Februar 2012 - Der Monat
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30<br />
schlusspunkt<br />
Tino Quaderer<br />
<strong>Der</strong> digitale urknall<br />
Die vielzitierte Informationsgesellschaft steckt in<br />
der Krise. Angesichts nie dagewesener und unvorstellbarer Mengen<br />
an Daten, die heute produziert werden, zeichnet sich der Übergang<br />
in eine Post-Informationsgesellschaft ab: Die Information ist Rohstoff<br />
des Wissens. Sie ist die harte<br />
Währung unserer modernen erlebbar machen, dass lesen als elementares<br />
Gesellschaft und droht im Datenuniversum<br />
unterzugehen. werkzeug der informationsarbeit spass macht<br />
So bringt die Menschheit heute<br />
vom wissenschaftlichen Fachartikel über das YouTube-Video des<br />
Nachbarn bis zu den Aufzeichnungen der jüngsten Raumsonde umgerechnet<br />
2.6 Millionen CDs an Daten in Form von beispielsweise<br />
Texten, Bildern, Videos etc. hervor – wohlgemerkt pro Minute! Das<br />
entspricht hinsichtlich Datenmenge einem dicht<br />
mit Büchern gefüllten Regal von rund 10'000 km<br />
Länge. Einen kleinen Teil dieses Universums<br />
macht das Internet zugänglich – quasi der Urknall<br />
der digitalen Vernetzung. Schon dieser «kleine»<br />
Teil hat atemberaubende Ausmasse: Allein der Index<br />
der Suchmaschine Google umfasst rechnerisch<br />
gesehen 100 Milliarden Bücher – in etwa das<br />
750-fache aller Bücher, die weltweit erfasst sind.<br />
Niemand kann diese Unmengen an Daten noch<br />
überschauen. Wie können wir dennoch jene Infor-<br />
Dr. Tino Quaderer<br />
mationen herausgreifen, die uns voranbringen<br />
Stiftungsratspräsident der Liech- und Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit<br />
tensteinischen Landesbibliothek liefern? Dazu sind Fertigkeiten erforderlich, die<br />
erstaunlich klassisch sind und die über jeglichen<br />
medialen Wandel hinweg wichtig bleiben. Dieselben Fähigkeiten<br />
letztlich, die wir brauchen, wenn wir einen Text lesen, ein Buch verstehen<br />
und Wissen verarbeiten sowie vernetzen wollen.<br />
Eigenschaften, um die es in Liechtenstein gemäss den letzten<br />
PISA-Ergebnissen nicht sonderlich gut bestellt ist: Die Schüler seien<br />
lesefaul und immer weniger fähig, anspruchsvolle Texte zu verstehen.<br />
In der Morgendämmerung der Post-Informationsgesellschaft<br />
eine alarmierende Diagnose. Wir müssen Berührungsängste mit<br />
Texten jeglicher Art abbauen und erlebbar machen, dass Lesen als<br />
elementares Werkzeug der Informationsarbeit Spass macht und<br />
nützt.<br />
Eine Aufgabe, bei der insbesondere Schulen oder Bibliotheken<br />
einen zentralen Beitrag leisten können. Voraussetzung ist allerdings,<br />
dass solche Institutionen auch künftig in der Lage sind, ihren gesellschaftlichen<br />
Auftrag weiterzuentwickeln und wahrzunehmen. |<br />
februar <strong>2012</strong><br />
foto: Günther Meier