Falstaff Spezial Wien für Genießer

wien spezial / INTERVIEW
>
RUCK Neben den Heurigen gibt es ein
weiteres Aushängeschild, das die Wiener
Kulinarik einzigartig macht: die Schanigärten!
Auch sie haben eine lange Tradition und
sind zum erweiterten Wohnzimmer der Wienerinnen
und Wiener geworden. Allerdings
war das lange Zeit nur im Sommer möglich.
Darum war es uns als Wirtschaftskammer
Wien wichtig, hier eine Änderung zu erreichen.
Denn ob Gäste im Freien sitzen können,
sollte nicht ein Gesetz bestimmen, sondern
das Wetter. In Zusammenarbeit mit der
Stadt haben wir 2017 eine Regelung für
Winter-Schanigärten umgesetzt. Das war ein
wichtiger Schritt, wir sehen aber noch weiteres
Verbesserungspotenzial.
»WIR SAGEN GANZ KLAR:
WEINBERGE STATT VILLEN!«
MICHAEL LUDWIG
Kahlenberg, Cobenzl, Leopoldsberg gelten
nach wie vor als beliebte Naherholungsziele,
sind aber kulinarisch kaum erschlossen –
wird sich daran etwas ändern?
LUDWIG Es gibt dort bereits einige kulinarische
Angebote, nicht zuletzt dank der
Wiener Buschenschankverordnung. Sie
ermöglicht es den Winzerinnen und Winzern,
ihre Spezialitäten aus Keller und
Küche direkt in den Weingärten anzubieten
– Traumblick über unser wunderschönes
Wien inklusive! Wie gut sich Kulinarik und
Naherholung verbinden lassen, zeigt der
alljährliche Wiener Weinwandertag, der zu
einer wunderbaren herbstlichen Tradition
geworden ist.
RUCK Es wäre wünschenswert, dass dieser
wunderschöne Fleck noch breiter kulinarisch
erschlossen wird – keine Frage. Gerade
weil diese Erholungsgebiete mitten in
der Stadt begehrte Ausflugsziele für Bewohner
wie Touristen sind. Als Wirtschaftskammer
Wien tragen wir mit der Modul Universität,
die am Kahlenberg angesiedelt ist
und sich akademisch mit Tourismus
beschäftigt, zur Belebung bei.
Der Wiener hat gemeinhin den Ruf des
Grantlers. Hand aufs Herz: Was macht
Sie grantig?
LUDWIG Grantig wird der Wiener dann,
wenn ihm was nicht passt. Von daher würde
ich sagen, dass ich dann grantig werde,
wenn ich Ungerechtigkeiten feststelle. Und
zugegeben: Manchmal, wenn ich hungrig
bin und keine Zeit zum Essen finde, kann’s
schon mal passieren, dass ich ein bisserl
grantig werde.
RUCK Hier erfülle ich wohl nicht das Klischee
des klassischen Wieners, da ich
grundsätzlich kein grantiger Mensch bin.
Wenn mich etwas stört, versuche ich, es zu
ändern. Grant ist auch meistens nicht der
Weg zu einer Lösung – aber Humor. Darum
schätze ich eine ganz spezielle Eigenschaft,
die unsere Bundeshauptstadt hervorgebracht
hat: den Wiener Schmäh! <
Die Schanigärten in
Lokalen wie dem »Schwarzen
Kameel« sind seit 2017 auch
im Winter geöffnet.
Fotos: beigestellt
106
falstaff