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LÄUFT. März/April 2019

Mehr Gesundheit. Mehr Fitness. Mehr Laufen. Das 100 Seiten starke Magazin von laufen.de heißt jetzt LÄUFT. Und das sind die Themen der zweiten Ausgabe: Das beste Training aller Zeiten – in LÄUFT steht, wie du in vier Wochen fit für den Halbmarathon wirst. Und die Laufstars Arne Gabius und Sabrina Mockenhaupt verraten ihre Trainingsgeheimnisse | Abnehmen: Kann man wirklich mit sogenannten Super Foods die Pfunde schneller purzeln lassen ? Allergien: In LÄUFT. steht, was bei Heuschnupfen und Co. wirklich hilft | Lecker & Gesund: Die besten Grünkohl-Rezepte für einen fitten Start ins Frühjahr | In Form kommen: Ganz einfache Übungen für einen knackigen Po | Mit Hund laufen: Beim Canicross werden Mensch und Tier fit

Mehr Gesundheit. Mehr Fitness. Mehr Laufen. Das 100 Seiten starke Magazin von laufen.de heißt jetzt LÄUFT. Und das sind die Themen der zweiten Ausgabe: Das beste Training aller Zeiten – in LÄUFT steht, wie du in vier Wochen fit für den Halbmarathon wirst. Und die Laufstars Arne Gabius und Sabrina Mockenhaupt verraten ihre Trainingsgeheimnisse | Abnehmen: Kann man wirklich mit sogenannten Super Foods die Pfunde schneller purzeln lassen ? Allergien: In LÄUFT. steht, was bei Heuschnupfen und Co. wirklich hilft | Lecker & Gesund: Die besten Grünkohl-Rezepte für einen fitten Start ins Frühjahr | In Form kommen: Ganz einfache Übungen für einen knackigen Po | Mit Hund laufen: Beim Canicross werden Mensch und Tier fit

