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SVR Gutachten 2018 Sektorenübergreifende Versorgung der Notfallversorgung

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Kapitel 15<br />

655<br />

15.3.2 Operationen am Rücken<br />

1136. Wie in Abbildung 15‐20 ersichtlich, ist die Häufigkeit einer Operation abhängig von<br />

<strong>der</strong> Diagnose. So wurden Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose M48 „Spondylopathien“ bzw. <strong>der</strong><br />

Diagnose M51 „Bandscheibenschäden“ in <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> BARMER‐GEK‐Daten im<br />

Rahmen ihres Krankenhausaufenthaltes zu 62,8 % bzw. 45,8 % operiert, während nur 1,8 % <strong>der</strong><br />

Patienten mit <strong>der</strong> Diagnose M54 operiert wurden. Diese Verhältnisse sind insofern<br />

nachvollziehbar, als dass Spondylopathien und Bandscheibenschäden pathologische Korrelate<br />

wie Verän<strong>der</strong>ungen an den Wirbelkörpern bzw. Bandscheiben haben, während die<br />

Hauptdiagnose Rückenschmerz M54 unspezifisch ist und ein anatomisches Korrelat für einen<br />

operativen Eingriff oftmals nicht zu finden ist bzw. psychische Überlagerungen zur<br />

Aufrechterhaltung <strong>der</strong> Schmerzen beitragen.<br />

1137. In <strong>der</strong> NVL ist die Empfehlung entsprechend deutlich: Operative Therapieverfahren<br />

sollen zur Behandlung nichtspezifischer Rückenschmerzen nicht angewendet werden BÄK et<br />

al. 2017a. Bei an<strong>der</strong>en Rückenleiden ist <strong>der</strong> Stellenwert einer Operation umstritten bzw. die<br />

Indikationsstellung unterliegt einer breiten Variabilität. Grundsätzlich ist es immer erstrebenswert,<br />

eine Operation zu vermeiden; nur bei <strong>der</strong> Gefahr von Folgeschäden, z. B. bei Vorliegen von<br />

Lähmungen, ist sie sofort indiziert. In den an<strong>der</strong>en Fällen sollten zunächst alle konservativen<br />

Therapieoptionen, vor allem Physiotherapie/Bewegungstherapie, voll ausgeschöpft werden.<br />

1138. Einhergehend mit <strong>der</strong> steigenden Anzahl <strong>der</strong> durch Rückenleiden bedingten Krankenhausaufenthalte<br />

hat die Anzahl von operativen Eingriffen an <strong>der</strong> Wirbelsäule OPS 5‐83 zugenommen.<br />

So hat sich die Anzahl aller an <strong>der</strong> Wirbelsäule abgerechneten Prozeduren OPS 5‐83<br />

von knapp 387 618 im Jahr 2006 auf über 754 327 im Jahr 2015 fast verdoppelt 319 . Jedoch ist<br />

die Zunahme primär auf die Entwicklung zwischen 2006 und 2011 zurückzuführen – zwischen<br />

2011 und 2015 ist die Zunahme deutlich mo<strong>der</strong>ater im Jahr 2011 lag sie bereits bei 711 272.<br />

Die Aussagekraft dieser Zahlen ist ohnehin infrage zu stellen, da nicht jede OPS‐Prozedur mit<br />

einer Operation und somit mit einem Fall gleichzusetzen ist. In <strong>der</strong> Regel werden mehrere Prozeduren<br />

im Rahmen eines Eingriffs kodiert.<br />

1139. Die fünf aktuell am häufigsten abgerechneten OPS‐Prozeduren an <strong>der</strong> Wirbelsäule und<br />

ihre Entwicklung zwischen 2007 und 2016 sind Abbildung 15‐21 zu entnehmen. Auf insgesamt<br />

hohem Niveau und bis zum Jahr 2011 sogar auf Platz 1 <strong>der</strong> am häufigsten kodierten Eingriffe<br />

liegt die Prozedur 5‐831 „Exzision von erkranktem Bandscheibengewebe“, seit dem Jahr 2011<br />

nimmt die Zahl leicht ab. Eine ausführliche Analyse von Operationen an <strong>der</strong> Bandscheibe nehmen<br />

Bäuml et al. vor. Sie kommen anhand einer Befragung von BARMER‐GEK‐Versicherten und<br />

<strong>der</strong> Auswertung von Versichertendaten zu dem Schluss, dass mindestens 10 % <strong>der</strong> durchgeführten<br />

Bandscheibenoperationen nicht indiziert seien Bäuml et al. 2016.<br />

Stark zugenommen hat die Prozedur 5‐839 „An<strong>der</strong>e Operationen an <strong>der</strong> Wirbelsäule“ und<br />

liegt nun auf Platz 1 siehe Abbildung 15‐21. Hierunter fällt u. a. die Prozedur 5‐839.6 „Knöcherne<br />

Dekompression des Spinalkanals“, die etwa 60 % <strong>der</strong> Eingriffe in <strong>der</strong> Gruppe 5‐839 ausmacht.<br />

Die Prozedur 5‐83b „Osteosynthese dynamische Stabilisierung an <strong>der</strong> Wirbelsäule“<br />

illustriert die Problematik <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Zahlen. Dieser Prozedurenschlüssel wurde<br />

319 Die OPS‐Kodes 5‐83a „Minimalinvasive Behandlungsverfahren an <strong>der</strong> Wirbelsäule zur Schmerztherapie“<br />

sowie 5‐83w „Zusatzinformationen zu Operationen an <strong>der</strong> Wirbelsäule“ wurden hierbei nicht berücksichtigt.

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