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MACH ES WIE<br />
DIE KÄNGURUS<br />
KURZE SPRÜNGE, GROSSER EFFEKT. WIE REAKTIVES TRAINING DIE ACHILLES-<br />
SEHNE TRAINIERT UND DIR DAMIT HILFT, DEIN POTENZIAL BEIM LAUFEN BESSER<br />
AUSZUSCHÖPFEN ODER EINFACH MOBILER DURCH DEN ALLTAG ZU KOMMEN.<br />
VON KLAUS MOLIDOR / FOTOS: THOMAS POLZER<br />
Die Verheißungen des reaktiven<br />
Trainings sind groß: wenig Aufwand,<br />
große Wirkung. Und der<br />
Volksmund hat ihm auch noch einen<br />
lustigen Spitznamen gegeben, der gleich<br />
erklärt, worum es geht: Känguru-Training.<br />
Vereinfacht gesagt geht es dabei<br />
darum, mit kleinen Sprüngen das Laufpotenzial<br />
besser ausschöpfen zu können.<br />
„In der Leichtathletik ist das schon lange<br />
gang und gäbe“, erzählt Sportwissenschafter<br />
Kurt Steinbauer. Bis vor rund<br />
15 Jahren allerdings dachte man, dass<br />
die Faszien, also das muskelumhüllende<br />
Bindegewebe wie Bänder und Sehnen,<br />
starres Gewebe seien. Dann ist man<br />
draufgekommen, dass darin große Elastizität<br />
steckt. „Sie haben die Struktur<br />
einer Feder“, erklärt Steinbauer.<br />
Und die kann man trainieren. Beim<br />
Laufen also vor allem die Achillessehne.<br />
Allerdings ist die wie eine starke Feder<br />
und es braucht viel Kraft sie zu dehnen.<br />
„Gehen alleine ist da zu wenig. Beim<br />
Laufen mit etwa 8 km/h fängt es an,<br />
sinnvoll zu werden, weil da das zwei- bis<br />
dreifache Körpergewicht wirkt.“ Beim<br />
Aufprall wird die Sehne vorgedehnt,<br />
beim Abdruck vom Boden zieht sie sich<br />
schnell wieder zusammen und das ergibt<br />
einen Katapulteffekt.<br />
Den besten Trainingseffekt erreicht<br />
man bei der Achillessehne mit Sprüngen.<br />
Entweder aus geringer Höhe oder beim<br />
altbewährten Schnurspringen. „Dadurch<br />
verbessert sich die Funktion, der Verkürzungsreflex<br />
enorm“, sagt Steinbauer.<br />
Wichtig bei Sprüngen aus geringer<br />
Höhe ist, dass man gleich nach der Landung<br />
wieder wegspringt. Ohne die Kraft<br />
aus den Oberschenkeln zu Hilfe zu<br />
nehmen. „Entscheidend ist die Verweildauer<br />
auf dem Boden“, weiß Steinbauer<br />
und formuliert überspitzt: „Du solltest<br />
gefühlt schon wieder wegspringen, bevor<br />
du den Boden berührt hast.“ Als Faustregel<br />
kann man sagen: Optimal ist ein<br />
kurzes Auftippen, bei dem die Ferse den<br />
Boden nicht berührt. Danach lässt sich<br />
auch die richtige Absprunghöhe ermitteln:<br />
Nur so wählen, dass man es noch<br />
schafft, die Ferse nicht aufzusetzen. Das<br />
wird am Anfang die letzte Stufe einer<br />
Treppe sein und sich mit fortschreitender<br />
Trainingsdauer steigern.<br />
Nur schmerzfrei springen<br />
Ebenfalls wichtig: Zehn Sekunden springen,<br />
möglichst durchgehend, danach 30<br />
Sekunden Pause machen und das alles<br />
zehn Mal wiederholen. „Wenn du das<br />
zwei- bis dreimal die Woche machst,<br />
hast du schon sehr viel getan“, sagt<br />
Steinbauer.<br />
Eine Grundvoraussetzung für das<br />
Sprungtraining gibt es aber: eine<br />
DIE ACHILLES-<br />
SEHNE<br />
ist die dickste und stärkste<br />
Sehne beim Menschen.<br />
Sie setzt am Fersenbeinhöcker<br />
an und geht etwa 20<br />
Zentimeter nach oben und<br />
ermöglicht die kraftvolle<br />
Beugung des Fußes in Richtung<br />
der Fußsohle.<br />
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