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LÄUFER & LEUTE<br />

↦ Es ist der 18. Januar 2018. Orkantief Friederike zieht<br />

über Deutschland. Der Wetterdienst warnt vor allem in der<br />

Mitte des Landes vor dem Aufenthalt im Freien. Heftige Böen<br />

decken Dächer ab, entwurzeln Bäume. Menschen werden verletzt,<br />

acht sterben. Wer kann, bleibt zu Hause. Nicht so Arne<br />

Gabius. An diesem Donnerstagnachmittag steht ein Dauerlauf<br />

auf dem Programm. In Stuttgart wütet der Sturm nicht ganz<br />

so arg wie weiter nördlich. Doch er bringt den Spitzenläufer<br />

an seine Grenzen. Der Wind treibt Graupel und Regen über die<br />

Felder rund um Stuttgart-Stammheim. Arne Gabius stemmt<br />

sich dagegen, läuft weiter.<br />

Auf seiner gewohnten Strecke läuft er<br />

kurz vor Schluss an einer hohen, mit<br />

Nato-Stacheldraht bewehrten Mauer<br />

entlang. Dahinter ein achtstöckiges<br />

Gebäude, aus dem oft Schreie zu<br />

hören sind. Die Justizvollzugsanstalt<br />

Stuttgart-Stammheim. In deren<br />

siebten Stock haben sich im Herbst<br />

1977 die RAF-Terroristen Andreas<br />

Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl<br />

Raspe umgebracht. Ulrike Meinhof<br />

hatte sich bereits im Mai 1976 dort<br />

erhängt. Heute sind in Stammheim<br />

vor allem Untersuchungshäftlinge untergebracht.<br />

Und die versuchen, sich<br />

auszutauschen, indem sie von Fenster<br />

zu Fenster rufen. Diese Schreie hört<br />

jeder, der auf dem Weg entlang der<br />

Mauer geht oder läuft.<br />

An diesem Nachmittag ist es allerdings<br />

Arne Gabius, der in der Endphase<br />

seines Laufes stöhnt und schreit.<br />

Vor Schmerzen. Der Sturm peitscht<br />

ihm die Kälte und die Graupelkörner<br />

ins Gesicht. „Das hat richtig<br />

wehgetan. Ich habe selten die heiße<br />

Badewanne so genossen, wie nach<br />

diesem Lauf“, erzählt er, als wir ein<br />

paar Tage später mit ihm zusammen<br />

in der gemütlichen Wohnung nur<br />

wenige hundert Meter von der JVA<br />

Stuttgart-Stammheim entfernt beim<br />

Frühstück sitzen. Gefährlich sei<br />

der Sturmlauf aber nicht gewesen.<br />

Schließlich sei entlang seiner Strecke<br />

nur offenes Feld. „Da gibt’s keine<br />

Bäume und nichts, was umherfliegen<br />

kann“, sagt der 36-Jährige. Und weil<br />

in diesem Jahr für ihn jeder Kilome-<br />

ter zählt, lässt er nur sehr ungern ein<br />

Training ausfallen. „Im vergangenen<br />

Jahr konnte ich verletzungsbedingt<br />

längst nicht so viel laufen wie in den<br />

Jahren zuvor. Die schnellen Trainingsläufe<br />

gingen zwar sehr gut, aber<br />

ich habe dabei von den vielen Kilometern<br />

gezehrt, die ich in 20 Jahren<br />

Leistungssport gesammelt habe.“ Ein<br />

weiteres Jahr ginge das aber nicht gut,<br />

sagt der 36-Jährige. Und deshalb war<br />

er Ende Januar in seiner Vorbereitung<br />

auf den Boston-Marathon schon<br />

wieder bei 210 bis 220 Kilometern pro<br />

Woche angekommen.<br />

Dieses Pensum schafft er, obwohl<br />

sich sein Leben seit dem 26. Oktober<br />

2017 komplett verändert hat. An<br />

diesem Tag kam sein Sohn Frederik<br />

zur Welt. Und nur drei Tage später<br />

lief er beim Mainova Frankfurt-Marathon<br />

die 42,195 Kilometer in 2:09:59<br />

Stunde. Es war sein dritter Start in<br />

Frankfurt – und immer finishte er mit<br />

einer Zeit unter 2:10 Stunden. Das<br />

schnellste Rennen gelang ihm 2015:<br />

In 2:08:33 Stunden verbesserte er den<br />

damals schon 27 Jahre alten deutschen<br />

Rekord von Jörg Peter. Ein Jahr<br />

zuvor hatte er sein Marathon-Debüt<br />

in 2:09:32 Stunden höchst erfolgreich<br />

beendet.<br />

In diesen Dimensionen will er fortan<br />

als Familienvater unterwegs sein. „Es<br />

gibt ja Leute, die behaupten, dass man<br />

keinen Leistungssport machen kann,<br />

wenn man Kinder hat. Das stimmt<br />

überhaupt nicht“, ist er überzeugt.<br />

Im Gegenteil, er sieht viele positive<br />

Effekte aufs Laufen: „Man ist noch<br />

effektiver, organisiert seinen Tag noch<br />

besser und vermeidet Leerlauf.“ Auf<br />

Facebook und Instagram ist er beispielsweise<br />

nur noch, um selbst etwas<br />

zu posten. „Ich schaue kaum noch,<br />

was in den sozialen Medien sonst so<br />

passiert.“<br />

Das reale Leben in der eigenen Familie<br />

ist ja auch viel spannender. Und da ist<br />

Arne Gabius ein Papa, der sich trotz<br />

Leistungssport voll für seinen Sohn<br />

und seine Frau einsetzt. Auch nachts.<br />

„Wir schlafen alle in einem Zimmer,<br />

und natürlich wache ich auf, wenn<br />

er Hunger hat oder unruhig ist. Ich<br />

stehe auch mal auf, um die Windeln zu<br />

wechseln.“ Und wenn er dann am Tag<br />

danach im Anschluss an einen langen<br />

Lauf mehr Schlaf braucht, legt er sich<br />

eben nachmittags noch mal hin. „Frederik<br />

gibt den Takt vor und bestimmt,<br />

wann was passiert. Das ist sein gutes<br />

Recht.“<br />

So organisiert er zusammen mit seiner<br />

Frau Anne das Familien- und Laufleben<br />

situationsabhängig. Wenn die<br />

Nacht sehr unruhig war, wird’s auch<br />

schon mal später, bevor er nach dem<br />

Frühstück zum ersten Lauf des Tages<br />

aufbricht. Normalerweise läuft Arne<br />

Gabius allerdings morgens früh ohne<br />

Frühstück. Einer dieser viel diskutierten<br />

Nüchtern-Läufe, um den Fettstoffwechsel<br />

anzukurbeln, sei das aber<br />

nicht: „Wenn man am Abend vorher<br />

kohlenhydratreich gegessen hat, kann<br />

man ohne Probleme 20 Kilometer laufen,<br />

ohne davor zu frühstücken. Man<br />

36<br />

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