Spurgeon: Die Schatzkammer Davids
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Psalm 2<br />
des Atheismus. Bei aller Distanz zu den überkommenen<br />
Religionen vertrat er eine Haltung,<br />
die der deistischen Position verwandt war, das<br />
heißt einen toleranten und undogmatischen und<br />
von archaischen Vorstellungen befreiten Monotheismus.<br />
So folgerte er aus der Gesetzmäßig keit<br />
des Kosmos die Existenz einer höchsten In telligenz<br />
(Traité de métaphysique, 1735) und betonte<br />
die moralische Nützlichkeit des Glaubens an Gott:<br />
»Wenn Gott nicht existierte, müsste man ihn<br />
erfinden« (in Épitre à l’auteur du livre des trois<br />
imposteurs, 1770). Ohne jeden dogma tischen<br />
Anspruch bejahte Voltaire auch die Unsterblichkeit<br />
der Seele und die Freiheit des Willens.<br />
Voltaire war Mitglied der 1776 gegründeten Freimaurerloge<br />
von den Les Neuf Sœurs.<br />
<strong>Die</strong> Traditionen und Gebote der monotheistischen<br />
Religionen (Judentum, Christentum und<br />
Islam) stehen nach Voltaires Auffassung in vollständigem<br />
Gegensatz zu den Idealen und Zielen<br />
der Aufklärung, Toleranz und Rationalismus.<br />
Insbesondere in den »mythologischen« Wurzeln<br />
des Judentums sah er dabei die typische Verkörperung<br />
von Legalismus, Primitivismus und<br />
blindem Gehorsam gegenüber Traditionen und<br />
Aberglauben und – neben gelegentlicher Verteidigung<br />
von Juden – gibt es eine teilweise heftige<br />
Ab lehnung des Judentums. In Voltaires<br />
118 Artikel umfassendem philosophischen Wörterbuch<br />
Dictio naire philosophique werden die<br />
Juden in mehreren Artikeln angegriffen und<br />
unter anderem als »das abscheulichste Volk der<br />
Erde« bezeichnet: »Ich spreche mit Bedauern<br />
von den Juden: <strong>Die</strong>se Nation ist, in vielerlei Be -<br />
ziehung, die verachtenswerteste, die jemals die<br />
Erde beschmutzt hat.«<br />
Voltaire verspottete insbesondere den Pentateuch<br />
(die ersten fünf Büchder der Bibel) als barbarische<br />
Verirrung und darauf aufbauende Werte als »kulturelle<br />
Peinlichkeit« mit historischer Irrelevanz.<br />
Ein Artikel über die Juden beschließt den ersten<br />
Teil dementsprechend wie folgt: »Sie werden in<br />
ihnen nur ein unwissendes und barbarisches Volk<br />
treffen, das schon seit langer Zeit die schmutzigste<br />
Habsucht mit dem verabscheuungswürdigsten<br />
Aberglauben und dem unüberwindlichsten Hass<br />
gegenüber allen Völkern verbindet, die sie dulden<br />
und an denen sie sich bereichern. Man soll sie<br />
jedoch nicht verbrennen.«<br />
Voltaire wünschte sich ein kirchliches Be gräbnis,<br />
doch verweigerte er auf dem Totenbett die Kommunion<br />
ebenso wie den von der Kirche verlangten<br />
Widerruf seiner Schriften. Auch von seiner<br />
Verneinung der Gottessohnschaft Jesu rückte<br />
er nicht ab.<br />
Es bedurfte einer List seines Neffen, ihm gegen<br />
den Willen der Geistlichkeit zu einem kirchlichen<br />
Begräbnis in der Abtei Sellières in der<br />
Champagne zu verhelfen.<br />
Sein Sarkophag erhielt die Inschrift: »Poète, Historien,<br />
Philosophe – il agrandit l’esprit humain<br />
et lui apprit qu’il devait être libre« (»Als Dichter,<br />
Historiker, Philosoph machte er den menschlichen<br />
Geist größer und lehrte ihn, dass er frei<br />
sein soll«).<br />
23 Karl/Charles IX. von Frankreich (1550-1574;<br />
1559–1560 Herzog von Orleans, König von<br />
Frankreich von 1560 bis 1574. Seine Regierungszeit<br />
war dominiert von Bürgerkriegen und dem<br />
berüchtigten Massaker an den französischen<br />
Protestanten in der Bartholomäusnacht.<br />
Admiral de Coligny war der Führer der calvinistisch-protestantischen<br />
Hugenotten. Er verkehrte<br />
mit dem König sehr vertraut, die Leitung der<br />
französischen Politik schien ihm zuzufallen. <strong>Die</strong>s<br />
alarmierte die Königinmutter, die ihren Einfluss<br />
auf den Sohn gefährdet sah. Während der Hochzeitsfeiern<br />
im August 1572 misslang ein Mord anschlag<br />
auf Coligny, den die Königinmutter Katharina<br />
oder die Guisen in Auftrag gegeben hatten.<br />
Ihr Sohn besuchte de Coligny und versprach volle<br />
Aufklärung. Seine Mutter redete ihm jedoch ein,<br />
die Hugenotten planten einen Racheanschlag auf<br />
ihn, den König. Daraufhin ließ er in der Bartholomäusnacht<br />
die Führer der zur Hochzeit nach<br />
Paris geströmten Hugenotten – seinen väterlichen<br />
Freund Coligny eingeschlossen – niedermetzeln.<br />
<strong>Die</strong> Massaker weiteten sich auch auf andere Städte<br />
aus, tausende Hugenotten verloren ihr Leben.<br />
Durch diese Dezimierung wurde die Partei der<br />
Hugenotten nicht – wie Katharina gehofft hatte –<br />
entscheidend geschwächt; im Gegenteil, der alte<br />
Hass zwischen Katholiken und Protestanten<br />
lebte wieder auf und löste neuerliche Feindseligkeiten<br />
aus.<br />
Karl billigte die Tat öffentlich durch ein lit de<br />
justice. Aber die Blutorgie hinterließ bei dem jungen<br />
König für die verbleibenden zwei Jahre seines<br />
Lebens ein Trauma. Er wurde zunehmend<br />
depressiv und seine – ohnehin schon schwache<br />
– Gesundheit setzte der Schwindsucht keinen<br />
Widerstand mehr entgegen. Er verstarb im Alter<br />
von nur 23 Jahren.<br />
24 William Swan Plumer (1802-1880, amerikanischer<br />
presbyterianischer Theologe, Studium am<br />
Washington College und Princeton Theological<br />
Seminary, Pastor in Virginia und North Carolina,<br />
Professsor am Western Theological Seminary,<br />
Verfasser zahlreicher Traktate, Bücher<br />
und Bibelkommentare): Studies in the book of<br />
Psalms : being a critical and expository commentary<br />
: with doctrinal and practical remarks on the<br />
entire Psalter, Philadelphia 1867. (<strong>Spurgeon</strong>: »A<br />
huge volume, compiled from such works as were<br />
accessible to the author in the United States. Full<br />
of instructive comment, but not very original, or<br />
remarkably learned«).<br />
25 Stephen Charnock (1628-1680, presbyterian.<br />
puritanischer Geistlicher und Theologe aus London,<br />
Kaplan von Henry Cromwell [4. Sohn Oliver<br />
Cromwells], des Gouverneurs von Irland, Predigtdienst<br />
in Dublin, nach der Restauration 1660<br />
seiner Ämter enthoben, nichtöffentlicher <strong>Die</strong>nst<br />
in London [Crosby Hall] und England, Haupt-<br />
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