Februar 2012 - Der Monat
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Von Markus Meier<br />
originale<br />
Seit ich Menschen kenne,<br />
liebe ich die Tiere<br />
Henna-Negele war in der Tat ein Künstler. Ein Lebenskünstler.<br />
Als Josef Negele erblickte er am 8.<br />
April 1915 in Triesen das Licht der Welt. Er stammte<br />
von der Linie «s Heinri Nägilis» ab. Seine Eltern<br />
waren Heinrich Negele (1871-1941) und Franziska<br />
Negele, geb. Batliner (1882-1939). Gemeinsam mit<br />
sieben Geschwistern wuchs er im Triesner Unterdorf<br />
auf und besuchte dort die Volksschule. Nach<br />
Abschluss der Schule arbeitete er zunächst im elterlichen<br />
Landwirtschaftsbetrieb, bevor er sich mit<br />
verschiedenen anderen Tätigkeiten<br />
über Wasser hielt. Schliessim<br />
vaduzer städtle fand<br />
lich verabschiedete sich Josef Ne-<br />
«henna-nägili» ein intergele in die Selbständigkeit und<br />
baute eine Hühnerfarm auf. Dienationales<br />
publikum vor,<br />
se erweckte, insbesondere bei<br />
das ihn bestaunte, musterte den Kindern, grosse Aufmerksamkeit.<br />
Leider war Josef als Un-<br />
und teilweise belächelte<br />
ternehmer nicht sehr erfolgreich.<br />
Obwohl er seine Farm mit grossem<br />
Eifer betrieb, musste er sie schliesslich aufgeben.<br />
Aufgrund seines beruflichen Misserfolgs verschlug<br />
es den unglücklichen Triesner in die Schweiz,<br />
wo er seine Arbeit in der Nähe von Genf erneut in<br />
den Dienst einer Hühnerfarm stellte. Später versuchte<br />
er sein Glück in einer Gärtnerei und auf einem<br />
Bauernhof. Ende der Sechzigerjahre, es war<br />
vermutlich 1967, zog es Henna-Nägili in seine Heimat<br />
zurück. Das war der Zeitpunkt, als er den gesellschaftlichen<br />
Erwartungen und Zwängen endgültig<br />
den Rücken kehrte und quasi als «Original»<br />
eine neue Karriere startete. Diese war denn auch<br />
recht erfolgreich, zumindest was den Unterhaltungswert<br />
betraf. Gehaust hatte der Lebenskünstler<br />
zu jener Zeit gemeinsam mit dem «Luzili» und mit<br />
dem «Rusch Risch» in einer Baracke beim Frenzli-<br />
am 10. september 1986 verstarb mit Josef negele ein bekannter triesner. er<br />
stellte eines der letzten originale dar. seine «künstlernamen henna-nägili»,<br />
Bula-maa oder Bibeler erinnerten an die zeit, als er noch eine hühnerfarm im<br />
triesner äule betrieb.<br />
Weiher uf da Letzana, dort wo seine Hühnerfarm<br />
einst ein Raub der Flammen wurde. Henna-Nägili<br />
war nie verheiratet, hatte aber einen Sohn.<br />
Gab sich als TV-Star und Tanz-<br />
lehrer aus<br />
Hausierer Henna-Nägili, der mit<br />
seinem voll bepackten Damenfahrrad durchs ganze<br />
Land fuhr und unumwunden auf die Menschen<br />
zuging, um sein Sortiment anzupreisen, war gern<br />
gesehen. Besonders gerne hielt sich Bula-Maa, der<br />
seine Freiheit über alles liebte, im Vaduzer Städtle<br />
auf. Dort fand er ein internationales Publikum vor,<br />
das ihn bestaunte, musterte und teilweise belächelte.<br />
Im Grunde genommen aber hatten die Leute<br />
Freude mit dem Mann, der stilgerecht Anzug und<br />
Krawatte trug und seinen Hut mit der Aufschrift<br />
«TV-Star und Tanzlehrer» versehen hatte. <strong>Der</strong> Bibeler<br />
war trotz seiner Zwanzignachacht-Mundwinkel<br />
ein stets gut gelaunter, lebensfroher Mensch, der<br />
äusserst charmant sein konnte, wenn er den Damen<br />
ein Blümchen schenkte. Gelegentlich genehmigte<br />
er sich ein Bierchen und führte vor versammelter<br />
Jugend sogleich ein Tänzchen auf. Negele<br />
bewegte sich immer gern im Umfeld junger Leute,<br />
deren ungeteilte Bewunderung er in vollen Zügen<br />
genoss. Er war eine gutmütige Person, obwohl<br />
originale<br />
Mit Henna-Negele setzen wir unsere reihe über<br />
Originale in Liechtenstein fort. für entsprechende<br />
Hinweise und anekdoten sind wir sehr dankbar.<br />
e-Mail an Markus Meier: textwerkstatt@words.li<br />
oder Telefon +423 791 05 58.