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Februarabend also am Fuße des Hahnenkamms<br />
zusammengefunden. Es gilt,<br />
die originale Abfahrtsstrecke möglichst<br />
hurtig hinter sich zu bringen. Diesfalls<br />
eben vom eigentlichen Ziel auf 805<br />
Meter Seehöhe die 3312 Meter und 860<br />
Höhenmeter hinauf zum Starthaus auf<br />
1665 Meter. Ausrüstungstechnisch ist<br />
manches verpflichtend (Helm, Stirnlampe)<br />
und (fast) alles andere erlaubt – von<br />
Tourenski und Langlaufski über Schneeschuhe<br />
und Laufschuhe mit Spikes bis<br />
zu barfuß.<br />
Und man findet dann auch so ziemlich<br />
jede Ausrüstungsvariante: Mit<br />
Hightech-Geräten, handelsüblicher<br />
Stangenware oder exklusiven Selbstbauexponaten<br />
geht es dann Richtung<br />
Gipfel. Wo einen Monat davor die besten<br />
Abfahrer der Welt mit knapp 130<br />
km/h über Hausbergkante und Traverse<br />
Richtung Kompression und Zielsprung<br />
gestochen sind, ist jetzt Schritttempo das<br />
höchste der Gefühle. Irgendwo zwischen<br />
Lärchenschuss und Seidlhang sind die<br />
Kräfte trotzdem schon gut aufgebraucht<br />
und so freue ich mich aufs Gschöss, das<br />
im Fernsehen ja immer so gemütlich<br />
flach aussieht.<br />
Merke: Glaube keinen Fernsehbildern!<br />
Die „Ebene“ ist kurz. Sehr kurz. Und<br />
schon wölbt sich das Gelände wieder<br />
gnadenlos nach oben. Der Steilhang<br />
heißt nicht umsonst so – auch in umgekehrter<br />
Bewegungsrichtung. Wie ein<br />
Hagelregen prasseln die oben losgetretenen<br />
feinen Schnee- und Eiskörner auf<br />
die von unten Nachkommenden ein.<br />
Deshalb also der obligatorische Helm.<br />
Im etwas weicheren Rand kämpfen wir<br />
uns in einer wild schnaufenden Kolonne<br />
nach oben. Dort wird’s dann aber erst<br />
richtig knackig: Mausefalle! 85 Prozent<br />
Gefälle!!<br />
Die eiligsten Teilnehmer sind da<br />
längst im Ziel. Gerade einmal 31 Minuten<br />
benötigt Sieger Patrick Facchini an<br />
diesem Abend. Zum Vergleich: Dominik<br />
Paris hatte einen Monat davor bei seinem<br />
Weltcupsieg in die andere Richtung<br />
1:55 Minuten gebraucht.<br />
Die Saslong ist einfacher<br />
Ähnlich ist das Zeitverhältnis auch in<br />
Gröden. Abfahrer Max Franz brauste<br />
beim ersten Saisonklassiker der vergangenen<br />
Saison in 1:56 Minuten Richtung<br />
Ziel. Der Sieger beim „Vertical up“ einen<br />
Monat später braucht knapp 29 Minuten.<br />
Wobei sich die Bergauf-„Saslong“<br />
als deutlich einfacher präsentiert. Nicht<br />
nur, dass sie (Super-G-Strecke) nur 2,4<br />
Kilometer lang ist und 590 Höhenmeter<br />
aufweist, es fehlen auch die ganz<br />
brutalen Steigungen – selbst wenn die<br />
Kamelbuckel auch bergwärts ihre Opfer<br />
fordern und der 56 Prozent-Anstieg über<br />
die „Muri di Sochers“ die Oberschenkel<br />
ordentlich ausleert.<br />
Oben im Ziel, egal, ob Streif, Saslong<br />
oder Lauberhorn, gleichen sich aber<br />
Gefühle und Bilder. Die ausgelaugten<br />
und verbissenen Fratzen, die sich<br />
vor wenigen Metern noch über einen<br />
Schneehang heraufgekämpft haben, verwandeln<br />
sich noch auf der Ziellinie in<br />
stolze, zufriedene Gesichter. Sie werden<br />
die nächsten TV-Übertragungen von besagten<br />
Weltcupabfahrten mit ganz anderen<br />
Augen sehen, weil sie die einzelnen<br />
Streckenabschnitte mit ganz besonderen<br />
Augenblicken verbinden – so viel ist fix.<br />
VERTICAL UP-<br />
TERMINE 2018<br />
6. JÄNNER<br />
HINTERSTODER<br />
Klaus Höfler hat die<br />
Vertical Up-Rennen in<br />
Kitzbühel und Gröden<br />
<strong>2017</strong> getestet.<br />
20. JÄNNER<br />
MADONNA DI CAMPIGLIO (I)<br />
27. JÄNNER<br />
VAL GARDENA-GRÖDEN (I)<br />
17. FEBRUAR<br />
FELDBERG (D)<br />
24. FEBRUAR<br />
KITZBÜHEL<br />
25. MÄRZ<br />
WENGEN (CH)<br />
Fotos: Vertical Up, Klaus Höfler<br />
146 <strong>SPORTaktiv</strong>