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SPORTaktiv Dezember 2017

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Februarabend also am Fuße des Hahnenkamms<br />

zusammengefunden. Es gilt,<br />

die originale Abfahrtsstrecke möglichst<br />

hurtig hinter sich zu bringen. Diesfalls<br />

eben vom eigentlichen Ziel auf 805<br />

Meter Seehöhe die 3312 Meter und 860<br />

Höhenmeter hinauf zum Starthaus auf<br />

1665 Meter. Ausrüstungstechnisch ist<br />

manches verpflichtend (Helm, Stirnlampe)<br />

und (fast) alles andere erlaubt – von<br />

Tourenski und Langlaufski über Schneeschuhe<br />

und Laufschuhe mit Spikes bis<br />

zu barfuß.<br />

Und man findet dann auch so ziemlich<br />

jede Ausrüstungsvariante: Mit<br />

Hightech-Geräten, handelsüblicher<br />

Stangenware oder exklusiven Selbstbauexponaten<br />

geht es dann Richtung<br />

Gipfel. Wo einen Monat davor die besten<br />

Abfahrer der Welt mit knapp 130<br />

km/h über Hausbergkante und Traverse<br />

Richtung Kompression und Zielsprung<br />

gestochen sind, ist jetzt Schritttempo das<br />

höchste der Gefühle. Irgendwo zwischen<br />

Lärchenschuss und Seidlhang sind die<br />

Kräfte trotzdem schon gut aufgebraucht<br />

und so freue ich mich aufs Gschöss, das<br />

im Fernsehen ja immer so gemütlich<br />

flach aussieht.<br />

Merke: Glaube keinen Fernsehbildern!<br />

Die „Ebene“ ist kurz. Sehr kurz. Und<br />

schon wölbt sich das Gelände wieder<br />

gnadenlos nach oben. Der Steilhang<br />

heißt nicht umsonst so – auch in umgekehrter<br />

Bewegungsrichtung. Wie ein<br />

Hagelregen prasseln die oben losgetretenen<br />

feinen Schnee- und Eiskörner auf<br />

die von unten Nachkommenden ein.<br />

Deshalb also der obligatorische Helm.<br />

Im etwas weicheren Rand kämpfen wir<br />

uns in einer wild schnaufenden Kolonne<br />

nach oben. Dort wird’s dann aber erst<br />

richtig knackig: Mausefalle! 85 Prozent<br />

Gefälle!!<br />

Die eiligsten Teilnehmer sind da<br />

längst im Ziel. Gerade einmal 31 Minuten<br />

benötigt Sieger Patrick Facchini an<br />

diesem Abend. Zum Vergleich: Dominik<br />

Paris hatte einen Monat davor bei seinem<br />

Weltcupsieg in die andere Richtung<br />

1:55 Minuten gebraucht.<br />

Die Saslong ist einfacher<br />

Ähnlich ist das Zeitverhältnis auch in<br />

Gröden. Abfahrer Max Franz brauste<br />

beim ersten Saisonklassiker der vergangenen<br />

Saison in 1:56 Minuten Richtung<br />

Ziel. Der Sieger beim „Vertical up“ einen<br />

Monat später braucht knapp 29 Minuten.<br />

Wobei sich die Bergauf-„Saslong“<br />

als deutlich einfacher präsentiert. Nicht<br />

nur, dass sie (Super-G-Strecke) nur 2,4<br />

Kilometer lang ist und 590 Höhenmeter<br />

aufweist, es fehlen auch die ganz<br />

brutalen Steigungen – selbst wenn die<br />

Kamelbuckel auch bergwärts ihre Opfer<br />

fordern und der 56 Prozent-Anstieg über<br />

die „Muri di Sochers“ die Oberschenkel<br />

ordentlich ausleert.<br />

Oben im Ziel, egal, ob Streif, Saslong<br />

oder Lauberhorn, gleichen sich aber<br />

Gefühle und Bilder. Die ausgelaugten<br />

und verbissenen Fratzen, die sich<br />

vor wenigen Metern noch über einen<br />

Schneehang heraufgekämpft haben, verwandeln<br />

sich noch auf der Ziellinie in<br />

stolze, zufriedene Gesichter. Sie werden<br />

die nächsten TV-Übertragungen von besagten<br />

Weltcupabfahrten mit ganz anderen<br />

Augen sehen, weil sie die einzelnen<br />

Streckenabschnitte mit ganz besonderen<br />

Augenblicken verbinden – so viel ist fix.<br />

VERTICAL UP-<br />

TERMINE 2018<br />

6. JÄNNER<br />

HINTERSTODER<br />

Klaus Höfler hat die<br />

Vertical Up-Rennen in<br />

Kitzbühel und Gröden<br />

<strong>2017</strong> getestet.<br />

20. JÄNNER<br />

MADONNA DI CAMPIGLIO (I)<br />

27. JÄNNER<br />

VAL GARDENA-GRÖDEN (I)<br />

17. FEBRUAR<br />

FELDBERG (D)<br />

24. FEBRUAR<br />

KITZBÜHEL<br />

25. MÄRZ<br />

WENGEN (CH)<br />

Fotos: Vertical Up, Klaus Höfler<br />

146 <strong>SPORTaktiv</strong>

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