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PDF-Download - Die Duisburger Philharmoniker

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nie gespielt habe. Natürlich passieren dabei immer auch<br />

positive Überraschungen.<br />

Ein gutes Stichwort. Sie haben 2006 ein eigenes<br />

Kammer musikfestival in Zagreb gegründet. Wie ist es<br />

dazu gekommen?<br />

Susanna Yoko Henkel: Meine Verbindung zu Kroatien<br />

kommt durch meinen Ehemann, der in Zagreb geboren<br />

ist, allerdings ab seinem dritten Lebensjahr in Deutschland<br />

aufgewachsen ist. Durch ihn habe ich Zagreb kennen<br />

gelernt und mich auf Anhieb in die Stadt verliebt;<br />

seit vier Jahren habe ich dort neben Berlin meinen<br />

Wohnsitz. Das Festival ist eher zufällig entstanden: Als<br />

ich anfi ng, Konzerte in Zagreb zu besuchen, fi el mir auf,<br />

dass Kammermusik dort nicht sehr populär war und<br />

die Menschen kaum Gelegenheit hatten, gute Kammermusik<br />

zu hören. Das wollte ich ändern. Der andere Grund<br />

bestand darin, dass ich meinen Musikerfreunden aus<br />

aller Welt gerne mal Kroatien zeigen wollte. Es war nie<br />

möglich, sie „nur“ auf einen Besuch einzuladen, da alle<br />

pausenlos beschäftigt waren; die einzige Möglichkeit<br />

bestand darin, gemeinsam Konzerte zu geben. Es hat<br />

sich dann sehr schnell entwickelt und ist inzwischen<br />

eines der führenden Kulturereignisse in Kroatien.<br />

Kommenden Oktober veranstalten wir schon das vierte<br />

Festival mit acht Konzerten und über 20 Musikern. Alle<br />

Konzerte werden vom kroatischen Staatsfernsehen aufgezeichnet<br />

und mehrfach ausgestrahlt, so dass wir auch<br />

auf diese Weise ein großes Publikum erreichen.<br />

Sie stammen aus einer deutsch-japanischen Familie. Ist<br />

das eine rein genetische Angelegenheit oder fühlen Sie<br />

auch Einfl üsse zweier unterschiedlicher Kulturkreise in<br />

sich?<br />

Susanna Yoko Henkel: Auf jeden Fall. Meine Mutter ist<br />

Japanerin, mein Vater Deutscher. Leider spreche ich kein<br />

japanisch – ich lerne es jetzt erst. Trotzdem glaube ich,<br />

dass ich sehr viel von der japanischen Mentalität übernommen<br />

habe. <strong>Die</strong> Japaner sind unglaublich diszipliniert;<br />

sie haben eine große Ehrfurcht vor Kultur, vor allem<br />

vor klassischer Musik. Aber sie zeigen im Allgemeinen<br />

weniger Emotionen, weil das als nicht besonders höfl ich<br />

gilt. Gerade das ist bei mir ganz anders, vor allen Dingen<br />

seit ich in Kroatien lebe, wo die Menschen sehr temperamentvoll,<br />

offen und direkt sind. Komischerweise sind<br />

die Kroaten fast ‚japanophil’, viele meiner kroatischen<br />

Freunde lernen Japanisch und beschäftigen sich mit<br />

Haiku, einer japanischen Dichtkunst, und alle meine<br />

japanischen Freunde sind ganz begeistert von Kroatien<br />

– Gegensätze ziehen sich eben an! Ich versuche, die<br />

guten Eigenschaften verschiedener Kulturen zu vereinigen,<br />

Disziplin und Ehrfurcht vor der Musik zu haben,<br />

aber beim Spielen eben doch so weit wie möglich aus mir<br />

herauszugehen.<br />

Sie haben bereits mit zwei Jahren mit dem Violinspiel<br />

angefangen. Ist es sinnvoll, so früh zu beginnen?<br />

Susanna Yoko Henkel: Eigentlich wollten meine Eltern<br />

gar nicht, dass ich so früh anfange; aber sie behaupten,<br />

dass ich bereits vor meinem zweiten Lebensjahr ziemlich<br />

vehement den Wunsch geäußert hätte, Geige zu<br />

spielen. Meine Eltern sind beide Musiker, daher war ich<br />

