PDF-Download - Die Duisburger Philharmoniker
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Artist in Residence 2009/2010:<br />
Susanna Yoko Henkel Violine<br />
Das Projekt „Artist in Residence“<br />
wird gefördert von<br />
An ein Leben ohne Geige kann sie sich gar nicht mehr erinnern. Bereits seit ihrem zweiten Lebensjahr<br />
erhielt Susanna Yoko Henkel Violinunterricht bei ihrer Mutter. Mit 12 Jahren wurde die deutschjapanische<br />
Geigerin an der Musikhochschule Freiburg aufgenommen; später wechselte sie zur<br />
großen Violinpädagogin Ana Chumachenco nach München. Susanna Yoko Henkel gewann bereits<br />
in ihrer Studienzeit bedeutenden Preise bei internationalen Wettbewerben und zählt heute zu den<br />
führenden Geigerinnen der jüngeren Generation. Als „Artist in Residence“ der <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong><br />
ist sie in der Spielzeit 2009 / 2010 auf vielfältige Weise im Einsatz.<br />
Foto: Dalio Despot<br />
„Ich fühle mich am wohlsten,<br />
wenn ich auf der Bühne stehe.“<br />
Interview mit Susanna Yoko Henkel, „Artist in Residence“ der <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong><br />
Frau Henkel, als „Artist in Residence“ werden Sie<br />
gemeinsam mit den <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong>n das<br />
Violinkonzert von Peter Tschaikowsky spielen, eines der<br />
brillantesten, aber auch technisch schwierigsten romantischen<br />
Virtuosenkonzerte. Seit wann befassen Sie sich<br />
mit dem Stück?<br />
Susanna Yoko Henkel: Schon sehr lange – das ist eines<br />
der Stücke, die einen Geiger sein ganzes Leben lang<br />
begleiten. Das Tschaikowsky-Konzert habe ich schon<br />
als Kind geliebt und immer wieder gehört, in der wunderbaren<br />
Aufnahme mit David Oistrach – natürlich wollte ich<br />
es dann auch selber früh lernen.<br />
Wenn Sie mit einem solchen Werk aufs Podium gehen,<br />
denken Sie dann noch über technische Schwierigkeiten<br />
nach?<br />
Susanna Yoko Henkel: Ich bin generell nicht vorsichtig,<br />
wenn ich auf der Bühne stehe. Und wenn man versucht,<br />
die Musik so sprechen zu lassen, wie man sie sich vorstellt,<br />
dann vergisst man auch die technischen Schwierigkeiten.<br />
Es kommt vor allem darauf an, dass die Technik<br />
im <strong>Die</strong>nste der Musik steht.<br />
Sie werden in Duisburg auch ein Kammerkonzert mit dem<br />
israelischen Pianisten Itamar Golan geben. Arbeiten Sie<br />
häufi ger zusammen?<br />
Susanna Yoko Henkel: Wir haben gemeinsame Freunde,<br />
und es gab seit einiger Zeit den Wunsch, zusammen<br />
zu arbeiten. In diesem Jahr ist es zum ersten Mal dazu<br />
gekommen. Er ist ein großartiger Pianist, und vor allem<br />
auch ein begeisterter Kammermusiker, was ja nicht<br />
selbstverständlich ist. In Duisburg spielen wir neben<br />
Musik von Strawinsky und Prokofjew Beethovens „Kreutzer-Sonate“,<br />
eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Es<br />
ist immer wieder eine große Herausforderung, diese sehr<br />
lange Sonate so zu spielen, dass sie wie aus einem Guss<br />
wirkt.<br />
Bei einem weiteren Kammerkonzert in der Haniel-<br />
Akademie werden Sie Messiaens „Quartett auf das Ende<br />
der Zeiten“ spielen, in Verbindung mit Bach-Sonaten. Wie<br />
kam dieses Programm zustande?<br />
Susanna Yoko Henkel: Ich fi nde, dass Messiaen und Bach<br />
besonders gut zusammenpassen. Beide waren sehr gläubig<br />
und beide vermitteln mir beim Spiel das Gefühl einer<br />
tiefen Verbindung. Man mag das religiös nennen oder spirituell,<br />
auf jeden Fall ist es eine große Ehrfurcht, die mir<br />
diese Musik einfl ößt. Beim „Quatuor pour la fi n du temps“<br />
kommt noch die besondere Entstehungssituation hinzu:<br />
Messiaen schrieb es 1941 im deutschen Kriegsgefangenenlager<br />
Görlitz, wo es auch aufgeführt wurde. Es gilt als<br />
eines der bedeutendsten Kammermusikwerke des 20.<br />
Jahrhunderts.<br />
Sie haben Bachs Sonaten und Partiten sehr erfolgreich<br />
auf CD eingespielt. Wie wichtig sind Ihnen bei dieser<br />
Musik Erkenntnisse und Prinzipien der historischen Aufführungspraxis?<br />
Susanna Yoko Henkel: Ich habe sehr viel dadurch gelernt,<br />
dass ich auf einer Barock-Geige und – was beinahe noch<br />
wichtiger ist – mit einem Barock-Bogen gespielt habe,<br />
wenn auch nie öffentlich. So habe ich viel mit Stricharten<br />
und Klangfarben experimentiert, um herauszufinden,<br />
was möglich ist. Es geht letztlich darum, eine sprechende<br />
Art des Musizierens zu entwickeln, die Musik als Klangrede<br />
zu begreifen, wie Nikolaus Harnoncourt es formuliert<br />
hat.<br />
Sie kommen als „Artist in Residence“ mit Ihren eigenen<br />
Musizierpartnern nach Duisburg, spielen aber auch mit<br />
Mitgliedern der <strong>Duisburger</strong> <strong>Philharmoniker</strong> zusammen.<br />
Bedeutet das einen großen Unterschied in der Arbeitsweise?<br />
Susanna Yoko Henkel: In der Arbeitsweise gibt es keinen<br />
großen Unterschied; sowohl mit langjährigen Kammermusikpartnern<br />
als auch mit neuen Kollegen treffe ich<br />
mich jeweils einige Tage vor den Konzerten zu intensiven<br />
Proben. Ich fi nde es eben besonders interessant, dass<br />
ich hier beides machen werde: Einerseits freue ich mich,<br />
langjährige Musikerfreunde nach Duisburg mitbringen<br />
zu können, die ich gut kenne, mit denen ich mich besonders<br />
wohl fühle, von denen ich weiß, wie sie reagieren.<br />
Aber andererseits ist es mir auch wichtig, neue Kollegen<br />
kennen zu lernen und dadurch frische Impulse und<br />
Inspira tionen zu bekommen. Ich mache das bei meinem<br />
eigenen Festival in Zagreb auch, dass ich sowohl „alte<br />
Bekannte“ einlade als auch Musiker, mit denen ich noch<br />
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