PDF-Download - Die Duisburger Philharmoniker
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24 25<br />
Kunst im Foyer<br />
von Sol LeWitt<br />
<strong>Die</strong> Wandmalereien im Foyer der Philharmonie Mercatorhalle gehören zu einem der letzten Werke<br />
des Konzeptkünstlers Sol LeWitts (1928-2007), die er noch persönlich betreuen konnte. Am<br />
8. April 2007 ist der amerikanische Künstler im Alter von 78 Jahren verstorben, noch bevor der<br />
Neubau des CityPalais, Veranstaltungs-, Konzert- und Kongresszentrum der Stadt Duisburg,<br />
offiziell eröffnet war.<br />
Foto: Erhard Dauber<br />
Auf Initiative von Prof. Dr. Christoph Brockhaus, Direktor<br />
des Lehmbruck Museums, und Kulturdezernent Karl<br />
Janssen hatten die Bauherren Sol LeWitt gewinnen<br />
können, die Wandgestaltung des doppelgeschossigen<br />
Foyers zu übernehmen.<br />
Auf einer Länge von 50 m, entlang einer leicht geschwungenen<br />
Innenwand des ellipsenförmigen Baus, entwarf<br />
Sol LeWitt miteinander korrespondierende Farbflächen,<br />
weiße Vertikalen und schwarze Schrägstreifen, die die<br />
beiden Geschossebenen trotz des trennenden Wandelganges<br />
verbinden. <strong>Die</strong> Farbpalette beläuft sich auf die<br />
Grundfarben Blau, Rot, Gelb und Grün. <strong>Die</strong> monochromen<br />
Farbfelder werden durch eine schmale weiße Vertikale,<br />
die in der Breite den Maßen der davor stehenden Säulen<br />
entspricht, voneinander getrennt. Diagonale schwarze<br />
Streifen verlaufen von einer Ecke eines Feldes im Erdgeschoss<br />
zur gegenüberliegenden Ecke im Obergeschoss.<br />
So gehen farbliche zweidimensionale Wandgestaltung<br />
und dreidimensionale Architekturelemente eine Einheit<br />
ein, die ganz im Sinne des Künstlers war.<br />
Geboren 1928, hatte Sol LeWitt seine künstlerische<br />
Laufbahn als Comiczeichner und Grafiker begonnen.<br />
<strong>Die</strong> Kunst entwicklungen der Nachkriegszeit mit ihren<br />
Tendenzen zur Abstraktion und zum Minimalismus ließen<br />
LeWitt in den 60er Jahren zum Begründer und wichtigen<br />
Vertreter der Konzeptkunst werden. Das Wesentliche des<br />
konzeptuellen Kunstbegriffs fasst er 1967 folgendermaßen<br />
zusammen: „In conceptual art the idea or concept<br />
is the most important aspect of the work. When an artist<br />
uses a conceptual form of art, it means that all of the<br />
planning and decisions are made beforehand and the<br />
execution is a perfunctory affair. The idea becomes a<br />
machine that makes the art.“ 1<br />
Das bis dahin als auratisch wahrgenommene Kunstobjekt<br />
verliert seinen Status zugunsten der konzeptionellen<br />
Idee, die durch Aufzeichnungen, Notizen, Skizzen<br />
eines durchkalkulierten und rationalisierten Entwurfs<br />
zum eigentlichen Werk wird. Ohne je vor Ort gewesen zu<br />
sein, entwarf LeWitt mithilfe von Bauplänen und mündlichen<br />
Beschreibungen die <strong>Duisburger</strong> Arbeit. Individuelles<br />
Handanlegen ist durch das konzeptionelle Kunstverständnis<br />
hinfällig geworden. So liefert der Künstler<br />
die Ideen, lässt sie aber durch Assis tenten ausführen.<br />
Im Falle der Acrylmalerei des Foyers der Mercatorhalle<br />
leitete Nicolai Angelov das Projekt. Mehr als 10 Jahre<br />
hat Angelov im Team unter Sol LeWitt gearbeitet und<br />
stand während der Ausführungen in Duisburg mit ihm in<br />
Kontakt.<br />
Mit der Entmaterialisierung der Kunstgegenstände wird<br />
die Kunst global. 2<br />
LeWitts Gehilfenteam setzte sich aus internationalen<br />
Künstlern zusammen, die seine Konzepte, Entwürfe<br />
und Ideen in der ganzen Welt umsetzten. <strong>Die</strong> konzeptionellen<br />
Anweisungen waren zuweilen sehr vage verfasst<br />
und ließen den ausführenden Assistenten große<br />
Interpretationsmöglichkeiten, wobei das Endprodukt<br />
gegebenenfalls anders ausfallen konnte, als es der<br />
Konzeptionist geplant hatte. „Kritiker amüsierten sich<br />
manchmal darüber, dass der Künstler gelegentlich zu<br />
seinen Ausstellungen anreiste, um sich das Ergebnis erst<br />
einmal selbst anzuschauen“, schreibt der Tagesspiegel<br />
in seinem Nachruf auf Sol Lewitt. 3<br />
Sol LeWitts Kunstsprache bedient sich einfacher Formen,<br />
Linien und klarer Strukturen. In seinem Frühwerk macht<br />
er den Kubus zur rationalistischen Grundform seiner<br />
Plas tiken, die er in vielfältigen Variationen zu raster- und<br />
gitterförmigen Skulpturen aus Holz und Metall komponiert.<br />
Ab 1968 überträgt er diese Formensprache auf<br />
Wände. Zunächst in schwarz-weiß, später auch farbig,<br />
entwirft er Zeichnungen, sogenannte großformatige<br />
„Wall Drawings“, die das Prinzip geometrischer Form aufnehmen<br />
und stets im Hinblick auf die gegebene Raumsituation<br />
konzipiert werden.<br />
Mit einer Reduzierung auf äußerste Form und Farbeinfachheit<br />
besticht auch die Arbeit des <strong>Duisburger</strong><br />
Foyers. Dabei durchdringen sich die drei Faktoren Malerei,<br />
Skulptur und Architektur gegenseitig. <strong>Die</strong> weiße Säule<br />
wird in Bezug zur bemalten Wand ein skulpturales Element,<br />
ebenso wie die Horizontale der Galerie, die wie ein<br />
schwarz-weißes Band die Komposition teilt, wiederum in<br />
Beziehung zu der Wandmalerei gesehen werden kann.<br />
Text: Brigitte Breidenich M.A.<br />
Fußnoten:<br />
1 Sol LeWitt, „Paragraphs on Conceptual Art“, Artforum, June 1967.<br />
2 „Der Charakter der Kunst, die keine Gegenstände mehr produziert, ist durch und<br />
durch international.“ Kunst der Gegenwart, Popyläen Kunstgeschichte, Frankfurt,<br />
Berlin, Wien 1985, S.96<br />
3 http://www.tagesspiegel.de/kultur/Sol-LeWitt-Konzeptkuenstler;art117,1881978