von Anfang an immer von Musik umgeben. Meine Mutter<br />

hat Geige nach der Suzuki-Methode unterrichtet, die<br />

besagt, dass man ein Instrument so lernen sollte wie<br />

eine Sprache: ganz früh, ohne Druck und spielerisch. Das<br />

Spielen, auch das Vorspielen, war für mich immer ganz<br />

natürlich, und ich kann mich überhaupt nicht an eine Zeit<br />

ohne Geige erinnern. Ich spiele, seit ich denken kann.<br />

Noch heute fühle ich mich am wohlsten, wenn ich auf der<br />

Bühne stehe.<br />

Sie spielen auf einer sehr kostbaren Violine, einer<br />

Stradivari von 1710. Wie sind Sie zu dem Instrument<br />

gekommen?<br />

Susanna Yoko Henkel: Durch sehr viel Glück. Ich spiele<br />

die „Ex Leslie Tate“ Stradivari von 1710 seit einem knappen<br />

Jahr dank der großzügigen Leihgabe aus privatem<br />

Besitz. <strong>Die</strong> Geige ist vielleicht die Schönste, die ich je<br />

gesehen habe, und ich habe mich auf Anhieb in sie<br />

verliebt. Oft ist es ja so, dass sich ein Instrument erst<br />

über lange Zeit mit dem Spieler entwickeln muss, aber<br />

bei diesem Instrument war sofort eine starke Verbindung<br />

da. Ich bin für jeden Tag dankbar, den ich auf dieser<br />

fantastischen Geige spielen darf.<br />

Hat sich auch Ihr Spiel durch dieses Instrument verändert?<br />

Susanna Yoko Henkel: Sehr sogar! <strong>Die</strong> Stradivari gibt<br />

mir Farben und Möglichkeiten, von denen ich vorher gar<br />

keine Ahnung hatte. Sie ist eine richtige „Diva“ und klingt<br />

jeden Tag etwas anders, je nachdem wie ihre oder meine<br />

Stimmung ist; sie hat eine Seele und ein Eigenleben. Man<br />

darf auf so einem Instrument auf keinen Fall forcieren,<br />

sondern muss die Geige frei atmen lassen, dann klingt<br />

sie fast wie von selbst.<br />

Im Internet:<br />

http://www.susanna-yoko-henkel.com<br />

http://www.zagreb-festival.com<br />

Konzerte mit Susanna Yoko Henkel<br />

5. Philharmonisches Konzert<br />

Peter Tschaikowsky<br />

Konzert für Violine und Orchester<br />

D-Dur op. 35<br />

sowie Werke von Benjamin Britten und<br />

Claude Debussy<br />

Mi 03. / Do 04. Februar 2010, 20.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle<br />

2. Haniel Akademie-Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Sonate h-Moll BWV 1014<br />

Partita d-Moll BWV 1004<br />

Olivier Messiaen<br />

„Quatuor pour la fin du temps“<br />

Di 23. März 2010, 20.00 Uhr<br />

Auditorium der Haniel Akademie<br />

4. Kammerkonzert<br />

Igor Strawinsky<br />

Suite Italienne<br />

Sergej Prokofjew<br />

Sonate Nr. 2 D-Dur op. 94a<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Sonate A-Dur op. 47 „Kreutzer-Sonate“<br />

So 25. April 2010, 19.00 Uhr<br />

Philharmonie Mercatorhalle<br />

6. Profile-Konzert<br />

Ludwig van Beethoven<br />

Septett Es-Dur op. 20<br />

Franz Schubert<br />

Streichquintett C-Dur D 956<br />

So 2. Mai 2010, 11.00 Uhr<br />

Theater Duisburg, Opernfoyer<br />

Susanna Yoko Henkel Violine<br />

Jonathan Darlington Dirigent<br />

Susanna Yoko Henkel Violine<br />

Jens Thoben Klarinette<br />

Monika Leskovar Violoncello<br />

Pavel Gililov Klavier<br />

Susanna Yoko Henkel Violine<br />

Itamar Golan Klavier<br />

Susanna Yoko Henkel Violine<br />

Jens Thoben Klarinette<br />

Nicolai Frey Horn<br />

Jens-Hinrich Thomsen Fagott<br />

Florian Geldsetzer Violine<br />

Nadine Sahebdel Violine<br />

Mathias Feger Viola<br />

Fulbert Slenczka Violoncello<br />

Anja Schröder Violoncello<br />

Sigrid Jann-Breitling Kontrabass

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