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Gutachten von Prof. Dr. Astrid Lorenz, Prof. Dr - Landtag ...

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<strong>Astrid</strong> <strong>Lorenz</strong> – Andreas Anter – Werner Reutter - 16 -<br />

gere Unterstützung der demokratischen Ordnung durch die Ostdeutschen im Gegen-<br />

satz zu den anderen Transformationsstaaten gesehen. 51<br />

Darüber hinaus muss eine Konsolidierung auf Verhaltens- bzw. Einstellungsebene<br />

stattfinden. Die Stabilität des Institutionensystems bleibt nur dann gewährleistet, wenn<br />

dieses durch eine demokratische politische Kultur untermauert wird. 52 Das bedeutet,<br />

dass sowohl die politischen Eliten als auch die Bürger die demokratischen „Spielre-<br />

geln“ anerkennen und ihr Verhalten an diese anpassen. Ein fortdauernder Streit über<br />

die institutionellen Grundlagen sowohl in den Eliten als auch in der Bevölkerung wäre<br />

ein Indiz für eine fehlende Konsolidierung. 53<br />

Üblicherweise wird da<strong>von</strong> ausgegangen, dass politische und institutionelle Schlüssel-<br />

entscheidungen im Einklang mit den Werten und Präferenzen der Bevölkerung stehen<br />

sollten, um eine Integrationsfunktion entfalten zu können und Legitimität zu gewin-<br />

nen. 54 Deshalb kann ein Institutionentransfer bzw. Import, d.h. die Übernahme eines<br />

bestimmten (ausländischen) Modells problematisch sein, 55 wenn Institutionen, die das<br />

Produkt einer spezifischen politischen Kultur sind, einfach in eine andere Kultur ver-<br />

pflanzt werden mit dem Risiko, dass sie nicht zueinander passen und nichtintendierte<br />

Wirkungen entfalten. 56 Diese Nichtübereinstimmung muss zwar nicht zwangsläufig zur<br />

Instabilität führen, sondern kann auch nur vorübergehend im Sinne einer langsamen<br />

Anpassung bestehen. 57 Sie kann jedoch die Konsolidierung des Systems erschweren<br />

oder zumindest dafür sorgen, dass Institutionen anders wirken als im „Originalmo-<br />

dell“. 58<br />

Gleichzeitig wurde herausgearbeitet, dass es bestimmte Bedingungen gibt, unter de-<br />

nen auch das Verlassen eines Pfades, d.h. eine klare Inkompatibilität mit den bisheri-<br />

gen Ideen, formalen Institutionen und Routinen, Akzeptanz findet. 59 Solche „critical<br />

junctures“ 60 ergeben sich oft in Momenten eines politischen Umbruchs, müssen aller-<br />

dings nicht zwangsläufig genutzt werden. 61 Diese Zeitspanne des „window of opportu-<br />

51 Segert 2011: 365f.<br />

52 Plasser at al. 1997: 47.<br />

53 Bos 2004: 14.<br />

54 Bos 2004: 43; <strong>Lorenz</strong> i.V.<br />

55 <strong>Lorenz</strong> i.V.<br />

56 Bos 2004: 46f.<br />

57 Ebd., S. 70.<br />

58 Thelen 1999; Thelen 2003; vgl. auch <strong>Lorenz</strong> 2012.<br />

59 Beyer 2005.<br />

60 Capoccia/ Kelemen 2007.<br />

61 Da die Akteure Handlungsfreiheit haben, können sie auch den Status quo beibehalten (Capoccia/ Kelemen 2007:<br />

352), siehe etwa das Beispiel Bundesrepublik 1990, als trotz Pfadwechsel fördernder Sondersituation und der ex-

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