LÄUFT. März/April 2019

KOLUMNE
KNACKI
RENNT
→ Er ist der Erfinder und das Gesicht
der Kult-Show „Night Wash“, die als
Wiege der aktuellen Generation deutscher
Erfolgs-Comedians gilt. Mario
Barth, Johann König, Bernard Hoëcker,
Olaf Schubert, Bülent Ceylan, aber
auch Carolin Kebekus – sie alle gingen
durch die Schule von Klaus-Jürgen
alias „Knacki“ Deuser. Was aber bisher
nur wenige wussten: Der Entertainer,
Sprecher, Coach und TV-Macher pflegt
neben der Comedy eine zweite große
Leidenschaft: das Laufen. 2018 im spanischen
Malaga will er bei den Senioren-Weltmeisterschaften
über 1500
Meter antreten. Für LÄUFT. schreibt
er auf, was ihm beim Training so durch
den Kopf geht.
↦ Mit oder ohne?
Musik beim Laufen – für mich keine Glaubensfrage,
sondern eine pragmatische Entscheidung
Wie sieht‘s aus? Lauft ihr mit Musik auf
den Ohren? Oder eher ohne? Früher
wäre ich nie auf die Idee gekommen,
mit Musik zu laufen. Laufen war Training.
Darauf hat man sich zu konzentrieren.
Basta. Gut, ich war jung, fokussiert,
und es war unfassbar aufwändig,
den Schallplattenspieler durch die
Gegend zu tragen. Das Notstromaggregat
war so schwer ... Doch mit
den Jahren bin ich weniger dogmatisch
und um einiges entspannter geworden.
Mittlerweile habe ich alles ausprobiert,
was es so gibt: MP3-Player, Handy,
Chip auf Laufuhr, große Kopfhörer,
kleine Kopfhörer, In-Ears, mit oder
ohne Kabel, Mützen mit eingebauten
Bluetooth-Kopfhörer und sogar selber
singen. In der Anfangszeit habe ich mir
für die langen Läufe sogar eigene Playlisten
zusammengestellt, mit dem Ziel,
Schrittfrequenz und Herzschlag zu
kontrollieren. Doch diese extreme Musiklaufphase
hielt genau drei Monate,
und dann wurde mir das Geräte suchen,
Musikzusammenstellen und das ständig
Rumfummeln beim Laufen viel zu viel
Arbeit. Seitdem laufe ich wieder ohne
Musik. Die ruhigen Läufe nutze ich
zum Entspannen und Nachdenken. Bei
den schnellen Läufen muss ich mich
zu sehr auf meine Bewegungsabläufe
und die anvisierten Zwischenzeiten
konzentrieren.
Also, was jetzt? Mit oder ohne? Ganz
ehrlich? Völlig egal. Viel wichtiger ist,
dass man beim Laufen Spaß hat. Aber
meiner Erfahrung nach braucht es eben
etwas Zeit, bis Laufen wieder so richtig
Spaß macht. Die ersten Schritte sind
irgendwie eine ziemliche Quälerei. Und
bis man Laufen pur wieder genießen
kann, sollte man ruhig jedes Mittel nutzen,
das einen ablenkt oder zum Laufen
motiviert. Zumindest für uns Männer
kann ich sagen: Der Einsatz von Gadgets
aller Art hilft. Egal ob GPS-Uhr,
Kopflampen, neue Laufsocken (ich kann
nur die Achillessehnen-Socken von
Falke empfehlen) oder eben was für die
Ohren. Hauptsache es gibt irgendetwas
Neues, mit dem wir beim Laufen herumspielen
können. Grandios fand ich
übrigens die Aussage eines ambitionierten
Marathonläufers. Der meinte, Musik
beim Laufen ginge gar nicht. Das würde
nur von diesem großartigen Gefühl für
die Bewegung, dieser inneren Ruhe und
dem richtigen Tempo ablenken. Das
einzig Wahre seien Hörbücher. Läuft ...
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