Spurgeon: Die Schatzkammer Davids
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Psalm 3<br />
In wahrhaft königlicher Großmut fleht der verworfene und geächtete David<br />
Gottes Gnade auf Israel herab. Seine Bitte in V. 8, dass Gott sich zur Vernichtung<br />
seiner Widersacher erheben möge, richtet sich nicht gegen sein<br />
Volk, sondern gegen dessen Verführer und deren böswillige Anhänger.<br />
Allerdings sagt er nicht »über das Volk«; die Wahl des Ausdrucks »über<br />
dein Volk« ist bedeutsam. Der Wellenschlag der fürbittenden Liebe <strong>Davids</strong><br />
wird, in konzentrischen Kreisen sich bewegend, in erster Linie auf diejenigen<br />
gehen, welche sich gerade in der Stunde der Versuchung als zu dem<br />
wahren Israel Gottes gehörend erwiesen hatten, auf das kleine Häuflein, das<br />
mitten in dem allgemeinen Abfall David als dem Gesalbten des Herrn treu<br />
geblieben war. Aber eben weil Israel das Volk des Herrn ist, erwartet <strong>Davids</strong><br />
Glaube auch die Wiederherstellung des jetzt in Sünde und Abfall versunkenen<br />
Volkes. So erfleht David statt des Fluches Segen über das abtrünnige<br />
Israel und ist darin recht ein Vorbild des anderen David geworden,<br />
der noch am Kreuz für das Volk, das ihn an das Marterholz gebracht hatte,<br />
betete. <strong>Die</strong>ses eine Schlusswort unseres Psalms, bemerkt Ewald 1 , wirft einen<br />
hellen Schein in das Tiefste der edlen Seele.<br />
ERLÄUTERUNGEN UND KERNWORTE<br />
Zu den Psalmenüberschriften. Es war nicht anders möglich, als dass die<br />
Psalmenüberschriften nach der harmlosen 2 Stellung, welche man früher<br />
zu ihnen einnahm, endlich einmal Gegenstand der Kritik werden mussten;<br />
aber die seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die Oberhand<br />
gewinnende Verneinung des geschichtlich Überlieferten ist jetzt zu<br />
einer schnöden Absprecherei geworden, welche auf jedem anderen Literaturgebiet,<br />
wo das Urteil kein so tendenziös befangenes ist, als eine Kaprice<br />
(rein willkürliche Laune) angesehen werden würde. Dass David und andere<br />
Psalmendichter ihren Psalmen ihren Namen und deren Zweckbestimmung<br />
beigeschrieben haben können, zeigen Beispiele wie Hab 3,1 und 2Sam 1,18<br />
(vgl. Ps 60,1). Und das hohe Alter dieser und ähnlicher Überschriften geht<br />
ja auch daraus hervor, dass die LXX sie bereits vorfand und nicht verstand;<br />
dass sie auch aus den Büchern der Chronik (hinzugenommen das dazugehörige<br />
Buch Esra), in welchen viel von Musik die Rede ist, nicht erklärt<br />
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