Gutachten von Prof. Dr. Astrid Lorenz, Prof. Dr - Landtag ...
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<strong>Astrid</strong> <strong>Lorenz</strong> – Andreas Anter – Werner Reutter - 84 -<br />
tung des Raumes Brandenburg-Berlin Verfassungsregeln zum Wahlrecht, Volksent-<br />
scheid und zur Neugliederung des Raumes Brandenburg-Berlin geändert. Weitere Än-<br />
derungen erfolgten im März und im Juni 1997 nach der Ablehnung des Volksent-<br />
scheids zur Länderfusion.<br />
Am 5. Mai 1996 entschieden die Bürger in Brandenburg und Berlin über die Annahme<br />
des Fusionsvertrags. Zudem sollten sie durch eine Zusatzfrage bestimmen, ab wann<br />
das gemeinsame Land geschaffen werden sollte, 1999 oder 2002. Während in Berlin<br />
53,4 Prozent die Fusion bejahten, lehnte Brandenburg mit 62,7 Prozent ab. Mit dem<br />
negativen Votum war das Projekt eines Landes Berlin-Brandenburg zunächst geschei-<br />
tert. Dieses Ergebnis kam sehr überraschend und war <strong>von</strong> den Entscheidungsträgern<br />
nicht vorhergesehen worden. Über die Gründe der Ablehnung der Brandenburger kann<br />
nur spekuliert werden. Möglicherweise wurden die Argumente der Fusionsgegner in<br />
Brandenburg als relevanter wahrgenommen als in Berlin. Im Juni 1995 war beispiels-<br />
weise im Auftrag des Potsdamer Umweltministeriums ein <strong>Gutachten</strong> über die Fusion<br />
erstellt worden, welches zu dem Schluss kam, eine Vereinigung sei nur im Rahmen<br />
eines größeren Nordoststaates erstrebenswert. Die wirtschaftlichen Ausgangslagen<br />
der beiden seien zu unterschiedlich, zudem verfolge Berlin gewichtige Interessen, für<br />
die es in einer gemeinsamen politischen Struktur auch die Mehrheit hätte. 277 Damit<br />
wurden die bis dahin angeführten Hauptargumente gegen eine Fusion – wirtschaftliche<br />
Nachteile für Brandenburg und eine politische Dominanz Berlins – gestärkt. Während<br />
die Fusionsgegner die Nachteile in einem emotionsbeladenen Diskurs den Bürgern<br />
vermitteln konnten, schienen es die Befürworter in der Politik zu versäumen, die Vortei-<br />
le herauszustreichen und die Befürchtungen der Bürger zu widerlegen. Dies mag auch<br />
eine Konsequenz daraus sein, dass es sich, wie anfangs schon bemerkt, um ein aus-<br />
gesprochenes Regierungsprojekt handelte. Stolpe selbst sprach noch am Abend der<br />
Abstimmung <strong>von</strong> einem „Scherbenhaufen“ 278 und es wurde deutlich, dass ein gemein-<br />
sames Land zunächst keinen Platz auf der politischen Agenda finden würde.<br />
Trotz der Schlüsselentscheidung der Brandenburger Bürger, die Fusion abzulehnen,<br />
waren die Regierungen entschlossen, die Kooperation weiter auszubauen. Dazu wurde<br />
im November 1996 die „Vereinbarung der Regierungen der Länder Berlin und Bran-<br />
denburg über ihre Zusammenarbeit und die Einrichtung eines gemeinsamen Koordinie-<br />
rungsrates“ unterschrieben. Damit wurden gemeinsame Sitzungen des Kabinetts und<br />
277 <strong>Gutachten</strong> gegen Fusion Berlin-Brandenburg, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 01.06.1995; Kooperation oder<br />
Fusion?, in: Potsdamer Neueste Nachrichten, 02.06.1995.<br />
278 Fusion Berlin-Brandenburg gescheitert, in: Die Welt, 06.05. 1006.