LÄUFT. März/April 2019

Phasen einer Laufkarriere
Sabrina Mockenhaupt Seite an Seite mit Vater Alfred beim Citylauf in Niederschelden am 5. September 1998. Die damals 17-Jährige lief die
schwere Zehn-Kilometer-Strecke in 36:43 Minuten und lag im Ziel sechs Sekunden vor ihrem Vater. Beim Training mit Coach Heinz Weber in
Betzdorf. Und zum Jahreswechsel 2017/2018 in der Vorbereitung auf die neue Saison, in der sie mit 37 Jahren bei den Europameisterschaften in
Berlin noch einmal im Marathon glänzen will
JAHRELANG WAR DIE FAMILIE
AUF DEM KÖRNERTRIP
Zum Lebenswandel eines Laufprofis
gehört natürlich auch eine gesunde
Ernährungsweise. „Bei uns zu Hause
waren wir jahrelang auf dem Körnertrip“,
erinnert sich Sabrina an die
Zeit, in der die Mockenhaupts auch
mal einen Müsli-Laden hatten und sie
ihre Schulkameraden mit Vollkornriegeln
statt Schokolade versorgte. „Cola
oder Süßes hatten wir nie im Haus.“
Als dann jedoch eines Tages aufgrund
neuer Erkenntnisse auch das Fleisch
vom Speiseplan gestrichen wurde, gab
es die große Meuterei im Hause der
Sportfamilie Mockenhaupt. „Die Kinder
haben so lange gemeckert, bis ich
wieder normal gekocht habe“, erinnert
sich Mutter Hildegard.
Eine leistungsfördernde Ernährung
sieht bei Sabrina Mockenhaupt,
nachdem sie in ihrer Laufbahn schon
auf etliche Ernährungsberater gehört
hat, so aus: Küche wie bei Muttern mit
einer gesunden Mischkost, mit viel
Gemüse, Obst und frischem Fisch - jedoch
mit weniger rotem Fleisch. Und
dann hat „Mocki“ auf ihre „alten Läufertage“
im Vorjahr noch eine wichtige
Erkenntnis gewonnen: „Man hat bei
mir eine Laktose- und Gluten-Unverträglichkeit
festgestellt. Danach habe
ich meine Ernährung umgestellt und
es geht mir und meinen Knochen viel
besser. Ich fühle mich frischer und
erholter.“ Für den 37Jahre alten Laufprofi
ist Alkohol natürlich ein No-Go
und wenn sie, wie über Weihnachten,
bei den Süßigkeiten zu arg zugelangt
hat, ist sie jetzt in den Wochen des
neuen Jahres umso disziplinierter.
SCHWEDEN-DIÄT IN DER
MARATHON-VORBEREITUNG
Und was ist das spezielle Ernährungsgeheimnis
in der Woche vor einem
Marathon? „Ich mache eine abgespeckte
Saltin-Diät“, verrät Sabrina.
Ziel bei dieser auch als Schweden-Diät
bekannten Vorwettkampf-Ernährung
ist eine extreme Art des
Carbo-Loadings. Nach völliger Entleerung
der Kohlenhydratspeicher in den
Muskeln sollen diese Glykogen-Depots
über das Ausgangsniveau auf
125 Prozent aufgefüllt werden. „Ich
mache Sonntags einen langen Dauerlauf,
entleere damit meine Speicher,
esse danach nur wenig Kohlenhydrate,
dafür Gemüse und leicht verdauliches
Eiweiß und am Mittwoch vor
dem Rennen am Sonntag folgt noch
ein fünf Kilometer Tempodauerlauf
als letzter Entleerungslauf. Danach
esse ich wieder mehr Kohlenhydrate
und dann sollte beim Marathon am
Sonntag der Tank richtig gut gefüllt
sein“, beschreibt Deutschlands
erfolgreichste Langstreckenläuferin
die letzten Tage vor dem Wettkampf.
Das kannten ihre Eltern damals so
nicht.
AM TAG X DIE PS AUF DIE
STRASSE BRINGEN
Nach vielen Trainingskilometern und
richtiger Vorbereitung bis ins Detail
muss man dann jedoch am Tag X die
PS auf die Straße bringen. Für den
Marathon hat die lauferfahrene „Mocki“
eine Strategie parat, die nicht in
ihrem handschriftlichen Trainingstagebuch
notiert und auch nicht auf
der App gespeichert ist: „Man darf
nicht den Fehler machen, an diesen
ganzen Marathon zu denken, an die
unheimlich lange Distanz von über
42 Kilometern. Ich denke immer in
Etappen, versuche von Kilometer zu
Kilometer zu denken. Wenn man sich
bei Kilometer zehn mit dem Gedanken
herumschlägt, ich muss ja noch 32
Kilometer, dann hat man schon verloren,
bevor der Marathon erst richtig
anfängt.“ Und genaus das haben ihre
Eltern eben auch nicht getan.
» Beim Marathon muss man von
Kilometer zu Kilometer denken.
Sonst ist man verloren «
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