen?<br />
Wir sind gerade dabei, ein spezifisches Programm<br />
für Kooperationen auf Universitätsebene<br />
mit dem Iran abzuschließen und ich hoffe, dass<br />
wir noch vor dem Sommer den Call ausschreiben<br />
können. Die akademischen Beziehungen zwischen<br />
dem Iran und Österreich gehen zum Teil<br />
schon lange zurück und sind sehr eng. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass durch das Ende der Sanktionen<br />
und die damit einhergehende Öffnung des Iran<br />
diese Beziehungen weiter vertieft und intensiviert<br />
werden können. In den letzten Jahren wurden<br />
viele neue Abkommen zwischen iranischen<br />
und österreichischen Bildungsinstitutionen<br />
unterschrieben, auch etwa von Pädagogischen<br />
Hochschulen, und diese müssen nun mit Leben<br />
erfüllt werden. Das gegenseitige Interesse ist jedenfalls<br />
enorm.<br />
Welche Bildungsbereiche im Iran sind für Österreicher<br />
besonders attraktiv?<br />
Schon die bestehenden Kooperationen sind zu<br />
vielfältig, um das auf ein oder zwei Fachgebiete<br />
reduzieren zu können: Ich weiß von gemeinsamen<br />
Projekten in der Montanistik genauso wie<br />
im Bereich der Musik oder der Künste, in technischen<br />
Fächern ebenso wie in den klassischen<br />
Geisteswissenschaften. Es wird auch daran gedacht,<br />
Sprachlehrer auszutauschen, um die Sprache<br />
des jeweiligen anderen auf universitärer Ebene<br />
zu fördern.<br />
Der Iran gehört zu den wissenschaftlichen<br />
Vorreitern in der Region und ist akademisch breit<br />
aufgestellt. Es gibt sogar Interesse an Kooperationen<br />
im Bereich der Lehrerausbildung.<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
Dr. Stefan Zotti, M.E.S., ist<br />
Geschäftsführer der OeAD-<br />
GmbH und Stiftungsvorstand<br />
der Innovationsstiftung<br />
für Bildung. Seit 2014<br />
hatte er die Funktion des<br />
Vizepräsidenten des europäischen<br />
Dachverbands<br />
der Mobilitätsagenturen<br />
Academic Cooperation<br />
Association (ACA) inne.<br />
2010 bis 2013 war er<br />
Mitglied des Kabinetts von<br />
EU-Kommissar Johannes<br />
Hahn. Von 2007 bis 2009<br />
war er Ministersekretär<br />
im Bundesministerium<br />
für Wissenschaft und<br />
Forschung.<br />
Stiegenaufgang der<br />
Universität Wien<br />
Wie viele Studenten sind im Rahmen von<br />
Austauschprojekten jährlich im Iran? Wie viele<br />
kommen aus dem Iran nach Österreich? Ist die<br />
Zahl, der an Mobilitätsprogrammen teilnehmenden<br />
Studierenden in den letzten Jahren gestiegen?<br />
An den öffentlichen Universitäten in Österreich<br />
studieren momentan mehr als 1.800 iranische<br />
Studierende und es werden jährlich mehr.<br />
Nur wenige davon nehmen allerdings österreichische<br />
Stipendienprogramme in Anspruch,<br />
was ich bedauere. Hier haben wir bereits mit<br />
den Botschaften und auch dem Österreichischen<br />
Kulturforum in Teheran vereinbart, die Informationsaktivitäten<br />
über österreichische Stipendienmöglichkeiten<br />
für iranische Studierende deutlich<br />
auszuweiten.<br />
Die Zahl der österreichischen Studierenden,<br />
die zu Studienzwecken in den Iran gehen, ist<br />
leider noch sehr klein. Der Iran ist bei österreichischen<br />
Studierenden einfach zu wenig bekannt<br />
für seine wissenschaftliche Kapazität. Ich<br />
bin aber zuversichtlich, dass die anlaufenden<br />
Kooperationsprojekte mithelfen, Kontakte zu<br />
verfestigen und gegebenenfalls auch bilaterale<br />
Austauschprogramme zwischen Universitäten zu<br />
etablieren.<br />
Waren Sie persönlich schon vor Ort?<br />
Ich war bisher zweimal in Teheran und bin<br />
immer noch begeistert von der Gastfreundschaft<br />
und Offenheit, mit der wir empfangen wurden.<br />
Man spürt, dass der iranischen Seite sehr daran<br />
gelegen ist, die Beziehung zu Österreich in<br />
großer Herzlichkeit zu pflegen und in Zukunft<br />
miteinander noch enger zusammen zu arbeiten.<br />
Und das große Interesse unserer Universitäten<br />
und Hochschulen am Iran lässt mich nicht daran<br />
zweifeln, dass das auch gelingen wird. •<br />
»Wir versuchen<br />
laufend, neue<br />
Länder für<br />
unsere Studierenden<br />
und<br />
Hochschulen<br />
zu gewinnen.<br />
«<br />
Stefan Zotti<br />
<strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2017</strong> | 71