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SVR Gutachten 2018 Sektorenübergreifende Versorgung der Notfallversorgung

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Kapitel 15<br />

643<br />

1108. Für die Einschreibung in ein DMP wird es essenziell sein, diejenigen Patienten zu identifizieren,<br />

die davon profitieren. Eine solche Stratifizierung wurde im Rahmen <strong>der</strong> Studie „STarT<br />

Back“ überprüft Hill et al. 2011. Patienten mit Rückenschmerzen aus dem Primärversorgungsbereich<br />

wurden standardisiert nach Risikogruppen eingeteilt und erhielten dementsprechend<br />

Physiotherapie mit o<strong>der</strong> ohne zusätzliche psychologische Unterstützung. Trotz <strong>der</strong> konstatierten<br />

Variabilität in <strong>der</strong> individuell geleisteten Physiotherapie konnte durch die frühzeitige und<br />

zusätzliche psychologische Unterstützung das Ausmaß <strong>der</strong> Schmerzen bei reduzierten Kosten<br />

signifikant vermin<strong>der</strong>t werden. Die Integration eines solchen Stratifizierungsprogramms konnte<br />

in <strong>der</strong> IMPACT‐Studie gezeigt und <strong>der</strong> Erfolgt repliziert werden Foster et al. 2014. Beide Studien<br />

belegen eindrücklich, dass eine rechtzeitige Stratifizierung und entsprechende Patientenedukation<br />

sowie Physiotherapie zur Vermin<strong>der</strong>ung von Medikamentengaben und Fehlzeiten bei<br />

gleichzeitig verbesserter Lebensqualität möglich ist. Dies begründet die Aussage <strong>der</strong> NVL, ein<br />

standardisiertes Screening vorzunehmen BÄK et al. 2017a.<br />

1109. Es stellt sich zudem stets die Frage nach Fehlanreizen, die bei Etablierung eines DMP<br />

möglicherweise aufseiten <strong>der</strong> Ärzte und Krankenkassen entstehen können. So ist darauf zu achten,<br />

dass die Auswahlkriterien von Patienten für ein DMP nachvollziehbar und überprüfbar sein<br />

müssen und entsprechende Anreize auch für ambulante Strukturen vorhanden sein sollten. Eine<br />

umfängliche und leitliniengerechte <strong>Versorgung</strong> von Patienten mit Rückenschmerzen sollte auch<br />

eine Erhöhung <strong>der</strong> beruflichen Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen<br />

bewirken.<br />

15.3 Der Rückenschmerzpatient im stationären Sektor<br />

15.3.1 Krankenhausaufenthalte<br />

1110. Auch wenn in Deutschland jährlich nur etwa 1 % <strong>der</strong> Patienten 308 mit Rückenschmerz<br />

stationär aufgenommen wird Gerste et al. 2016, lohnt sich eine nähere Betrachtung dieser<br />

Patientenpopulation, da Hinweise auf eine Über‐ und Fehlversorgung sowie regionale Unterschiede<br />

vorliegen. In einem systematischen Review wurde die Evidenz zur Prävalenz <strong>der</strong> Diagnose<br />

„Rückenschmerzen“ 309 in Notfallsettings aus insgesamt 21 Studien aus zwölf Län<strong>der</strong>n, die<br />

in den Jahren 2000 bis 2016 veröffentlicht wurden, zusammengetragen Edwards et al. 2017.<br />

Die gepoolte Prävalenz betrug 4,39 %, wobei die Prävalenz <strong>der</strong> Einzelstudien zwischen 0,9 %<br />

und 17,1 % variierte und abhängig von <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Rückenschmerzen war.<br />

1111. Auch in Deutschland spielen Patienten mit Rückenschmerzen bereits in den Krankenhausnotaufnahmen<br />

eine nicht unerhebliche Rolle. Allein die ICD‐10‐Diagnose M54 belegte in<br />

den Notfallambulanzen im Jahr 2015 mit 313 596 Fällen 2,65 % Platz 4 <strong>der</strong> häufigsten Diagnosen<br />

siehe Tabelle 15‐3.<br />

308 Prävalenzen und Hospitalisierungsraten für die Diagnose M54 im Jahr 2012 in Deutschland aus dem aktuellen<br />

<strong>Versorgung</strong>s‐Report 2015/2016 des WIdO.<br />

309 Low back pain Kreuzschmerzen.

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