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PRODUKTE UND SYSTEME<br />
UNSER NEU ENTWICKELTES RÜCKSPEISEPRINZIP ‚ENTSCHÄRFT‘<br />
DEUTLICH DEN STROMVERLAUF<br />
Mit der Fast-Maschinenlösung lassen sich laut Ihren Angaben<br />
beim Einsatz eines Netzrückspeisers Energieeinsparungen bis zu<br />
30 Prozent realisieren. Was ist im vorliegenden Fall die<br />
Bezugsgröße?<br />
Die Bezugsgröße ist der Betrieb des Regalbediengeräts mit einem<br />
Bremswiderstand im Zwischenkreisverb<strong>und</strong>. Im Durchschnitt<br />
wird bei einem Paletten-RBG zirka 30 Prozent der aufgenommenen<br />
Netzenergie über Bremswiderstände verheizt. Dies wurde<br />
durch diverse Messreihen in Anlagen verifiziert. Wenn diese<br />
Energie ins Anlagennetz zurückgespeist <strong>und</strong> von anderen Verbrauchern<br />
genutzt wird, verbessert sich die Energiebilanz entsprechend.<br />
Behälter-RBGs haben einen etwas niedrigeren Wirkungsgrad,<br />
hier lassen sich Einsparungen bis zu etwa 18 Prozent<br />
realisieren.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Rückspeisung kommt es zu einer Verzerrung des<br />
sinusförmigen Verlaufs der Netzspannung. Gleichzeitig nutzen<br />
die Rückspeiseeinheiten den Sinusverlauf der Netzspannung zur<br />
Generierung ihrer Steuersignale. Wird die Verzerrung im Netz zu<br />
groß, ist keine Rückspeisung mehr möglich <strong>und</strong> auch andere<br />
Verbraucher werden gestört. Wie vermeiden Sie diese Effekte?<br />
Der neu entwickelte Rückspeiser Lenze Smart Energy Recovery<br />
r700 arbeitet mit einer für die Netzspannung weniger verzerrenden<br />
Stromform, sodass sich das Gerät sehr gut mit dem Netz<br />
synchronisieren kann. Bei allen bisher eingesetzten Rückspeisern<br />
sind uns keine Fälle bekannt, wo die neue Rückspeisetechnik<br />
wegen schlechter Netzqualität versagt hätte.<br />
Die Stromoberwellen erzeugen Verzerrungen im Versorgungsnetz,<br />
die als Blindströme über den Transformator fließen <strong>und</strong><br />
diesen belasten – der Transformator muss überdimensioniert<br />
werden. Wie ist Ihre Antwort auf diesen Sachverhalt?<br />
Das am häufigsten eingesetzte Rückspeiseprinzip beruht auf einer<br />
Block-Kommutierung, welche für kurze Impulszeiten sehr hohe<br />
Stromspitzen erzeugt <strong>und</strong> damit zu den erwähnten Spannungsverzerrungen<br />
führen. Wir haben ein Rückspeiseprinzip entwickelt,<br />
bei dem der Stromverlauf „entschärft“ wurde. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> kommen die Geräte mit geringerem Filteraufwand aus,<br />
was sich im Gewicht <strong>und</strong> in der Größe widerspiegelt. Im Vergleich<br />
zur verbreiteten einfachen Block-Kommutierung weist der Stromverlauf<br />
unserer Technik ein günstigeres Oberschwingungsspektrum<br />
auf.<br />
Man darf in den Betrachtungen zu Netzrückwirkungen jedoch<br />
nicht außer Acht lassen, dass nicht nur die Rückspeisung Spannungsoberwellen<br />
im Netz verursacht, sondern Prinzip-bedingt<br />
jeder angeschlossene Frequenzumrichter <strong>und</strong> jedes über einen<br />
Eingangsgleichrichter betriebene Gerät durch nicht sinusförmige<br />
Eingangsströme Spannungsverzerrungen im Netz hervorrufen.<br />
Da allerdings in einer Maschine typischerweise die Rückspeiseleistungen<br />
nur maximal die Hälfte der Einspeiseleistung beträgt,<br />
sind die Netzrückwirkungen einer Rückspeisung absolut nicht<br />
höher als die ohnehin vorhandenen Rückwirkungen der angeschlossenen<br />
Umrichter. Tatsächlich werden die Netzrückwirkungen<br />
bei gleichzeitigem Betrieb von Umrichtern im Motor-Betrieb<br />
mit Umrichtern im Generator-Betrieb, bei denen die Energie zurückgespeist<br />
wird, sogar teilweise kompensiert.<br />
JOACHIM HANKE<br />
Global Head Industry Sales,<br />
Lenze SE<br />
Die Netzrückspeisung hat also negative Auswirkungen auf die<br />
Versorgungsinfrastruktur <strong>und</strong> erhöht die Herstellkosten. Was<br />
halten Sie von der Idee, auf dem RBG mitfahrende Energiespeicher<br />
einzusetzen?<br />
Prinzipiell ist eine kurzeitige Speicherung von Energie in Energiespeichern<br />
eine gute Lösung, um Energie auszutauschen<br />
<strong>und</strong> Netzrückwirkungen zu vermeiden. Jedoch besteht bei<br />
allen mobilen dynamischen Applikationen ein Ziel darin, so<br />
wenig wie möglich bewegte Eigenmasse zu beschleunigen.<br />
Aktuell führen Energiespeicher, die in der Lage sind, die generatorische<br />
Energie beim Abbremsen des Fahrwerks oder Senken<br />
des Hubwerks aufzunehmen, allerdings zu einem deutlichen<br />
Mehrgewicht <strong>und</strong> durch diese zusätzliche Hardware zu<br />
einem signifikanten Platzbedarf. Des Weiteren bewegen sich<br />
die Kosten aktuell auf einem zu hohen Niveau, als dass sich<br />
dies für ein Regalbediengerät im Schwerlastbereich rechnet.<br />
Die Entwicklung <strong>und</strong> den potenziellen Einsatz von Energiespeichern<br />
beobachten wir aber sehr genau.<br />
Aus heutiger Sicht ist der Einsatz von modernen Rückspeiseeinheiten<br />
wie unserem r700 die richtige Antwort, um die generatorische<br />
Energie anderen Verbrauchern zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Die Fragen stellte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
74 <strong>f+h</strong> <strong>2017</strong>/<strong>10</strong> www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de